Amazon Fire TV Stick im Test: Eigener App Store, AirPlay, etc. - Apple muss unbedingt nachlegen

Der Markt der Set-Top-Boxen für Fernsehgeräte ist hart umkämpft. Die größten Player im Markt sind dabei mit Sicherheit Apple, Google und Amazon. Mit dem Fire TV Stick bringt Amazon Apple nun endgültig in Bedrängnis. Der Stick bietet nicht nur von Haus aus mehr Funktionen als Apple TV, sondern lässt sich per App sogar als AirPlay-Receiver nutzen. Zudem liegt er preislich deutlich unter Apples TV-Box.

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Fans des Apple TV müssen vor allem eins sein: geduldig. Seit Jahren schon gab es kein Hardware-Update, seit Jahren warten Apple-TV-Nutzer auf wirklich neue Funktionen. Einen App Store beispielsweise. Seitdem Apple das aktuelle Modell des Apple TV auf den Markt gebracht hat, hat sich einiges Getan in Sachen Set-Top-Boxen. Amazon hat mit dem Fire TV eine optische Kopie des Apple TV mit mehr Funktionen veröffentlicht. Google hat ein USB-Stick-artiges Gerät für den HDMI-Port entwickelt, das Streams von anderen Geräten entgegennehmen und dann selbstständig auf dem TV-Gerät ausgeben kann. Amazon hat (fast) die gesamte Funktionalität des Fire TV nun ebenfalls in dieses Stick-Format gepresst. Zu haben ist das Gerät aktuell für 39 Euro, lieferbar ab Mai. Vorbesteller haben ihre Geräte bereits erhalten – Amazon-Prime-Kunden sogar stark rabattiert, das heißt 19 Euro pro Gerät.

Lieferumfang

Geliefert wird der Amazon Fire TV Stick in einer handlichen Schachtel, die nicht viel größer ist als sie sein müsste. Hier nehmen sich Amazon-Produkt und Apple-Konkurrent nicht viel. Beide Konzerne verschicken und verschiffen jährlich Millionen von Produkten. Bei diesem Aufkommen zählt jedes Gramm, das eingespart werden kann.

In der Box befindet sich alles, was man benötigt. Der Fire TV Stick selbst, ein Netzteil inklusive USB-Ladekabel, ein HDMI-Adapter (männlich auf weiblich) und eine Fernbedienung. Diese wird mittels zweier AAA-Akkus betrieben, die erfreulicher Weise im Lieferumfang enthalten sind. Enttäuschungen, wie früher unter dem Weihnachtsbaum wenn Mutter und Vater den Aufdruck „Batteries not included“ auf dem Karton des neuen Spielzeugs übersehen hatten, sind also ausgeschlossen. Zusätzlich erhält man noch eine gedruckte Kurzanleitung, die man eigentlich nicht benötigt.

Inbetriebnahme

Die Inbetriebnahme gestaltet sich denkbar einfach. Schließlich handelt es sich um ein Puzzle mit nur drei Teilen: Der Fire TV Stick wird in eine freie HDMI-Buchse am TV-Gerät gesteckt, das Netzteil gehört in die Steckdose und das andere Ende des USB-Kabels in den Fire TV Stick. Damit ist das technische Setup dann auch schon komplett.

Beim ersten Start des Fire TV Stick werden Sie zu Anfang aufgefordert ein verfügbares WLAN auszuwählen und das zugehörige Kennwort einzugeben. Das Gerät sucht dann erstmal nach etwaigen Software-Updates. Ist dieser Schritt abgeschlossen, wird ein unterhaltsames, animiertes Filmchen abgespielt, das die Grundfunktionen des Fire TV Stick erklärt. Das ist durchaus sinnvoll, da der beiliegenden Kurzanleitung – egal wie kurz sie ist – wohl niemand Beachtung schenken wird.

Ist das Video zu Ende, ist eigentlich auch schon alles erledigt. Der Fire TV Stick ist bereits auf seinen Käufer personalisiert. Prime-Kunden können also direkt loslegen und die kostenfreien Filme und Serien von Amazon Prime Instant Video genießen. Auf der Startseite werden außerdem diverse Apps vorgeschlagen, die man installieren könnte (die meisten davon kostenfrei). Etwa die Mediatheken von ARD und ZDF, ein Zugang zu YouTube die Tagesschau-App. All diese Anwendungen lassen sich in unter einer Minute installieren und erweitern das Potenzial des Geräts enorm.

Steuerung

Die Steuerung des Fire TV Stick ist denkbar einfach. Die mitgelieferte Fernbedienung kommt – wie auch die Apple-TV-Fernbedienung – mit einem kreisförmigen „Steuerkreuz“ und einem OK-Button in der Mitte. Wo bei der Apple-TV-Fernbedienung lediglich zwei weitere Tasten („Menü“ und „Play/Pause“) sitzen, hat Amazon sechs Tasten untergebracht: Zurück, Startbildschirm, Menü, Play/Pause und Tasten zum Vor- und Zurückspulen. All diese Funktionen sind auch beim Apple TV zu haben – beispielsweise durch längeres Drücken der Tasten – , Amazon lagert sie lediglich auf mehr Tasten aus.

