Das Leben des Assil

Ankh

Kann anno 2007 ein Adventure der alten Schule verwöhnte Computerzocker noch begeistern? Es kann! Mit schmucker 3D-Technik, liebenswerten Charakteren und einer dicken Packung Humor in bester Monty-Python-Tradition (Das Leben des Brian).

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Sind Sie bibelfest? Erinnern Sie sich vielleicht an bestimmte Passagen der heiligen Schrift wie etwa dem Auszug der Israeliten aus Ägypten? Egal, ob Sie die Geschichte nun kennen oder nicht, im Adventure Ankh des Frankfurter Entwicklungsstudios Deck13 werden Sie so manch neuartige Erfahrung machen oder Bekanntes auf ganz andere Art und Weise wieder entdecken. Bei besagtem Auszug hat sich nämlich keineswegs ein ganzes Volk auf Reisen begeben, vielmehr sind es nur drei ziemlich schrullige Typen gewesen, die von dannen zogen und nun in einer malerischen Oase festsitzen. Zumindest erleben wir diese Szene, wenn wir den jungen, tollpatschigen Ägypter Assil auf seinem Abenteuer begleiten.

Der Fluch, Osiris und der Pharao

Assil hat nämlich ein ernsthaftes Problem. Die letzte Party in der nahe gelegenen Pyramide entpuppte sich als Desaster. Ein falscher Schritt hat zur Folge, dass wertvolle Gefäße zu Bruch gehen, schon erwacht der mumifizierte Pharao und Eigentümer des gigantischen Grabmals zum Leben. Bis Assil das Schlamassel erkannt hat, ist er auch schon mit einem Todesfluch belegt und bekommt irrtümlicherweise noch das mächtige Ankh von der ollen Mumie vermacht, auf das auch Totengott Osiris scharf ist. Was also tun? Vielleicht weiß der Pharao Rat. Für einen jungen Burschen wie Assil ist es jedoch alles andere als einfach, eine Audienz bei diesem zu ergattern. Immerhin stehen vor dessen Palast ein paar grimmige Wachen, die angeblich vor überhaupt nichts und niemandem Angst haben, außer … Doch das sollten Sie am besten selbst herausfinden!

Professionelle Arbeit

Das ist erst der Auftakt zu einem herrlich skurrilen, megawitzigen Abenteuer wie sie früher vor allem von LucasArts (Monkey Island, Indiana Jones, Maniac Mansion) entwickelt wurden, bevor Action-Adventures im Stile von Tomb Raider dem beliebten Genre den Rang abliefen. Erst in letzter Zeit fasste das klassische Spielprinzip vor allem im PC-Lager wieder Fuß, wodurch mit Ankh der bislang beste Vertreter der jungen Adventure-Generation endlich den Weg auf den Mac gefunden hat.

Bei Spieldesign, Story, Charakteren und Dialogen zeigen die deutschen Entwickler, dass sie sich deutlich von zuvor genannten Klassikern inspirieren ließen. Sogar ehemalige Mitarbeiter von LucasArts standen ihnen beratend zur Seite. All das ist gut so, denn Ankh sprüht vor Charme und Wortwitz, was man von Anfang an merkt. Immer wieder werden bekannte Filme und Spiele gekonnt auf die Schippe genommen. Da trifft unser verwunschener Knabe auf zwei Meuchelmörder und kontert ihre Drohungen ganz frech mit der Aussage, dass der Held in einem Adventure grundsätzlich nicht sterben könne. Später dann wird Leisetreter Sam Fisher aus Splinter Cell parodiert. Oder man ertappt sich dabei, untätig vor dem Bildschirm herumzusitzen, nur um dem Sklavenhändler beim Fußballtratsch mit seinem letzten verbliebenen Sklaven (dem „Ladenhüter“) zuzuhören. Wer möchte, darf sich natürlich ins Gespräch einmischen und, je nach gewählter Antwort, über die Verletzung der Menschenrechte in der Sklaverei philosophieren. Geplappert wird in Ankh per Multiple-Choice-Auswahl und natürlich in bestem Deutsch. Profisprecher bürgen für die Qualität der Sprachausgabe, die mit zum Besten gehört, was man bislang in Mac-Spielen zu hören bekam.

