Gibt es einen Grund?

Mac Studio: Warum gibt es keinen M4 Ultra?

Er war gewissermaßen überfällig, doch nun hat Apple den Mac Studio erneuert. Neue Chips, schnelleres Thunderbolt, mehr Arbeitsspeicher – und auf Wunsch sogar eine 16 Terabytes große SSD. Allerdings ist die Auswahl der Prozessoren ungewöhnlich. Die Basis-Ausstattung kommt mit dem M4 Max, den Apple bereits im MacBook Pro einsetzt. Wer jedoch die Crème de la Crème wünscht, bekommt den M3 Ultra. Diesen Chip hat es vormals nicht gegeben – und die Entscheidung wirft Fragen auf.

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Die naheliegendste Frage: Warum ist es kein M4 Ultra geworden? Doch auch die anderen Fragen sind interessant. Warum auf einmal ein M3 Ultra? Und: Was hat sich Apple dabei überhaupt gedacht? Präzise Antworten darauf werden wir, wenigstens aus Cupertino, nicht erfahren, aber es gibt Grund zur Annahme, dass das alles kein Zufall war.

Apple hat den Kollegen von Ars Technica gegenüber erklären lassen, dass nicht jede Generation der M-Chips eine Ultra-Version erhalten würde. Bis zur Ankündigung des neuen Mac Studio sprachen die Fakten auch dafür, schließlich gab es gleichfalls keinen M3 Ultra – genauer gesagt gab es nicht einmal einen Mac Studio mit M3-Chip. Weiterhin hat Apple der französischen Webseite Numerama erklärt, dass der M4 Max keinen UltraFusion-Anschluss besitze, weshalb es keinen M4 Ultra gibt.

Der M3 Ultra im Mac Studio lässt aufhorchen

Im vergangenen Jahr, als die M3-Reihe neu war, gab es zwei Arten von Berichten. Einer besagte, dass der M3 Max bereits keinen UltraFusion-Anschluss besessen habe. Da Ultra-Chips in der M1- und M2-Generation zwei mittels UltraFusion verbundene Max-Chips waren, gäbe es folgerichtig auch keinen Ultra-Chip. Zudem war der M3 der erste Prozessor, der mit TSMCs damals neuer 3-Nanometer-Technologie gefertigt wurde. Die Technik der ersten Generation brachte noch eine schlechte Ausbeute hervor und demzufolge teure Chips, weshalb es in Apples eigenem Interesse gewesen sei, sich möglichst schnell wieder davon zu trennen. Auch hier stimmten die Fakten mit den Berichten überein: Der A17-Chip kam ausdrücklich nicht im normalen iPhone 15 zum Einsatz, es gab keinen M3 Ultra, sogar das iPad Air schien den M3 auszulassen.

Inzwischen ist von der Kausalkette nicht mehr viel übrig. Das iPad mini erhielt den A17 Pro ebenfalls, das iPad Air wurde jüngst mit dem M3 versehen und der Mac Studio ist mit dem M3 Ultra zu haben. Doch warum?

Laut ersten Benchmark-Ergebnissen dürfte die Rechenleistung nicht der ausschlaggebende Grund sein. Gegenüber dem M4 Max ist der Prozessor laut Geekbench etwa zehn Prozent schneller. Die Grafikeinheit ist etwa 20 Prozent schneller als beim M2 Ultra und 38 Prozent schneller als beim M4 Max. Wenigstens das ist bereits erwähnenswert, aber der M4 Max kommt nur mit der halben Anzahl an Grafikkernen. Letztlich bleibt noch die Künstliche Intelligenz, aber selbst dabei gewinnt der Ultra das Fernduell mit dem kleineren, aber moderneren Bruder nicht. Hier steht es 36 zu 38 TOPS.

Ignorieren wir Apples Erklärung, dass der M4 Max über keine UltraFusion-Schnittstelle verfügt, so wäre die naheliegende Antwort folgende: Dass der Mac Studio mit M4 Max oder M3 Ultra kommt, könnte ein geschickter Schachzug von Apple sein, dem Mac Pro ein Alleinstellungsmerkmal zu geben und damit seinen Preis zu rechtfertigen. Wenn ein Mac Pro mit M4 Ultra käme, wäre dieser schneller als der M3 Ultra. Aber vielleicht stimmt auch Apples Aussage – und in dem Fall könnte die Aufteilung ebenfalls clever sein.

Für wen ist der M3 Ultra?

Es gibt eine Disziplin, bei der der M3 Ultra alles bislang Dagewesene überholt. Wer viel Speicher benötigt, kann den Ultra mit bis zu 512 GB Arbeitsspeicher und bis zu 16 TB SSD bestellen. Der M4 Max ist bei 128 GB RAM und 8 TB SSD bereits ausgereizt. Das könnte ein Hinweis auf das Kalkül sein, das Apple verfolgt.

Momentan ist die Künstliche Intelligenz in aller Munde. Dank Projekten wie Ollama und dem Large Language Model (LLM) Deepseek ist es theoretisch jedem möglich, ein „privates“ ChatGPT zu betreiben. Jedoch ist der limitierende Faktor in der Regel der Arbeitsspeicher. Gleichzeitig haben wir in der Welt der PCs in den vergangenen fünf Jahren gleich zwei Krisen zu sehen bekommen. Zunächst standen Kryptowährungen hoch im Kurs, und jetzt ist es die Künstliche Intelligenz. Beides sorgte für eine Nachfrage an Chips, speziell Grafikkarten, die die Hersteller kaum befriedigen konnten. Das sorgte für leere Regale und immer weiter gestiegene Preise.

Es wäre denkbar, dass Apple Interessenten an KI-Entwicklungen Macs verkaufen möchte, aber gleichzeitig nicht auf Kosten der „normalen“ Nutzenden. Wenn Chips der M3-Reihe noch auf der ersten Generation der 3-nm-Technik gefertigt werden, würde selbst eine plötzlich gestiegene Nachfrage keine Kapazitäten für den M4 schlucken. Da es sich beim M3 Ultra um den entsprechend teuren High-End-Chip handelt, spielt die Ausbeute eine untergeordnete Rolle – und durch das Speicherlimit des M4 Max schafft Apple bei KI-Interessierten einen deutlichen Anreiz, den „richtigen“ Chip zu wählen.

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