Ein echter Bonus gegen über dem Apple TV und seiner Fernbedienung ist, dass Fire TV Stick und seine Fernbedienung nicht per Infrarot sondern Blue­tooth kommunizieren. Sie müssen also nicht dafür sorgen, dass Sender und Empfänger sich „sehen“ können.

Wem das alles noch nicht reicht, der kann für knapp 30 Euro auf die Fernbedienung des Amazon Fire TV upgraden. Diese verfügt über ein Mikrofon mit dem man Sprachkommandos und Suchanfragen an den Fire TV Stick stellen kann.

Zusätzlich gibt es natürlich auch eine App zur Steuerung des Fire TV Stick. Diese verfügt übrigens auch über die Spracheingabe-Funktion.

Funktionsumfang

Der Funktionsumfang in der Grundausstattung ist dem des Apple TV durchaus ebenbürtig. Alle möglichen Amazon-Cloud-Dienste, wie der Fotospeicher oder das Musikstreaming sind über das seitliche Menü zu erreichen. Zwei der wichtigsten Video-Streaming-Dienste, Netflix und, natürlich, Amazon Prime Instant Video, sind ebenfalls bereits ab Werk auf dem Fire TV Stick vertreten. Besonders die Integration von Amazons eigenem Dienst ist ein echter Bonus. Dieser hat den Weg auf den Apple TV nämlich noch nicht gefunden, so dass Amazon-Kunden Video-Streams vom iPhone oder iPad via AirPlay an den Apple TV senden müssen.

Über den integrierten App Store lässt sich der Funktionsumfang aber noch mächtig erweitern. Anders als beim Apple TV sogar eigenmächtig. Apple hat sich bekanntermaßen dafür entschieden, neu verfügbare Kanäle automatisch auf dem Startbildschirm zu platzieren. Nutzer müssen unerwünschte Kanäle dann ausblenden.

Verzichten muss der geneigte Apple-Fan leider, jedoch naturgemäß, auf iTunes, sowie alle iCloud-Dienste. Sollte Apple allerdings eines Tages den Drang verspüren, auf dem Fire TV Stick präsent sein zu müssen, wäre das über den App Store lösbar.

AirPlay

Eine weitere Funktion, die bislang praktisch Apple-TV-exklusiv war, ist AirPlay, Apples Technologie um Audio- und Videoinhalte von Mac, iPhone und iPad kabelfrei auf einem TV-Bildschirm wiedergeben zu können. Die App AirReceiver für den Amazon Fire TV Stick rüstet diese Funktionalität für knapp über 2 Euro nach. Das Ganze funktioniert in der Praxis zwar noch nicht ganz so reibungslos, wie beim „Original“, für die gelegentliche Nutzung reicht es allerdings voll und ganz aus.

Fazit

Wer damit leben kann, Fotos und iTunes-Einkäufe nicht mehr direkt, sondern nur noch via AirPlay auf dem Fernseher wiedergeben zu können, für den ist der Fire TV Stick ein perfektes Upgrade.

Testergebnis
ProduktnameFire TV Stick
HerstellerAmazon
Preis39 €
Webseitehttp://www.amazon.de
Pro
  • Günstig
  • Funktionsumfang via App Store erweiterbar
Contra
  • Apple-Fans vermissen iCloud-Dienste
SystemvoraussetzungenTV-Gerät mit freier HDMI-Buchse, WLAN
Bewertung
1,1sehr gut

Kommentar

8 Jahre Apple TV: Vorgestellt wurde die erste Generation am 12. September 2006. Seit dem bezeichnet Apple das Produkt als „Hobby“. Die erste 2007 verfügbare Version war mit einer eigenen Festplatte und einem Betriebssystem auf Basis von Mac OS X ausgestattet. Die seit 2012 aktuelle dritte Generation wurde deutlich verschlankt und kommt ohne vom Anwender frei nutzbaren Speicher aus. Apple setzt inzwischen voll und ganz auf Streaming-Dienste, um Inhalte wiederzugeben. Besonders bei Bastlern sind die ersten beiden Generationen nach wie vor beliebt, da sich mit einem „Jailbreak“ ihr Funktionsumfang deutlich erweitern lässt.

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Da könnte man als langjähriger Apple-TV-User schon schwach werden. Wenn es Airplay gibt, ist ja auch die iTunes-Bibliothek gerettet.

Eines aber kann weder Apple noch Amazon: Andere Synchronisierungen als die der Landessprache anbieten. Wer z.B. in Frankreich eine US-Serie mit deutscher Synchronisation ansehen will, dem bleibt nur das Torrent-Angebot. Zeit, dass die Rechteverwerter endlich mal die Maginot-Linie im Kopf einreissen und europäisch denken lernen.

Ja, das Sprachengewirr macht wirklich keinen Spaß. Aktuell ist es ja sogar so, dass man selbst mit "deutschem" Netflix-Account im Ausland (zum Beispiel im Urlaub, auf Dienstreisen) nicht davon ausgehen kann, Filme und Serien mit deutscher Tonspur ausgeliefert zu bekommen. Wohl dem, der der englischen Sprache mächtig ist und seine Videos am liebsten auf englisch konsumiert – das geht nämlich meistens.

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