Internationale Auswirkungen
Der aktuelle Rechtsstreit zwischen Apple und dem FBI könnte allerdings nicht nur in den USA, sondern auch international zum Präzedenzfall werden. Natürlich haben Entscheidungen von US-Gerichten anderswo praktisch keinerlei Bedeutung.
Was sollte aber andere Regierungen davon abhalten, ähnliche Schritte einzuleiten, sollten die US-Behörden erfolgreich sein?
Man kann sich gut vorstellen, dass ähnliche datenhungrige Behörden in Iran, China, Deutschland und Russland durchaus auch ein Interesse an einer entsprechenden Lösung hätten. Allerdings bekundet Apple, dass bislang keine andere Regierungsbehörde mit vergleichbaren Forderungen an sie herangetreten sei.
Was ist mit den anderen?
Der Ausgang dieses Falls sollte natürlich auch für andere Technik-Firmen von allergrößtem Interesse sein. Entsprechend schnell schlug man sich dann beispielsweise auch bei WhatsApp und Facebook auf die Seite Apples. Die Kommentare von Google und Microsoft waren da schon verhaltener.
An dieser Stelle unterstellen wir einfach mal, dass Microsoft hier mehr zu verlieren hat. Schließlich ist man an diversen Stellen geschäftlich eng mit der US-Regierung und den diversen Behörden verbandelt. Vielleicht will man sich deshalb nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen, solange nicht ohnehin klar ist, wohin die Reise juristisch gehen wird.
Interessanter ist da schon das Verhalten von Google. Hier erntete Tim Cook zwar auch Zustimmung, man hätte aber erwarten dürfen, dass Google im Windschatten Apples aufdeckt, wie man bislang bei ähnlichen Fällen vorgegangen ist oder gedenkt, ab jetzt vorzugehen.
Vielleicht gibt es aber auch gar keine vergleichbaren Fälle auf Android-Seite. Auch hier eine Unterstellung: Vielleicht ist Android von Haus aus einfach schon löcherig genug, dass es eines analogen Rechtsstreits überhaupt nicht bedarf, um an die Daten zu gelangen. Allein um das zu bestreiten, wäre ein längeres und offizielles Statement Googles wünschenswert.
Apples Glaubwürdigkeit
Für Tim Cook und seine Firma steht allerdings auch einiges auf dem Spiel. Über Jahre schon beteuert man bei Apple, dass einem der Datenschutz sehr am Herzen liege. In diesem Fall bis zum Äußersten zu gehen wäre ein Beweis dafür. Damit man diesen Weg aber gehen kann, sollte man vorher dafür sorgen, dass man ordentlich aufräumt, dass sich keine sprichwörtlichen Leichen mehr im Keller befinden, beziehungsweise sicher zu stellen, dass sich dort tatsächlich nie welche befunden haben.
Tim Cook setzt seine persönliche Glaubwürdigkeit und den guten Ruf Apples auf diese eine Karte.
Für Apple lohnt es sich aber auch aus wirtschaftlicher Sicht, zu kämpfen. Apple macht sein Geld durch den Verkauf von Geräten. Wenn man höchstrichterlich dazu verdonnert wird, die Geräte und die dazugehörige Software unsicher zu gestalten, wird das sicherlich Umsatzeinbrüche als Konsequenz haben. Vor allem, solange es anderen Herstellern nicht ähnlich ergeht.
Was wäre wenn…
Obwohl wir hocherfreut darüber sind, wie Tim Cook das gesamte Datenschutz-Thema seit Jahren handhabt und obwohl wir ihm in dieser wie in beinahe jeglicher Hinsicht keinen echten Fehler vorwerfen können, sei uns ein Gedankenspiel gestattet.
Mac-Life-Leser wissen, dass wir uns wo immer möglich weit von „Steve hätte das besser gemacht“-Schreiereien fern halten. An dieser Stelle hätten wir den offenen Brief, den Tim Cook veröffentlicht hat, gerne aus der Feder eines aufgebrachten und vor Wut schäumenden Steve Jobs gelesen. Ein ähnlich angefressener Auftritt wie damals beim „Antenna Gate“ hätte ebenfalls etwas für sich…
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Ich hoffe, dass Apple nicht einknickt. Die Amerikanischen Strafverfolgungsbehörden meinen sich alles herausnehmen zu können. Es wäre ja schon ein Unding wenn sie einen Universal Schlüssel zu iPhones Amerikanischer Nutzer hätten aber das was hier von Apple ermöglicht werden soll, ist der Zugriff auf die Daten JEDES iPhones. Also auch meins. Geht garnicht!!!