Apple vs. FBI

Apple und das FBI: Es geht um mehr als ein iPhone – ein Kommentar

Apple legt sich mit dem FBI an. Doch um was geht es dabei überhaupt? Die große Nachricht der letzten Woche in der Technikwelt war ohne Frage, dass Apple sich gegen die US-Justiz und die US-amerikanische Bundespolizei (FBI, Federal Bureau of Investigation) aufbäumt. In Europa ist man sich einig, dass Apple in diesem Fall „die Guten“ sind. Das wird allerdings längst nicht überall – vor allem in den USA – so gesehen. Und was ist eigentlich mit den anderen Technik-Firmen?

Von   Uhr
3 Minuten Lesezeit

Wieder einmal eine Apple-Schlagzeile in allen Medien. Dieses Mal aber eine, die alles und jeden zu einer Kommentierung verleitet – von US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump bis zum im russischen Exil lebenden Whistleblower Edward Snowden. Aber was war geschehen?In den USA wurden Menschen getötet. Die Wikipedia fasst das Attentat so zusammen: „Am 2. Dezember 2015 wurden von den Attentätern Syed Farook und Tashfeen Malik 14 Menschen getötet und 21 weitere verletzt. Der Anschlag ereignete sich im Inland Regional Center, einer gemeinnützigen Einrichtung für Menschen mit Entwicklungsbeeinträchtigung, in der zu dieser Zeit eine Weihnachtsfeier stattfand. Es handelt sich um den schwersten islamistischen Terrorakt in den USA seit dem 11. September 2001.“

Das FBI verlangt nun von Apple, den Ermittlern Zugang zu den Inhalten der von den Attentätern genutzten iPhones zu verschaffen. In einem offenen Brief erklärte Tim Cook, das man bereits alles getan habe, wozu man rechtlich verpflichtet sei. Man habe vollständig kooperiert. Was jetzt aber gefordert würde, käme der Installation einer Hintertür in das iPhone gleich, wogegen man sich aufgrund eigener Grundsätze und der Verpflichtung gegenüber den eigenen Kunden entschieden wehrt.

Zwei Sichtweisen

Vor allem in den USA existieren zwei Sichtweisen auf die ganze Problematik. Die einen sehen Apple als letzte Bastion des Datenschutzes gegenüber den US-Behörden. Die anderen sehen Apple quasi als Komplizen der Attentäter. In sich sind beide Argumentationen sicherlich schlüssig. Muss man denn nicht alles tun, um Terror-Akte lückenlos aufzuklären? Schließlich gibt es eventuell ja noch Hintermänner, die bereits ein weiteres San Bernadino planen.

Ja, da sollte man tun. Man muss aber auch anerkennen, dass alles Grenzen hat. Auch wenn in amerikanischen Strafverfolungskreisen „Grenze“ vor allem im Kontext von „Mexiko“ ein Begriff ist, nicht aber im Sinne von „Limitierung der eigenen Möglichkeiten“.

Von der Redaktion empfohlener Inhalt

An dieser Stelle findest du einen externen Inhalt von Twitter, der den Artikel ergänzt. Du kannst ihn dir mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Ein iPhone = alle iPhones

In dem aktuellen Fall steht nämlich viel mehr auf dem Spiel als nur die Sicherheit der Daten dieses iPhones, beziehungsweise gegebenenfalls der beiden iPhones. Selbst wenn Apple sich an die Arbeit macht und es tatsächlich schafft, die eigenen Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen (was zum aktuellen Zeitpunkt fraglich ist), sieht Tim Cook die Gefahr, dass dieses Wissen nicht in den Reihen des FBI und von Apple verbleibt.

In den falschen Händen – wobei „falsche Hände“ sich hier nicht nur auf Kriminelle, sondern auch die Kollegen von NSA, BND und Co. bezieht – wäre eine solche Technik zur Umgehung der Sicherheitsmechanismen eine starke Waffe.

So lässt sich der technische Sachverhalt auf einen einfachen Satz herunter brechen: Das iPhone (also nicht das spezielle San-Bernadino-iPhone, sondern das iPhone als generelles Gerät) ist entweder komplett sicher oder eben nicht. Einen Mittelweg gibt es nicht.

Es geht um Präzedenz-Fälle

Wenn doch das FBI davon ausgeht, dass Apple in der Lage ist die Sicherheitsvorkehrungen des iPhone zu umgehen, kann das FBI das nicht auch selbst? Im Falle von Terror-Akten stehen schließlich die Tore für eine inter-behördliche Zusammenarbeit sowieso recht weit offen. Man könnte also wahrscheinlich auch auf Unterstützung von CIA, NSA und Homeland Security hoffen.

Vermutlich geht es den US-Behörden aber gar nicht nur um die bloße technische Machbarkeit. Man will einen Präzedenzfall schaffen, der einem in Zukunft ähnliche technische aufwändige Arbeiten erspart.

Als Angriffs-Vektor wählte das FBI dabei nicht etwa den Weg über den US Congress, der ein entsprechendes Gesetz verabschieden könnte. Stattdessen beruft man sich auf den All Writs Act von 1789. Ja, 1789. Ein knapp 230 Jahre altes Gesetz, bei dessen Verfassung die Autoren sicherlich nicht das iPhone im Hinterkopf hatten. Was aus europäischer Sicht leicht irre anmutet ist in den USA jedoch gängige Praxis. Bestehende Gesetze werden häufig nicht erneuert oder ersetzt, sondern neu interpretiert. Gerade in Fällen vor dem höchsten US-Gericht sind die Verhandlungen deshalb häufig tatsächlich spannend, wenn man sich auch nur ein bisschen für Verhandlungstaktiken interessiert oder ein Freund der TV-Serie Matlock ist.

Mehr zu diesen Themen:

Diskutiere mit!

Hier kannst du den Artikel "Apple und das FBI: Es geht um mehr als ein iPhone – ein Kommentar" kommentieren. Melde dich einfach mit deinem maclife.de-Account an oder fülle die unten stehenden Felder aus.

Ich hoffe, dass Apple nicht einknickt. Die Amerikanischen Strafverfolgungsbehörden meinen sich alles herausnehmen zu können. Es wäre ja schon ein Unding wenn sie einen Universal Schlüssel zu iPhones Amerikanischer Nutzer hätten aber das was hier von Apple ermöglicht werden soll, ist der Zugriff auf die Daten JEDES iPhones. Also auch meins. Geht garnicht!!!

Die Kommentare für diesen Artikel sind geschlossen.