Adobe MAX 2016 im Überblick

Mac Life vor Ort: die Highlights der Adobe-Konferenz MAX 2016

Die Zukunft von Design ist Künstliche Intelligenz – zumindest, wenn es nach Adobe geht. Der Publishing-Gigant zeigte Anfang November auf der hauseigenen „MAX“-Konferenz, wie man sich die Zukunft von Gestaltung und Kreativität vorstellt – mit einer ganzen Reihe an Neuheiten für Design, Fotografie und 3D. 

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Über 10.000 Kreative aus aller Welt kamen im November ins sonnige San Diego, um sich die Neuheiten rund um die Design-Komplettlösung Creative Cloud zeigen zu lassen. Die Keynote eröffnete wie gewohnt Adobe-CEO Shantanu Narayen. Der rief die Kreativen auf, die Veränderungen in ihrer Arbeitswelt nicht als Bedrohung, sondern als Chance zu sehen. Zwar steige der Druck auf Medienschaffende, immer schneller Inhalte für immer mehr Endgeräte und Kanäle zu produzieren, gleichzeitig habe man heute aber auch mehr Möglichkeiten, Geschichten zu erzählen und als Designer etwas zu bewegen. „Es sind aufregende Zeiten, denn die Leinwand für Kreative erweitert sich ständig. Es gibt neue Geräte, auf denen man kreativ sein kann, und mehr Eingabemöglichkeiten – vom Stift bis hin zur Sprache“, so Narayen. Mit seinen eigenen Werkzeugen wolle Adobe nicht nur helfen, schneller zu Ergebnissen zu gelangen, Kreative sollen sich vielmehr noch besser auf ihre Ideen konzentrieren können.

Adobe Sensei: Design trifft AI

In den vergangenen Jahren haben die Adobe-Entwickler das Konzept der „Creative Cloud“ stets weiterentwickelt. Nach den Online-Diensten kamen Apps für die Mediengestaltung auf Mobilgeräten und die sogenannten Creative-Cloud-Bibliotheken hinzu, die den Transport der Arbeitsmaterialien von Gerät zu Gerät erleichtern sollen. Dieses Jahr will Adobe mit „Sensei“ die Weichen für die Zukunft stellen, einem übergreifenden „smarten“ Dienst, der Routineaufgaben im Gestaltungsalltag erleichtern soll. Zum Einsatz kommen dabei Techniken wie maschinelles Lernen, Künstliche Intelligenz und „tiefes Lernen“. Adobe Sensei wertet große Mengen von Inhalten – etwa Millionen von Dokumenten oder hochaufgelöste Bilder – aus, um daraus Daten zu erzeugen und ihre Bedeutung für den Schaffensprozess abzuleiten. So will die Technik zum Beispiel beim Abstimmen von Inhalten auf die jeweiligen Zielgruppen helfen.

Mit Adobe Felix sollen Designer fotorealistischen Bilder gestalten können, auch wenn sie keine 3D-Experten sind.
Mit Adobe Felix sollen Designer fotorealistischen Bilder gestalten können, auch wenn sie keine 3D-Experten sind. (Bild: Screenshot)

In Adobes Creative Cloud kommt Sensei künftig an vielen Stellen zum Einsatz. Zum Beispiel will die Technologie bei der Suche nach Bildmaterial Zeit sparen. Designer müssen nicht mehr nach Schlagwörtern suchen, sondern können ähnliche Bilder basierend auf einer Ausgangsdatei direkt aus den unterstützten Programmen suchen. In einer Demonstration während der Keynote fand Sensei zum Beispiel aus Photoshop heraus zielsicher Bilder beim Online-BIlderdienst Adobe Stock. Die Vorteile liegen auf der Hand: Gestalter können auf diese Weise in Sekunden Alternativen zu Bildern suchen, bei denen zum Beispiel die Nutzungsrechte nicht geklärt sind. 

Project Felix: 3D für jedermann

In der Fotografie kommen immer öfter 3D-Objekte zum Einsatz, sind diese doch oft günstiger als echte Fotoshootings. Zudem gelingt die Beleuchtung von Objekten auf diesem Weg häufig besser als in der Realität. Das Problem: Reine 3D-Programme schrecken viele Gestalter aufgrund ihrer Komplexität oft ab. Adobe will darauf mit seinem neuen Programm „Project Felix“ die Antwort liefern. Damit sollen Designer fotorealistischen Bilder gestalten können, auch wenn sie keine 3D-Experten sind. Eine integrierte Bibliothek liefert 3D-Objekte und Materialien, Hintergründe stammen aus eigenen Bildern oder dem verknüpften Adobe-Stock-Bilderdienst.

Beim Auswählen von Objekten – oft eine große Herausforderung in herkömmlichen 3D-Programmen – hilft einmal mehr die Künstliche Intelligenz der Sensei-Technologie, die Segmente und Kanten im Modell erkennt und darstellt. Das Umformen von Objekten sowie die Änderung von Materialien und Farben soll laut Adobe mit der artifiziellen Intelligenz so einfach wie die Benutzung des „Zauberstabs“ in Photoshop sein. Beim eigentlichen Rendern berechnet Felix schließlich Beleuchtung und Schatten, um ein fotorealistisches 3D-Modell zu erschaffen. Das Ergebnis können Nutzer in Photoshop importieren und weiterbearbeiten.

Adobe Spark will sich weiter für professionelle Anwender und Unternehmen öffnen.
Adobe Spark will sich weiter für professionelle Anwender und Unternehmen öffnen. (Bild: Adobe)

Felix soll noch Ende 2016 als öffentliche Betaversion bereitstehen. 

