macOS 10.13: Was ist neu?

High Sierra: Das neue macOS im Überblick

Auf Sierra folgt High Sierra. Apple nimmt ein wenig das Gas raus und setzt auf Konsolidierung. Das heißt aber noch lange nicht, dass es nichts Neues in High Sierra gibt. Tatsächlich findet sich so einiges, wofür sich das Update lohnt. Wir präsentieren Ihnen einen Überblick mit den wichtigsten Neuerungen. Es gibt ein neues Dateisystem, APFS, Apple Mail bietet mehr Komfort, die Nutzung von Fotos und Notizen hat sich weiter verbessert.

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Mit High Sierra hat Apple wie angekündigt ein weiteres großes Update für macOS fertiggestellt. Die namentliche Ähnlichkeit zum Vorgänger ist dabei natürlich nicht zufällig. Bereits bei der Vorstellung der neuen Version auf der Entwicklerkonferenz WWDC hat Apple bestätigt, sich vor allem auf die Optimierung von Sierra fokussiert zu haben. Viele Änderungen spielen sich unter der Haube ab. Es gibt aber auch zahlreiche sichtbare neue Funktionen, die die Arbeit mit dem Mac einfacher und vielseitiger machen.

Kleine und große Updates

Auch wenn iPhone und iOS dem Mac manchmal die Show stehlen, bleiben Rechner und System doch weiterhin wichtige Produkte für Apple. Die Stärke der Firma liegt ja gerade darin, Hard- und Software für Mac, iPhone und weitere Produkte aus einer Hand zu liefern und perfekt aufeinander abzustimmen. Gerüchte über den Tod des Mac sind also stark übertrieben. Solche „Wartungsupdates“ wie High Sierra hat es in der Geschichte von macOS beziehungsweise OS X öfter gegeben, zum Beispiel Lion und Mountain Lion oder Leopard und Snow Leopard. Auch Yosemite und El Capitan haben dieses Ritual gepflegt, obwohl es namentlich weniger aufgefallen ist. Das Gute an den etwas ruhigeren Update-Runden ist, dass sie Apple Zeit geben, sich um Probleme und offene Enden zu kümmern, die Performance und vor allem auch die Zuverlässigkeit weiter zu verbessern. Auch die freien Entwickler gewinnen Zeit, mit neuen Systemtechnologien umzugehen und diese in ihre Produkte zu integrieren.

Der jährliche Update-Rhythmus eignet sich perfekt für Apples Ping-Pong-Strategie. Statt alle paar Jahre mit umfassenden Updates alles über den Haufen zu werfen, entwickelt Apple macOS und die Zusammenarbeit mit den anderen hauseigenen Plattformen iOS, watchOS und tvOS kontinuierlich weiter. Gerade die ruhigeren Update-Runden geben die Chance zur Übernahme erfolgreich auf den anderen Plattformen eingeführter Funktionen.

Kompatibilität

Für macOS Sierra benötigt man mindestens 2 GB Arbeitsspeicher, 4 GB sind dringend zu empfehlen und knapp 10 GB freien Platz auf der Festplatte. Der Download aus dem App Store ist etwa 5,2 GB groß. Es werden folgende Mac-Modelle unterstützt:

  • MacBook ab Ende 2009
  • iMac ab Ende 2009
  • MacBook Air ab Ende 2010
  • MacBook Pro ab Mitte 2010
  • Mac mini ab Mitte 2010
  • Mac Pro ab Mitte 2010

Voraussetzungen unverändert

Bevor wir ins Detail gehen, noch ein Wort zu den Hardware-Voraussetzungen. Nachdem Sierra erstmals seit langem wieder einige ältere Macs ausschloss, bleibt dieses Jahr alles beim Alten. High Sierra bleibt nicht nur namentlich beim Vorgänger, sondern hat auch die gleichen Ansprüche an die Hardware. Der älteste Mac, der noch mit High Sierra arbeiten kann, wurde Ende 2009 vorgestellt.

