Kampf der Komplexität

Tribal Trouble

Verwirrende Menüstruktur, Feature-Overkill, ausufernde Tastaturbelegung ... Moderne Strategicals überfordern Otto Normalspieler oftmals mit vielfältigen Funktionen. Das soll mit Tribal Trouble anders werden. Die Newcomer von Oddlabs gehen zehn Jahre zurück in der Geschichte der Computerspiele und konzentrieren sich auf die Grundprinzipien der Echtzeitstrategie.

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Herr Meier ist seit vielen Jahren begeisterter Computerspieler und fühlt sich in fast allen Genres heimisch. Nur bei der Strategie, da haperte es bislang immer. Egal ob Warcraft 3, ein Age of Empires oder C&C Generäle – Bedienung, Funktionsvielfalt, die zahlreichen zur Verfügung stehenden Einheiten und Gebäude mitsamt verschiedenster Ausbaustufen erzeugten bei ihm Kopfschmerzen. Zu viel für den Mann, der doch ach so gerne sein strategisches Geschick beweisen möchte, um sein Ego zu steigern.

Keine Qual bei der Wahl

Für Leute wie Herrn Meier hat der dänische Entwickler Oddlabs Tribal Trouble entworfen. Das bietet noch weniger Features als seinerzeit der erste Teil von Command & Conquer, ist aber gerade deshalb für unerfahrene Spielertypen bestens geeignet und erlaubt es endlich einmal wieder die früher so beliebte Rush-Taktik zu verwenden – massenhaft Einheiten produzieren und dann das gegnerische Lager überrollen! Um die drei möglichen Gebäude (Hauptquartier, Zeughaus und Wachturm) zu bauen, stehen die Ressourcen Stein, Eisen, Holz und Hühner zur Verfügung. Von letzteren wird jedoch nur der Schnabel benötigt, da dieser eine äußerst stabile und scharfe Speerspitze darstellt, mit der die mächtigen Hühnerkrieger ausgerüstet werden können. Zu diesen gesellen sich noch die etwas weniger schlagkräftigen Stein- und Eisenkrieger hinzu sowie die Möglichkeit, Häuptlinge auszubilden, die mit ihren beiden Spezialangriffen dem Gegner tüchtig einheizen können.

Mausarbeit

Noch schneller hat man die Bedienung verinnerlicht, die mit den zwei Tasten der Maus sowie dem Mausrad zum Kippen und Drehen der 3D-Ansicht, flott von der Hand geht. Tastatur-Shortcuts beschleunigen viele Funktionen, deren Einsatz ist zum erfolgreichen Spielen aber nicht zwingend notwenig. Trotz der leichten Zugänglichkeit hat Publisher Halycon Media der Packung ein 64 Seiten starkes Handbuch beigelegt, das ausführlich über jedes Spieldetail informiert. Daran kann sich so manch großer Hersteller ein Beispiel nehmen.

Genauso simpel wie das gesamte Spiel ist leider auch die Missionsstruktur gehalten. Nicht nur bei den per Schieberegler in Landschaft- und Ressourcendetail frei konfigurierbaren Einzelszenarien, auch im Feldzug unterscheiden sich die Aufträge kaum. Letztendlich läuft es immer auf die Zerstörung des feindlichen Stammes hinaus. Das ist erst in späteren Levels eine Herausforderung, wenn der Feind permanent Angriffswellen schickt und die eigenen Mannen aufgrund ihrer unausgereiften KI lieber unwichtige Ziele angreifen, statt sich zu verteidigen. Auch Online-Matches sind möglich, doch zeigten die Stammeskrieger während der Testphase leider kaum Online-Präsenz.

Eckige Knollennasen

Wenn Häuptling Furzhose mit seinem „Grässlichen Gedudel“ Feinde betäubt, der Anführer der Eingeborenen die „Wummernde Wolke“ beschwört und knollennasigen Wikingerkriegern einen „Ekligen Eintopf“ köchelt, merkt man schon, dass es in Tribal Trouble nicht ganz ernst zugeht. Das spiegelt sich auch am Grafikstil wieder, der einen Comic-haften Charakter aufweist, mit seinem kantigen Charme jedoch in eher prähistorischen Technikdimensionen angesiedelt ist. Das wiederum passt zur Geschichte des Spiels, die von einem Wikingerstamm erzählt, der auszog, um malerische Inseln nach Reichtümern zu durchsuchen. Klar, dass die dort lebenden Eingeborenen etwas gegen diese Schnüffler haben und sie mit gezückten Speeren erwarten.

Im zweiten Teil der Kampagne übernimmt man dann die Ureinwohner und schlägt die wilden Kerle in die Flucht. Wundern Sie sich bitte nicht, wenn Sie beim benachbarten Elektronik-Discounter nur die PC-Version von Tribal Trouble vorfinden. Auf der Packung ist unverständlicherweise kein Hinweis auf die Mac- und Linux-Versionen enthalten, die sich nichtsdestotrotz auf dem Datenträger befinden! Erst nach Kauf des Spiels können Sie das Front-Cover wenden, dessen Rückseite dann das wohl bekannte Mac-Zeichen aufweist.

Testergebnis
ProduktnameTribal Trouble
HerstellerOddlabs
Preisca. 30 Euro
Webseitewww.halycon.de
Pro
  • viele Spielmodi
Contra
  • sich wiederholende ­Missionsziele
SystemvoraussetzungenMac OS 10.2 oder höher, G4 mit 700 MHz, 128 MB RAM, 500 MB freier Festplattenspeicher
Bewertung
3,5ausreichend

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