Die obligatorische Time-Machine-Sicherung ist lediglich der Grundstein einer umfassenden Backup-Strategie. Mindestens eine aktuelle Kopie unwiederbringlicher persönlicher Daten sollte stets außerhalb der Wohnung lagern. Denn so stellt man sicher, dass das Backup nicht zusammen mit dem Mac bei einem Einbruch gestohlen oder durch einen Elementarschaden zerstört wird. Doch kaum ein Anwender hat Lust darauf, regelmäßig Sicherungsfestplatten bei Bekannten oder in Bankschließfächern zu deponieren.
Deutlich komfortabler ist schon ein Backup in der Cloud, bei dem der Mac den aktuellen Datenbestand kontinuierlich auf Servern ablegt. Diese Daten kann man von jedem internetfähigen Computer über einen Browser einsehen und bei Bedarf auch wiederherstellen. Die seit zehn Jahren am Markt aktiven amerikanischen Dienste Backblaze und Crashplan bieten Cloud-Backup für Privatpersonen zu vergleichsweise günstigen Konditionen an. Wir bitten zum Duell.
Runde 1: Kosten
Backblaze und Crashplan wollen Kunden durch finanzielle Anreize dazu bewegen, dem jeweiligen Dienst möglichst langfristig die Treue zu halten. Je länger die Vertragslaufzeit, desto geringer fallen die monatlichen Kosten aus. Wer Backblaze monatsweise verwendet, zahlt 5 US-Dollar. Bei einer 1-Jahres-Mitgliedschaft reduziert sich der Monatspreis auf 4,16 US-Dollar. Wer sich auf zwei Jahre bindet, zahlt monatlich 3,96 US-Dollar. Bei Crashplan liegt der monatliche Preis bei 6 US-Dollar. Entscheidet man sich für eine 59,99 US-Dollar teure Jahresmitgliedschaft, betragen die monatlichen Kosten lediglich 5 US-Dollar. Zudem bietet Crashplan einen Familientarif an, mit dem sich ab 13,99 US-Dollar im Monat bis zu zehn Rechner sichern lassen. Beide Anbieter räumen Neukunden eine kostenlose Probezeit ein. Bei Backblaze sind dies 15 Tage, bei Crashplan ist es ein Monat.
Gewinner: Backblaze
Runde 2: Umfang
In der Grundausführung bieten beide Dienste ein sogenanntes „unbegrenztes” Backup. Das bedeutet eine Sicherung von auf dem Mac befindlichen persönlichen Dateien wie Dokumente, Fotos, Musik und Videos. Tatsächlich erklären Backblaze und Crashplan auf ihren Internetseiten, dass unter anderem Anwendungen im Ordner „Programme“ sowie die zum Betriebssystem gehörenden und temporäre Dateien nicht automatisch gesichert werden. Diese muss man bei Bedarf in der jeweiligen Mac-Anwendung für die Sicherung erst explizit auswählen und einschließen. Die Anzahl der zu sichernden Dateien ist eben so wenig begrenzt wie deren Speicherbedarf. Zudem ist auch die Sicherung der Inhalte auf angeschlossenen externen Laufwerken eingeschlossen. Gemountete Netzwerklaufwerke werden allerdings von Backblaze nicht gesichert, Crashplan speichert auch die Dateien von einem per AFP oder SMB verbundenen NAS. Backblaze behält unterschiedliche Versionen von Dateien für 30 Tage, Crashplan sogar alle geänderten Fassungen einer Datei seit dem ersten Backup. Wenn der Mac von einer erpresserischen Crypto-Locker-Malware befallen ist, kann dies viel Geld sparen. Auf dem Mac gelöschte Dateien bleiben bei Backblaze im Cloud-Backup für 30 Tage erhalten, Crashplan speichert Gelöschtes unbegrenzt. Backblaze begnügt sich bei der Verschlüsselung der Dateien mit 128-bit. Crashplan verschlüsselt Dateien mit 448-bit, bevor diese in die eigenen Rechenzentren geladen werden.
Gewinner: Crashplan
Neben einer Time-Machine- und einer Online-Sicherung ist es empfehlenswert, einen sogenannten Klon des Systems zu erstellen. Anwendungen wie SuperDuper oder Carbon Copy Cloner kopieren Inhalt des Macs vollständig auf ein externes Medium. Angeschlossen an einen anderen Mac kann das System mit dem Klon starten und man daran arbeiten, als befände man sich am eigenen Mac.
Runde 3: Software (Mac)
Die Installation der Backblaze-Software auf dem Mac läuft mühelos ab. Über die Menüleiste kann man die Einstellungen aus der Systemsteuerung aufrufen, die sich allerdings in überschaubaren Grenzen halten. So kann man die Verschlüsselung einstellen, Verzeichnisse zum Backup hinzufügen oder davon ausschließen sowie die Ressourcen beschränken. Die von Crashplan bereitgestellte Software ist auf Java-Basis programmiert. Der große Vorteil für den Anbieter ist es, dass diese auf verschiedenen Plattformen eingesetzt werden kann. Der große Nachteil für den Mac-Anwender ist, dass man der App ansieht, dass diese nicht für den Mac entwickelt wurde. Seit Jahren verspricht Hersteller Code42 eine native Mac-App, löst dieses Versprechen aber nicht ein. Die Einstellmöglichkeiten sind indes zahlreich. So kann man konfigurieren, wie stark sich das Backup auf die Systemleistung auswirken darf, den Netzwerkdurchsatz begrenzen und die Frequenz der Versionierung bestimmen.
