Teures iPhone 5c: Hat sich Apple verzockt?

iPhone: in der westlichen Welt immer noch zum Großteil von Providern subventioniert

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Gerne vergessen wird dabei, dass die hohen Gerätepreise zumindest in der westlichen Welt zum Großteil von den Providern mitsubventioniert werden, wie der Marktforscher Horace Dediu in seinem Blog Asymco herausarbeitet: Bei 270 Mobilfunkbetreibern steht Apple auf der Payroll.

In Deutschland ist das von Tag eins die Deutsche Telekom. Für 29,90 Euro können Kunden das subventionierte iPhone 5c bei Abschluss eines 2-Jahresvertrags im Tarif Complete L bestellen. 30 Euro für eines der fraglos besten Smartphones auf dem Markt: billiger wäre geschenkt. In anderen europäischen Ländern, den USA und Japan greift größtenteils weiterhin dieselbe Provider-Bindung über 2-Jahresverträge.

Der Vorwurf, Apple würde gierig agieren, erscheint da absurd. Im Gegenteil: Apple würde bei einer zu günstigen Bepreisung nicht nur Geld auf dem Tisch liegen lassen und damit kaum im Sinne der Aktionäre handeln – es würde auch sein Highend-Modell iPhone 5s gefährden.

Was die Wall Street vergisst: Wer würde allen Ernstes 699 Euro für die 16 GB-Variante des iPhone 5s hinlegen, wenn er das technisch nicht gerade haushoch unterlegene iPhone 5c für etwa 399 Euro bekommen könnte, wie im Vorfeld erwartet worden war? Apple hätte den typischen Fehler der Elektronikindustrie begangen und dem Preisdruck nachgegeben, sich am Ende damit aber selber kannibalisiert. Das iPhone 5s hätte in der Preiskonstellation hochgradiges Flop-Potenzial besessen.

Warum das iPhone 5 sterben musste

Floppt das iPhone 5c nun zu dem vermeintlich hohen Preis? Apple hat mit der Einführung eines bunten iPhones die größte Differenzierung zu bisher bestehenden Modellen vorgenommen. Den eigentlichen Hintergrund dafür hat die kurzsichtige Wall Street offenkundig bislang nicht wirklich verstanden.

Der Hauptgrund für Apples Einbruch im vergangenen Jahr nach einem mirakulösen Höhenflug lag in der schneller als erwartet nachlassenden Nachfrage für das iPhone 4S. Für zwei Quartale wurde die Wall Street geblendet: Den Start hatte Apple auf ein Weihnachtsquartal gelegt, in dem die Absätze entsprechend gigantisch in die Höhe schossen. Danach folgte im März-Quartal der Launch in China.

Zweimal konnte Apple mit exorbitanten Absätzen glänzen, dann war das Pulver verschossen. Warum, hätte im Sommer 2012 jeder potenzielle Smartphone-Käufer den Analysten erklären können: Mehr als zwei Jahre nach der Einführung des iPhone 4, sah das iPhone 4S, das im identischen Design daherkam, ziemlich alt aus. Die Leute wollen etwas Neues – und griffen zum Samsung-Phablet Galaxy S3.

Apple hat aus dem Fehler zumindest halb gelernt: Ein iPhone-Phablet wird es bis 2014 nicht geben, so funktionieren die Gesetzte der Hightech-Branche – eine neue Generation benötigt in der Vorproduktion bis zu zwei Jahre. Dass Apple längst größere iPhones testet, ist bekannt.

