Musikkomprimierung geht weiter

Fraunhofer schrieb Geschichte, jetzt ist sie vorbei: MP3 wird eingestampft

Ende der 1980er Jahre begann man am Fraunhofer Institut auf Basis von Forschungsergebnissen der Universität Erlangen-Nürnberg mit der Entwicklung von MP3. Der Algorithmus und das Dateiformat sollten die Musikwelt revolutionieren. Nun wurde MP3 von Fraunhofer offiziell aufs Altenteil geschickt und eingestampft, obwohl es beinahe schon einmal gestorben wäre.

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MP3 war auch ein Weggefährte von Apples iPod und dem iTunes Store. Sie nutzten zunächst ebenfalls MP3-Dateien, um digitale Musik abzuspielen und zu verbreiten. Apple, aber auch viele andere Firmen, nutzen heute AAC zum Vertrieb digitaler Musik. Es handelt sich dabei um eine Neuentwicklung, die bei gleicher Datenrate eine bessere Qualität erreicht.

Fraunhofer sieht AAC als de facto Standard

Genau das ist entsprechend auch das logische Argument des Fraunhofer Instituts. Die Lizenzierung einiger MP3-Patente wird von Technicolor und dem Fraunhofer IIS nicht mehr betrieben. Das allerdings schon nicht mehr seit dem 24. April dieses Jahres, wie man der Homepage des Fraunhofer IIS entnehmen kann. Allerdings hat das bislang niemand an die große Glocke gehangen, oder wir einfach nur nicht wahrhaben wollen.

Dass wir jetzt doch davon Wind bekommen, ist dem Musikmagazin NPR zu verdanken. Dort hat vor kurzem Andrew Flanagan über den E-Mail-Verkehr mit Bernhard Grill informiert. Grill sei einer der Erfinder von MP3 und er habe ihm die Nachricht bestätigt. Bei Fraunhofer ist man vermutlich nicht allzu traurig, denn man hat auch bei der Entwicklung von AAC seine Finger im Spiel gehabt und forscht weiterhin in dem Feld, in dem man mit MP3 wider Erwarten Geschichte schrieb.

MP3 wäre 1995 fast schon einmal gestorben

Doch was viele nicht wissen: Das MP3-Format wäre Mitte der 1990er Jahre beinahe schon einmal gestorben. Der Stecker war fast gezogen, da seinerzeit nur ein Lizenznehmer überhaupt MP3 einsetzte, um die Beschallung in US-Hockey-Arenen zu realisieren. Doch dann schuf das Fraunhofer-Institut den Katalysator, den es brauchte. Man entwickelte eine Software zum „Rippen“ von Audio-CDs und gab Sie kostenlos an Endverbraucher ab. Der Siegeszug des Dateiformats begann und mit ihm auch der Aufstieg des iPod.

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Ganz schön reißerisch die Überschrift. Das klingt, als gäbe es keine MP3s mehr...

Nun über kurz oder lang ist das auch so. Alle Bezugswege für digitale Musik, die ich kenne, setzen kein MP3 ein. Seit Ende April dürften die Anbieter das auch nicht mehr, weil sie für die kommerzielle Nutzung Lizenzen hätten erwerben müssen, die es nicht mehr gibt. Die Unternehmen selbst wollen aber gerne noch mehr an der Qualitätsschraube drehen, nur dazu kommen dann andere Formate zum Einsatz. Die letzten MP3, die ich habe, sind auf CDs im Archiv, die ich nicht mehr nutze, weil weder mein Autoradio (USB), noch mein Rechner ein CD-Laufwerk haben.

Ganz im Gegenteil... Jetzt, wo die Patente auslaufen, ist MP3 überhaupt erst ein wirklich freier Standard und es wird deutlich einfacher ihn einzusetzen... Wenn man das denn möchte...

Ehm sorry, aber die Patente, die Sie meinen, sind bereits letztes Jahr im November ausgelaufen. Technicolor und das Fraunhofer Institut bieten für Ihre Patente jetzt einfach nur keine Lizenzen mehr an, obwohl diese noch Gültigkeit haben. Es ist richtig, dass auch diese Patente auslaufen, aber wohl erst zum Jahresende. Das heißt nicht, dass jetzt jemand automatisch ein Produkt mit MP3 anbieten dürfte. Die Rechtsabteilung von Red Hat hat für die Integration von MP3 in Fedora Desktop erst grünes Licht geben müssen. Denn Rechtsfragen wären in dieser Konstellation zum jetzigen Zeitpunkt immer noch zu berücksichtigen.

Es gibt ja noch alternative MP3 Vodecs. Z.B der freie von LAME. Der war schon immer oder ist schon länger Lizenzfrei verfügbar und angäblich effizienter als der vom FI.

Wollte noch ergänzen, dass ich meine Schreibfehler gerade selbst gefunden :-)

Was man auch beachten muss ist, dass es vielleicht zukünftig keine MP3 Decoder aber weiterhin Encoder geben wird - sonst wäre die MP3 Sammlung in kürzester Zeit nicht mehr abspiel bar.

