Länderporträt

Silicon Savannah: Kreatives Kenia

Kenia ist nicht nur für seine herausragenden Athleten bekannt, sondern auch als die Region in Afrika, die als Epizentrum für Innovationen und einzigartige mobile Lösungen gilt. Lange vor Apple Pay war es in dem ostafrikanischen Land üblich, mit dem Mobiltelefon zu bezahlen.

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In Kenia gibt es, wie in fast jedem Land der Welt verschiedene Welten, die nebeneinander existieren. Neben großer Armut gibt es in Kenia auch rund 70 Universitäten, Hochschulen und Colleges. In der Hauptstadt und größten Stadt Nairobi liegen gehobene Wohnanlagen und Einkaufszentren neben Slums. Mit rund 3,5 Millionen Einwohnern und seinen Wolkenkratzern gilt Nairobi als das afrikanische New York und ist so bevölkerungsstark wie Berlin. Aber in Kenia können wilde Tiere wie Giraffen, Elefanten und Nashörner nicht nur aus der Ferne im Tierpark bewundert werden. Zahlreiche Reservate und Nationalparks gibt es im größten Land Ostafrikas und so ist der Anblick eines Löwens im Nairobi-Nationalpark für kenianische Kinder Normalität.

Kenias Erfolgsgeschichte

„Harambee“, so lautet das offizielle Motto Kenias, das auch auf dem Staatswappen verewigt ist. Der Begriff bedeutet in der Landessprache Kiswahili so viel wie „Lasst uns zusammenarbeiten“. Erst 1963 erlangte das Land, das an der Küste des Indischen Ozeans liegt, seine Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Großbritannien. Der erste Präsident Kenias, Jomo Kenyatta, baute auf die kenianische Gesellschaft, den jungen Staat wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch voranzubringen. Nicht immer ging dies friedlich vonstatten, so kam es 2007 nach den Präsidentschaftswahlen zu schweren Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Ethnien. Kenia ist ein Vielvölkerstaat, in dem rund 40 verschiedene Ethnien leben. Neben den zwei offiziellen Landessprachen Englisch und Kiswahili gibt es mehr als 50 weitere Sprachen und Dialekte. Seit 2010 ist Kenia nach einer Verfassungsreform eine Präsidialrepublik.

Heute ist Kenia die größte Volkswirtschaft in Ostafrika und ein typisches Entwicklungsland im Aufbruch. Von der Weltbank wird Kenia inzwischen als „Land mit niedrigem mittlerem Einkommen“ eingestuft. Kenia ist Gründungsmitglied der Ostafrikanischen Gemeinschaft (East African Community, EAC), die, nach Vorbild der Europäischen Union, über einen gemeinsamen Binnenmarkt verfügt. Neben Kenia sind Ruanda, Burundi, Tansania und Uganda in der EAC verbunden. Das erklärte Ziel der kenianischen Regierung ist es, festgeschrieben 2008 in der sozioökonomischen Entwicklungsstrategie „Vision 2030“, bis 2030 ein „Land mit mittlerem Einkommen“ zu werden und dann zu den Schwellenländern wie Südafrika, Südkorea oder Israel zu gehören. Neben der Landwirtschaft, dem Tourismus und dem Dienstleistungssektor ist besonders der Bereich Informations- und Kommunikations-Technologie (ITK) von besonderer Bedeutung für die kenianische Wirtschaft.

Silicon Savannah

Wenn es ein afrikanisches Silicon Valley gibt, dann liegt es in Kenia. Das Land ist das Herz des afrikanischen Hightech-Booms. „Silicon Savannah“, so werden die Hauptstadt Nairobi und die umgebenden Pendlerstädte genannt. 2015 eröffnete US-Präsident Barack Obama dort den sechstes Unternehmergipfel, den Global Entrepreneurship Summit (GES) mit Teilnehmern aus mehr als 120 Ländern. In Nairobi haben Weltkonzerne wie IBM, Huawei und Google Zweigstellen. Auch Facebook erwägt, ein Büro in Kenia zu eröffnen. Bisher ist das soziale Netzwerk in Afrika nur in Johannesburg vertreten. Laut der Nachrichtenagentur Reuters hatte Facebook 2015 in Kenia rund 4,5 Millionen aktive Nutzer im Monat. Die meisten davon nutzten die mobile Anwendung.

Facebook-Chef Marc Zuckerberg besuchte im September Nairobi und besichtigte unter anderem das iHub, ein 2010 in Zusammenarbeit von Regierung und Firmen wie Samsung und Google eröffnetes Innovations-Centrum, das Platz als Co-Working-Fläche für die Entwickler und Unternehmer in Nairobi bietet. Wie das iHub wurde auch das NaiLab 2010 gegründet. Das NaiLab bietet als eine Art Brutkasten die idealen Startbedingungen für Start-up-Unternehmen und verspricht, Kenia zu verändern – one startup at a time. Für drei bis sechs Monate bietet das NaiLab für Menschen mit smarten Ideen niedrige Zugangsbarrieren für den Eingang in die Geschäftswelt. Mentoren helfen bei der Umsetzung der Idee bis zur Gründung eines Start-ups. Das iHub und das NaiLab stehen in der Tradition der Innovationslabore, die weltweit die Zusammenarbeit von Unternehmen und der Technologiebranche fördern, um gemeinsam digitale Businessmodelle zu erstellen. Ein besonderes Vorzeigeprojekt ist die IT-Stadt „Konza Technology City“. Rund 60 Kilometer südlich von Nairobi soll die sich im Bau befindende Stadt zukünftig die Heimat für die kenianische Technologie-Industrie sein.