Project Nimbus: Bildbearbeitung geht ins Netz

Smartphones werden heute oft wie Spiegelreflexkameras eingesetzt und erreichen zum Teil eine ähnlich gute Qualität. Zum Beispiel ist es möglich, mit Lightroom mobile RAW-Bilder in hoher Qualität aufzunehmen und non-destruktiv auf dem Smartphone zu bearbeiten. Auf der MAX zeigte Adobe, wie der nächste große Schritt in Richtung Workflow der Zukunft aussehen kann: „Project Nimbus“ ist eine komplett neue Fotoplattform, die die Bildverwaltung und -bearbeitung komplett in die Cloud hievt. Nicht nur die RAW-Bildersammlung liegt in Nimbus komplett im Online-Speicher, auch die Berechnungen bei der Bildbearbeitung finden auf dem Server statt. Der Vorteil dabei: Jeden Schritt kann der Nutzer rückgängig machen, alle Bilder sind immer auf dem neuesten Stand und sofort auf allen Geräten verfügbar. 

Die Fotoplattform will 2017 starten.

Adobe XD: Ausblick in die Zukunft des Designs

Wie die Gestaltungssoftware der kommenden Generation aussehen kann, zeigte Adobe auf der MAX mit einer öffentlichen Betaversion von „Experience Design XD“. Die Grundidee: Design soll sich direkt aus den Ideen seiner Macher ergeben.

Wie die Gestaltungssoftware der kommenden Generation aussehen kann, zeigte Adobe auf der MAX mit einer öffentlichen Betaversion von „Experience Design XD“. 
Wie die Gestaltungssoftware der kommenden Generation aussehen kann, zeigte Adobe auf der MAX mit einer öffentlichen Betaversion von „Experience Design XD“.  (Bild: Screenshot)

XD dient primär der Gestaltung von Benutzeroberflächen. Diese können bereits wie fertige Apps aussehen. Alternativ ist eine Skizzierung von Prototypen erlaubt. Die Bildschirmseiten einer App lassen sich – ähnlich wie in einem Layoutprogramm wie InDesign – auf sogenannten Artboards entwerfen. Mit Symbolen können Gestalter Elemente aus einem Artboard auf einem anderen wiederverwenden. Modifiziert der Nutzer das Original, überträgt sich die Änderung auf alle verknüpften Symbole.

Adobe Spark für Unternehmen

Adobe Spark gibt es schon seit Anfang 2016. Die Nutzung des Online-Gestaltungsdienstes ist so einfach, dass sogar Neueinsteiger Social-Media-Posts, Video-Animationen und scrollende Webseiten mithilfe gebrauchsfertiger Vorlagen erstellen können. Inzwischen nutzen laut Adobe 3 Millionen Menschen Spark. Überraschend ist dabei für den Photoshop-Entwickler besonders der Erfolg im Profisektor.

Kein Wunder also, dass Adobe sein Produkt nun weiter auf diese Zielgruppe hin optimiert. So können etwa Unternehmen eigene Vorlagen definieren, um mit nur einem Mausklick Inhalte an das eigene Erscheinungsbild anzupassen. Zeit sparen soll auch die neue „Resize“-Funktion von Spark, die Videos und Grafiken ohne Umwege an die Vorgaben der gängigen sozialen Netzwerke wie Facebook, Twitter und Instagram anpasst.

Echtzeit-Kollaboration in der Creative Cloud

Kreative Arbeit findet heute zunehmend in weltweit vernetzten Teams statt. Jetzt ist in vielen Creative-Cloud-Programmen möglich, in Echtzeit an Dokumenten zusammenzuarbeiten. Adobe demonstrierte am Beispiel des Interface- und App-Designprogramms „Experience Design CC“, wie dies in der Praxis aussehen könnte. Wenn etwa ein Teammitglied an einem Dokument Änderungen vornimmt, ist das Element für andere gesperrt – diese können aber sehen, wer gerade daran arbeitet. Eine Versionskontrolle und gemeinsam genutzte Bibliotheken sollen die vernetzte Arbeit weiter vereinfachen. Das Team kann somit schneller Feedback über den aktuellen Entwurf einholen und etwa Prototypen von Revision zu Revision gemeinsam überarbeiten.

Creative Cloud 2017: Programme aufpoliert

Trotz der vielen Neuvorstellungen hat Adobe seine Kernprogramme nicht vergessen – beim „Release 2017“ der Creative Cloud gibt es auch Updates dafür. Hier lag das Hauptaugenmerk aber nicht auf neuen Funktionen, sondern auf der Stabilität, Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit. An einigen Stellen sollen sich die Programme jetzt einsteigerfreundlicher zeigen. Photoshop bekam zum Beispiel Vorlagen spendiert, die passende Pixelmaße für die gängigen sozialen Netzwerke anbieten.

MAX 2016: Ein persönliches Fazit

Die richtige Antwort?

„Wir stehen nach all den Änderungen in den vergangenen Jahren immer noch am Anfang“, bemerkte Adobe-CEO Shantanu Narayen mehrfach auf seiner Keynote zur Adobe MAX. Und die neuen Werkzeuge wie Project Felix, Adobe Spark oder auch die ersten Einsatzbeispiele von Adobe Sensei zeigen, wo die Reise hingeht: Design wird mit immer einfacher und schneller, ehemalige Spezialdisziplinen wie die 3D-Gestaltung werden für nahezu jedermann möglich. In Minuten lassen sich oft schon erste Ergebnisse zaubern – Design wird im Idealfall so schnell wie das Skizzieren einer Idee. Das sieht nach der richtigen Antwort auf die Herausforderung aus, die der immer größere und schnellere Bedarf nach mehr Inhalten stellt.

Stefan von Gagern

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