Auch für Anfänger

Bislang konnte Ankh also in allen Punkten Bestnoten abstauben, doch ausgerechnet beim Rätseldesign wird nur Durchschnittliches geboten. Viele Aufgaben sind viel zu offensichtlich und einfach gehalten. Zwar müssen gelegentlich mehrere Gegenstände miteinander kombiniert werden, doch oftmals befinden sich derer nur wenige im Inventar, was die Möglichkeiten einschränkt. Interessant sind jedoch die Aufgaben, bei denen Assil mit der hübschen Tara, die im Laufe des Spiels zu ihm stößt, kooperiert. Richtige Gehirnverzwirbler gibt es jedoch eher selten, weshalb Adventure-Veteranen relativ zügig durchs nicht gerade umfangreiche Spiel gelangen. Langfristige Laufereien entfallen zum Glück, da die Steuerung eine Schnellreisefunktion bietet.

Wunderschöne 3D-Grafik

Ankh ist bunt, farbenfroh und äußerst liebevoll gestaltet. Die dreidimensionale Comicgrafik schafft elegant den Sprung zwischen Walt-Disney-Charme und realistischem Ägypten-Flair, ohne dabei zu kindlich zu wirken. Filmreif ist das Geschehen inszeniert, was man vor allem an den Zwischensequenzen und Gesprächen erkennen kann. Letztere rücken die skurrilen, liebevoll modellierten Charaktere mithilfe wechselnder Nahaufnahmen gekonnt in Szene. Die hübschen Schauplätze strotzen vor kleinen Details und werden von der automatischen Kamera in der Regel gut eingefangen. Gleißende Licht-, sowie Unschärfeeffekte sorgen außerdem für ein virtuell überzeugendes Sonnenbad. Animationstechnisch gibt's an Ankh ebenfalls nichts auszusetzen. Die Figuren bewegen sich flüssig und begeistern in der Introsequenz sogar mit Tanzeinlagen, wo sie zum grandiosen Titelsoundtrack eine flotte Sohle aufs texturierte Parkett legen. Überhaupt fügt sich die gesamte, leicht orientalisch angehauchte Musik perfekt ins Spielvergnügen ein.

Verflucht spaßig

Halleluja, der Messias ist da! Seit Monkey Island 4 habe ich bei einem Spiel nicht mehr so viel gelacht wie bei Ankh, was immerhin auch schon über 5 Jahre her ist! Assils Todesfluch-Abenteuer weist all die Tugenden auf, die Adventure-Spiele seinerzeit zu einem der beliebtesten Genres machten. Die Story ist gut erzählt, die Dialoge megawitzig, immer wieder werden andere Spiele durch den Kakao gezogen und ein augenzwinkernder Blick auf bekannte Bibelpassagen geworfen. Monty Python lässt grüßen! Außerdem sind Kairo und Umgebung filmreif und wunderschön in Szene gesetzt. Selbst bei der professionellen Vertonung gaben sich die Entwickler von Deck13 keine Blöße. Schade nur, dass rätseltechnisch kaum Herausforderungen geboten werden und das letzte Spieldrittel in Sachen Witz und Charme ein wenig abflaut. Einen Guybrush Threepwood kann Assil also noch nicht vom Adventure-Thron stoßen, doch ist er ganz dicht dran!

Entwickler-Info: Deck13

Fälschlicherweise wird Ankh als das Erstlingswerk des Frankfurter Entwicklers Deck13 angesehen, dabei existiert das von Armin Burger, Jan Klose und Florian Stadlbauer gegründete Team seit 1997. Mit dem Strategiespiel Exodus für Risc OS machte man sich schnell einen Namen in der Branche, bevor 2001 das erste Spiel für Windows erschien: Stealth Combat, ein in Deutschland relativ unbekannter Taktik-Shooter. Der große Wurf gelang erst mit dem Adventure Ankh, das 2005 zugleich den Award für das beste deutsche PC-Spiel abstaubte.

Zwischendurch werden immer wieder kleinere Spiele entwickelt, etwa der Ski Resort Tycoon. Gerade erst für Windows erschienen: Ankh – Herz des Osiris, eine Art Ankh 1.5, das die Geschichte des ersten Teils fortsetzt und als Überbrückung bis zum offiziellen Release des zweiten Teils dient. Dieser befindet sich gerade in Entwicklung, genauso wie Jack Keane, das nächste große Projekt von Deck13, ebenfalls ein Adventure. Neben der Spieleentwicklung ist das Unternehmen auch in der IT-Branche tätig. Weitere Informationen finden sich unter www.deck13.de.

Testergebnis
ProduktnameAnkh
HerstellerDeck13
Preis40 €
Webseitewww.rune-soft.com
Pro
  • schöne 3D-Grafik
Contra
  • einfache Rätsel
SystemvoraussetzungenMac OS X 10.3.9, 384 MB RAM, G4/5 @1 GHz, Grafikkarte mit 32 MB Videospeicher
Bewertung
1,9gut

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