Neue Technologien

Ein Schwerpunkt des neuen Systems sind die neu eingeführten Technologien, die macOS fit für die Zukunft machen sollen. Dazu gehört das neue Dateisystem APSF („Apple File System“), das das betagte HFS ablösen soll. Das von Grund auf neu entwickelte APFS wurde Entwicklern bereits vor etwas mehr als einem Jahr vorgestellt, gehört aber erst jetzt in High Sierra zum Lieferumfang von macOS. Gut so, denn eine so wichtige Komponente wie ein Dateisystem, dem man all seine Daten anvertraut, sollte man sicher nicht überstürzt einführen. APFS soll eine deutliche Verbesserung bei Datensicherheit und Performance bewirken. Wir sind gespannt, wie es sich in den nächsten Monaten in freier Wildbahn in unterschiedlichsten Umgebungen schlägt. Der High Sierra Installer wandelt SSDs ungefragt um. Ein in frühen Betas vorhandener Schalter ist wieder verschwunden. High Sierra lässt sich auch weiterhin auf einer Festplatte mit HFS installieren und betreiben.

Mit High Sierra macht Apple auch die zweite Generation seiner Grafikbibliothek Metal verfügbar, die ebenfalls für einen ordentlichen Geschwindigkeitsschub auf Macs und iOS-Geräten sorgen soll. Durch neue Augmented-Reality-Bibliotheken und die Anbindung externer Grafikeinheiten soll sie 3D-Grafik und virtuelle Welten auf einem völlig neuen Niveau erlauben.

Apple File System

Schnell und sicher

Das neue Dateisystem APFS löst HFS als Standard auf dem Mac ab. Letzteres stand nie in dem Ruf, besonders schnell oder solide zu sein. APFS soll hier jetzt neue Maßstäbe setzen. Das Dateisystem verwaltet die Volumes einer Festplatte oder SSD und regelt den Zugriff auf die darauf befindlichen Dateien und Ordner. Da HFS in seiner Grundstruktur schon sehr alt ist und immer wieder an Ergänzungen gebaut wurde, hat Apple mit APFS ein von Grund auf neues Dateisystem entwickelt, das zum Beispiel auch die Eigenarten von SSDs berücksichtigt. Es zeichnet sich durch eine hohe Reaktionsgeschwindigkeit aus und ist durch seine 64-Bit-Architektur auch für zukünftig anfallende Datenmengen gut gerüstet. Für mehr Sicherheit der Daten sorgen eine integrierte Verschlüsselung, absturzsicheres Schreiben und eingebaute Snapshot-Unterstützung für Backups. Wer noch nicht gleich auf APFS umsteigen will, kann das aber auch noch zu einem späteren Zeitpunkt machen.

Fotos und Videos

Während es Sache der Entwickler ist, die Möglichkeiten von Metal 2 durch neue Anwendungen mit Leben zu füllen, profitieren Sie von den neuen Bild- und Videoformaten HEIF und HEVC ganz direkt. Das „High Efficiency Image File“-Format löst JPEG als Standardformat für Fotos ab. Das iPhone als Hauptfotoquelle vieler Mac-Anwender liefert mit iOS 11 bereits HEIF-Dateien. Diese sollen nur rund halb so viel Platz benötigen wie das vorher benutzte JPEG-Format. Mit High Sierra können Sie die Bilder nun auch in die Fotos-App übernehmen und auf dem Mac nutzen. Für ältere Fotos-Versionen werden die Bilder beim Import in JPEG konvertiert, verlieren dabei aber an Qualität.

Für Videos steigt Apple von H.264 auf den Nachfolger H.265, alias HEVC, als Standardformat um. Das „High Efficiency Video Codec“ soll gegenüber H.264 etwa 40 Prozent Platz sparen und wird ebenfalls schon von aktuellen iPhone-Modellen mit iOS 11 geliefert. High Sierra bringt ein Codec zur Wiedergabe von HEVC mit. Auf einigen neueren Macs wie dem iMac 27 Zoll von Ende 2015 oder dem MacBook Pro ab 2016 wird die Dekodierung direkt von der Hardware beschleunigt.

Vor allem der Trend zu 4K-Videos macht eine effektivere Videokompression dringend nötig. Hier stellt Apple sich mit High Sierra auf dem Mac, iOS 11 auf aktuellen iPhones und iPads und dem gerade vorstellten Apple TV 4K im Wohnzimmer für die nahe Zukunft bestens auf.

