macOS High Sierra: Innen ist alles neu
Die schlechte Nachricht vorweg: macOS High Sierra bringt kaum neue Funktionen mit sich, mit denen man aktiv „spielen” kann. Es handelt sich viel mehr um ein Technologie-Upgrade, das in den Augen einiger Beobachter längst überfällig ist. So wird Apple neue Techniken einbringen, manch eine hat tatsächlich etwas auf sich warten lassen, andere sind wirklich neu. Grundsätzlich lässt sich macOS High Sierra mit Mac OS X 10.6 Snow Leopard vergleichen: Kaum neue Features, dafür zahllose Optimierungen.
APFS: Mehr Power für die SSD
Fast alle Macs kommen inzwischen standardmäßig mit einer SSD, alle anderen können mit einer SSD konfiguriert werden. Das bislang verwendete Dateisystem HFS+, eingeführt in den 1990er Jahren, ist technisch aber noch auf der Höhe der rotierenden Festplatten, weshalb Apple an einem Nachfolger gearbeitet hat. Dieser wurde zu Testzwecken schon in macOS Sierra mitgeliefert und heißt APFS - Apple File System. Nachdem iOS 10.3 bereits als großer Test herhalten musste, geht Apple davon aus, dass das neue Dateisystem stabil genug für Macs ist und konvertiert SSD-Macs bei der Installation planmäßig automatisch in das neue Format – ausgenommen sind davon aktuell lediglich Fusion-Drives.
APFS wurde von Grund auf so entwickelt, für moderne 64-Bit-Prozessoren und -Anwendungen optimiert zu sein. Entsprechend fallen auch diverse Limitierungen weg, die kompromissweise bei HFS+ noch eingegangen wurden. Darüber hinaus hat Apple APFS stark optimiert. So ist damit zu rechnen, dass Dateien weniger Speicherplatz benötigen, besonders dann wenn sie dupliziert werden. Denn intern wird ein und dieselbe Datei nur einmal gespeichert, lediglich der Verweis auf die zweite Kopie ist doppelt. Und wenn man etwas verändert, werden nur die Unterschiede gespeichert. Natürlich spielt bei Apple auch die Sicherheit eine große Rolle. Deshalb wurde die Verschlüsselung direkt ins Dateisystem integriert.
HEVC - oder H.265: Der neue Video-Codec in macOS High Sierra und iOS 11
HEVC, das steht für High Efficiency Video Encoding und ist auch als H.265 bekannt. Es handelt sich dabei um einen neuen Video-Codec. der den bewährten Standard H.264 ablösen wird. Er ist für größere Auflösungen optimiert, beispielsweise jenseits von 4K. Die Videos können im Vergleich zu H.264, dem Vorgängerformat, das Apple ab Mac OS X 10.4 Tiger implementierte, um bis zu 40 Prozent stärker komprimiert werden. macOS High Sierra liefert hierzu einen Software-De- und -Encoder mit. Neuere Macs verfügen sogar über einen Hardware-Encoder, der vor allem beim Videoschnitt mit Final Cut Pro X zeigt, was er kann.
Metal 2: Rock'n'Roll, endlich auf dem Mac
Metal ist, ähnlich wie DirectX, eine Schnittstelle, die es vereinfachen soll, grafische Anwendungen unter Verwendung der Grafikkarte als Rechenhilfe zu verwenden. Metal ist bereits in macOS integriert. Metal 2 treibt die Idee aber noch einen Schritt weiter: Erstmals wird auch die grafische Oberfläche (samt Animationen) in macOS von der Grafikkarte berechnet. Darüber hinaus ist es nun möglich, ganz offiziell eine 3D-Beschleunigung mit extern angeschlossenen Grafikkarten zu verwenden – das nennt sich eGPU.
Virtual Reality am Mac: Tim Cooks Lieblingsthema
Apple-CEO Tim Cook lässt kaum eine Möglichkeit aus, über Virtual Reality und Augmented Reality zu schwärmen. Letzteres wird einen größeren Stellenwert in iOS 11 einnehmen, ersteres kommt auf den Mac. Zusammen mit Valve und HTC (SteamVR und Vive) unterstützt macOS High Sierra erstmals VR-Brillen. Programme wie Final Cut Pro X, die Unreal Engine 4 und Unity werden die Technik unterstützen, sodass es künftig auch auf dem Mac möglich sein wird, komplett in neue Welten abzutauchen.
