Seltsame Flecke auf der Hand? Einständiges Kribbeln oder Jucken am Fuß? So manch unerklärliches Signaldes Körpers überfällt einen hie und da. Und dann würde man doch ganz gern wissen, was los ist. Aber deswegen gleich zum Arzt? Und vielleicht ist es nur ein Fehlalarm? Wer viel Stress im Büro hat, kann und möchte nicht unbedingt drei Stunden im Wartezimmer des Hausarztes und weitere vier Stunden beim Facharzt verbringen. Um erst einmal eine grobe Vorstellung davon zu bekommen, was im Körper gerade verrücktspielt, helfen Medizin-Apps weiter. Sie dienen als Lexikon, das hilft, Ihre Beschwerden und Symptome zu erkennen und mögliche Krankheiten einzugrenzen. Das Problem dabei: Die gleichen Symptome treten bei sehr unterschiedlichen Krankheiten auf. Eine App kann das nur schwer beurteilen, zudem ist es schwierig, zu richtigen Ergebnissen zu kommen. Es will auch niemand eine Diagnose wie „maligner schwarzer Hautkrebs“ per E-Mail bekommen.
Medizin-Apps sind also lediglich eine Diagnose-Hilfe, die den Arzt keinesfalls ersetzen können. Sie helfen nur, den Patienten über mögliche Krankheiten zu informieren. So kann man im Patientengesprächvielleicht genauere Angaben machen oder gezielt nach bestimmten Krankheiten fragen und sich vom Arzt aufklären lassen. Besonders hilfreich dürften Medizin-Apps übrigens im Ausland sein: Am Strand von Ägypten mit roten Punkten auf der Stirn aufzuwachen oder in Thailand seiner Übelkeit nicht mehr Herr zu werden – das sind Fälle, wo eine deutschsprachige Beratung hilfreich ist. Und dann ist jede Medizin- App Gold wert. Grundsätzlich sollten Sie sich beim Einsatz von Apps – und vor allem bei kostenlosen – Gedanken um den Datenschutz machen. In der Regel finanzieren sich diese Programme über Datenhandel. Bei allen Apps empfiehlt es sich daher, den Anbieter genauer zu beleuchten und mal in den FAQ zu blättern oder das Kleingedruckte zu lesen. Wenn nirgends etwas von Schweigepflicht steht, sollte man sich gut überlegen, ob man der App seine Daten anvertraut.
(Bild: Goderma) Goderma – der Hautarzt als App
Viele Hautprobleme lassen sich gut über eine optische Analyse klären. Das macht sich die kostenlose App Goderma zunutze, um per Ferndiagnose festzustellen, was mit Ihrer Haut nicht stimmt. Das geht so: Sie gehen auf „Neue Untersuchung“ und auf „Problem jetzt übermitteln“. Es öffnet sich die Kamera-App Ihres iPhones. Sie fotografieren die betreffende Hautpartie zweimal in verschiedenen Abständen, damit der Arzt weiß, wo genau am Körper die Stelle ist. Dann beantworten Sie Fragen wie „Handelt es sich um einen Hautausschlag, einen Leberfleck oder Warzen und Pilze?“ und beschreiben die Details Ihres Problems.
Nachdem Sie im Folgenden ein Benutzerkonto erstellt haben, können Sie alle Infos abschicken. Und werden zur Kasse gebeten: 19 Euro kostet die Ferndiagnose. Innerhalb von 48 Stunden erhalten Sie eine Antwort von einem Arzt des Goderma-Teams. Goderma listet alle Dermatologen auf, die für die App arbeiten. Allerdings können Sie sich derzeit keinen Arzt aussuchen. Immerhin: Die App verspricht, sich an diegesetzliche Schweigepflicht zu halten, die auch bei einer persönlichen Konsultation gilt. Ihre Daten werden anonymisiert gespeichert.
(Bild: Diabetes Companion) Diabetes Companion – Partner für Diabetiker
Viele Diabetiker müssen Ihre Mahlzeiten notieren. Der Diabetes Companion möchte diese Routinearbeit etwas erleichtern. Dazu gibt es verschiedene Wettbewerbe. Einer fordert etwa dazu auf, innerhalb von sieben Tagen mindestens einmal täglich den Blutzuckerspiegel zu testen und zu notieren. Eine andere Herausforderung lautet, dreimal Sport in der Woche zu treiben. Um die Patienten zu motivieren, lässt sich die App also etwas einfallen. Bilder beispielsweise geben Extrapunkte. Und Sie erhalten Belohnungen – etwa einen zeitlich begrenzten Premiumzugang für die App. Neben den Spielelementen bietet die App jedoch auch seriöse Auswertungen in Form des „Erweiterten Protokolls“– allerdings nur für Premiumkunden.
