Das große iPadiPad Pro: Deutscher Preis, Release und Technik

Das neue iPad Pro richtet sich vor allem an professionelle Anwender und versteht sich als Alternative zu Notebooks. Mit seinem neuen Tablet für professionelle Anwendungen setzt Apple dem Mitbewerber Microsoft mit dessen Surface-Gerät endlich etwas entgegen. Diese Themenseite erklärt, welche Technik im iPad Pro steckt.

Lese hier ab sofort unseren ausführlichen iPad-Pro-Test.

Auf der WWDC 2017 hat Apple eine neue Generation des iPad Pro vorgestellt. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr gab es gleich zwei Updates - eines für das Modell in 10,5 Zoll, das gänzlich neu ist, und eines für die 12,9-Zoll-Version. Apple erreicht damit jetzt im Grunde eine Angleichung, was die Funktionen angeht, denn der größere Vertreter hat denselben Prozessor und das verbesserte Display. Es bringt einerseits TrueTone, andererseits kann es einen Bildwechsel von bis zu 120 Hz realisieren.

Desktop-CPU

Spürbar wird das vor allem bei der Ausstattung des neuen iPad Pro. Mit dem A10X getauften Prozessor hat man einen Chip der „Desktop-Klasse“ geschaffen. Und das scheint keine Übertreibung zu sein: Laut Apple übertrumpft das iPad Pro mit dieser CPU leistungstechnisch 80 Prozent der in den letzten zwölf Monaten verkauften Laptops – und sogar 90 Prozent dieser Geräte in Sachen Grafik-Leistung.

(Bild: Apple)

Auf der anderen Seite muss man natürlich ganz klar feststellen, dass ein Großteil der Laptops, die jeden Tag über die Ladentheken der diversen Elektro-Großmärkte gehen, schlicht und ergreifend Mist sind. Es wäre sogar enttäuschend, dass ein Gerät wie das iPad, das inklusive Zubehör leicht die 1000-Euro-Grenze erreicht, nicht mit einem 300-Euro-Laptop mithalten könnte. Denn aus diesem niedrigen dreistelligen Preissegment dürfte die überwältigende Mehrheit der tagtäglich verkauften Laptops stammen.

Beeindruckender und sinnvoller wäre ein Vergleich mit aktuellen MacBooks oder zumindest MacBooks der jüngeren Vergangenheit. Hat das neue iPad Pro mehr Power als das neue MacBook? Oder liegt es eher auf dem Niveau des MacBook Air von 2013? Das wird letztlich die Frage sein, die sich viele potenzielle Käufer stellen werden.

Ebenfalls interessant gewesen wäre ein Vergleich zum einzig echten Konkurrenten, dem Surface Pro 3 aus dem Hause Microsoft. Dass Apple hierzu keine Aussage getroffen hat, kann zweierlei bedeuten: Entweder ist man leistungstechnisch schlicht nicht nennenswert besser als das Konkurrenz-Produkt aus Redmond oder der Vergleich war für Apple schlicht nicht wichtig genug, um erwähnt zu werden. Dann allerdings hätte man sich auch den Vergleich mit 80 Prozent der verkauften Laptops sparen können.

Erneut verkniffen hat sich Apple außerdem eine Ansage bezüglich des verbauten Arbeitsspeichers. Aus Benchmarkergebnissen von Geekbench geht jedoch hervor, dass beide Varianten 4 GB RAM bekommen haben.

Überarbeitet wurde auch das Display im iPad Pro: Es bietet laut Apple noch besseren Kontrast, eine gleichmäßigere Helligkeitsverteilung und eine verbesserte Energie-Effizienz durch die so genannte Photo-Alignment-Technologie, eine Oxide-TFT-Schicht und die Einführung einer Technologie für variable Bildwiederholungsfrequenz in Abhängigkeit vom angezeigten Inhalt.

(Bild: Apple)

Eine neue Vier-Lautsprecher-Architektur soll für einen starken, klaren und satten Klang sorgen, der in Abhängkeit von der Neigung des Geräts individuell ausgesteuert wird.