Etwas anderes als ein vier Zoll großes iPhone hatte Apple 2013 aber nicht mehr anzubieten. Also was tun? Hätte Apple die iPhone 4S-Strategie wiederholt, wäre der Schaden absehbar gewesen: Nach dem iPhone 5 nun das iPhone 5s, das – bis auf die Variante in Gold – exakt so aussieht wie der Vorgänger? Das konnte nicht gut gehen. Das iPhone 5s hätte sich als Nachfolge-Modell fraglos verkauft, das iPhone 5 indes weniger.

iPhone 5c: Jony Ives iPhone, das perfekt mit iOS 7 korrespondiert

Die Folge: Erstmals seit der ersten iPhone-Generation hat Apple ein neues iPhone-Modell bereits nach einem Jahr wieder kassiert. Das Opfer ist wohlkalkuliert: Das iPhone 5 stirbt zwar einen überraschend schnellen Tod , lebt aber in neuem Gewand als iPhone 5s weiter. Analysten sollten sich hier die Frage stellen: Hätten sie von Apple erwartet, dass der Preis der bisherigen Highend-Generation zum neuen Launch plötzlich um 300 US-Dollar fällt? Betriebswirtschaftlich wäre das eine Katastrophe.

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Das iPhone 5c ist daher ein von langer Hand geplanter strategischer Schachzug, um das Highend-Modell der neuen Generation maximal verteidigen zu können und Kunden zusätzliche Anreize für eine Preisklasse darunter anbieten zu können.

Wie TechCrunch-Blogger MC Siegler herausarbeitet, ist das iPhone 5c Jony Ives iPhone, das in seiner Farbigkeit ideal zum neuen Betriebssystem iOS 7 korrespondiert und damit zusätzliche Kaufanreize setzt. Das Zusammenspiel von Hard- und Software ist in Cupertino von langer Hand geplant worden. An der kurzatmigen Wall Street ist diese Strategie bislang kaum angekommen. Die Analysten reagieren indes wie sie immer agieren: Erst schießen, dann denken.

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"... ist das iPhone 5c Jony Ives iPhone, das in seiner Farbigkeit ideal zum neuen Betriebssystem iOS 7 korrespondiert und damit zusätzliche Kaufanreize setzt. Das Zusammenspiel von Hard- und Software ist in Cupertino von langer Hand geplant worden. An der kurzatmigen Wall Street ist diese Strategie bislang kaum angekommen. Die Analysten reagieren indes wie sie immer agieren: Erst schießen, dann denken."

Genau.Punkt. Die Wall-Street ist und bleibt eine Parallelwelt. Apple lebt in dieser Welt und entwickelt Produkte für eben diese. Sehr gute Produkte.
Da drängt sich die Frage auf, was passiert wäre, wenn Steve noch unter uns wäre. Den hat die Wall Street nämlich noch weniger interessiert als Tim Cook.

Ich denke das 5C wird erst mal künstlich knapp gehalten und dann wird der Preis halbiert …abwarten

Guter Artikel!

Die Überschirft ist leider wieder Aggressiv betitelt.

Das was Herr Jacobsen als aller letztes geschrieben hat , wäre passender gewesen und nicht weniger Aggressiv aber dafür zutreffend :

Zitat:"An der kurzatmigen Wall Street ist diese Strategie bislang kaum angekommen. Die Analysten reagieren indes wie sie immer agieren: Erst schießen, dann denken."

Dito. Guter Artikel!

Guter Artikel, war sehr lesenswert und hat ebenso meine These wiederspiegelt.
Ein zu günstiges iPhone hätte die iOS Nutzer zu sehr gespalten und somit eine zwei Klassen Gesellschaft erschaffen.

@Solerimus: Naja von einer künstlichen Knappheit kann wohl hier nicht die Rede sein! Indes ist jeder Tag wo man ein Grät nicht verkaufen kann, ein verlorener Umsatz.

Guter Artikel. Hätte ich ob der sonstigen Arbeiten des Verfassers gar nicht erwartet. Weiter so!

OK, gut beleuchtet von einer anderen Sicht. Mal sehen, ob das so gutgeht mit Apple immer nur auf Hochpreis zu setzen.

Spätestens dann wenn wir Kunden auf hören an denn feinen Konstruktions Details etc. einer Premiummarke zu sparen und zur Konkurrenz zu wechseln, sehen wir uns da wo Bang & Olufsen bzw. Loewe sich befinden.

