Nichts weniger als ein komplettes kleines Universum haben die Entwickler von Egosoft mit den Spielen der X-Reihe erschaffen. Mit immer neuen Welten, Alienvölkern und Raumschifftypen werden diesem Universum durch jedes neue X-Spiel weitere Facetten hinzugefügt. Mit X3: Terran Conflict erscheint nun der neueste Ableger aus dem X-Universum als eigenständig spielbare Erweiterung.
Verschiedene Handlungsstränge
X3: Terran Conflict spinnt die Geschichte, die in den vorangegangenen Teilen der X-Reihe erzählt wurde, nun weiter und führt den Spieler dorthin zurück, wo alles begonnen hat: Terra, die Wiege der Menschheit. Die bisher vom Rest der Galaxis isolierten Terraner finden endlich wieder Anschluss an die anderen Völker des X-Universums, was viele Chancen, aber auch reichlich Konfliktpotenzial eröffnet. Mit der Anbindung und Eingliederung der Terraner an den Rest der Galaxis endet die Saga, X3: Terran Conflict wird nach Aussage der Entwickler den Abschluss der X-Reihe bilden.
Im Gegensatz zu seinen Vorgängern gibt es diesmal keine durchgehende Hauptgeschichte, sondern eine Vielzahl von Handlungssträngen, die jeweils einen Teilaspekt des X-Universums beleuchten. So finden sich neben dem Besuch von Terra auch ein Handlungsstrang über die gefährlichen Kha’ak oder auch Missionen rund um einige der vorherrschenden Großkonzerne in der Galaxis.
Trotz der Ausdehnung der Handlung auf mehrere unabhängige Erzählfäden wirkt die gesamte Handlung wie schon in den anderen X-Spielen zwar interessant, aber ein bisschen aufgesetzt. Trotz netter Zwischensequenzen bleiben die Geschichten weiterhin recht flach, hier hat sich also nicht viel getan.
Handle – kämpfe – baue – plane
Obwohl nun auch die Terraner wieder in das Schicksal des X-Universums eingreifen, bleibt das eigentliche Spielprinzip unverändert. Wie für die Reihe typisch, schlüpft man wieder in die Rolle eines hoffnungsvollen Raumpiloten und erforscht die Sterne. Dabei gibt es keine Handlungsvorgaben, jeder Spieler kann sich auf seine eigene Art und Weise durch das Spiel bewegen und hat dabei eine Vielzahl von möglichen Alternativen.
Wer es gerne actionreich mag, kann sich etwa den terranischen Verteidigungsverbänden anschließen und das Sonnensystem vor Alien-Invasoren beschützen. Man kann sich aber auch seinen Unterhalt als intergalaktischer Piratenjäger verdienen oder später selbst zur gefürchteten Militärgroßmacht heranwachsen und das Kommando über eine eigene Raumflotte übernehmen.
Wer dagegen lieber einen friedlichen Ansatz vorzieht, kann sich auch als Händler verdingen, um mit Waren quer durch alle Sektoren zu handeln. Anstatt aber beispielsweise immer nur Erz von Asteroiden wegzuschippern, kann der ambitionierte Raumfahrer auch anfangen, selbst auf Asteroiden herumzuschürfen und später eigene Fabriken zu bauen, um so am Ende eine ausgeklügelte Produktionsmaschinerie selbst zu verwalten.
Dabei reagiert das gesamte X-Universum dynamisch auf die Handlungen des Spielers. Sollte in einem Sektor die Weizenproduktion knapp werden, steigen die Preise entsprechend an; wer als Spieler im Auftrag einer Alienregierung auffällig häufig Schiffe anderer Fraktionen angreift, kann es sich schnell mit Angehörigen dieser Rassen verscherzen. Diese Variabilität ist eines der Markenzeichen der X-Reihe.
Alles hört auf meinen Befehl
Bei der Vielzahl an Möglichkeiten, die einem das Spiel bietet, ist die Bedienung all dieser Funktionen naturgemäß eine komplexe Angelegenheit. Wie seine Vorgänger besitzt auch X3: Terran Conflict eine ausufernde Steuerung, bei der beinahe die gesamte Tastatur mit Funktionen belegt wird. Für den neuen Teil wurde aber die Menüführung gründlich überarbeitet, und das mit Erfolg: Die neue Bedienung macht den Umgang mit den eigenen Raumschiffen deutlich angenehmer und ist schlüssig aufgebaut, sodass sich alle Funktionen recht komfortabel auffinden lassen. Zusätzlich erleichtern Hilfen wie etwa ein Leitsystem bei Missionen, das Missionsziele farblich hervorhebt, die Orientierung.