Safari erlaubt individuelle Einstellungen für Schriftgröße und das automatische Öffnen im Reader für einzelne Webseiten.
Safari erlaubt individuelle Einstellungen für Schriftgröße und das automatische Öffnen im Reader für einzelne Webseiten. (Bild: Screenshot)

Apple hat die Bearbeitungsmöglichkeiten von Fotos übersichtlicher angeordnet und um einige neue Funktionen ergänzt.
Apple hat die Bearbeitungsmöglichkeiten von Fotos übersichtlicher angeordnet und um einige neue Funktionen ergänzt. (Bild: Screenshot)

Neue Funktionen in Apps

Darüber hinaus bietet High Sierra aber auch in diversen Programmen neue Funktionen. Zu den Apps, die wohl praktisch jeder nutzt und die auch in jedem macOS-Update verbessert werden, gehört der Browser Safari. Neben den fast obligatorischen Performance-Optimierungen kann die aktuelle Version nervige Autoplay-Videos blockieren, die beim Laden einer Website ungefragt starten. Außerdem verbesserte Safari den Schutz Ihrer Privatsphäre, indem es versucht, Cross-Site-Tracking zu erkennen und zu verhindern. Dabei lernt es aus Ihren Gewohnheiten und den besuchten Websites, um seitenübergreifende Daten zu löschen und so die Verfolgung Ihrer Aktivitäten im Netz zu erschweren.

Auch bei der Darstellung lernt Safari dazu, um das Lesen im Web komfortabler zu machen. Sie können zum Beispiel für Webseiten einen individuellen Zoomfaktor festlegen. Außerdem kann Safari Seiten immer im Reader öffnen.

Mehr Komfort für Mail

Die Mail-App erhält eine intelligentere Suchfunktion, die die Ergebnisse bewertet und die Top-Fundstellen gleich oben in der Ergebnisliste anzeigt. Dabei lernt Mail ständig dazu, um die Erkennung für Sie wichtiger Kontakte und Nachrichten zu optimieren. Wenn Sie Mail im Vollbildmodus nutzen und eine Nachricht anlegen, erscheint das neue Fenster zum Schreiben im Split View. So sehen Sie das aktuelle Postfach und die neue E-Mail nebeneinander. Außerdem ist Mail jetzt effektiver beim Speichern seiner Postfächer. Über 30 Prozent soll das sparen.

Notizen

Die App Notizen hat sich vom simplen Notizblock inzwischen zu einem genialen Alltagshelfer entwickelt. Dazu trägt natürlich auch der automatische Abgleich mit iOS-Geräten über iCloud bei. Wann immer man sich etwas merken will, schreibt man es schnell auf eine Notiz. Dabei kann man auch URLs, Freihandskizzen, Checklisten, Bilder, Videos und andere Dateien mitspeichern. In High Sierra kommen nun einfache Tabellen hinzu. Wer Notizen sehr intensiv nutzt, wird sich freuen, dass man nun wichtige Notizen oben in der Liste anheften kann.

Die App Notizen kann jetzt auch Tabellen anlegen, und wichtige Notizen lassen sich am oberen Ende der Liste anheften.
Die App Notizen kann jetzt auch Tabellen anlegen, und wichtige Notizen lassen sich am oberen Ende der Liste anheften. (Bild: Screenshot)

Nachrichten synchronisiert

Eine Funktion, auf die wir uns wirklich freuen, die allerdings bei Redaktionsschluss noch nicht aktiv war, ist der Abgleich von Nachrichten über iCloud. Dadurch zeigen endlich alle Geräte den gleichen Verlauf in der Nachrichten-App, auch wenn sie mal einige Zeit nicht benutzt wurden. Vielleicht hört damit auch das kleckerweise Eintreffen der gleichen Nachricht auf den verschiedenen Geräten auf.

Fotos wird vielseitiger

Zu den größeren App-Updates innerhalb von High Sierra gehört auch die aktuelle Version von Fotos. Die Seitenleiste ist jetzt ständig zu sehen, Momente und Gesichtserkennung wurden verbessert. Sehr gut gefällt uns, dass Apple die internen Bearbeitungsfunktionen übersichtlicher angeordnet und dazu auch noch erweitert hat. Zudem lässt sich endlich wieder ein externes Programm zum Bearbeiten der Bilder nutzen. Das Foto wird dabei übergeben, bearbeitet und kommt danach automatisch wieder in die Fotos-Mediathek zurück. Diese Funktionen haben viele Anwender nach dem Zwangswechsel von iPhoto zu Fotos schmerzlich vermisst. Ebenfalls neu ist die Unterstützung für die neuen Live-Photo-Effekte von iOS 11.