Ein paar neue Features bringt auch macOS High Sierra
Eingangs haben wir erwähnt, dass es so gut wie keine neuen Features in macOS High Sierra geben wird. Das ist so nicht ganz richtig, ein paar Neuerungen wird es geben. Aber hierbei handelt es sich allenfalls um Detailverbesserungen, auf die wir kurz eingehen wollen:
Fotos-App: Optimierte Abläufe
Das wohl größte Update bekommt die Fotos-App. Sie bekommt eine erweiterte Seitenleiste, die immer aktiv ist. Dank der erweiterten Import-Ansicht sieht man schnell, welche Fotos zuletzt dazugekommen sind. Weiterhin lassen sich Fotos nun schneller sortieren. Sie können nach bestimmten Kriterien gefiltert werden. Das Suchergebnis lässt sich per Drag-and-Drop exportieren oder in der Seitenleiste für später speichern. Neue Bearbeitungstools sorgen für professionelle Anpassungen - ganz gleich ob Kontrast- oder Farbanpassungen. Neue Filter sorgen für den gewissen Pep. Wer ein iPhone SE, 6s oder 7 hat, kennt sicherlich die Live-Fotos, die noch ein kurzes Video von den Momenten vor und nach der Aufnahme speichern. Diese können nun bearbeitet werden und das Video zu einer Endlosschleife zusammengefasst werden. Darüber hinaus hat Apple die Integration mit anderen Programmen verbessert und Gesichte können nun genauer zugeordnet werden - das wird sogar via iCloud synchronisiert.
Safari macht das Web privater und erträglicher
Apples mitgelieferter Browser, Safari, hat ein Update erhalten, das das Browsen komfortabler und privater macht. Der intelligente Tracking-Schutz sorgt dafür, dass Informationen, die eine Webseite sammelt, nicht auf anderen Seiten zum Einsatz kommen, was normalerweise gerne von Werbetreibenden genutzt wird. Außerdem hat Apple Videos mit automatischer Wiedergabe deaktiviert. Sie werden stattdessen nur noch dann abgespielt, wenn man das wirklich möchte. Safari bietet in macOS High Sierra die Möglichkeit, für jede Webseite spezifische Einstellungen zu speichern, etwa das Blockieren von Inhalten, die Zoom-Stufe oder die Privatsphäre-Einstellungen. Der Reader, der eine Webseite auf ihren eigentlichen Inhalt herunterbricht, kann nun so konfiguriert werden, dass er nach Möglichkeit immer aktiv ist. Wie immer hat Apple zudem an der Performance geschraubt und dabei die Effizienz gesteigert. Laut Tests von Apple soll Safari nun schneller als Chrome, Edge oder Firefox sein und dabei weiterhin weniger Rechenleistung und damit Strom verbrauchen als die Konkurrenten.
Siri und iCloud: Ein bisschen Komfort
Siri wurde in macOS High Sierra um ein Feature erweitert, das sie zum DJ macht. Man sagt einfach, in welcher Stimmung man ist und Siri spielt die passenden Lieder ab. Basierend auf den Hörgewohnheiten werden die Empfehlungen mit jeder Benutzung besser. Apropos Siri: Ihre Stimme wird ebenfalls natürlicher, was Tonfall und Betonung angeht. So klingt sie allmählich richtig menschlich.
iCloud bekommt eine Reihe von neuen Funktionen. So wird man Dateien in iCloud Drive einfach per Link teilen können. Nicht, dass das gänzlich unbekannt von anderen Cloud-Speichern wäre, aber schön, dass Apple nun nachzieht. Ebenfalls neu: Nachrichten in iMessage können samt Anhängen in der iCloud gespeichert werden. So können sie immer synchronisiert werden und Platz auf dem Gerät sparen. Darüber hinaus kann man ab macOS Sierra (und iOS 11) einen Speicherplan für die ganze Familie teilen.
Voraussetzungen und Verfügbarkeit
macOS High Sierra ist ab dem 25.9.2017 kostenlos im Mac App Store zu haben. Wer so lange nicht warten möchte, kann in der Zwischenzeit die öffentliche Beta-Version ausprobieren. Bezüglich der Systemanforderungen bleibt alles beim Alten: Ein Mac, auf dem macOS Sierra läuft, kann auch auf macOS High Sierra aktualisiert werden. Allerdings werden nicht alle Funktionen auf allen Macs laufen - Metal 2 benötigt beispielsweise einen Mac, der frühestens ab 2012 erstmals hergestellt wurde.