Kriegsspiele in Neonfarben

DEFCON

Auf dem neonfarbenen Vektor-Schlachtfeld DEFCONs stürzen sich bis zu sechs Supermächte in einen nuklearen Schlagabtausch. Wer hätte gedacht, das der kalte Krieg doch eines Tages einmal hätte heiß werden können?

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5 Minuten Lesezeit

DEFCON ist ein auf Multiplayerpartien ausgelegtes Echtzeitstrategiespiel. Jeder der bis zu sechs Spieler führt eine fiktive Supermacht in einen unausweichlichen Atomkrieg. Der „Sieger“ dieses globalen thermonuklearen Wahnsinns ist derjenige, der seinen Gegnern am meisten Schaden zufügt, selbst aber möglichst wenig Verluste unter seiner Zivilbevölkerung zu beklagen hat.

Das Spiel

Als Spielfraktionen stehen Afrika, Asien, Europa, Nord- und Südamerika sowie die Sowjetunion zur Auswahl. Dabei ist es nicht egal, für welche der Supermächte Sie sich entscheiden, denn jedes der Gebiete hat aufgrund seiner geographischen Gegebenheiten (Lage, Größe und Küstenlinien) seine ganz eigenen Vor- und Nachteile.

Der Spielablauf orientiert sich an den namensgebenden DEFense CONditions, der in fünf Stufen unterteilten Verteidigungsbereitschaft des US-Militärs. In den Stufen 5 bis 3 bringen Sie Ihre Einheiten in Stellung und Kundschaften den Feind aus, in den Stufen 3 und 2 kann es zu konventionell geführten Kämpfen kommen. Der Einsatz der Nuklearwaffen (die sich in Ihren Raketensilos, U-Booten und Langstrecken-Bombern befinden) ist erst in der letzten Spielstufe, DEFCON 1, möglich.

Die Auswahl an Einheiten umfasst Flughäfen und Raketensilos, Radarstationen und diverse Schiffe. Um die Ressourcen-Gewinnung müssen Sie sich nicht sorgen. Viele der Einheiten haben mehrere Funktionen: So arbeiten die Raketensilos schützend als Luftabwehr, können aber alternativ in DEFCON 1 auch Interkontinentalraketen auf den Weg bringen. Dann aber verlieren Sie temporär einen Teil Ihrer Verteidigung und sind Atomschlägen ihrer Gegner ungeschützter ausgeliefert. Das althergebrachte „Schere-Stein-Papier“-Prinzip kommt auch an anderen Stellen zum Tragen: So sind beispielsweise Schlachtschiffe besonders effektiv gegen Flugzeugträger, U-Boote wiederum versenken Schlachtschiffe im Handumdrehen, die aber selbst sehr schnell einem Flugzeugträger zum Opfer fallen können. Ein wohl überlegtes Vorgehen ist überlebenswichtig, da jede einzelne Einheit wichtig ist.

Schlussendliches Ziel aller Angriffe sind die auf der taktischen Weltkarte als Rauten hervorgehobenen Städte. Ihre eigenen Städte gilt es zu schützen, die Städte der Gegner durch nukleares Höllenfeuer einzuäschern. Wenn gerade keine menschlichen Gegner zur Hand sind (über das heimische Netzwerk oder das Internet), kann der Computer als Gegenspieler herhalten. Echte Singleplayer-Inhalte, etwa eine Kampagne, sucht man aber vergebens. Nur ein englischsprachiges Tutorial führt einen in das Spiel ein, eine deutsche Lokalisierung befindet sich derzeit im Beta-Test.

Neben der Möglichkeit die Zeit beschleunigt ablaufen zu lassen, existieren auch alternative Spielmodi: So kann beispielsweise taktisch anspruchsvoller und zeitaufwendiger auf einer doppelt so großen Weltkarte gekämpft werden („Big World“). Alternativ lässt sich die Welt auch über einen Mittagspausen-kompatiblen 15-Minuten-Modus in aller Schnelle vernichten („Speed Defcon“). Die Spielzeit variiert je nach Spielmodus zwischen mehreren Stunden und 15 Minuten. Der Durchschnitt der im Internet ausgetragenen Partien ist nach rund 45 Echtzeit-Minuten entschieden.