Dem neuen iPhone 5C fehlt das Alleinstellungsmerkmal das andere Apple Produkte haben. Diese waren in der Vergangenheit entweder technische Vorreiter oder entsprechend der Apple / Steve Jobs Philosophie wertiger, stylischer oder intuitiever als die Konkurrenz. Das iPhone 5C ist keines davon - es ist nur teuer. Dies ist der Grund, dass das iPhone 5C zwar bestimmt Apple-Jünger finden und begeistern wird aber Apple nicht von der Konkurrenz absetzen kann.

Das 5C ist 100€ preiswerter als das 5S. Dieser Ersparnis hatte man immer, wenn das Vorgängermodell gekauft wurde.
Die vermeintlich billigere Rückseite wird jetzt jedoch durch 3 Verbesserungen gegenüber dem iPhone 5 kompensiert. Leider werden diese Verbesserungen nicht vollständig in der Presse aufgeführt.
-Bessere Frontkamera
-neuer Chip, der deutlich mehr LTE-Frequenzen abdeckt
-höhere Akkukapazität
In meinen Augen Grund genug, den Preisabschlag bei 100€ zu belassen.

Das erste Mal zieht Jacobsen die richtigen Schlüsse. Zumindest am Schluss.
Es geschehen eben noch Zeichen und Wunder. LOL

Dazwischen tummelt sich allerdings wieder jede Menge Unsinn.
Mal abgesehen von seiner nervigen Angewohnheit, dauernd üble Blödschwätzer wie Doug Kass zu zitieren, sind es vor allem zwei Dinge.

Einerseits sein wiederholtes Gerede davon, dass "Apple in den vergangenen fünf, sechs Quartalen durch aggressiveres Pricing wie beim iPad mini erheblich unter Druck" gestanden hätte.
Quatsch mit Soße!

So befindet sich das iPad mini gerade einmal knappe vier Quartale auf dem Markt (Launch 2.Nov.2012) und ausserdem ist dessen "Pricing", bedenkt man die verbaute Technik, alles andere als "aggressiv".
Desweiteren hat die reduzierte Gewinnmarge, welche eigentlich erst ab dem 4. Quartal 2012 so richtig zum tragen kam, mehrere Ursachen. Das nur scheinbar billige iPad mini hat gewiss seinen Anteil daran, aber ganz sicher nicht den grössten. Erheblich stärker verantwortlich sind da die enormen Investitionen, z.B. in die Entwicklung der neuen iMacs, in Serverfarmen und die Akquise wichtiger Technologieunternehmen.
Das alles wurde aber von Apple bereits am Ende des dritten Quartals 2012 kommuniziert und begründet.

Andererseits ist es Jacobsens ständig wiederkehrende Behauptung, der "Hauptgrund für Apples Einbruch im vergangenen Jahr nach einem mirakulösen(sic!) Höhenflug lag in der schneller als erwartet nachlassenden Nachfrage für das iPhone 4S."
Das ist nun echt kompletter Unfug.

Das iPhone 4S ist ohne jeden Zweifel das bis heute meistverkaufte Smartphone weltweit und gerade deswegen immer noch Teil von Apples Portfolio.
Mit dem Kurseinbruch hat es nicht das geringste zu tun.

Dessen wichtigste Ursache liegt im gut orchestrierten Zusammenspiel gieriger Hedefondmanager mit selbstverliebten Analysten und einer permanent sensationsgeilen Presse begründet. Dieses unselige Konglomerat schaffte es einer, nach Steve Jobs Tod ohnehin schon nervösen Börse, den baldigen Untergang Apples einzureden. Mit den allseits bekannten Folgen.

Aber wenigsten diesmal kriegt der gute Nils kurz vor Ende noch die Kurve. Das ist doch schonmal was. :D

PS. Das Samsung Galaxy S3 ist kein Phablet und deshalb auch nicht der Beginn einer neuen Produktkategorie.
Die begann erst mit dem Galaxy Note.

Genau... dem ist wenig hin zu zu fügen.

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