Das iPad Pro ist die bislang dünnste Hardware von Apple. Die 11-Zoll-Version ist 5,3 Millimeter dünn, das 13-Zoll-Modell sogar nur 5,1 Millimeter. Zum Vergleich: Das neue iPad Pro ist deutlich dünner als der Apple Pencil. Trotz der so geringen Dicke verspricht Apple die gleiche Robustheit wie beim Vorgängermodell. Wir gingen im Test nicht zimperlich mit dem Gerät um, Sorgen um ein neuerliches „Bendgate“ machen wir uns nicht, auch wenn der ein oder andere YouTuber sicherlich einen publikumswirksamen Weg finden wird. Nach den ersten Tagen mit dem großen 13-Zoll-iPad-Pro bestätigt sich, dass das neue Modell auch nach dem ersten Aha-Erlebnis optimal in der Hand liegt und vor allem deutlich leichter ist. Ganz ohne Opfer blieb die Schlankheitskur nicht, der SIM-Karten-Slot wurde durch eine eSIM ersetzt und die Ultraweitwinkelkamera fällt ersatzlos weg.
Ein Display, das begeistert
Das neue „Ultra Retina XDR Display“, Apple hat Spaß an hochtrabenden Namen, nutzt die sogenannte Tandem-OLED-Technologie. Bei dieser werden zwei OLED-Panels ineinander verklebt. Dies ermöglicht eine Spitzenhelligkeit von bis zu 1.600 Nits und eine vollflächige Helligkeit von 1.000 Nits, besonders beeindruckend bei der Darstellung von HDR-Inhalten. Die ProMotion-Technologie sorgt für eine adaptive Bildwiederholrate bis zu 120 Hertz, das Kontrastverhältnis beträgt 2 Millionen zu 1. In der Praxis begeistert der Bildschirm mit satten, echten Schwarz- und brillanten Farben. Besonders auffällig ist dies etwa bei Filmen, die von sattem Schwarz profitieren, etwa „Spider-Man: A New Universe“.
Eine interessante Neuerung ist das Nano-Textur-Displayglas, das für 130 Euro Aufpreis in den Modellvarianten mit 1 respektive 2 Terabyte erhältlich ist. Dieses Glas reduziert Reflexionen erheblich und ist ideal für Arbeiten in anspruchsvollen Lichtumgebungen. Unser Testgerät hatte die reguläre Bildschirmoption, die, wie gehabt, mit Reflexen kämpft, dafür aber ein wirkliches brillantes Bild herbeizuzaubern weiß.
Der M4-Chip geht fremd
Der M4 als Neuzugang in Apples eigenem Chip-Portfolio feiert sein Debüt im iPad Pro und nicht wie üblich in einem Mac. Gefertigt in TSMCs 3-Nanometer-Technologie der zweiten Generation, bietet er eine bis zu 1,5-fache Leistungssteigerung im Vergleich zum M2-Chip. Dies ermöglicht eine spürbare, wenn auch nicht gigantische Leistungszunahme. Wo vormals je vier Hochleistungs- und Effizienzkerne werkelten, kommen mit dem M4 zwei weitere Effizienzkerne hinzu. Das gilt zumindest für die Modelle mit 1 und 2 TB Speicher; die kleinen Varianten kommen indes mit einem Hochleistungskern weniger.
Auch die GPU, gewissermaßen die Grafikkarte des iPad Pro, wurde aufgerüstet und bietet mit ihrer überarbeiteten 10-Kern-Architektur optimierte Leistung für grafikintensive Anwendungen, etwa Spiele wie das kommende Assassin’s Creed Mirage, welches Anfang Juni veröffentlicht wird. Die 16-Kern Neural Engine erweitert indes die KI-Fähigkeiten des iPad Pro erheblich, was besonders in Kombination mit iPadOS 18 von Bedeutung sein wird. So groß wie 2024 war die Vorfreude auf Apples Entwicklerkonferenz WWDC schon lange nicht mehr!
Der M4-Chip bietet darüber hinaus eine erweiterte Media Engine, die ProRes und andere professionelle Videoformate unterstützt. Streaming wird mit der Unterstützung des AV1-Codecs effizienter, ebenso wie die Videobearbeitung. Insgesamt stellt der M4-Chip eine gelungene Kombination aus Geschwindigkeit, Effizienz und fortschrittlichen Technologien dar.
