Quartalsbericht für Q2 2017

Apple ist wieder wer: Quartalszahlen des iPhone-Anbieters strotzen vor Geschäftigkeit

Mit deutlich weniger Spannung wurden diesmal die Quartalszahlen des iPhone-Herstellers aus Cupertino erwartet. Denn schon tags zuvor hatte das Wall Street Journal mit Mutmaßungen für Kurssprünge bei der Aktie gesorgt. Die Anleger wurden von Tim Cook nicht enttäuscht. Denn die neuen Quartalszahlen für das Fiskalquartal Q2 2017 sind hervorragend. Das iPhone verkauft sich sehr gut, der Mac widersteht dem allgemeinen Trend am PC-Markt erneut und das Servicegeschäft rund um Apple Music, iCloud und Co. boomt.

Von   Uhr
5 Minuten Lesezeit

Lesen Sie das „wieder“ in der Überschrift nicht mit Betonung auf das erstmalige Ereignis, sondern auf das wiederholte. Schon mit dem Quartalsbericht zum Q1 2017 hatte Apple gute Zahlen verkündet. Heute dann hat der Konzern trotz weltweiter Krisen abermals sein veritables Geschäft dokumentiert. Wer will Tim Cook kritisieren, wenn ihm der Erfolg Recht gibt? Und doch gibt es kritische Töne, obwohl das Unternehmen einen neuen Meilenstein erreicht hat. Es verfügt über mehr als 250 Milliarden US-Dollar Barreserven. Teils liegen die Gelder aber im Ausland (nicht in den USA) und tatsächlich finanziert Apple sein Geschäft wie es kapitalistische Unternehmungen häufig tun, mit Schulden und noch mehr Schulden. Trotzdem bliebe unter dem Strich ein enormes Vermögen übrig, von dem bislang keiner so recht weiß, was das Unternehmen damit eigentlich anstellen will. Es ist nicht verboten Geld zu horten, doch manche Investoren interpretieren das Sparen oft als Stillstand und das Ausgeben aber als Grad der Innovation.

Quartalsergebnisse von Apple (Q2 2017)

In seinem Quartalsbericht für das Steuerquartal Q2 2017 hat Apple sehr gute Ergebnisse dokumentiert. Wie im vorangegangenen Quartal wurde der allgemeine Trend des schrumpfenden PC-Markts durchbrochen. Apples MacBook Pro mit Touch Bar verkauft sich vermutlich deutlich besser als es in der allgemeinen medialen Berichterstattung oft gemacht wird.

MacBook Pro mit Touch Bar
MacBook Pro mit Touch Bar (Bild: Stefan Molz)

Der Konzernumsatz im zweiten Steuerquartal des Jahres beträgt 52,896 Milliarden US-Dollar. Das entspricht einem Plus von 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Unter dem Strich bleiben Apple rund 11 Milliarden US-Dollar Gewinn.

Die nachfolgenden Angaben sind, wenn nicht anders angegeben, immer mit Blick auf das gleiche Quartal im Vorjahr zu betrachten.

  • Apple hat 50,763 Millionen iPhone verkauft (1 Prozent Umsatzwachstum).
  • Zudem konnten 8,922 Millionen iPad verkauft werden (minus 12 Prozent Umsatz),
  • sowie 4,199 Millionen Mac (14 Prozent Zuwachs beim Umsatz).
  • Wie zuvor lassen sich Verkaufszahlen der Apple Watch oder des Apple TV nicht auseinander dividieren. Sie werden gesammelt in einem Posten „unter Verschluss“ gehalten. Der Sammelposten enthält auch Produkte wie den iPod und weitere. Dieser steuerte 2,873 Milliarden US-Dollar zum Konzernumsatz bei (31 Prozent Umsatzzuwachs).
  • Man sollte es nicht meinen, doch das Servicegeschäft des Hardwareherstellers boomt: Apple Music, iCloud oder der App Store sorgen im Q2 2017 für mehr als 7,041 Milliarden US-Dollar Umsatz (18 Prozent Umsatzwachstum).

Apples eigene Prognose konnte das Unternehmen voll erfüllen. Man erwartete zwischen 51,5 und 53,5 Milliarden US-Dollar Umsatz und erzielte 52,896 Milliarden USD. Für das Q3 2017 gibt das Unternehmen an, einen Umsatz zwischen 43,5 und 45,5 Milliarden US-Dollar erzielen zu können.