M-Pesa – bargeldloses Bezahlen

Es muss nicht immer das neueste iPhone sein, manchmal reicht auch ein schlichtes Mobiltelefon aus, um den Alltag zu erleichtern und Infrastrukturmängel auszugleichen: Drei Viertel der Kenianer haben Zugang zu einem Mobiltelefon. Dabei gibt es erst seit 1998 einen Mobilfunkmarkt in Kenia – heute ist er einer der am schnellsten wachsenden Märkte in der Welt. Mobile Solar-Auflade-Stationen machen es auch in Dörfern ohne Elektrizität möglich, Handys zu nutzen und das Mobilfunknetz ist im Gegensatz zum Festnetz inzwischen sehr gut ausgebaut.

Kenia in Zahlen & Fakten

Ländername: Republik Kenia (Republic of Kenya)
Fläche : 580.367 km2
Einwohner: 46 Millionen
Hauptstadt: Nairobi (3,5 Mio. Einwohner)
Landessprachen: Englisch, Kiswahili
Währung: 1 Kenia-Schilling (K.Sh.) = 100 Cents

Kenias digitales Meisterstück ist jedoch schon ein paar Jahre alt. Vor knapp zehn Jahren, 2007, revolutionierte der Mobilfunkanbieter Safaricom, der zu Vodafone gehört, den Markt für mobiles Bezahlen nicht nur in Kenia – und so ist es so in Kenia schon möglich, mit dem Mobiltelefon zu bezahlen. „M-Pesa“ heißt der auf SMS-Technik basierende Bezahldienst, der es Menschen ermöglicht, die zwar Zugang zu einem Mobiltelefon haben, aber keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu Banken, Geld digital zu überweisen und wieder in Bargeld umzuwandeln. „Pesa“ bedeutet auf Kiswahili Geld, das „M“ steht für mobil. In zehn Ländern ist der mobile Überweisungsdienst bereits verfügbar. Auch in Europa können Menschen in Rumänien (2014) und in Albanien (2015) mit dem Handy bezahlen.

Nutzer von M-Pesa registrieren sich für den Service bei einem autorisierten Händler, oftmals ist dies in Kenia in einem der vielen kleinen Geschäfte möglich. Nach der Bareinzahlung beim Händler wird das Geld in Echtzeit in elektronisches Geld umgewandelt und kann nun einfach zum Beispiel an Familie und Freunde nach Eingabe einer PIN-Nummer überwiesen werden, sofern diese auch M-Pesa nutzen. Zurück in Bargeld lässt sich das digitale Guthaben dann ebenfalls bei einem autorisierten Händler umwandeln. Eigentlich war das Geldtransfersystem als Projekt für Mikrokredit-Finanzierung gestartet. Heute kann man mit M-Pesa das Taxi bezahlen, seine Stromrechnung oder den Einkauf im Lebensmittelladen – mit einem simplen Mobiltelefon.

Smartphones in Kenia

Auch die Zahl der genutzten Smartphones in Kenia steigt kontinuierlich an. Das haben auch die Hersteller entdeckt und bieten günstige Geräte für den afrikanischen Markt an. So gibt es das Android-Smartphone vom chinesischen Hersteller Huawei bereits für 80 Dollar zu kaufen. Viel Geld in einem Land, in dem ein Großteil der Bevölkerung von zwei Dollar am Tag leben muss. Dennoch ist das Smartphone ein Verkaufsschlager. Neben den vielen Anwendungen aus dem Play Store werden auch immer weitere Apps im iHub und im NaiLab speziell für die Bedürfnisse der Bevölkerung entwickelt. Auch das iPhone ist in Kenia erhältlich, genau wie andere Apple-Produkte wird es von autorisierten Apple-Händlern verkauft. Bisher gibt es jedoch keinen eigenen Apple Store im Land.

Das Internet und Smartphones sind ein wichtiger Bestandteil für den Fortschritt in Entwicklungsländern. Besonders für Länder mit schwacher Infrastruktur bieten Smartphones das Potenzial, eben diese Mängel auszugleichen. Auch die Wirtschaft profitiert, wenn mehr Menschn an ihr teilnehmen können. Afrika bietet einen der größten Märkte für Mobilfunkunternehmen und verfügt über ein enormes Wachstumspotenzial. In Sachen mobiles Bezahlen ist Kenia seit Jahren vielen Ländern einen großen Schritt voraus – auch Deutschland.

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Guter Beitrag! Hat definitiv meinem Horizont erweitert! Und gleichzeitig mein Weltbild getrübt, was die deutsche Rückständigkeit bei Anwendung moderner Technologien angeht.

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