Reisen durch Zeit und Raum

Clubreport: Tresor, Berlin

Für einen kurzen Augenblick stecken wir fest. Die grell blendenden Frontleuchten eines Jeeps in den Augen und von vorn und hinten eingekeilt, scheint unsere Reise quer durch Berlin zwangsbeendet. Doch Dimitri Hegemann bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Während er über sein Handy die Release-Party des neuen Albums von Ambient-DJ Matthew Hawtin aushandelt, navigiert er lässig rückwärts durch einen millimeterschmalen Korridor aus zwei Autos und lässt den Gegenverkehr passieren.

Von   Uhr

Vor einer halben Stunde hat mich Hegemann an der Currybude direkt am Tresor aufgesammelt. Allein schon der Einstieg war abenteuerlich: Ohne Rücksicht auf Verluste habe ich mich durch hohe Schneehaufen zu seinem Land Rover durchgekämpft und bin über kleine Seen aus Schmelzwasser gesprungen. Seit Wochen schon wird die Hauptstadt von Schneestürmen und Hagel heimgesucht, ist von einer Kruste aus spiegelglattem Eis überzogen. Auf diesem frostig glänzenden Parkett passiert es schon einmal, dass man zunächst ein paarmal an dem Club vorbeischlittert, ehe man endlich die Hausnummer 70 entdeckt. Außer einem Poster am Zaun deutet nämlich nichts darauf hin, dass sich hier eine der legendärsten Locations der elektronischen Musikgeschichte befindet: Das ehemalige Kraftwerk, unmittelbar neben der Vattenfall-Zentrale gelegen, ist derzeit von riesigen Metallgerüsten verdeckt und sieht von außen eher wie eine Baustelle denn ein Partytempel aus. Als ich endlich ankomme, ist Hegemann spontan abgefahren, um seinen Sohn abzuholen, unser Termin scheinbar geplatzt. Kurz darauf jedoch ist er bereits wieder auf dem Rückweg, und es beginnt ein Trip durch Zeit und vor allem Raum.

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Der Clubreport wurde jetzt um einige Fotos ergänzt.

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