Die Zukunft des Personal Computings könnte wahlweise kegelförmig oder kreisrund aussehen, kein Display oder gar eine Tastatur besitzen und auf Zurufe wie „Hey, Siri!“, „Hey, Cortana!“ und „Okay, Google!“ reagieren. Oder sich mit dem Namen „Alexa“ ansprechen lassen, auch in Deutschland.
So jedenfalls heißt der „Geist in der Maschine“, den der Online-Versandhändler Amazon nun auch auf die deutschen „Early Adopters“ loslässt – peu à peu zumindest, denn zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels brauchen interessierte frühe Kunden nach wie vor eine Einladung, um an das smarte Sprach-Device zu gelangen; 10.000 Geräte will Amazon nach eigenen Angaben zunächst an „Testkaninchen“ in Deutschland versenden. Denn auch nach Seattle hat sich offenbar herumgesprochen: „Deutsche Sprache, schwere Sprache!“ – besonders, wenn es sich um einen Dialekt handelt. Wann das Echo-Duo in den offiziellen Verkauf gehen soll, ist noch ungewiss – zu rechnen ist jedoch mit dem Frühjahr 2017.
Audible Computing
Wer Alexa kennenlernt, der dürfte eventuell ob ihres recht spröden Aussehens etwas enttäuscht sein: Besonders die zylinderförmige große Variante erinnert stark an einen Bluetooth-Lautsprecher, der kleinere „Echo Dot“ hingegen an eine Deckendose. Viel Platz nehmen beide nicht ein: Im Durchmesser jeweils 8,4 Zentimeter messend, ist das „große“ Echo 23,5 Zentimeter hoch. Der „Dot“ kommt gerade einmal auf 3,2 Zentimeter Höhe.
Der Vergleich mit einem Bluetooth-Lautsprecher ist indes gar nicht mal abwegig: Amazon stattete seine große Sprachbox mit einem 360-Grad-Lautsprechersystem aus, das seinen Klang kugelförmig abstrahlt. In der sogenannten „Downfire“-Bauweise inklusive Woofer und Hochtöner konzipiert, gibt die Box ihren Schalldruck verstärkt an die Abstellfläche ab und überzeugt daher einen satten Bass und entspannte Höhen. Für die Wiedergabe etwa von Internet-Radiosendern reicht der Sound allemal. Auf klar identifizierbares Stereo muss man allerdings konzeptbedingt verzichten. Anders als das in Deutschland noch nicht verfügbare Konkurrenzprodukt Google Home und diverse nicht-quasselnde Bluetooth-Lautsprecher lassen sich mehrere Echo-Geräte leider nicht in Reihe schalten, um diesem Umstand abzuhelfen.
Audiophile Echo-Dot-Besitzer sollten die Investition in eine per Bluetooth oder 3,5-Millimeter-Klinkenkabel anschließbare externe Box tätigen, denn der kleine „Brüll-Puck“ beherbergt zwar ebenfalls einen – gar nicht mal üblen – internen Lautsprecher für die eigene Sprachausgabe. Wollen Musikliebhaber jedoch den Online-Katalog bei Amazon Music oder Spotify anzapfen (Apple Music bleibt derzeit noch außen vor), klingt ein externes Gerät natürlich um ein Vielfaches besser.
Doch bei Sprachassistenten geht es nicht nur um die Aus-, sondern auch um die Eingabe. Und in diesem Punkt glänzt die Amazon-Hardware: Nicht weniger als sieben (!) Mikrofone werkeln sowohl im Echo als auch im Echo Dot. Diese Anzahl hat einen guten Grund, denn dank Richtcharakteristik und Fernfeldspracherkennung „hört“ das smarte Device Befehle auch dann, wenn sein „Gebieter“ in einer abgelegenen Ecke des Raums steht. Die Geräuschunterdrückung tut ihr Übriges: Selbst wenn im Hintergrund der Fernseher läuft oder der Küchenmixer rattert, gehorcht Alexa noch aufs Wort. Versuchen Sie das mal mit einem Smartphone!