Insbesonders die Möglichkeit Bündnisse zu schmieden und diese wieder zu brechen, ist ein stete Quelle unbändiger Schadenfreude. Und wer sich seine mit Atomraketen bestückten U-Boote bis zum Schluss aufspart, um im Finale das Blatt nochmals zu wenden, wird Spaß daran haben, seinen Erfolg im integrierten Text-Chat kundzutun.

Die Mac-Version

Die Umsetzung des seit September 2006 für Windows erhältlichen Spiels übernahmen, wie schon zuvor bei Darwina und Uplink, die Amerikaner von Ambrosia. Die Limitierungen der Demoversion sind nicht allzu strikt und erlauben es einem, sich ohne weitere Kosten einen eigenen Eindruck zu verschaffen. So kann beispielsweise ein Demo-Spieler größeren Partien beitreten, selbst aber nur 2-Spieler-Matches erstellen. Um die Demo zu einer Vollversion aufzurüsten, benötigen Sie eine Kreditkarte: Für rund 18 Euro erhalten Sie einen entsprechenden Freischaltcode.

DEFCON belegt rund 60 MB auf der Festplatte und hält sich auch sonst mit den an das System gestellten Anforderungen zurück. Selbst ein „alter“ PowerMac G5 der ersten Generation brachte das Spielgeschehen trotz seiner schwachen Grafikkarte ausreichend schnell auf den Bildschirm. Die Mac-Version von DEFCON ist kompatibel zur Windows- (und Linux-) Version des Spiels. So sind Plattformübergreifende Mehrspielerpartien ebenso möglich, wie auch von der Community erstellte Modifikationen des Spiels („Mods“) problemlos zwischen Windows- und Mac-Spielern ausgetauscht werden können.

Fazit

DEFCON ist leicht zu erlernen, aber schwer zu meistern: So soll ein Spiel sein. Die Macintosh-Version ist technisch gelungen, die Ästhetik von Bild und Ton sind stimmig und verbreiten den kantigen Charme der achtziger Jahre – und das ist durchaus positiv gemeint. Nicht so toll: Man muss im Besitz einer Kreditkarte sein, um einen Freischaltcode einzukaufen. Bei der Testversion traten zudem ab und an Lags auf.

Kommentar

Lässt man moralische Fragen außer acht, ist DEFCON eines der Spiele, die das Zeug zum Klassiker haben. Erst auf den zweiten Blick offenbaren sich die taktischen Finessen und der entsprechende Tiefgang dieses Echtzeitstrategiespiels. Neben der guten Spielbarkeit gefällt auch die technische und künstlerische Umsetzung, die sich an der Bildästhetik von Filmklassikern wie etwa Tron und WarGames orientiert. Die beängstigende Sound-Kulisse aus der Feder Alistair Lindsays tut ihr übriges …

Hintergrund

WarGames – Kriegsspiele

Im Film WarGames aus dem Jahre 1983 versucht der junge Hacker David Lightman sich in das Computersystem eines Spieleherstellers zu hacken. Im Glauben in das System des Spieleherstellers eingedrungen zu sein, startet er dort die strategische Simulation „Weltweiter Thermonuklearer Krieg“, nicht wissend das er mit dem NORAD-Rechner WOPR (War Operation Plan Response) verbunden ist. Der steuert das US-amerikanische Nuklearwaffenarsenal und versteht den Aufruf der Simulation dahingehend, Vorbereitungen eines realen Angriffs auf die Sowjetunion zu starten.

Die Kriegsmaschinerie kommt in Gang und nur mit der Unterstützung des WOPR-Entwicklers Steven Falken kann der dritte Weltkrieg aufgehalten werden. Das gelingt, da sie WOPR die Sinnlosigkeit eines nuklearen Kriegs anhand des Spiels Tic Tac Toe erklären. Analog zum Tic Tac Toe probiert WOPR alle in seinem Speicher hinterlegten Atomkriegsstrategien durch und kommt zu der Erkenntnis: „Ein seltsames Spiel, der einzige gewinnbringende Zug ist, es nicht zu spielen“. Der auch heute noch sehenswerte Film wurde im Sommer 2006 auf DVD veröffentlicht.

Testergebnis
ProduktnameDEFCON
HerstellerIntroversion/Ambrosia
Preis25 US-Dollar
Webseitewww.ambrosiasw.com/games/defcon
Pro
  • verschiedene Spielvarianten
Contra
  • keine „echten“ Singleplayer-Inhalte
SystemvoraussetzungenMac OS X ab 10.3, 256MB RAM, 32MB VRAM
Bewertung
1,9gut

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