Aktionäre bekommen diesmal eine Dividende in Höhe von 63 US-Cent, eine Erhöhung um 10,5 Prozent, die vom Vorstand genehmigt wurde. Als Stichtag für die Gratifikation ist der 15. Mai 2017 genannt. Ausgezahlt wird der Bonus am 18. Mai.

Mac erneut gut

Trotz aller Diskussionen um den Support von professionellen Nutzern entwickelt sich das Mac-Geschäft für Tim Cook und seine Gefolgsleute weiterhin positiv. Vor allem außerhalb von Apples Heimatmarkt konnte das Mac-Business wachsen, wie es erste Prognosen im April bereits vorwegnahmen. Zwar konnten den Analysten zufolge auch einige andere PC-Hersteller dem Trend entkommen, doch der gesamte Markt ist nach wie vor im Schrumpfen begriffen. Entsprechend positiv muss man diese Entwicklung verstehen, vor dem Hintergrund all der geübten Kritik.

Gebetsmühlenartig müssen wir an dieser Stelle aber den Vorwurf wiederholen, dass Apple auf einfache Weise Potenzial verstreichen lässt, indem das Unternehmen zuletzt kaum noch Modellpflege betrieb. Hoffnung macht uns, dass in diesem Jahr ein neuer iMac vorgestellt werden soll. Der Mac Pro allerdings, der sich Apple zufolge in einer Sackgasse befunden hat, wird neuentwickelt und soll nicht vor 2018 mit einem neuen Modell aufwarten. Doch daneben gäbe es weiteres Potenzial, das Apple abschöpfen könnte.

Wie viel Zeit braucht Innovation?

In Geduld müssen sich Apple-Fans allerdings üben, wenn Sie sich erhoffen, dass Apple in puncto Innovation schon bald wieder die Vorreiterrolle übernehmen könnte. Der Sommer und die Entwicklerkoferenz WWDC 2017 bieten Raum, neue Software und Hardware vorzustellen. Erst im Herbst werden dann die Spekulationen um das vermeintliche Jubiläums-iPhone aufgelöst werden.

Apple AirPods
Apple AirPods (Bild: Stefan Molz)

Angesichts von so vielen Bargeldreserven werden die Fragen immer lauter werden, warum der Konzern nicht noch mehr in Forschung und Innovation investiert. Zur Not könnte man Know-how in großem Stil einkaufen. Das wäre allerdings nicht Apples Stil.

iPhone weiter tragende Säule, Service mausert sich

Die aktuellen iPhone-Verkaufszahlen sind allen Unkenrufen zum Trotz besser als erwartet. Die Feiertage sind vorbei, natürlich ist die Nachfrage entsprechend gesunken. Doch trotzdem schien die Modellpalette für genügend KäuferInnen interessant.

Und obwohl niemand mehr von Super Mario Run oder Pokémon Go spricht, mausert sich der App Store und mausert sich vor allem das Service-Geschäft rund um Apple Music und iCloud zugunsten der Firma aus Cupertino. Auch deshalb ist der iPhone-Hersteller trotz zögerlicher Innovation bei den Investoren zuletzt weiterhin so beliebt. Denn vor Jahren wurden die sorgenvollen Rufe immer lauter, dass Apple neben dem iPhone weitere kaufkräftige Produkte benötige. In dieser Zeit hat sich das Servicegeschäft aber genau dahingehend entwickelt. Es stellt mittlerweile eine größer werdende Alternative zum Geschäft mit Hardware dar. Apple verdient an dieser Stelle auch unbemerkt des medialen Interesses über Kooperationen mit Firmen wie SAP oder IBM im Business-Sektor. Fluggesellschaften, Fast-Food-Restaurants, Raffinerien gehören zu den Kunden, die mit der Kombination aus maßgeschneiderter Soft- und Hardware beliefert werden. Doch auch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft mit Trainer Jogi Löw konnte schon vom Know-how profitieren.