Richtmikrofon: Ein Richtmikrofon nimmt den frontal auftretenden Schall aus der Einsprechrichtung auf und dämpft gleichzeitig Signale aus anderen Richtungen, um die Sprachverständlichkeit auch in lauten Räumen zu verbessern. Anwendung finden sie zum Beispiel bei der Erstellung von Audiospuren für Videoaufnahmen.
Fernfeld: Das Fernfeld bezeichnet einen Bereich, der weit von der Schallquelle entfernt ist. Mikrofone zur Fernfelderkennung nutzen eine frequenzabhängige Dämpfung, sodass für einen bestimmten Signalabstand ein möglichst lineares Übertragungsverhältnis entsteht, was etwa die Spracherkennung weiter verbessert.
So erübrigt sich auch der Kardinalfehler, den fast alle Besucher begehen, wenn sie der Echo-Hardware erstmals gegenüberstehen: Es ist absolut nicht vonnöten, Alexa anzuschreien – die smarte Dame hat hervorragende „Ohren“. Verteilen Sie mehrere Echos in der Wohnung, reagiert immer das Gerät, das dem Befehlsgeber am nächsten ist.
Die haptischen Bedienelemente der Echos sind bewusst minimal gehalten – Jonathan Ive hätte sein wahre Freude daran: Die Lautstärke lässt sich mit einem Ring am oberen Ende des Zylinders stufenlos einstellen, beim Dot müssen dafür etwas weniger elegant zwei Tipptaster herhalten. Alternativ kann man die Lautstärke aber auch per Sprachbefehl anheben oder senken. Eine sogenannte Aktionstaste, die als eine Art Home-Button die wahlweisen Aktivierungsworte „Alexa“, „Amazon“ und „Echo“ ersetzt, sowie eine Option zum Ausschalten des Mikrofons ergänzen die spartanische, aber vollkommen ausreichende Ausstattung.
Optisch teilt sich Alexa mit einem Multi-Color-Leuchtring mit, der etwa die Bereitschaft, den „Denkprozess“, aber auch den Lautstärkepegel signalisiert. Von oben betrachtet wirkt das Echo so etwas wie der legendäre Vielredner „HAL 9000“ aus Stanley Kubricks Science-Fiction-Meisterwerk „2001“, obwohl bei diesem wohlgemerkt das Kameraauge leuchtet. Trotzdem verleihen Alexas Farbenspiele ihr eine gewisse optische Identität.
Etwas irritierend ist die Notwendigkeit einer ständigen Stromversorgung. Zwar wird kaum jemand seinen „Sprachassi“ ständig mit sich herumschleppen wollen (wofür gibt es schließlich Smartphones?), trotzdem ginge mit einem eingebauten Akku ein Standortwechsel etwa vom Wohn- ins Schlafzimmer, um das Echo dort als Wecker zu nutzen, weitaus eleganter vonstatten. Zumal durch den Wegfall eines energiehungrigen Displays eigentlich eine recht lange Laufzeit gewährleistet wäre. Zu Alexas Verteidigung sei gesagt, dass sie samt ihrer Echo-Behausung nach der erneuten Netzverbindung pfeilschnell wieder hochfährt und der Besitzer das Gerät natürlich nicht wieder von neuem einrichten muss.
- Wissensfragen: „Alexa, was ist die Hauptstadt von …?“
- Wetterinfos: „Alexa, wie wird morgen das Wetter?“
- Nachrichten: „Alexa, lies mir die Sportnachrichten vor!“
- Verkehrsinformationen: Alexa, wie ist mein Arbeitsweg?“
- Musik: „Alexa, spiele die Rolling Stones aus Spotify!“
- Radiosender: „Alexa, spiele Deutschlandfunk!“
- Hörbücher: „Alexa, spiele „Harry Potter und das verwunschene Kind“ von Audible“
- Wecker: „Alexa, stelle den Wecker auf 06:30!“
- Kalendereinträge: „Alexa, füge meinem Kalender „Redaktionstreffen Mac Life“ für Montag, den 06. Dezember um 11:00 Uhr hinzu!“
- To-do-Listen: „Alexa, füge ,veganer Käse‘ zur Einkaufsliste hinzu!“
Alexa „denkt“ per WLAN
Apropos Einrichtung: Die geht absolut komplikationsfrei vonstatten. Mithilfe der Companion-App für das iPhone und iPad verbindet der Echo-Besitzer sein Gerät mit einem vorhandenen WLAN-Netzwerk. Zwingend notwendig ist zudem ein Amazon-Benutzerkonto – besitzen Sie bereits eines für Ihre Einkäufe im Online-Versandhandel, können Sie dieses auch für Alexa heranziehen.
