Auf Wiedersehen, „Slide to unlock”
Seit der ersten Version von iOS, die damals noch ”iPhone OS” hieß, musste auf dem Sperrbildschirm etwas weggewischt werden, um das Smartphone zu entsperren (auf Touch-ID-Geräten tat es auch der Fingerabdruck). Das hat sich in iOS 10 geändert. Das iPhone wacht, entsprechende Hardware vorausgesetzt, schon vom Anheben auf. Ein ”Slide to unlock” gibt es nicht mehr. Stattdessen muss der Home-Button in jedem Fall gedrückt werden. Das hat vor allem den Grund, dass Touch ID ab iPhone 6s als zu schnell empfunden wurde. Außerdem kann man auf diese Art die Widgets auf dem Sperrbildschirm nutzen.
Ungeliebte Apps loswerden
Es gibt diverse Apps, die Apple mitliefert, die aber nie verwendet werden. Mit denen musste man sich vormals arrangieren oder sie in einem eigens dafür erstellten Ordner verstecken. iOS 10 bietet die Möglichkeit, sie auszublenden. Das funktioniert genauso, als würden Sie eine App löschen. Allerdings werden die Standard-Apps nicht wirklich gelöscht, sondern nur ausgeblendet. Wenn Sie sie wieder hervorbringen möchten, können Sie sie im App Store „herunterladen”.
Verbesserte Nachrichten
In iOS 10 hat Apple die Nachrichten-App verbessert. Die meisten neuen Funktionen sind nur mit iMessage nutzbar. Es ist möglich, Antworten zu personalisieren, also den Text kleiner oder größer darzustellen oder mit Geheimtinte. Des Weiteren können Sie jetzt Sticker aufkleben oder Nachrichten mit Reaktionen versehen. Mit den sogenannten iMessage-Apps lassen sich die Sticker und sonstigen Ergänzungen beinahe beliebig erweitern. Es ist damit sogar möglich, Spiele zu zweit zu spielen. Wer es ganz persönlich mag, kann seine eigene Handschrift für Nachrichten verwenden. Daneben wurden Vollbildeffekte eingeführt. Natürlich spielen heutzutage Emojis eine größere Rolle denn je. Besteht eine Nachricht nur aus einem grafischen Smiley, wird dieser dreimal so groß dargestellt wie bislang. Daneben lassen sich verschiedene Wörter durch Antippen in Emojis verwandeln.
Erweiterbare Standard-Apps
Bei Android ist es schon lange verfügbar, bei iOS jetzt auch: Standard-Apps wie Maps lassen sich per Apps aus dem App Store in ihren Funktionen erweitern. So kann man weitere Dienste wie Yelp einbinden, ohne die App zu verlassen. Einen ersten vorsichtigen Schritt in diese Richtung hat Apple schon in iOS 8 mit den App-Extensions unternommen, aber der jetzt eingeschlagene Weg ist deutlich konsequenter. Neben Standard-Apps lässt sich auch Siri erweitern. Namhafte Apps wie WhatsApp bieten bereits dieses Feature.
Verbesserte Benachrichtigungen
Neben dem Design hat Apple bei den Benachrichtigungen auf dem Sperrbildschirm und im entsperrten Zustand neue Funktionen hinzugefügt. Bei Apps, die das unterstützen, kann man nicht mehr nur auf die Benachrichtigung eingehen. Kommt eine SMS oder iMessage, lässt sich der Chat-Verlauf einblenden, ohne dass die App geöffnet werden muss.
Clevere Foto-App
Ein großes Update hat die Fotos-App abbekommen. Sie ist jetzt in der Lage, anhand der Fotos zu erkennen, was darauf zu sehen ist. Mehrere tausend Objekte sind in der Datenbank hinterlegt. Die Indexierung geht dabei automatisch vonstatten. iOS 10 wird alle verfügbaren Fotos automatisch in eine passende Kategorie einsortieren und macht sie damit durchsuchbar. Sie müssen keine Beschreibung dafür selbst setzen. Daneben hat Apple eine Funktion eingebunden, die „Erinnerungen” heißt. Damit kann die Fotos-App automatisch einen kurzen Film erstellen, der bestimmte Ereignisse thematisch und zeitlich passend anschaulich darstellt. Es wurde sogar an die Hintergrundmusik gedacht, die für jeden dieser Filme anpassbar ist.