Diese Protokolle können Sie als PDF gleich per E-Mail zu Ihrem Arzt schicken. Die App mit ihrer im Großen und Ganzen
bersichtlichen Menüführung synchronisiert sich derzeit nicht mit den gängigen Blutzuckermessgeräten am Markt. Sie müssen also alle Werte selbst eintragen. Die Daten werden in Ihrem Profil gespeichert. Anbieter ist eine Firma mit Sitz in Wien, in deren AGBs steht, dass die Daten anonymisiert an Dritte weitergegeben werden.(Bild: BlutdruckDaten) BlutdruckDaten – eine App als Blutdruck-Coach
Blutdruckpatienten sollten Ihren Blutdruck regelmäßig erfassen. Mit der Gratis- App BlutdruckDaten können Sie Ihre Werte täglich notieren – samt Kommentar. Die Menüführung ist kinderleicht. Und die App kann noch mehr: Sie erlaubt es auch, Ihre Blutzuckerwerte, Ihr Gewicht sowie Flüssigkeitsaufnahme und -abgabe zu notieren – praktisch etwa für Diabetiker. Insgesamt liefert BlutdruckDaten also gleich mehrere Werte in einer App. Diese werden gespeichert, und man kann sich ein übersichtliches Diagramm anzeigen lassen bzw. sich oder dem Arzt mailen. Ein Blutdruckrechner – interessant für Leute, die an der Schwelle zu Bluthochdruck stehen –, ein Salz-, ein BMI-Rechner und ein Lexikon ergänzen die App.
Für 30 Euro im Jahr ist die App werbefrei, und Sie können mehrere Auswertungen erstellen. Die Datenerfassung ist erfreulich einfach. Leider beschreibt der Anbieter aus Schwabach bei Nürnberg nicht, wie die Daten gespeichert werden, und es wird an keiner Stelle auf die Schweigepflicht eingegangen. So drängt sich die Befürchtung auf, dass die Daten möglicherweise an Dritte verkauft werden.
(Bild: Migraine) Migraine – das Kopfschmerz-Tagebuch
Tagebücher über chronische Beschwerden helfen bei der Diagnose. Ein Team von der Schmerzklinik Kiel hat dafür einen Kopfschmerz- Kalender entwickelt. Mithilfe eines Schnelltests können Sie ermitteln, ob Sie „nur“ an Kopfschmerzen leiden oder ob Sie mit einer Migräne kämpfen. Zudem können Sie ermitteln, wie hoch Ihr Risiko ist, ein chronischer Kopfschmerz- oder Migränepatient zu werden. Dabei geht die App wie ein Arzt vor: Sie müssen erst einmal Fragen beantworten. Die App fragt zuerst nach ihrer Ernährung, weiter geht es mit Fragen zu Ihrem Freizeitverhalten und Ihrer Sportlichkeit sowie zu Ihrem Arbeitsalltag.
Anhand Ihrer Antworten wird Ihr Risiko errechnet. Zugleich macht Ihnen die Abfrage bewusst, was Sie verbessern können. Im Kalenderteil können Sie Ihre Schmerzen dokumentieren: Wann und wie lange trat der Schmerz auf, welche Medikation wurde eingesetzt? All diese Angaben helfen Ihrem Arzt, Sie effektiver zu behandeln. Ergänzt wird der Kalender durch ein Nachschlagewerk zum Thema. Hohes Vertrauen erweckt die App in puncto Datenschutz: Nur Sie selbst kommen an Ihre Daten heran.
(Bild: Hörtest für alle) Hörtest für alle – die Hörgeräte-Akustiker-App
Wer das Gefühl hat, die Lautstärke am Fernseher dauernd höher stellen zu müssen, leidet möglicherweise unter Gehörverlust. Wie ernst die Lage ist, lässt sich mit der App „Hörtest für alle“ sondieren. Dazu starten Sie mit der App einen Hörtest. Über die Kopfhörer spielt Ihnen die App Töne in verschiedenen Frequenzen vor. Wenn Sie die Töne hören, drücken Sie auf „Ich höre.“ Zum Abschluss erhalten Sie eine Auswertung, die Ihnen sagt, ob Sie normal hören oder einen Verlust erlitten haben.
Und in welchen Frequenzbereichen es Schwierigkeiten gibt. Um Hörschwierigkeiten vorzubeugen, können Sie auch die Schallpegelmessung ausprobieren. Sie misst Umgebungsgeräusche. Bei über 80 Dezibel ist ein Gehörschutz angebracht. Allerdings geben beide Messverfahren nur eine erste Orientierung. Eine verlässliche Messung ist mit dem iPhone nicht möglich, dazu müssen Sie zum Arzt gehen. Die Ergebnisse werden direkt auf dem iPhone gespeichert. Die App wurde entwickelt für Hörgeräte Seifert, sie ist also eher eine Serviceleistung des Hörgeräte-Akustikers, um neue Kunden zu gewinnen. Die Gefahr, dass die Daten verkauft werden, schätzen wir als eher gering ein.