Während sich beim iPad Pro 12,9 Zoll nichts an der Auflösung geändert hat, kommt das iPad Pro 10,5 Zoll mit einem gänzlich neuen Display daher. Es löst mit 2224x1668 Pixeln auf (iPad Pro 9,7: 2048x1536 Pixel). Beide Modelle haben den TrueTone-Bildschirm gemein. Das bedeutet, dass das iPad das Umgebungslicht beurteilt und entsprechend den Weißabgleich einstellt. So wird immer ein optimales Bild erreicht. Außerdem können sie eine Bildwiederholrate von bis zu 120 Hz darstellen, die aber dynamisch ist. Das hilft vor allem bei der Darstellung von Animationen sowie bei der Verwendung des Apple Pencil. Dieser wurde übrigens technisch nicht überarbeitet - es handelt sich um denselben Stift, der schon seit 2015 verkauft wird; ein Plus-Punkt für Upgrader.

Nicht kopiert, sondern optimiert

Schon während der Präsentation des iPad Pro wurden Vorwürfe laut, Apple hätte das neue Produkt schamlos bei den Kollegen von Microsoft abgekupfert. Schließlich kommt das 12,9 Zoll große Tablet ebenfalls mit einer (optional erhältlichen) anschnappbaren Tastatur und (ebenfalls gegen Aufpreis) einem Stylus, den Apple nicht so, sondern Apple Pencil, also Bleistift nennt. Außerdem ist die Zielgruppe quasi identisch: Menschen, die auf Produktivität aus sind, die mit dem Tablet vor allem arbeiten wollen. Nicht zuletzt deshalb hat sich Apple Microsoft auf die Bühne geladen, um zu demonstrieren, wie großartig die Office-Apps funktionieren.

Natürlich liegt es da nah, zu spotten, dass Apple bei Microsoft geklaut hätte. Und ja, in der Tat, das haben wir mehr oder weniger alles schon mal gesehen. Aber je nachdem, wie weit man zurückblickt, könnte man genau so gut behaupten, dass alle letztlich bei Apples Newton abgekupfert hätten.

(Bild: Apple)

Irgendwie neu

Trotzdem oder genau deswegen ist es beeindruckend, wie Apple es schafft, dass alles immer völlig neu wirkt. Das Alleinstellungsmerkmal von Apple ist nach wie vor das Gesamtpaket. Nur Apple legt allergrößten Wert auf Details an allen Fronten: Beim Produkt-Design genauso wie bei der Auswahl von Funktionen und dem Umfang der zugehörigen Software. Das Ergebnis sind Produkte, die das Gefühl vermitteln, dass sie funktionieren, wie sie funktionieren sollten. Dem Käufer wird sofort klar, warum sich Apple für einen bestimmten Weg entschieden hat, weil es augenscheinlich gar keine logische Alternative gibt.

Die Magie liegt hier ganz klar in den Details und in dem Mix aus Bekanntem und Neuem. Egal, wie viel Prozent eines Produkts dieses „Neue“ tatsächlich ausmacht. In einem Interview mit der Businessweek hat Apples Marketing-Chef Phil Schiller es auf den Punkt gebracht: „You can‘t just say, ‘Here it is. It doesn the same thing 5 percent better than last year.‘ Nobody cares.“ (Etwa: Man kann nicht sagen: Hier ist es. Es macht die selben Sachen wie im letzten Jahr 5 Prozent besser. Das interessiert niemanden.)

Aber genau diese fünf Prozent sind mitunter – und bei Apple: häufig – die Details, die darüber entscheiden, ob am Tag nach einer Produktpräsentation jeder über die neuen Geräte spricht.

Kein Gerät für den Massenmarkt

Auch wenn das iPad Pro ein extrem spannendes Gerät ist, muss klar sein, dass Apple nicht sehr große Stückzahlen davon absetzen wird. Zumindest nicht verglichen mit den Absatzzahlen eines iPad Air 2 oder gar im Vergleich mit den diversen iPhone-Modellen. Die Zielgruppe für das iPad Pro ist sehr spezifisch und besteht im Wesentlichen aus jenen Menschen, die sowieso immer das Neueste und Beste kaufen und jenen, für die das iPad Pro einen Laptop mehr als ersetzen kann und die Willens sind, für einen Laptop-Ersatz einen vierstelligen Betrag zu bezahlen.