An der Alexa-App sollten die Amazon-Entwickler allerdings noch feilen. Dass das Programm etwa bei der Einrichtung des Sprachassistenten und der Verknüpfung externer Nutzerkonten immer wieder den Webbrowser aufruft, anstatt sich auf die eigene Oberfläche zu beschränken, ist recht ärgerlich. Zum Glück sind nur wenige Schritte notwendig, um Alexa das Internet und seinen Wissensschatz zu erschließen.
Während der Einrichtung kommt es auch zum ersten Rendezvous: Alexa höchstselbst führt durch die einzelnen Schritte, damit ihr Besitzer sich schon einmal an die Stimme der neuen Mitbewohnerin gewöhnen kann. Und dieses Kennenlernen gestaltet sich durchaus angenehm: Stimmfarbe, Aussprache und Betonung sind auf hohem Niveau und nur selten hörbar synthetisch. Auch wenn sie laut Amazon noch übt, sind Alexas Deutschkenntnisse durchaus mit denen Siris vergleichbar – den „Google Assistent“, dessen Artikulationsschwierigkeiten zum Beispiel bei Umlauten immer wieder mal seine US-amerikanische Herkunft aufdecken, übertrifft die Amazon-Schöpfung in diesem Punkt bereits. Anders als Siri spricht Alexa aber stets mit ihrer weiblichen Stimme – einen männlichen „Alex“ scheint Amazon bisher nicht vorzusehen – „Dienstpersonal“ ruft in Seattle wohl immer noch weibliche Assoziationen hervor.
Zwar kann man Alexa bereits nach der Inbetriebnahme mit den ersten Fragen löchern. Um den Nutzwert des Sprachassistenten aber signifikant zu erhöhen, sollte man seiner iPhone-App noch zehn Minuten mehr Aufmerksamkeit widmen, um zum Beispiel eine eventuell vorhandene Spotify-Musikbibliothek, den Internetradio-Dienst TuneIn, den Hörbuch-Anbieter Audible und die Terminübersicht des Google Kalender zu verknüpfen. Positiv ist auch die Auswahl der präferierten Nachrichtenquellen: Wer also zum Beispiel die Meldungen der „Bild“-Zeitung verschmäht, bestellt diese kurzerhand ab – Siri lässt in diesem Punkt keine dedizierte Auswahl zu. Eventuell vorhandene „Prime“- und „Music“-Konten verknüpft Amazon bei der Eingabe des Benutzerkennworts natürlich automatisch.
Wer Alexa zudem den täglichen Arbeitsweg mitteilt, wird auf die Frage „Alexa, wie ist der Verkehr?“ zuverlässig mit dem aktuellen Lagebericht versorgt. Die dabei getätigte Standorteinstellung nutzt das Gerät übrigens auch für die Wettervorhersage – eine GPS-Erkennung scheinen Echo und Echo Dot nicht anzubieten. Standardmäßig wähnen sie sich in Seattle.
Sind alle Verknüpfungen vorgenommen, beginnt die Konversation mit Alexa wirklich Spaß zu machen. Einfach per Sprachbefehl eine Wiedergabeliste auf Spotify zu starten oder per Tado-Verknüpfung das Heizungsthermostat zu regeln, mag zwar für Siri-Kenner nichts Neues sein – von einem stationären Gerät in das häusliche Umfeld transportiert, verschiebt sich jedoch die kontextuelle Wahrnehmung und man kommt kaum umhin, eine Ahnung vom Alltag der Zukunft zu entwickeln.