Gewinner: Unentschieden
Runde 4: Software (iOS)
Die iOS-Apps beider Hersteller könnten viel Aufmerksamkeit vertragen. Grundsätzlich kann man mit diesen die Sicherungen durchstöbern und eine oder mehrere Dateien – bei Backblaze lediglich drei gleichzeitig – auf iPhone oder iPad laden lassen. Allerdings bricht die Crashplan-App im Hintergrundbetrieb die Downloads ohne eine Fehlermeldung ab, was vor allem bei großen Dateien unzumutbar ist. Beide Anwendungen können zahlreiche Dateitypen betrachten und Medieninhalte wiedergeben oder diese an andere Anwendungen weiterreichen. Hinsichtlich der Komfortoptionen besteht vor allem bei der Crashplan-App seit Jahren ungeschöpftes Verbesserungspotenzial: Weder ein numerisches Passwort oder Touch-ID zum Sperren der App werden unterstützt. Stattdessen müssen ihre Sicherheit Schätzende stets E-Mail-Adresse und Crashplan-Passwort eingeben. Bei Backblaze lässt sich der Zugriff immerhin per Touch-ID freischalten.
Gewinner: Backblaze
Runde 5: Wiederherstellung
Die Wiederherstellung von Dateien erfolgt bei Backblaze grundsätzlich über die Webseite oder die iOS-App. Im Webinterface wählt man in Verzeichnisbäumen die gewünschten Dateien aus. Backblaze erstellt daraus ein ZIP-Archiv, das man nach einer E-Mail-Benachrichtigung laden kann. Die ZIP-Datei bildet die originäre Ordnerstruktur ab. Gegen Aufpreis von 99 respektive 189 US-Dollar kopiert Backblaze bis 128 GB Dateien aus der Sicherung auf einen USB-Stick oder bis 4 TB auf eine Festplatte und schickt diese per FedEx zu. Wer die Datenträger anschließend auf eigene Kosten in die USA zurücksendet, dem wird dieser Betrag erstattet. Bei Crashplan ist neben dem Webinterface und der iOS-App auch die Java-App zur Wiederherstellung von Dateien in der Lage, die sie in einem beliebigen Verzeichnis auf dem Mac speichert. Alternativ besteht die Möglichkeit, Dateien an dem Ort wieder herzustellen, an dem sie sich zum Zeitpunkt der Sicherung befanden. Während der Auswahl der Dateien bietet die Crashplan-App auch unterschiedliche Versionen der Dateien ab. Praktisch ist, dass die Crashplan-App für den Mac eine Suchfunktion enthält, um herzustellende Dateien aufzufinden.
Gewinner: Crashplan
Eine Besonderheit der Crashplan-Software für den Mac ist, dass Anwender neben den Crashplan-Servern auch andere Sicherungsziele bestimmen können. So können Anwender mit installierter Crashplan-Software sich ihre Rechner wechselseitig als Back-up-Server zur Verfügung stellen. Das ist eine praktische Lösung, allerdings sollte man vorab sicherstellen, dass auf den Zielrechnern ausreichend Speicherplatz zur Verfügung steht und die Internetanbindung für die Datenmenge ausreichend ist. Zudem müssen die Computer zumindest tagsüber eingeschaltet sein.
Fazit
Hinsichtlich des Kern-Angebots liegen die beiden Dienste Kopf an Kopf und bieten jeweils günstige Rundum-Sorglos-Pakete. Für Einzelanwender ohne besondere Ansprüche ist Backblaze aufgrund des günstigeren Preises die bessere Wahl. Wer allerdings mehr als drei Rechner sichern möchte – oder Wert auf Archivierung und langfristige Versionierung legt, der fährt mit Crashplan günstiger. Die Java-Anwendung von Crashplan ist um Einiges mächtiger als die native App von Backblaze. Allerdings lassen sich die Backblaze-Apps für Mac und für iOS deutlich einfacher bedienen. So sind Power-User am Ende – trotz der unsäglichen Software und des höheren Preises – mit Crashplan besser bedient.
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Erst heute habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, meinen 1TB-iCloud-Speicher als Backup-Volumen für meine nur 256GB große SSD zu missbrauchen. Hab aber leider nichts dazu gefunden.
Mir fehlt bei diesen 2 getesteten Varianten die Einbindung von Timemachine, welches meiner Meinung nach kaum benutzerfreundlicher sein könnte.
Weiß die MacLife-Redaktion vielleicht, ob es so eine Möglichkeit gibt? Oder ob es mit den genannten Anbietern irgendwie funktioniert?
Danke :)