Kameras: Apple nimmt, Apple gibt
Das iPad Pro 2024 kommt mit einem aktualisierten Kamera-System. Auf der Rückseite befindet sich eine 12-Megapixel-Weitwinkelkamera, ergänzt durch einen LiDAR-Scanner für verbesserte AR-Erlebnisse. Die Ultraweitwinkelkamera wurde gestrichen. Die neue Kamera macht 4K-Videos mit 24, 25, 30 und 60 Bildern pro Sekunde, sowie ProRes-Videoaufnahmen in 4K mit 30 Bildern pro Sekunde möglich.
Apple hat die Selfie-Kamera ins lange Ende des Geräts verlegt, was eine natürlichere Position für Videoanrufe bietet. Die Frontkamera bietet 12 Megapixel und kommt weiterhin mit Center-Stage-Funktion, die das Bild automatisch auf die sprechende Person zentriert. Eine praktische Neuerung ist der adaptive True Tone Blitz, der das Scannen von Dokumenten erheblich verbessert. Das iPad Pro nutzt künstliche Intelligenz, um Dokumente automatisch zu erkennen und durch das Anfertigen mehrerer Aufnahmen und deren Verrechnung ineinander störende Schatten zu eliminieren.
Akkulaufzeit und Aufladen
Das iPad Pro verfügt über einen Akku mit einer Kapazität von rund 10.340 Milliamperestunden, was ausreichend ist, um einen vollen Arbeitstag zu überstehen. Wesentlich länger als der direkte Vorgänger hält das neue Modell nicht durch. Je nach Arbeitslast und Bildschirmhelligkeit lassen sich jedoch mehr als die von Apple benannten „bis zu 10 Stunden“ herausholen. In unseren Tests konnte das iPad Pro bei intensiver Nutzung, wie dem Streamen von Videos und der Nutzung anspruchsvoller Anwendungen, tatsächlich Apples Versprechen halten. Weniger intensive Aufgaben mit deutlich reduzierter Displayhelligkeit können mehrere Stunden Laufzeit aufaddieren. Apple setzt weiterhin auf die USB-C-Schnittstelle zum Aufladen, was eine schnelle und vielseitige Nutzung ermöglicht, wie gehabt liegt aber kein Ladegerät mehr mit im Karton.
Fast ein Ghettoblaster!
Das iPad Pro bietet eine wirklich beeindruckende Audioqualität mit vier Lautsprechern. Die bieten nicht nur einen erstaunlich lauten, sondern auch klaren und kräftigen Klang. Im Vergleich zur außer Konkurrenz stehenden Nicht-Mitbewerbern wie dem Galaxy Tab S9 Ultra, steht das iPad Pro in puncto Audioqualität hervorragend da.
Software und Konnektivität
Das iPad Pro läuft auf iPadOS 17, das Produktivitäts- und Multitasking-Funktionen wie den Stage-Manager bietet. Auch an externen Bildschirmen lässt sich das iPad Pro nutzen, was sich für uns in der Praxis noch immer „verboten“ anfühlt. Aller Kritik zum Trotz ist iPadOS nach wie vor das beste Tablet-Betriebssystem. Aber es gibt Luft nach oben.
Lob gebührt Apple in seinem Bestreben, Pro-Anwendungen auch auf dem iPad verfügbar zu machen. Logic und Final Cut ergänzen die Desktop-Versionen intelligent, können sie unserer Einschätzung nach aber noch immer nicht ersetzen. Uns beschleicht das Gefühl, dass Apple das aber auch gar nicht will.
Apple Picasso Pro
Der neue Apple Pencil Pro ergänzt das iPad Pro um innovative Eingabemethoden. Funktionen wie Squeeze, Barrel Roll und haptisches Feedback gestalten die Interaktion mit dem Stift noch interaktiver. Die neuen Funktionen sind insbesondere für Kreative interessant, die häufig mit digitalen Zeichenanwendungen arbeiten – für reine Notizenschreiber reicht auch der einfache Stylus von Amazon für schlappe 20 Euro, wobei es dann aber vermutlich auch nicht ein iPad Pro sein muss. Der neue Apple Pencil Pro kostet 149 Euro.