Der Anwendungsbereich des Amazon Echo beschränkt sich nicht nur auf die eigenen vier Wände. Der bayerische Autobauer BMW integriert die Echo-„Skills“ in die eigene Produktpalette. Zwar nimmt Alexa nicht persönlich hinterm Lenkrad Platz, bietet aber per Stimmerkennung verschiedene Funktionen an. So kann der Besitzer etwa vom Fernsehsessel aus ermitteln, ob er die Türen seines Autos abgeschlossen hat oder ob noch genug Benzin für die morgige Fahrt zur Arbeit im Tank ist. Auch die nötige Abfahrtszeit zu einem Termin kann Alexa ansagen.
Die Unterstützung beschränkt sich indes nicht nur auf Echo-Geräte: Im Rahmen der Einführung seiner „BMW Connected“-Cloud-Technologie bietet das Unternehmen auch eine Verbindungsmöglichkeit mit iPhone und Apple Watch an, die so zum Beispiel den aktuellen Verkehrslagebericht liefern.
Skills & Gimmicks
Tatsächlich sind es die kleinen Bonmots am Rande, die Alexa zur liebgewonnenen Begleiterin durch den Alltag machen. Ein freundliches „Alexa, guten Morgen!“ inspiriert sie etwa zu einer Reise durch die geschichtlichen Ereignisse am aktuellen Kalendertag. In der Weihnachtszeit überraschte sie uns mit einem gesprochenen Adventskalender. Die letzte Antwort des Tages begleitet sie gern mit einem Wunsch für süße Träume. Und die Frage nach dem Wetter an kalten Tagen mit einem Bekleidungstipp.
Eindrucksvoll ist dabei, dass Alexa ständig über ihren Besitzer dazulernt. So stellt sich der Sprachassistent immer weiter auf die Aussprache seiner Mitbewohner ein und kommt nach wenigen Fehlversuchen auch bestens mit dem Dialekt von Gästen klar. Somit müssen zumindest regelmäßige Benutzer sich nicht einmal bemühen, besonders deutlich zu sprechen. Eine Pause nach dem Aktivierungswort ist ebenfalls nicht nötig – plaudern Sie einfach drauflos!
Doch so reizlos letztlich das iPhone ohne zusätzliche Apps wäre, so fade ist das Echo nach kurzer Zeit ohne ergänzende „Skills“ – so nämlich heißen die Software-Erweiterungen von Drittanbietern, die Alexa neue Fähigkeiten und Wissenshorizonte erschließen. Das „DB Skill“ zum Beispiel macht den Sprachassistenten zur Zugauskunft auf Zuruf. Mit der „Mytaxi Skill“ bestellen Sie ein Taxi vor die Haustür – sofern Sie in einer der deutschen Großstädte wohnen, die der Onlinedienst bereits versorgt. Die Philips-Hue-Unterstützung dimmt auf Wunsch romantisch das Licht. Auch die RWE-Tochter Innogy werkelt bereits an Smart-Home-Skills. Und mit der Skill von „Chefkoch.de“ übernimmt Alexa zwar nicht vollends die Küche, kann aber immerhin Rezepte aus einer Datenbank von – laut Anbieter – 300.000 Einträgen vorlesen.
Wem die Echo-Geräte zu teuer sind, der kann Alexa auch ein eigenes „Heim“ erschaffen – Grundkenntnisse im Programmieren vorausgesetzt. Amazon selbst veröffentlichte auf dem öffentlichen Online-Dienst „Github“ sowohl die Software als auch die Bau- und Installationsanleitung für die Nachbildung des Echo auf dem Minicomputer Raspberry Pi. Findige Entwickler dürfen auch einen Prototypen auf dem Mac erstellen.
Anleitung und Dateien sind kostenlos verfügbar unter www.github.com/alexa/alexa-avs-sample-app.
