Tablet & Stift statt Tinte & Papier

iPad Pro & Apple Pencil: Das neue Künstler-Werkzeug

Mit dem Apple Pencil lassen sich in Verbindung mit dem iPad Pro erstaunliche künstlerische Ergebnisse erzielen. Wir haben einige Profis gebeten, beide Geräte in Kombination auszuprobieren und sie anschließend nach ihren Erfahrungen befragt.

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Bei der Präsentation des iPad Pro stand der Apple Pencil etwas im Schatten des Tablets, dabei war der smarte Stift für Viele die größere Errungenschaft. Denn mit dem Pencil können nicht nur technikaffine Menschen künstlerische Arbeiten am iPad ausführen, mit ihm bekommt nahezu jeder gestalterisch Kreative die Option auf eine ernstzunehmende neue Werkzeug-Kombination.

Doch wie schlagen sich die neuen Apple-Geräte im Alltag? Wir haben den Test gemacht und iPad und Pencil für ein paar Tage drei verschiedenen Probanden überlassen: einer Grafikerin und Illustratorin, einem Maler sowie einem Comiczeichner. Wir baten sie, die Kombination auszuprobieren und uns nicht nur die visuellen Ergebnisse ihrer Versuche zur Verfügung zu stellen, sondern auch zu berichten, was sie von den neuen Möglichkeiten halten.

iPad Pro und Apple Pencil: Der erste Eindruck

Florian Pelkas Laufbahn begann bei niemand Geringerem als bei dem deutschen Maler und Bildhauer Georg Baselitz. Pelka stellt regelmäßig aus und arbeitet in seinem Atelier vornehmlich mit großen Leinwänden und Ölfarben. Und obwohl seine mächtigen Hände bei der Arbeit üblicherweise Robusteres im Griff haben, konnte er sich schnell mit der fragilen Technik anfreunden. „iPad und Pencil sind schick und einfach zu handhaben“, attestiert er, schränkt aber ein: „Die Fläche des iPad ist nicht so groß, wie es schön wäre. Aber es geht.“

Auch der Grafikerin und Illustratorin Dunja Berndorff gefiel, was sie zum Test erhielt. Obwohl sie anmerkte, dass sich der digitale Stift anfangs im Zusammenspiel mit der Oberfläche des iPad ein wenig kühl anfühle: „Das schlanke, minimalistische Design des Pencil und dessen ergonomische Eleganz sind dennoch erstaunlich.“

Florian Pelka

Maler, geboren 1971 in Berlin. Studium an der Universität der Künste, Meisterschüler von Georg Baselitz. 2007 Aufnahme in das Kompendium „New German Painting“ (Herausgeber: Christoph Tannert, Prestel, München). 2008 Teilnahme an der „Korean International Art Fair“ und Einzelausstellung in Seoul („The Seven Deadly Sins“). 2016 Förderung durch das Bundespräsidialamt.

Weit weniger positiv empfand der Comiczeichner Klaus Cornfield die erste Begegnung mit den neuen Utensilien. „Ich fand das Gefühl des Metallstifts unangenehm schwer und steif.“ Dieser rutsche zwar gut über die Oberfläche, aber die Reibung einer echten Feder oder eines Bleistifts sei, so Cornfield, nicht vorhanden. Der sich selbst als „genialen Dilettanten“ bezeichnende Künstler gibt einschränkend zu Protokoll, dass es sicher ein wenig Eingewöhnung bedürfe, verweist aber gleichwohl auf günstige Tablets, die meist eine „angedeutete Rauheit“ hätten.

Die ersten Tests

Bei der praktischen Arbeit schmolzen die Vorbehalte zumindest bei zwei der Probanden, die positiven Eindrücke verfestigten sich. Wir ließen alle drei mit Procreate arbeiten, einer App, die sich für grafische und künstlerische Versuche besonders eignet. Dunja Berndorff stellte im Anschluss erstaunt fest, wie fein man mit dem Pencil Striche ziehen kann. „Mit der Auswahl der Stiftspitzen und Farben lässt sich mit dem Apple-Stift schon extrem präzise arbeiten.“ Auch Pelka war von der Genauigkeit beeindruckt, mit der sich die von ihm gewählten Effekte umsetzen ließen, schränkt jedoch ein, „die Sensitivität des Pencils könnte noch größer sein, um variabler gehandhabt zu werden.“ Das Schraffieren mit der Seite fiel ihm anfangs schwer, und auch der Druck auf die Stiftspitze war für sein Digitalbild nicht immer wirksam. „Ansonsten hätte ich die Gestaltung noch besser kontrollieren können.“

