Ein Kommentar

Es ist (noch) gut, dass Apple kein Faltdisplay anbietet

Mit dem Galaxy Z Flip stellt Samsung sein inzwischen zweites Falt-Smartphone vor. Wieso es gut ist, dass Apple die Füße still hält – ein Kommentar.

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3 Minuten Lesezeit

Samsung tut es, Motorola und Huawei auch und auch Dell und Lenovo sind mit von der Partie. Sie alle bauen in Smartphones, Tablets und Computer faltbare Displays ein. Nur Apple verweigert sich bislang. Verschläft der iPhone-Hersteller da einen Trend? Ist die Zeit der Innovationen bei Apple etwa endgültig vorbei? Nein. Apple besinnt sich vielmehr auf seine Kernkompetenz: Nicht schneller, aber meist besser zu sein als die Konkurrenz.

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Ein Keller voller Prototypen

Das erste iPhone war im eigentlichen Sinne keine technische Revolution. Apple hat das Touch-Display ebensowenig erfunden wie auch die Produktkategorie „Smartphone“. Aber Apple hat es verstanden verschiedene Technologien zu kombinieren und deren Zusammenspiel zu perfektionieren. 

Apple forscht viel und verfolgt immer wieder spannende Wege und Ideen, die es nie bis zu einem fertigen Produkt schaffen. Die Philosophie von Apple ist eine andere. Um es mit den (leicht veränderten) Worten eines momentan nicht wirklich beliebten Parteivorsitzenden zu sagen: Lieber gar nicht veröffentlichen als falsch zu veröffentlichen.

Und so gibt es im Keller des Apple-Hauptquartiers sicherlich auch einen Raum mit vielen verschiedenen iPhone-, iPad- und Mac-Modellen mit Klappdisplay – Patentanmeldungen belegen diese Vermutung. Aber keines dieser Geräte wird das Licht der Welt erblicken, wenn es nicht vollständig ausgereift ist. Und das ist auch gut so.

Faltdisplay: Ist die Technik überhaupt schon marktreif? 

Besonders beim Thema Faltdisplay kristallisiert sich immer wieder heraus, dass die Technik selbst noch immer nicht ausgereift ist. Unvergessen ist das Drama rund um die Einführung des Galaxy Folds. Ein sündhaft teures Smartphone, das aber in seiner ersten Version so empfindlich war, das es selbst gestandenen Technik-Journalisten reihenweise kaputt ging. Und Huawei hat sein Falt-Smartphone Mate X zwar schon Anfang 2019 vorgestellt, den Verkaufsstart aber immer wieder, vermutlich aufgrund von technischen Problemen, verschoben. Erst langsam kommt das Modell in den Handel. Auch das Razr von Motorola ist nicht unendlich haltbar, ist dessen Scharnier doch in einem Test des US-Magazins CNet bereits nach 28.000 Klappvorgängen kaputt gegangen. Immerhin: Das Galaxy Fold war nach 100.000-mal „auf und zu“ noch funktionstüchtig. 

Das Galaxy Z Flip ist das zweite Falt-Smartphone von Samsung
Das Galaxy Z Flip ist das zweite Falt-Smartphone von Samsung (Bild: Samsung)

Die Hersteller rätseln häufig auch noch, in welchem Formfaktor faltbare Displays eigentlich sinnvoll sind. Das Galaxy Fold wirkt weder zusammen- noch auseinandergeklappt praktisch. In der einen Variante ist es unglaublich schmal, in der anderen ein fast quadratisches Display. Beides wirkt im noch andauernden Zeitalter von 16:9 fehl am Platze. Erst die Neuauflage des Razr von Motorola schafft es, ein durch und durch sinnvolles Konzept für ein Faltdisplay anzubieten, in dem es das gute alte Klapphandy wieder aufleben lässt. Hier ist das Display aufgeklappt ein nahezu normalgroßes Smartphone-Display. Zusammengeklappt spart das Gerät schlicht die Hälfte an Platz in der Hosentasche. Und seien wir ganz ehrlich: Wir allen haben es doch irgendwie vermisst ein Telefonat durch das einfache Zusammenklappen des Handys beenden zu können. 

Der schmale Grat des Wartens 

Apple wird wahrscheinlich früher oder später auch Geräte mit Faltdisplay anbieten. Aber eben erst, wenn der Einsatzzweck, die Form und die Technik dahinter wirklich durchdacht und ausgreift sind. Apple sollte aber auch nicht zu lange warten, denn sonst sind Hersteller wie Samsung, Motorola, Huawei, Dell und Lenovo nicht mehr einzuholen. Auch wenn das Galaxy Fold technisch nicht ausgereift war: das neue Galaxy Z Flip wirkt viel stabiler und durchdachter. Samsung scheint also einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung gemacht zu haben. Ob dies wirklich so ist, werden die ersten ausführlichen Tests in den kommenden Tagen zeigen.  

Bisher ist es also gut, das Apple wartet und in Ruhe forscht und entwickelt. Doch zu viel Zeit sollte man sich auch in Cupertino nicht lassen…

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