Aber auch, wenn die Skill-Versorgung in der derzeitigen Testphase naturgemäß noch nicht mit dem Angebot in den englischsprachigen Ländern, das in die Tausende geht, mithalten kann, muss Kritik erlaubt sein. Viele dieser eigentlichen Apps sind schlichtweg lieblos gestaltet und erwecken den Eindruck eines Schnellschusses. So kennt das erwähnte Skill der Deutschen Bahn bisher nur S-, Regional- und Fernbahnhöfe – U-Bahn-Stationen bleiben außen vor. Auch ist die Sprachein- und -ausgabe nicht wirklich schlüssig realisiert, weshalb der Griff zum erstklassigen „DB Navigator“ auf dem iPhone schnell ein naheliegender ist. Geradezu deprimierend ist die Erweiterung des Telefonbuchanbieters „Das Oertliche“, die uns nicht eine Nummer ansagen konnte. Und was etwa ein Werder-Bremen-Quiz bereits in der Frühphase auf einem derart zukunftsweisenden Gerät wie dem Echo zu suchen hat, bleibt unklar. Amazon sollte hier von Anfang an eine strenge Qualitätskontrolle ansetzen, um das Vorurteil des letztlich unnötigen Gadgets erst gar nicht aufkommen zu lassen.
Zum Beispiel beim Apple App Store sollte Amazon sich zudem den Aufbau eines offiziellen „Skill Stores“ abschauen, der losgelöst von der eigentlichen Companion-App agieren sollte. Denn die Einbettung als Unterpunkt in der Alexa-App kann nicht wirklich befriedigen und ist schlichtweg unübersichtlich. Gelungen ist hingegen die Installation der Zusatzprogramme: Will man dafür nicht extra die iPhone-App bemühen, reicht zum Beispiel ein „Alexa, installiere das DB Skill!“
Schaltet man die sieben Mikrofone des Echo nicht aus, hört Alexa theoretisch ständig alle Gespräche innerhalb ihres Empfangsbereichs mit – schließlich muss sie ständig auf ihren Aufruf warten. Das führt bei vielen Anwendern und Experten zu datenschutzrechtlichen Bedenken. So berichtet Ali Jelveh, Gründer des Hamburger Server-Start-ups Protonet, in einem Interview mit der Zeitung „Wirtschaftswoche“, dass er über Audioprotokolle von Gesprächen verfügt, bei denen er Alexa gar nicht einbezogen hat. „Ich habe keine Kontrolle darüber, was Amazon aufnimmt und speichert“, kritisiert er. Amazon selbst erklärt hingegen, dass man Gespräche nur zur Verbesserung der Spracherkennung speichere.
Mittlerweile sorgen sich auch Datenschützer ob des Wissensdurstes von Unternehmen wie Google und Amazon. „Ich sehe intelligente Sprachassistenten, die mit einem Mikrofon permanent ihre Umgebung belauschen, kritisch“, sagt etwa Andrea Voßhoff, Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI). Sie rät daher, „den Komfortgewinn durch die Nutzung des Sprachassistenten gegen eine – jedenfalls theoretische – Rund-um-die-Uhr-Überwachung der Privatsphäre abzuwägen.“
Protonet-Gründer Ali Jelveh hingegen belässt es nicht bei Ratschlägen, sondern wurde selbst aktiv: Mit „Zoe“ will er einen eigenen Sprachassistenten auf den Markt bringen. Eine unterstützende Crowdfunding-Kampagne spielte dafür fast 320.000 US-Dollar ein. Der Unterschied zu Echo und Google Home: Laut Jelveh werden die Daten lokal verarbeitet, weshalb zum Beispiel das Abspielen von Musik oder die Steuerung des Lichts auch dann funktionieren würden, wenn das Internet einmal ausfiele. Zugriffe aufs Web verliefen hingegen verschlüsselt und würden nicht gespeichert.
Amazon wäre nicht Amazon, wenn man Alexa nicht auch zum Einkauf im eigenen Online-Versandhandel einsetzen könnte. Ein Befehl wie „Alexa, kaufe das neue MacBook!“ funktioniert allerdings nur für Mitglieder des Zusatzangebots „Prime“. Somit fallen nochmals 49 Euro pro Jahre beziehungsweise 8,99 Euro pro Monat an. Wer Alexa also zur Shopping-Queen machen möchte, muss diese versteckten Kosten einplanen. Das ist mindestens ärgerlich!