Trotzdem bleibt der Weg für X-Neulinge steinig, unerfahrene Spieler werden immer noch zu sehr alleingelassen. Auch altbekannte Probleme wie die relativ dämliche KI, die schon mal per Autopilot ungebremst in Asteroiden hineindonnert, bleiben weiterhin ungelöst.
Neue Upgrades im Ausrüstungsdock
Als der direkte Vorgänger X3: Reunion seinerzeit erschien, war dessen nagelneue Grafikengine eine wahre Offenbarung, der Weltraum erschien in einer bis dahin nie dagewesenen Pracht. X3: Terran Conflict benutzt immer noch die gleiche Engine und bringt daher keine umwälzenden Veränderungen, verbessert aber die Grafik an vielen Stellen um Details und Nuancen. So wirkt das Gesamtbild noch einen Tick feiner und ist auch heute noch sehr ansehnlich, wenn auch nicht mehr ganz taufrisch. Musik und Soundeffekte sind ordentlich, halten sich aber dezent im Hintergrund.
Sehr nervtötend ist jedoch ein Problem, bei dem es im Spiel sporadisch zu Ruckelanfällen kommt. Dabei kann mitten im Spiel eine vorher flüssig laufende Sitzung plötzlich anfangen, heftig zu ruckeln, und dann für einige Zeit zur Diashow degenerieren. Hier hilft nur das Warten auf ein Update.
Im Gegensatz zum Vorgänger ist X3: Terran Conflict eine native Portierung ohne die Cider-Technologie. An den schon geradezu traditionell brutalen Systemanforderungen hat das nichts geändert, schon die Minimalanforderungen überfordern viele aktuelle Macs, wobei Apples nur eingeschränkt spieletaugliche Modellpalette hier keine Hilfe ist.
Die Windows-Version ist ebenfalls ziemlich hardwarehungrig, die hohen Anforderungen sind also nicht der Portierung geschuldet. Wer das Spiel in hohen Auflösungen und mit allen grafischen Extras genießen will, braucht dementsprechend einen aktuellen High-End-Mac.
Fazit
X3: Terran Conflict bildet den Abschluss der X-Saga und fährt zum Finale noch einmal schwere Geschütze auf. Noch größer, schöner, besser, mit neuen Sternsystemen, Raumschiffen und Ausrüstung und gleich mehreren neuen Erzählsträngen für die Handlung und die dazugehörigen Missionen können Veteranen wieder voll ins X-Universum eintauchen und Freunde, Familie und Schlaf vernachlässigen.
Neben dem erweiterten Umfang kann vor allem die überarbeitete Bedienung überzeugen. Das neue System schafft es tatsächlich, die weiterhin äußerst komplexe Steuerung in eine wesentlich besser zu handhabende, übersichtlichere Form zu bringen. Auch das neue Leitsystem für Missionen erleichtert die Orientierung. Trotzdem bleibt der Einstieg weiterhin mühselig, auch einige andere alte Kritikpunkte, wie etwa die schwache KI, wurden nicht verbessert.
Am Ende zeigt sich also das gewohnte Bild: Alte Fans bekommen mit X3: Terran Conflict einen würdigen Abschluss der Serie mit einem erweiterten Universum zum Erforschen, neuen Verbesserungen und altbekannten Schwächen. Anfänger werden weiterhin Geduld und Frusttoleranz mitbringen müssen, um sich im X-Universum und seiner ganzen Komplexität zurechtfinden zu können, haben es jetzt aber etwas leichter. Beide haben in bester X-Tradition für das Spiel am besten einen aktuellen Mac der Oberklasse parat.
Boman Hwang
Produktname | X3: Terran Conflict |
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Hersteller | Egosoft |
Preis | ca. 50 Euro |
Webseite | www.rune-soft.com |
Pro |
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Contra |
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Systemvoraussetzungen | Mac OS X 10.5.7, Intel Mac mit 2,16 GHz, 1 GB RAM, Geforce 8600 oder Radeon X1600, Grafikkarte 256 MB Video RAM, 7 GB Festplatte, Internetzugang |
1,9gut |
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