Apple erfindet den Bleistift neu

Vielleicht auch wegen den spöttischen Bemerkungen von Steve Jobs anno 2007 hat Apple sich gegen den Begriff „Stylus“ entschieden und den eigenen Eingabestift lieber „Apple Pencil“ getauft. Der Stift soll dafür sorgen, dass sich beispielsweise das Zeichnen oder das Erstellen von Skizzen deutlich natürlich anfühlt als bislang möglich. iPad-Künstler wie auch Menschen, die schnell mal etwas mit einem Stylus auf dem iPad notieren wollen, stören sich gleichermaßen an den langen Verzögerungen zwischen der Eingabe und dem Resultat auf dem digitalen Papier. Das soll nun passé sein.

(Bild: Apple)

Das untergeordnete Touch-System des Multi-Touch-Displays in iPad Pro wurde für die Eingabe mit Apple Pencil neu gestaltet, um Verzögerungen erheblich zu reduzieren und eine unglaubliche Genauigkeit für Aktivitäten wie fein gezeichnete Illustrationen und detailreiches 3D-Design zu bieten. Fortschrittliche Sensoren im Apple Pencil messen den Druck und die Neigung für ein schnelles und flüssiges Zeichenerlebnis, während ein integrierter Lightning Connector für ein einfaches Verbinden und Aufladen sorgt.

Natürlich funktioniert Apples Bleistift dabei nicht nur in Zeichen-Programmen, sondern auch in zahlreichen Apps aus dem „Produktiv“-Bereich wie Mail, Notizen, Procreate oder auch Microsoft Office 365.

Umsetzung für alle iPads

Bei Apple arbeiten wahre Meister in der Kunst, Technologien, die für ein spezielles Geräte entwickelt wurden, auf andere Geräte anzupassen. Drei Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit:

Multi-Touch, das seinen Weg von einem Smartphone-Display nicht nur zum Tablet-Display, sondern auch zu internen wie externen Trackpads, auf den Rücken einer Maus und zuletzt auf die Fernbedienung des Apple TV fand.

Aus Aluminum gefräste Laptop-Gehäuse, die der Vorreiter für aktuelle iPhone-, iPad- und Apple-Watch-Modelle waren und ein Gerät wie das neue MacBook überhaupt erst ermöglichten.

Force Touch und die Taptic Engine, die 2014 als Eingabemöglichkeit und Feedback-Geber für die Apple Watch präsentiert wurde, dann schnell den Weg in aktuelle MacBooks zur Simulation des Klickens des Trackpads fanden und die nun, in abgewandelter Form, als 3D Touch in den neusten iPhones stecken.

Bei der Vorstellung des iPad Pro feierte Apple das neue Display mit seinen zahlreichen Sensoren als große Errungenschaft. Es ist davon auszugehen, dass dieses Display, das aktuell exklusiv dem iPad Pro vorbehalten ist, im Laufe der Jahre auch in den „klassischen“ iPads und iPhones zu finden sein wird.

(Bild: Apple)

Außerdem ist davon auszugehen, dass es nur eine Frage der Zeit sein wird, bis auch der Nachfolger des iPad Air 2 über einen speziellen Anschluss zur Anbindung einer Tastatur verfügen wird.

Smart Keyboard

Eine vernünftige Tastatur für das iPad haben bislang vor allem all jene Nutzer vermisst, die viel auf dem Gerät tippen wollen oder müssen. Zwar gibt es zahlreiche Lösungen von namhaften Herstellern, die aber alle nur mittelmäßig zu begeistern wissen. Das mag auch daran liegen, dass eine „Hüllen-Tastatur“ in einer komfortablen Größe (sprich: in der Größe einer MacBook-Tastatur) für ein iPad Air oder gar ein iPad mini schlicht nicht umsetzbar war. Das ist mit einer entsprechenden Lösung für das iPad Pro natürlich wesentlich einfacher. Apple bietet eine Tastatur in Originalgröße und einem flachen, beständigen Design, die überall mit hingenommen werden kann, an. Das Smart Keyboard wird am neuen Smart-Connector-Port angeschlossen und macht dadurch eine separate Batterie, einen Ein/Aus-Schalter oder das Verbinden per Bluetooth überflüssig. Laut Apple verfügt das Smart Keyboard über Tasten, die die Genauigkeit, Stabilität und das „zufriedenstellende Gefühl von Standard-Tastaturen“ bieten, ist aber dennoch faltbar und kann in ein Smart Cover umgewandelt werden. Wir sind mehr als gespannt auf einen ersten Test.