(Bild: Arznei aktuell) Arznei aktuell – der Medikamenten-Analyst
Arznei aktuell weiß, welche Medikamente zu welchen Wehwehchen passen: Die kostenloseApp bietet ein großes Archiv mitverschreibungs- und apothekenpflichtigenMedikamenten. Sie listet Handelsnamen, Dosierung, Warnhinweise und Nebenwirkungen, Apothekenpreise, Patienten-Zuzahlungen und manchmal günstigere Alternativpräparate auf. Eigentlich ist die App für Ärzte gedacht. Doch auch in privater Hand ist sie hilfreich, wenn Sie etwa nachsehen wollen, welche Wechselwirkungen auftreten können. So können Sie auch überprüfen, ob das neue Blutdruckmedikament sich auch mit den Magenpillen verträgt.
Gerade wenn Medikamente von verschiedenen Ärzten verschrieben werden, werden Wechselwirkungen oft nicht bedacht. Der Wechselwirkungsservice kostet 7,99 Euro per In-App-Kauf. Wer bei den Medikamentenpreisen und allen anderen Aktualisierungen auf dem Laufendenbleiben will, kann ein Abo abschließen. Ansonsten werden die Daten zweimal pro Jahr mit einem kostenlosen Update der App aktualisiert. Die App wird herausgegeben vom ifap Service-Institut für Ärzte und Apotheker, einem großen Medikamente-Datenbank-Verlag.
(Bild: APPzumARZT) APPzumARZT – der Gesundheits-Manager
Wer sich beim Radfahren das Knie aufgeschürft hat, sollte kurz überlegen, wie aktuell eigentlich seine Tetanus-Impfung ist. APPzumARZT erinnert an Impfungen, Vorsorgetermine und Zahnarzttermine. Für jeden Vorsorge- oder Impftermin gibt die App Auskunft. Dazu klicken Sie auf den Info-Button und erfahren, in welchem Alter und wie oft die Impfung erfolgen muss beziehungsweise wann eine Vorsorgeuntersuchung ratsam ist. Sie können Ihre Termine speichern – die App meldet dann automatisch, wann der nächste Gang zum Doktor fällig ist. Außerdem bietet die App die Möglichkeit, Ihr persönliches Risikoprofil für Darmkrebs, Herzinfarkt und Schlaganfall anhand von Fragen zu Ihrem Lebenswandel zu überprüfen. Die Ergebnisse können Sie in Ihren Kalender übernehmen und so Ihr individuelles Vorsorge- Profil erweitern. Die kostenlose App steht unter der Federführung von SBK, der Felix Burda Stiftung und der Assmann Stiftung für Prävention. Alle Daten verbleiben auf Ihrem iPhone. Wer allerdings die Leserechte für die App hat, hat auch Zugriff auf die Daten.
(Bild: IGeL-Monitor) IGeL-Monitor – Warnung vor Geldmacherei
Zum Arzt zu gehen bedeutet immer auch gleich, dass der Arzt Ihnen Sonderleistungen verkaufen will – angeblich im Dienste Ihrer Gesundheit. Doch wer kann als Laie schon sagen, ob die extrakorporelle
Stoßwellentherapie wirklich sinnvoll ist? Um die Sinnhaftigkeit der individuellen Gesundheitsleistungen, kurz IGeL, tatsächlich beurteilen zu können, hilft diese kostenlose App weiter. Der Medizinische Dienst des GKV-Spitzenverbands informiert und bewertet in seinem IGeL-Monitor über 30 individuelle Gesundheitsleistungen – von Akupunktur bei Migräne bis zum Sport-Check. Dabei gibt es die Kurzversion für Eilige und eine lange Version. Die ausführliche Version erläutert das Gesundheitsproblem, beschreibt die Methode der IGeL und wie sie helfen soll und zeigt Nutzen und Schaden der Leistung an. Damit Sie leichter finden, welche IGeL Sie suchen, können Sie nach Alphabet, Organ oder Facharzt suchen. Übersichtlich, schnell und informativ – so muss eine Ratgeber-App im Medizinsektor sein. Zudem werden keine persönlichen Gesundheitsdaten abgefragt oder gespeichert.
Fazit
Generell gibt es zwei Sorten von Medizin- Apps: Die einen dienen als Tagebuch, mitdem Sie und Ihr Arzt Ihre Reaktion auf Medikamente prüfen und die Behandlung optimieren können. Die anderen dienen als Ratgeber und liefern eine grobe Einschätzung Ihrer Probleme. Aber das genügt zumindest als Orientierung, um zu wissen, ob Sie sich den Gang zum Experten sparen können oder ob Sie doch besser vorsorglich zum Arzt gehen sollten.
Überlegen Sie jedoch genau, wem Sie Ihre medizinischen Daten anvertrauen. Kliniken und Ärzten, die eine App herausgeben, können Sie eher vertrauen als irgendwelchen anderen Anbietern. Wenn nicht deutlich wird, wo Ihre Daten gespeichert werden und wie sie gesichert sind, lassen Sie besser die Finger von der App – egal wie hilfreich sie auch sein mag.
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