Cornfield konnte sich erst nach einigen Versuchen mit dem Pencil anfreunden. „Das Umsetzen einer dynamischen Linie bedarf Übung“, resümiert er. „Mit meiner echten Metallfeder und Tusche steht mir alles auf einmal bereit, während ich auf dem iPad beim Nachziehen von Linien immer wieder die Stärken verändern muss, was ich ansonsten mit Druck aus dem Handgelenk bewerkstelligen würde.“ Die Bereiche seiner Zeichnungen, die er digital bearbeitet, könne er mit seinem „ganz ordinären Speedlink Arcus XL Grafiktablet“ wunderbar umsetzen. „Es gibt bestimmt bessere Geräte, aber für meine Zwecke ist das perfekt.“

Dunja Berndorff hat nach Fertigstellung ihres Probebildes deutlich mehr Blut geleckt: „Im Zusammenspiel mit den Ebenen steigen die Möglichkeiten unglaublich an. Mit dem Stift hat man plötzlich tausend Möglichkeiten.“ Doch genau dieses Argument für den Apple Pencil sei im Grunde auch eines gegen ihn, denn je mehr Möglichkeiten man habe, desto verwirrender könne sich der Arbeitsprozess gestalten.

Dunja Berndorff

Grafikerin und Illustratorin, geboren in Berlin, studierte nach einer Ausbildung zur Verlagskauffrau Kommunikationsdesign an der Hochschule für Technik und Wissenschaft Berlin. Im Jahr 2000 gründete sie ihr Designstudio nawim96 (www.nawim96.com). Ihre Schwerpunkte sind Editorialdesign, Music Packaging und Illustration.

Die Unterschiede zum Papier

Während die Unterschiede zu bisherigen Eingabestiften deutlich ersichtlich sind und auch andere Digitalstifte und Doodler gegen den Apple Pencil abfallen, geht für unsere Testpersonen die größte Konkurrenz weiterhin von herkömmlichen Materialien aus. „Die Haptik und der Geruch von Farbe und Papier sind digital nicht zu erzeugen“, befindet Dunja Berndorff. Auch dass es kein echtes „Original“ mehr gäbe sei gewöhnungsbedürftig. Auf der Pro-Seite verbucht sie, mit iPad und Pencil auf lästiges Zubehör wie Wasser, Radierer oder Anspitzer verzichten zu können. Zudem sei das iPad Pro selbst mit seiner erweiterten Größe immer noch extrem platzsparend und biete gleichzeitig ein Füllhorn an Maltechniken.

Top Five: Die besten Apps für iPad Pro und Apple Pencil

Procreate

Ideal zum Zeichnen, Malen und Illustrieren. Mit mehreren Ebenen und Dutzenden an Stilen die vermutlich wichtigste App für Einsteiger und Profis, die mit iPad Pro und dem Apple Pencil arbeiten.

Preis: 5,99 Euro [Link in den App Store]

Tayasui Sketches 2

Vielseitiges Programm, mit dem man schnell vor allem gute Sketches und Wasserfarben-Skizzen anfertigen kann. Auch bei Sketches 2 gibt es diverse Ebenen.

Preis: kostenfrei (Pro: 4,99 Euro) [Link in den App Store]

Paper

Obwohl die Entwickler von Fifty-Three Inc., Urheber von Paper, einen eigenen, sehr schicken Stylus auf den Markt gebracht haben, macht das Zeichnen und Malen in der Paper-App mit dem Apple Pencil noch größeren Spaß.

Preis: kostenfrei [Link in den App Store]

Concepts

Die Macher von Concepts beschreiben ihre Anwendung als das „digitale Skizzenbuch der Zukunft“. Tatsächlich bietet es viele Fähigkeiten, unter anderem ein Copic-Farbrad, anpassbares Rasterpapier und Vektorpinsel.

Preis: kostenfrei (Pro-Pack: 4,99 Euro) [Link in den App Store]

Adobe Photoshop Sketch

Bei Adobe lässt man sich auf ein ganzes System ein, das man mögen muss. Die Möglichkeiten sind indes immens und die Einbettung in weitere Apps bietet viele Variationen.

Preis: kostenfrei (20 GB Storage: 1,99 Euro [Link in den App Store]

Florian Pelka musste sich erst an die neue Oberfläche gewöhnen. „Das Display ist sehr glatt, Papier nicht. Jeder Stift, jede Feder, jedes Stück Kohle hat auf Papier mehr oder weniger Widerstand.“ Dies führe für ihn zu einer anderen Strichführung. Linien auf echtem Papier könnten mehr ausdrücken, seien sie zittrig oder sicher geführt. „Großartig am iPad ist, dass sich alles ohne jede Einbuße wieder entfernen lässt, und das in mehreren Ebenen.“ Dies, in Verbindung mit den Möglichkeiten des Apple Pencil, führe zu einer Vereinfachung der Entscheidungen. Im schlimmsten Fall aber – wie auch Berndorff attestiert – zu gar keiner.