3D Touch, wohin das Auge reicht
Seit dem iPhone 6s erkennt das Smartphone, wie tief der Nutzer auf den Bildschirm drückt. Das wird für verschiedene Features verwendet, in der Regel für Abkürzungen für häufig genutzte Funktionen oder für eine kurze Vorschau. In iOS 10 wurde das noch weiter ausgebaut. So gut wie alle Systemelemente lassen sich per 3D Touch näher steuern. Bei vorhandenen Kontextmenüs wurden weitere Funktionen hinzugefügt, etwa beim Wetter oder bei der Musik-App. Mit einem 3D-Touch-Druck auf ein Kreuz bei den Benachrichtigungen lassen sich alle auf einmal wegdrücken.
Neue Optik, an vielen Stellen
Bei Apple dreht sich bekanntermaßen vieles um das Design. Kein Wunder also, dass iOS 10 wieder einiges an Neuerungen beim Design mitbringt. Ganz so gravierend wie bei iOS 7 ist es diesmal nicht, aber trotzdem hat sich hier und da etwas verändert. Prominentestes Beispiel dürfte wohl die Musik-App sein, die jetzt nicht mehr wieder zu erkennen ist. Getreu dem Motto „Weniger ist mehr” wurden Schriftarten vergrößert, selten genutzte Funktionen versteckt und der Fokus auf das Wesentliche konzentriert.
Jailbreak ist noch möglich
Wer einen Jailbreak verwenden möchte, muss den Kopf noch nicht in den Sand stecken. Apple hat noch die eine oder andere Sicherheitslücke ungestopft gelassen, sodass es theoretisch möglich ist, die Sicherheitssysteme zu umgehen. Das wurde schon kurz demonstriert. Der Entwickler wird den Jailbreak jedoch nicht veröffentlichen und Details zu den verwendeten Sicherheitslücken erst bekanntgeben, wenn Apple sie geschlossen hat.
Wer kann iOS 10 verwenden?
Für iOS 10 hat Apple den Support für eine Reihe von Geräten auslaufen lassen. Von außen betrachtet würde man sagen, es sei an der Zeit gewesen, denn das iPhone 4s war mit iOS 8 und 9 schon ziemlich gut ausgelastet. Ohne es gesondert zu erwähnen, hat Apple mit der Entscheidung, bei den unterstützten Geräten aufzuräumen, mal wieder für klare Verhältnisse gesorgt. Kurzgesagt: Die Systemvoraussetzungen liegen bei einem Lightning-Anschluss und einem Retina-Display. Wir gehen übrigens davon aus, dass Apple in der nächsten Runde, womöglich schon bei iOS 11, 32-Bit-Prozessoren den Kampf ansagen wird. Dass iOS 10 grundsätzlich für alle Lightning-Geräte verfügbar ist, bedeutet aber nicht, dass alle Funktionen überall verfügbar sind.
Und wie macht es sich?
iOS-Updates stehen in dem Ruf, ältere Geräte langsam zu machen. Böse Zungen behaupten, damit wolle Apple auf subtile Art und Weise dem Nutzer die Anschaffung eines neuen Gerätes ans Herz legen. iOS 10 ist dabei eine positive Ausnahme. Nach dem Update fühlt sich das iPhone oder iPad zumindest nicht langsamer an als vorher. Bei neueren Modellen kommt sogar das Gefühl auf, als ob es schneller wäre. Das lässt sich mithilfe von Benchmarks auch in Zahlen fassen.
Das eine oder andere Problem
Zwar ist iOS 10 relativ stabil, wie sich schon im Beta-Test gezeigt hat, ganz perfekt ist es aber dennoch nicht. Einige Probleme sind noch zu beobachten. Diese sind meist auf Apps zurückzuführen, die noch nicht auf das neueste Betriebssystem zugeschnitten sind. Andererseits scheint es Probleme mit der Konnektivität und dem Flugmodus zu geben. Des Weiteren gibt es selbstgestrickte Probleme wie die Suche nach GIF-Bildern, um die iMessages aufzupolieren. Diese Funktion hat Apple mittlerweile entfernt – zu groß das Missbrauchspotenzial für schlüpfrige Bilder.