Mac Life: Wie sähe der ideale Computer-Hersteller aus?
Iza Kruszewska: Der ideale Computerhersteller würde keine toxischen Materialien in seinen Produkten verwenden, seine Produkte zur Entsorgung wieder zurücknehmen, die Materialien auf verantwortungsvolle Weise recyclen und weiterverwenden - also qualitativ hochwertiges Recycling und kein Export in Nicht-OECD-Länder - oder sicher und rückstandsfrei beseitigen. Der ideale Hersteller würde auch nach Wegen zur Verlängerung der Lebensdauer suchen, beispielsweise Upgrades ermöglichen und defekte Geräte reparieren oder nach innovativen Vermarktungsstrategien suchen, etwa dem Geräte-Leasing.
Mac Life: Ist das große E-Müllproblem nicht ein deutliches Zeichen dafür, dass Unternehmen einfach nicht lernfähig sind?
Iza Kruszewska: Solange das E-Müllproblem die Unternehmensprofitabilität nicht beeinflusst, werden Unternehmen auch nicht „lernen“. Deswegen setzt Greenpeace sich für die individuelle Herstellerverantwortlichkeit ein, was die Entsorgung von Produkten angeht. Auf diese Weise soll eine Interaktion mit Herstellern und Produktentwicklern entstehen und ebenso ein wirtschaftliches Signal gesendet werden, Umweltgifte zu vermeiden und die Lebensdauer zu erhöhen.
Mac Life: Gab es in den letzten dreißig Jahren Computergeschichte Fortschritte in Sachen Umweltverträglichkeit? Was waren die positivsten, was die negativsten Beispiele?
Iza Kruszewska: Die Gesetzgebung, beispielsweise die EU-Direktiven WEEE und RoHS, das japanische Household Appliance Recycling Law (Haushaltsgeräte-Recyclinggesetz, Anm. d. Red.) und andere nationale Richtlinien zur Herstellerverantwortung, beispielsweise in Südkorea, Taiwan und manchen US-Bundesstaaten, haben die Unternehmen zur Verbesserung beim Management ihrer Zulieferkette gezwungen - etwa in Sachen Einhaltung von Verboten hinsichtlich der Verwendung toxischer Stoffe auch bei den Zulieferern. Falls korrekt umgesetzt, wird die WEEE-Direktive zudem Kostensignale in Sachen Entsorgungsmanagement zurück zu den Herstellern senden, damit diese dann die Gestaltung ihrer Produkte verbessern oder deren Lebensdauer erhöhen, um besagte Kosten zu verringern.
Die negativsten Beispiele sind erstens die Bilder von primitiv recyceltem E-Müll in indischen oder chinesischen Gemeinden und die dadurch verursachte Vergiftung deren Umwelt.
Zweitens die Verunreinigung des Grundwassers mit Chlorlösungen aus der Halbleiterfertigung, beispielsweise TCE (Trichlorethylen) in der Fairchild-Fertigungsanlage von IBM in Silicon Valley sowie beruflich bedingte Gesundheitsprobleme unter den „Reinraum“-Mitarbeitern in Halbleiterfabriken, Stichwort: Corporate Mortality File (Akte über die Sterblichkeit von Mitarbeitern, Anm. d. Red.).
Mac Life: Apple stellt traditionell hochwertig verarbeitete Gehäuse her, bietet bislang jedoch kaum Upgrade-Optionen an, so dass immer das gesamte Gerät entsorgt werden muss. Ist Apple also nicht gerade in besonderem Maße rückständig?
Iza Kruszewska: Apple hat seine Computergehäuse aus Kunststoff mit enthaltenen bromierten Flammschutzmitteln gegen solche aus höherwertigen Aluminiumlegierungen ersetzt. Man sollte also annehmen, dass Apple diese Materialien nach der Entsorgung zurückerhalten will, um neue Geräte zu fertigen. Nichtsdestotrotz unterstützt Apple nicht ausdrücklich die individuelle Herstellerverantwortlichkeit. Diesbezüglich ist Apple sogar schlimmer als seine Konkurrenten Dell
oder HP.
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ich hab da mitgemacht, ich glaub das ***meine*** stimme dazu beigetragen hat, dass apple umweltfreundlichere mac baut ;-)