Magic Keyboard mit Verbesserungen im Detail
Das neue Magic Keyboard kommt mit einer Handballenauflage in Aluminium und einem größeren Trackpad mit Haptik-Feedback. Eine neue Reihe von 14 Funktionstasten erleichtert zudem die Steuerung von Systemfunktionen.
Die äußere Gestaltung bleibt wie gehabt. Es bleibt abzuwarten, ob es wieder Berichte zu „Orangenhaut“-artiger Veränderung des Materials geben wird. Unser Testgerät des Vormodells hielt sich jedoch gut. Das Magic Keyboard für das 11-Zoll-iPad Pro kostet 349 Euro, für das 13-Zoll-Modell sind es 399 Euro – ein noch immer stolzer Preis!
Zusätzlich zum Magic Keyboard stellt Apple ein neues Smart Folio vor, das eine breitere Palette an Einstellmöglichkeiten für das Betrachten bietet. Wie gewohnt weckt es das iPad Pro beim Öffnen und versetzt es beim Schließen in den Ruhezustand. Das neue Smart Folio ist in verschiedenen Farben erhältlich und kostet 79 Euro.
Preis und Verfügbarkeit des iPad Pro 2024
Das neue iPad Pro beginnt bei einem Preis von 1.199 Euro für das 11-Zoll-Modell und 1.549 Euro für das 13-Zoll-Modell. Die Speicherausstattung beginnt bei 256 GB und endet bei 2 TB. Die genannten Preise beinhalten jedoch nicht das zusätzliche Zubehör wie das Magic Keyboard oder den Apple Pencil Pro, die jeweils 349/399 Euro und 149 Euro kosten. Diese Preise machen das iPad Pro zu einer teuren Investition – wer die Upgradetreppe weiter nach oben geht, landet bei einem Preis von 3687 Euro für das 13-Zoll-Modell in Vollausstattung und Zubehör – Wow!
Fazit: Beeindruckendes Tablet mit viel Potenzial
Das neue iPad Pro ist ohne Zweifel das bislang beste seiner Reihe. Mit dem beeindruckenden Tandem-OLED-Display setzt Apple neue Maßstäbe im Bereich der Displaytechnologie, die wir gerne auch baldmöglichst in Apples anderen Produkten mit großen Bildschirmen sehen möchten. Der leistungsstarke M4-Chip bietet mehr Power und treibt auch anspruchsvolle KI-Anwendungen verlässlich und mit Reserven an. In Hinblick auf die Hardware gefällt uns zudem das spürbar geringere Gewicht.
Bei der Software gibt es allerdings noch Potenzial. Das iPad Pro erscheint wie die perfekte Antwort auf eine weiterhin nicht gestellte Frage. Es unterstreicht das Dilemma, dass Software Hardware verkauft. So ist etwa das neue Logic Pro zwar beeindruckend und eine geniale Ergänzung für unterwegs, doch Einschränkungen bei den Plug-ins von Dritten und der Anbindung von externem Equipment lassen Profis dann doch wieder den Mac bevorzugen.
Wo das iPad Pro zweifelsohne glänzt, ist in Kombination mit dem Apple Pencil Pro. Gemeinsam heben sie digitale Kunst auf ein neues Level und machen das iPad Pro zum derzeit besten Tablet für Kreative. Die neuen Gesten und Funktionen des Apple Pencil Pro sind bahnbrechend. Es ist nur zu hoffen, dass digitale Kunst keine brotlose Kunst ist, denn günstig ist der Eintritt in die iPad-Profiliga nicht.
Es bleibt abzuwarten, wie Apple die Software weiterentwickelt, um die Hardware voll auszuschöpfen und das iPad Pro von einem beeindruckenden Stück Technik zu einer unverzichtbaren Ressource für professionelle Anwender zu machen. Eine mögliche Lösung wäre, das iPad Pro künftig sowohl unter iPadOS als auch macOS nutzen zu können – das bleibt aber wohl ein Traum …
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