Apple und SAP kooperieren
Apple und SAP kooperieren (Bild: Thinkstock)

Apple Pay bietet weltweit noch sehr viel Potential. Gerüchteweise wird demnächst darüber hinaus die Möglichkeit eingeräumt, mit Hilfe des Service unter Freunden Geld zu versenden.

Spannendes 2017 wartet auf uns

Darüber hinaus wird Apple in diesem Jahr noch mehrere Gelegenheiten bekommen, sich auszuzeichnen. Vielleicht erleben wir im Sommer oder Herbst wieder dieses „One more thing“, selbst wenn sich ein Schweizer Uhrenhersteller den Slogan markenrechtlich hat schützen lassen.

Während das Unternehmen eine Großbaustelle, den „Apple Park“, langsam aber sicher fertigstellt, gibt es viele weitere, die derzeit beackert werden: Man arbeitet nachweislich an einem neuen, modularen Mac Pro, man will im Gesundheitssektor aktiv werden und Diabetes-Patienten helfen, Apple testet zudem im Bereich autonomer Fahrzeuge und ist in den chinesischen Uber-Konkurrenten Didi Chuxing investiert. Wie sich dies und anderes mehr auszahlt, und in welche Richtung sich vor allem der Konzern in Zukunft entwickelt, bleibt spannend zu beobachten. Denn anders als Elon Musk oder Jeff Bezos hat Apple noch keine Raketen oder Raumgleiter gebaut und sich bislang nicht getraut, groß in Medien zu investieren. Es sprießen nur zarte Pflänzchen mit Formaten wie „Planet of the Apps“, „Up Next“ oder „Carpool Karaoke“.

Außerdem hat Apple noch keinen Fuß in virtuelle oder „erweiterte“ Welten gesetzt, anders als beispielsweise Mark Zuckerberg, dem Oculus gehört, oder ebenfalls Jeff Bezos, der bereits einen kläglichen Versuch mit einem AR-Smartphone am Markt unternahm. Doch Tim Cook hat verhältnismäßig häufig betont, dass die sogenannte erweiterte Realität („augmented reality“) neben der virtuellen Realität ein Feld ist, das man im Blick hat. Apple scheint nicht viele Schnellschüsse zu wagen, doch das muss es nicht.

Mehr zu diesen Themen:

Diskutiere mit!

Hier kannst du den Artikel "Apple ist wieder wer: Quartalszahlen des iPhone-Anbieters strotzen vor Geschäftigkeit" kommentieren. Melde dich einfach mit deinem maclife.de-Account an oder fülle die unten stehenden Felder aus.

Danke für den ausführlichen Bericht!

Gerne.

Ich schließe mich meinem Vorredner an.
Sehr ausführlich und informativ.
Danke .
Apple for ever.

Das iPhone sinkt weiter, das 8 er muss es echt reißen.

Sorry, aber dieser Kommentar ist sehr realitätsfremd. 1) Ich hab die Börsenunterlagen Apples und nicht die Medien konsultiert. Apple hat „nur“ 1% weniger iPhone verkauft (obwohl alle Welt vorher meinte, Samsung hätte Apple das Wasser abgegraben). Trotzdem erzielte man 1% mehr Umsatz mit dem iPhone-Geschäft. Das ist also ein Wachstum und kein Verlust. 2) Die Services-Sparte ist mittlerweile die zweitgrößte und Apple ist weiß Gott nicht abhängig vom iPhone (wurde aber auch im Text erläutert). 3) Apple hat unter dem Strich 5% mehr Umsatz erzielt als ein Jahr zuvor. Das heißt die Firma ist weiter gewachsen. Man ist das reichste Unternehmen der Welt mit dem überschaubarsten Produktportfolio. Das soll einem erstmal jemand nachmachen. Deswegen habe ich die Schlagzeilen à la „weniger iPhone verkauft“ getrost ignoriert.

Alternative Sparten hängen aber sehr von der primären Sparte ab.
Daher kann ein nachhaltiger Zuwachs des Gesamtwertes der Firma nur passieren wenn sich die primäre Sparte absolut vergrößert(Nutzerzahlen).
Ansonsten würde nur der Clv pro Kunde gesteigert was auf lange Zeit nicht funktionieren kann.