Wir haben sie lange vermisst: Die Funktion zur Integration eines externen Bearbeitungsprogramms in Fotos.
Wir haben sie lange vermisst: Die Funktion zur Integration eines externen Bearbeitungsprogramms in Fotos. (Bild: Screenshot)

Fokus auf Medien

Die Änderungen in iTunes werden sicher nicht jedem gefallen. Zuerst das Positive für Kunden von Apple Music: Apple gleicht die Optik von iTunes auf dem Mac und der Musik-App von iOS 11 an. Dazu ist das Verfolgen von Freunden und das Teilen von Infos mit diesen nun plattformübergreifend möglich.

Eher lästig ist dagegen, dass Apple die Verwaltung von iOS-Apps aus dem Programm geworfen hat. Sie können immer noch Backups machen oder das iOS-Gerät aktualisieren, aber die Verwaltung der App-Sammlung mit iTunes und der Zugriff auf den App Store für iOS sind passé.

Musik unterstützt für Apple Music das Folgen von Freunden. Sie sehen unter „Für dich“ deren Listen und was sie gerade hören.
Musik unterstützt für Apple Music das Folgen von Freunden. Sie sehen unter „Für dich“ deren Listen und was sie gerade hören. (Bild: Screenshot)

iCloud erweitert

Mit der Einführung von iCloud Drive als Online-Volume für Macs und iOS-Geräte und der iCloud-Fotomediathek macht Apple Dropbox & Co. kräftig Konkurrenz. In High Sierra kommt nun ein weiteres wichtiges Feature hinzu: Sie können nämlich Dateien per Link mit anderen teilen. Dazu fügen Sie einer Datei auf iCloud Drive einfach über die Funktion „Bereitstellen“ Personen aus den Kontakten hinzu.

Eine neue iCloud-Funktion, die nicht an High Sierra gebunden ist, ist die Möglichkeit, über die Familienfreigabe auch den bei Apple gebuchten Speicherplatz zu teilen. Der Organisator der Familien kann ein großes Kontingent (ab 200 GB) buchen und dann an die Mitglieder verteilen. Das kann sich bei drei, vier Familienmitgliedern mit Macs und iOS-Geräten schnell rechnen, da weniger „Verschnitt“ als bei vielen kleinen Konten entsteht.

iCloud Drive rückt weiter an Dropbox und andere Cloud-Dienste heran. Sie können eine Datei auswählen und über „Bereitstellen“ einen Dienst wählen und dann Personen zum Teilen der Datei darüber einladen. Entweder über die Konten oder über einen Link, den jeder öffnen kann.
iCloud Drive rückt weiter an Dropbox und andere Cloud-Dienste heran. Sie können eine Datei auswählen und über „Bereitstellen“ einen Dienst wählen und dann Personen zum Teilen der Datei darüber einladen. Entweder über die Konten oder über einen Link, den jeder öffnen kann. (Bild: Screenshot)

High Sierra

Auf macOS Sierra folgt High Sierra. Der Beiname von macOS 10.13 steht für einen Gebirgspass in den Sierra Nevada. Die zum großen Teil in Kalifornien liegende Bergkette hatte der Vorgängerversion ihren Namen verliehen.

Fazit

Es gibt natürlich noch viele weitere kleinere Änderungen. Insgesamt ist High Sierra ein Update, das wir fast uneingeschränkt empfehlen können. Es enthält viele Optimierungen, interessante neue Technologien und diverse nützliche Funktionen. Wer seinen Mac allerdings im professionellen Umfeld einsetzt, sollte besser noch etwas mit dem Update warten, bis auf breiter Front Erfahrungsberichte erscheinen. Vor allem auf das Echo zu APFS sind wir gespannt.

Zum Schluss möchten wir Ihnen noch den Backup-Workshop im Praxisteil ans Herz legen. Falls Sie Time Machine noch nicht nutzen, ist das Systemupdate ein guter Zeitpunkt, endlich damit anzufangen, um Ihre Daten zu schützen.

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Und wie ist es nun mit Macs mit (selbst erstelltem) FusionDrive? Läuft es inzwischen darauf?

Das Booten dauert auf meinem iMac mit SSD gefühlt 50% länger nach dem Update. Auch Mail läuft nicht mehr stabil. Bin mit dem Update nicht wirklich zufrieden.

Man sollte vielleicht noch erwähnen, das die meiste Software nur noch eingeschränkt oder garnicht mehr läuft. So sollten Besitzer älterer Photoshop (CS6) lieber die Finger vom update lassen. Outlook 2011 zeigt auch immer mehr Probleme.
Ultra Edit, CleanMyMac2 laufen gar nicht mehr.

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