Wenn Borussia Dortmunds Sturmtank Jan Koller auf die argentinische Zaubermaus Andres d’Alessandro vom VFL Wolfsburg trifft, prallen zwei verschiedene Körperwelten aufeinander. Der Eine, ein Hüne von einem Mann, brannte mit seinen wuchtigen Kopfstößen schon so manches Loch in die Handschuhe der Torhüter; der Andere hingegen ist ein zierlicher Charmeur, der den Ball streichelt und geradezu liebkost, als wäre er aus Porzellan. Bilder wie diese kennt man aus unzähligen TV-Übertragungen.
Mit dem Football Manager 2006 belehren uns die Leute von Sports Interactive jedoch eines Besseren. Hier gleichen sich die beiden Stollenschnürer wie ein Ei dem anderen und sind nichts weiteres als mit einer Nummer versehene Kreise, die einem Pixel-großen Ball hinterher jagen. Das vollführen sie jedoch in so realistischen Spielzügen, dass es trotz des nüchternen Looks eine wahre Freude ist, der Bolzerei zuzusehen.
Trainerschein benötigt
Wie sich die Beiden und deren Teamkameraden letztendlich auf dem Rasen verhalten, bestimmen Sie allein. Denn Sie bekleiden die Position des Trainers und zeigen den Jungs, wohin der Ball muss – nämlich ins Netz! Ihnen obliegt die Verantwortung für die Mannschaftsaufstellung und die richtige Taktik, Sie weisen Spielern Schlüsselpositionen zu, kümmern sich um deren Trainingsplan oder halten auf dem Transfermarkt nach Verstärkungen Ausschau. Das wird, wie aus den Vorgängern bekannt, mithilfe zahlenlastiger und ziemlich verschachtelter Menüs erledigt. Die neu hinzugekommene und jederzeit abrufbare Enzyklopädie erleichtert den Weg durch den Menüdschungel enorm und gibt ausführliche Informationen zu jeder Option – inklusive zahlreicher Querverweise. Trotzdem sollten Sie sich auf eine Einarbeitungszeit von mehreren Stunden einrichten.
Die Qual der Zahl
Wenn Sie sich die Zeit nehmen und sich in das Komplexitätsmonster einarbeiten, werden Ihnen auch die zahlreichen sinnvollen Verbesserungen gegenüber der 2005er-Version auffallen. So können Sie nun endlich auf einem Bildschirm das Live-Spiel verfolgen und nebenbei die Taktik und Spielerpositionen ändern. Auch Größe und Gewicht der Teamkameraden werden nun zum ersten Mal berücksichtigt, und Managerverträge dürfen nun selbst mit dem Präsidium ausgefochten werden.
Wie umfangreich der Football Manager 2006 tatsächlich ist, verdeutlicht vor allen Dingen ein Blick in die enthaltene Spielerdatenbank. Die glänzt mittlerweile mit 215000 Original-Spielern, die noch dazu mit lizenzierten Fotos dargestellt werden und deren Werte allesamt authentisch recherchiert wurden. Jeder Ballartist verfügt über rund 40 verschiedene Attribute, die, genauso wie die eingestellte Taktik, maßgeblich in die Spielberechnung einfließen. Alles in allem ein deutlicher Fortschritt gegenüber dem Vorjahr und zugleich ein Pflichtkauf für alle Nachwuchstrainer auf der Apple-Bank!
Kommentar
Wenn Ihre private Fußballdatenbank mehr Statistiken enthält als die Sonderhefte des Kicker und Sie jeden Samstag die Aufstellung und Taktik Ihres Lieblingsvereins auf der eigenen Kreidetafel bis ins kleinste Detail austüfteln, ist der Football Manager 2006 das Spiel, auf das Sie gewartet haben. Nirgendwo sonst haben Sie so großen Einfluss auf Mannschaftsaufstellung, Training und taktische Aspekte oder dürfen realistischer berechnete Matches betrachten.
Dass dies nach wie vor im unübersichtlichen, grafisch beleidigenden Tabellen-Look geschieht, ist deshalb umso trauriger. Ich bin gespannt, wann Sports Interactive endlich einen talentierten Grafiker engagiert, welcher an der dringend notwendigen visuellen Eleganz und Übersichtlichkeit feilt. Fußball-Legenden wie Fabio Capello oder Frank Rikjaard sitzen schließlich auch nicht in Schmuddelklamotten auf der Trainerbank!
Produktname | Football Manager 2006 |
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Hersteller | Sports Interactive |
Preis | ca. 50 Euro |
Webseite | www.sega.de |
Pro |
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Contra |
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Systemvoraussetzungen | Mac OS 10.2 oder höher, G4 mit 500 MHz, 256 MB RAM, 500 MB auf der Festplatte |
2,3gut |
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