Rechtschreibfehler sind für mich persönlich vollkommen verschmerzbar, solange niemand aus dem Glashaus mit Steinen wirft. Wir alle wissen ja, was gemeint ist. Alle anderen stellen sich nur absichtlich dumm. Ich persönlich glaube nicht, dass sich am Status Quo von MP3 noch mal etwas zugunsten des Formates ändern wird. Denn es gibt auch schon seit vielen Jahren alternative Formate, auch solche aus der Open-Source-Gemeinde. Wenn jetzt schon länger MP3 nicht mehr auf den Hauptvertriebswegen genutzt wird, dann gibt es auch für Konsumenten keinen Grund, das Format darüber hinaus weiter zu verwenden. Mittelfristig werden wir im Auto kein Radio mehr, sondern Spotify, Deezer oder Apple Music über Infotainmentsysteme mit Internetverbindung hören. Für das Streaming gibt es auch bessere Formate. Und seien wir ehrlich: Anhand anderer Beispiel kann man sehen, dass ein proprietärer, sehr weit verbreiteter Standard nur schwer durch Open-Source-Alternativen verdrängt werden kann. Selbst Apple-Nutzer mit Pages müssen oft genug Ihre Dokumente in Word exportieren, um einen vermeintlich gemeinsamen Standard mit anderen EDV-Mitarbeitern zu finden. Und das, obwohl es schon lange andere Dokument-Formate gibt, die sich aber nie durchgesetzt haben.

MP3 wird nicht mehr weiterentwickelt, es wird aber weiterhin von jedem Wald-/und Wiesenplayer unterstützt. Unter einstampfen verstehe ich was Anderes.

Ich bin übrigens sicher, dass beim Endkunden weiterhin die meisten Audiodateien im MP3-Format vorliegen und das wird sich auch in absehbarer Zeit nicht ändern.

AAC war schon seit langem der Qualitätsstandard, spez. für Apple-User keine andere Alternative. MP3 würde ich persönlich nicht mehr verwenden, die Qualitätseinbußen sind zu deutlich hörbar.

Das haben schon viele behauptet und sind in der Praxis beim Hörtest kläglich gescheitert.

Also ich kaufe seit 2009 jeden Monat mindestens 100 neue MP3 auf Beatport. Gerade auf solchen Plattformen ist auch die "Qualität" wesentlich besser, da viel Labels gemerkt haben, dass dort die Nachfrage viel Größer ist und man dann auch einen anderen Masteringprozess durchlaufen muss / kann...
Dort ist es aber genauso möglich die Stücke als WAV oder AAC zu erhalten(halt teurer) was mich zu einer Aussage im Text kommen lässt...meines Wissens nach ist AAC dort das Gegenstück zu WAV, was die Dateigröße ja auch gut zeigt...ich hab zwar schon mitbekommen, dass AAC schon ein paar Vorteil gegenüber WAV hat(Komprimierungsmöglichkeiten), aber wie kommt man dann zu einem Nachfolger von MP3 ? Was kann es denn besser?

Einfach ausgedrückt: AAC bietet bei vergleichbarer Dateigröße die bessere Qualität. Das Problem liegt aber auch an einem Flaschenhals von MP3, wegen dem ja überhaupt erst viele andere Formate entwickelt wurden. Der Algorithmus verwendet Erfahrungen aus der „Psychoakustik“. Dort hat Fraunhofer maßgeblich geforscht.
„Vermeintlich“ vom Nutzer nicht hörbare Bestandteile wurden bei der Komprimierung geschlabbert. Am Ende gibt es aber hörbares Klirren zum Beispiel bei metallischen Instrumenten. In der Forschung ist man heute weiter und deshalb entwickelt ja auch Fraunhofer an anderen Formaten mit, die dieses Problem nicht haben.

Ach ja: Bei Bluetooth-Kopfhörern sind manchmal die Kopfhörer der begrenzende Faktor und nicht das genutzte Audio-Format. Am besten wäre, man hört sich mal testweise ein MP3 und ein AAC mit 128 KBit nebeneinander an einem guten Kopfhörer mit Kabel an, um auch Umgebungsgeräusche aus der Gleichung zu kriegen.

Wenn ein Patent ausgelaufen ist, dann kann man die beschriebene Technologie frei benutzen. Es werden keine Lizenzen mehr verkauft, da man für etwas freies keine Lizenz mehr braucht. Jeder kann jetzt einen MP3 Coder/Decoder bauen und nutzen, ohne dass jemand was dagegen sagen kann. Vielleicht darf man jetzt den Fraunhofer MP3 Coder/Decoder nicht mehr nutzen, da dafür die Lizenz fehlt, aber andere wie LAME brauchen sich jetzt nicht mehr zu fürchten.

Noch mal: Wir haben Mitte Mai. Die Patente von Fraunhofer und Technicolor laufen vermutlich zum Jahresende aus. Bis dahin ist erstmal keine Rechtssicherheit gegeben.

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