Künftige Einsätze

Interessant wurde es, als wir fragten, auf welchen Gebieten und wie die drei unterschiedlichen Künstler das iPad Pro und den Apple Pencil einsetzen würden, wenn ihnen beides dauerhaft zur Verfügung stünde. Während sich Comiczeichner Klaus Cornfield mit dem neuen, erweiterten Spektrum nicht anfreunden kann und ein Arbeiten mit beidem als eher schwierig einstuft, können Pelka und Berndorff sich beide Werkzeuge sehr gut im eigenen Sortiment vorstellen. Florian Pelka würde dabei gern die Brücke von digital zu analog schlagen: „Für mich wäre das iPad Pro mit dem Pencil eine Art Notizbuch.“ Vor allem für Skizzen, bei denen er kein Papier und keine Farbe in die Hand nehmen möchte, wäre es ihm eine willkommene Hilfe. Der Nutzen ginge für ihn jedoch über ein reines Malwerkzeug hinaus. „Ich würde es auch für vorbereitende Verfremdungen von Fotos oder Motiven aus dem Netz einsetzen, die ich dann wiederum analog verarbeiten würde.“

Klaus Cornfield

Musiker, Zeichner und „anarchistischer Utopist“, geboren 1964 in Lima. Von 1986 bis 1997 Sänger und Kopf der Band „Throw That Beat in the Garbagecan!“, von 1995 bis 2000 Zeichner und Autor der Serie „Kranke Comics“ und des Sonderbands „Fou-Fou & Haha in Paris“ (Carlsen, 2002).

Während Dunja Berndorff die Geräte-Kombination für reine Künstler eher kritisch sieht, hat sie als Illustratorin mit einem Katalog aus eigenen Kreationen und Auftragsarbeiten in den Tagen mit iPad und Pencil verschiedene Aspekte der Geräte schätzen gelernt. „Durch die Unabhängigkeit von Werkzeugen ist das Arbeiten praktisch überall möglich.“ Das sei bisher mit den eingeschränkten technischen Möglichkeiten nicht der Fall gewesen. Für sie selbst eigne sich das Duo ideal „für Piktogramme, Skizzen und Editorial-Illustrationen.“

Abschließend hat sie noch zwei Verbesserungsvorschläge jenseits des Künstlerischen, die sich Apple durchaus zu Herzen nehmen sollte. Eine Akkuanzeige im Stift fände sie ebenso hilfreich wie eine magnetische Kappe, die am oder im Pencil integriert werden könnte. „So ein kleines Teil“, sagt sie, „geht leicht verloren.“

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Hallo,
Ich arbeite als Zeichner und 3D-Artist.
Für viele Zwecke verwende ich Geräte von Apple, vor allem wegen der Bildschirme. Das MacBookAir hebt sich ebenso von seiner Konkurrenz hervor wie auch das iPhone oder das iPad mini mit Retina-Display.
In der iPad line hat man sich tatsächlich ein Gerät wie das "Pro" gewünscht, das tatsächliche Ergebnis gibt jedoch in vielerlei Hinsicht nicht ansatzweise das her was man erwarten könnte.
Schlimmstes Manko, was überhaupt nicht im Artikel erwähnt wird:
Versucht man auf den Zeichen Apps eine gerade Linie langsam über die Bildschirmdiagonale zu zeichnen, so entsteht eine Zick-Zack Linie, das hängt von der Art des Digitizers ab. Auch Surface Pro 3 & 4 und alle Batterie unterstützte Eingabe Stifte haben dasselbe Problem.
Zum zeichnen kommt somit eigentlich nur ein Gerät von WACOM als Tablet für Mac oder Windows in Frage, oder ein Cintiq Compagnion 2, eben (leider) nur mit Windows. Hier stimmt alles soweit und man hat eben auch weniger Einschränkungen, was die Software betrifft. Apple würde sich und uns Digitalen Künstlern einen größeren Gefallen machen, endlich in den sauren Apfel zu beißen und eine weitere Zusammenarbeit mit WACOM auf dem Bereich anzustreben. Beide Entwickler habe ja auch bereits gemeinsam an Produkten gearbeitet, warum also nicht auch hier. Fazit: Ein iPad Pro mit funktionierendem nicht Batterie betriebenem Digitizer, ein iPad Pro mit Betriebssystem Software eines Computers, mit besseren/ mehr Schnittstellen, mit mehr RAM Speicher vor allem auch.
Zum momentanen Entwicklungsstand hätte ich kein einziges Argument das für den Einsatz des iPad Pro in der digitalen Kunst spricht, sorry Apple!

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