Sie wissen hoffentlich, dass Ihre Lehrsätze einen Bias haben. Es gibt nämlich nur einen Topf voll Gold und Sie landen mit Ihren Modellen irgendwann in einer Sackgasse. Sie wickeln damit den Urknall quasi rückwärts ab und können nicht erklären, was danach kommt.

Nur, was Ihre Aussagen betrifft, kann ich trotzdem nicht ganz folgen. Sind sie auf Apple gemünzt? Sind sie als Kritik an meiner Antwort zu verstehen? Inwieweit betreffen diese die iPhone-Verkaufszahlen? Sie können ja anhand des Quartalsberichts keine Rückschlüsse darauf ziehen, ob die Geräte von Bestandskunden oder Neukunden gekauft wurden.

Doch lassen Sie mich etwas weiter ausholen: Es gibt viele Mac-Nutzer, die Android-Smartphones verwenden. Genauso gibt es iPhone-Besitzer, die Windows-Computer nutzen. Jedes verkaufte Gerät ist potenziell dazu angetan, die Nutzerbasis zu vergrößern. Die Verkaufszahlen selbst sagen ja nichts darüber aus, wie viele Neukunden gewonnen wurden. Diese Fakten müssten Sie beibringen, wenn Sie Ihre Lehrsätze mit Leben füllen wollten. Tim Cook gibt nicht umsonst immer zu verstehen, dass ein nicht zu verachtender Teil der iPhone-Käufer Wechsler seien.

Und natürlich muss man die Nutzer-Basis nicht ständig vergrößern, nur um mehr Umsatz zu erzielen. Apple hat zuletzt die Preise für Apps angepasst und wird auf diese Weise mehr Umsatz machen, Währungsschwankungen hin oder her. Das war nicht nur eine kosmetische Maßnahme.

Der Konzern hat in einigen Quartalen zudem sehr gut gezeigt, wie wenig die reine Quantität eine Korrelation mit dem Umsatz darstellt. Es gab Quartale, da wurden deutlich weniger iPads verkauft und aber die Umsätze in der Sparte fast gar nicht negativ beeinflusst. Das liegt an größeren Margen bei den neuen Pro-Tablets. Apple verkauft seit Jahren immer ähnlich viele Macs pro Quartal. Trotzdem wurden auch in diesem Segment die Umsätze gesteigert, da neue Produkte mit einer größeren Marge angeboten werden.

Was Sie aber zufriedenstellen sollte ist, und Sie in den letzten Jahren hoffentlich in schöner Regelmäßigkeit verfolgt haben, wie der App Store neue Rekorde gebrochen hat. Alleine das Weihnachtsgeschäft steuert bei Apples Service-Sparte mittlerweile so viel Umsatz bei, wie andere Unternehmen in einem Jahr nicht erwirtschaften. Darüber hinaus erzielt Apples Services-Bereich auch Erträge ohne iPhone. Es wird Geld mit ganz vielen Geräten erzielt, auch Macs und selbst mit dem Apple TV. Sogar mit Android-Nutzern verdient Apple ein wenig Geld, wenn diese Apple Music (ehemals Beats Music) abonnieren.

Dazu kommt, dass neue Features den Umsatz in den letzten Jahren ausgebaut haben. Denken Sie an Apple Pay. Der Konzern aus Cupertino verdient darüber an den Transaktionen seiner Kunden mit, wenn diese nur im Supermarkt Ihre Lebensmittel kaufen. Selbst wenn die Nutzerbasis nicht gewachsen wäre, hätte Apple so trotzdem mehr Umsatz mit der Services-Sparte gemacht. Das hat das Unternehmen ja getan. Schauen Sie sich Amazon an. Das Unternehmen verdient auch einen Batzen Geld mit AWS und Co, das mit dem eigentlichen Geschäft überhaupt nichts zu tun hat.

Sie betrachten leider immer nur den Ist-Zustand und gehen davon aus, dass dieser sich nicht verändert. Apple hat aber gezeigt, dass es durchaus wandlungsfähig ist. Hat man anfangs sehr viel Geld mit dem Verkauf von Musik gemacht, ist man jetzt in kurzer Zeit die Nummer Zwei im Bereich des Musik-Streamings geworden.

Umsatzsteigerung durch höhere Margen? Können Sie das erklären, Herr Trust?

Die Kommentare für diesen Artikel sind geschlossen.