Vorläufiges Fazit
Wer sich derzeit bereits auf Alexa einlassen will, muss dies mit der richtigen Einstellung tun: Denn wahrscheinlich ist Amazons smarter Sprachassistent der C-64 unter den „Audible Computern“ und eine Art „Urmutter“ der Branche. Aber eine schon jetzt gute: Die Hardware ist angesichts des günstigen Preises erstaunlich wertig zuende gedacht. Und die Sprachqualität und -erkennung weiß zum Teil wirklich zu begeistern.
Amazon hat somit also fast alles richtig gemacht – von der zum Teil sperrigen Umsetzung der begleitenden iPhone- und iPad-App einmal abgesehen. Ob die Akzeptanz des Pioniers ähnlich groß sein wird wie in den USA (dort sind laut Amazon bereits über 3 Millionen Geräte verkauft), hängt jedoch im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: der Entwicklung wirklich nützlicher deutschsprachiger Skills und der Zerstreuung der „German Angst“ vor dem Ausspionieren durch einen vermeintlich übermächtigen Großkonzern wie Amazon.
Wer das Echo und Echo Dot lieber am Bildschirm statt mit dem iPhone oder iPad konfigurieren möchte, kann dies tun. Im Web können Sie sich mit Ihren Amazon-Daten im Browser anmelden, um innerhalb des gemeinsamen WLAN-Netzes etwa den Gerätestandort festzulegen, den Wecker zu stellen oder Skills zu installieren.
Die Frage aller Fragen: Alexa oder Siri? Für iPhone und Mac-Nutzer stellt sich diese eigentlich (noch) nicht, denn Siri ist als fester Bestandteil des jeweiligen Betriebssystems fest in das Apple-Ökosystem integriert. So landen Kalendereinträge oder Musikwünsche stets beim richtigen Adressaten, während Alexa Apples Standardlösungen rundweg verschmäht. Darüber hinaus sind die Erwartungen an ein Sprachsystem auf Mobil- und Desktop-Geräten natürlich etwas anders gestaltet als an einen digitalen Assistenten in den eigenen vier Wänden. Zwar gibt es durchaus viele Überschneidungen in den Aufgaben, trotzdem können beide irgendwann Teil einer friedlichen „ménage à trois“ sein: Siri kümmert sich um den Job, Alexa wartet daheim. Bis es aber so weit ist, muss besonders Alexa noch viel nachholen.
Nutzer des Internet-Automatisierungsprotokolls IFTTT dürfen sich auf die umfangreiche Unterstützung ihres Amazon-Echo-Geräts freuen, die Alexa in den USA bereits mit Dutzenden anderer Dienste wie Google Docs, Evernote und Wunderlist verbindet. Andere IFTTT-„Rezepte“ helfen etwa bei der Suche nach einem verlorenen iPhone und verknüpfen das Echo mit noch mehr Smart-Home-Diensten. Mehr Informationen dazu gibt es unter ifttt.com/amazon_alexa.
Produktname | Alexa |
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Hersteller | Amazon |
Webseite | www.amazon.de |
Pro |
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Contra |
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3,1befriedigend |
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Ich hab den Dot wieder zurück gesendet! War nicht so zu frieden!
Habe Alexa die große Variante schon etwas länger. Bin recht zufrieden. Der Sound geht in Ordnung, nutze sie mit Amazon Music. Das einzigste was wirklich ziemlicher Schrott ist, ist die App. Es wundert mich, denn die eigne App von Amazon Music ist gut auch die von Audible. Aber die Echo App ist stark verbesserungsbedürftig.
Ein Gerät, das Gespräche in meinem privatesten Bereich aufzeichnet (von denen ich nicht weiß, wo sie hingehen und gespeichert werden) als "charmant" zu bezeichnen, halte ich für naiv bis euphemistisch.