Hauptsache, der andere bekommt das Spielzeug nicht. Die Situation erinnert an kleine Kinder im Sandkasten, die sich gegenseitig den Bagger nicht gönnen. Nur diesmal ist der Sandkasten die globale Vormachtstellung auf dem Smartphone-Display. Die streitenden Jungs heißen Steve Jobs und Eric Schmidt. Der eine leitet Apple, der andere ist Chef von Google. Im vergangenen Jahr interessierte sich Apple für AdMob. Der Werbevermarkter zählt zu den umsatzstärksten Netzwerken in den USA, die im Kundenauftrag Anzeigen auf Handys platzieren. Google bekam Wind von den Übernahmeverhandlungen und schlug für 750 Millionen Dollar zu. „Sie wollten einfach nicht, dass wir es bekommen“, sagt Steve Jobs. AdMob und Google dominieren knapp ein Viertel des Marktes. Zu viel, sagt die Wettbewerbsbehörde.
Um im Bild zu bleiben, die Kindergärtnerin haut Google auf die Finger und lässt mit einer Entscheidung zur Übernahme auf sich warten.
Apple war schwer beleidigt, aber nicht untätig. Im Januar kaufte es den deutlich kleineren Werbevermarkter Quattro Media. Daraus hat Apple gelernt. Laut Branchen-Insidern erhalten mögliche Übernahmekandidaten heute ein schriftliches Angebot, das drei Stunden gilt und dann erlischt. So will Apple Bietergefechte vermeiden. „Es sieht so aus, als sei eine Übernahme-Schlacht im Gange“, sagt Charlie Wolf, Analyst bei Needham & Co in New York, „Apple will mit Google gleichziehen, wenn nicht sogar überholen.“ Der Suchmaschinenbetreiber hat in diesem Jahr schon neun Unternehmen geschluckt. Apple hat seit der Rückkehr von Steve Jobs als CEO im Jahr 1997 nur 13 Übernahmen realisiert, allerdings fünf davon in den letzten sieben Monaten.
Kinoticket kaufen und Tisch reservieren
Jüngstes Kapitel im Sandkastenstreit ist die Übernahme von Siri. Apple kaufte das Start-up mit Sitz im kalifornischen San Jose im April für eine ungenannte Summe. Es dürften einige Millionen sein, denn mehrere Risikokapitalgeber wie der chinesische Milliardär Li Ka-Shing haben insgesamt 24 Millionen Dollar in die sprachgesteuerte Suche investiert.
Siri hätte auch hervorragend zur sprachgesteuerten Suche von Google gepasst. Dabei ist die Software weniger Suchmaschine als vielmehr persönlicher Planungsassistent. Im amerikanischen App-Store existiert eine kostenlose Siri-App. Der Nutzer spricht seine Suche ins iPhone, zum Beispiel: „Ich möchte heute Abend eine Komödie im Kino sehen und vorher in der Nähe französisch essen gehen.“ Die Software setzt die Sprache in Text um und begibt sich auf die Suche. Wobei das Ergebnis keine Seitenlangen Trefferlisten sind. Siri geht es um Kontext, also Zusammenhänge. Die App kennt den Ort des Nutzers und die Tageszeit. Also werden die heutigen Kinovorstellungen in der Nähe gesucht, eine Film-Bewertungseite liefert Beschreibungen. Im Idealfall werden nur Filme empfohlen, die Freunde und Bekannte aus sozialen Netzwerken ebenfalls gut finden. Ein Ticketdienst ermöglicht den direkten Kauf der Kinotickets. Beim Restaurant funktioniert es analog. Yelp, das amerikanische Qype liefert Bewertungen und mit Open Table wird direkt ein Tisch reserviert. Siri greift per Schnittstellen (API) auf diverse Webangebote zu und aggregiert die Suchergebnisse.
Bei der Suche auf mobilen Geräten geht es nicht um möglichst viele oder genaue Treffer, sondern um die Umsetzung von Handlungen und Serviceleistungen. „Während am Rechner die Suche ein gutes Geschäft für Anzeigen ist, sieht das beim Handy anders aus. Die Leute benutzen Apps“, sagt Jobs. Darum startet Apple voraussichtlich im Juni seine eigene Werbeplattform iAd, die fest in das iPhone Betriebssystem OS 4.0 integriert wird. Apple nutzt hier das Know-how von Quattro und in einem späteren Schritt sicher auch von Siri. Apple wird die Anzeigenplätze in den Apps vermarkten und die Anzeigen auch hosten. Entwickler, die Anzeigen in ihren Apps zulassen, erhalten 60 Prozent des Umsatzes. Apple wagt sich auf ein komplett neues Terrain und intensiviert damit den Streit mit Google. Doch Jobs ist so schlau, auf einem Feld anzugreifen, in dem die Karten noch nicht vollständig verteilt sind. Der Smartphone-Markt ist noch jung und die Auslieferung von ortsbezogener Werbung für alle Neuland.
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... ich nochmal den Kindergarten-Vergleich irgendwo lesen muss, springe ich aus dem Fenster! Legt Euch mal bitte die Geht-gar-nicht-Phrasenliste neben den Rechner. Danke!