Apple Pencil

Von vielen Seiten musste Apple Spott dafür einstecken, dass Steve Jobs doch einst gesagt hatte, dass man das Versagen einer Firma beim Design eines Smartphones an der Existens eines Stylus ablesen könne. Apples digitaler Bleistift steht dem jedoch keinesfalls entgegen! Zum einen gilt es festzustellen, wann Steve Jobs diesen Satz, wenngleich etwas umgangssprachlicher, formulier hat. Nämlich während der Präsentation des allerersten iPhone im Jahr 2007. Vor über acht Jahren. Gerade Steve Jobs war dafür bekannt, Chancen zu erkennen und alte Prinzipien über Bord zu werfen, wenn es nötig ist. Zum anderen wird gerne übersehen, dass es damals um Smartphones ging. Menschen, die Ihr Smartphone mit einem Stift bedienen, sieht man auch heute quasi nie. Außerdem ist der Apple Pencil nicht für die Bedienung des iPad Pro gedacht, sondern um ganz spezielle Aufgaben zu erfüllen. Beispielsweise in der Welt von Grafikern, Architekten oder anderen Kreativkünstlern. Steve Jobs hätte diesen Apple-Bleistift gemocht!

Preise und Verfügbarkeit

Das iPad Pro in 10,5 Zoll kostet hierzulande ab 729 Euro. Es wird mit mindestens 64 GB angeboten. Für 160 Euro Aufpreis gibt es zusätzlich ein Mobilfunkmodul. Für 829 Euro gibt es 256 GB Speicherplatz und für 1049 Euro sogar 512 GB. Der Aufpreis für den Mobilfunk ist jeweils gleich. Das „Top-Modell”, wenn man es so nennen möchte, ist das iPad Pro 10,5 mit 512 GB Speicherplatz und Mobilfunk, wer sich dafür entscheidet, muss 1209 Euro inklusive Mehrwertsteuer ausgeben.

(Bild: Apple)

Wenn der Bildschirm ein bisschen größer sein darf, dann kommt das iPad Pro in 12,9 Zoll in Frage. Die Speichergrößen und der Aufpreis für das Mobilfunkmodul sind gleich wie beim „kleinen” 10,5-Zoll-Bruder. Für 64 GB gibt man 899 Euro aus, 256 GB kosten 999 Euro und 512 GB sind für 1219 Euro zu haben. In der Maximalkonfiguration kostet das neue Tablet in der großen Konfiguration 1379 Euro. Interessant: Diesmal kann man für jede Speichergröße optional auch die Unterstützung für mobiles Internet mitkaufen.

Fazit

Ist das iPad Pro ein Gerät, das jeder sofort haben muss? Nein, sicherlich nicht. Die Anschaffung will sorgfältig überlegt sein. Das iPad Pro eignet sich vor allem für zwei Gruppen von Menschen: Jene, die tatsächlich ihren kompletten Arbeitsalltag mit diesem Gerät bewältigen können und keinen Laptop daneben brauchen und jene, die es sich leisten können, zwei mobile Arbeitsgeräte, also MacBook und iPad Pro, zu besitzen.

Wer schon jetzt auf den iPad-Pro-Zug aufspringt, der verzichtet übrigens auf eine nicht uninteressante Funktion: 3D Touch, Apples neue drucksensitive Eingabemethode, gibt es erstmal nur im iPhone 6s und iPhone 7. Man darf aber davon ausgehen, dass sich das bereits im nächsten Jahr ändern wird.

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