Hough, der Häuptling hat gesprochen!

Prey

Die Geschichte des langerwarteten Shooters Prey ist fernab des stereotypen Weltkrieg-Szenarios angesiedelt. Auch wenn Ihnen die Verquickung von einem Indianer, seinem Selbstfindungstrip, einer großen Portion böser und hungriger Aliens und allerlei Spirituellem von vornherein abstrus erscheinen mag, sollten Sie weiterlesen.

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Prey ist eines dieser Spiele, deren Veröffentlichung immer wieder verschoben wurde. Erstmals wurde der Titel vor ziemlich genau zehn Jahren gezeigt und erregte bei den Videospielern dieser Welt insbesondere durch die „Portal-Technologie“ und die abgedrehte Story großes Interesse. Die in den Leveln verstreuten Portale ermöglichen einen Blick in andere Spielabschnitte, die man als Spieler durch das Durchschreiten eines dieser Tore auch betreten kann. Umgekehrt gilt das Gleiche aber auch für Gegner. Nicht zuletzt sorgten technische Probleme bei der Umsetzung dieser komplexen Idee für Verzögerungen in der Entwicklung. Im Sommer 2006 erschien Prey schließlich für den Windows-PC und die Xbox 360, die Mac-Version ist seit Anfang Februar im Handel erhältlich.

Einzelspieler-Modus

Oft reduziert sich ein Egoshooter auf das recht stupide Niedermähen von im Spielverlauf immer stärker werdenden Gegnerhorden. Das gängige Motto lautet „Erst schiessen, dann fragen“. In Prey werden Sie weit mehr gefordert. Thommy, ein von Selbstzweifeln geplagter Cherokee und der Held wider Willen der Geschichte, wird bei einem Angriff außerirdischer Invasoren mitsamt seiner Freundin, seinem Großvater und vielen anderen Menschen an Bord des Alien-Mutterschiffs verfrachtet. Dort muss er miterleben, wie die verschleppten Menschen die Kalorienbillanz der Außerirdischen aufwerten – der Mensch wird von den Extraterrestrischen als Schlachtvieh betrachtet.

Getrieben von der Angst um seine Liebsten, macht er sich auf, diese zu suchen und zu retten - und erfährt dabei mehr über sich selbst und seine Bestimmung als einer der letzten Cherokee. Neben dem Einsatz diverser Waffen gegen rund ein Dutzend unterschiedlicher und etwas unterbemittelt agierender Gegner gilt es viele interessante Rätsel zu lösen. Die Besonderheit: Die Rätselkost bezieht die Level-Architektur mit ein. So ist eines der eingangs erwähnten Portale beispielsweise nur dann erreichbar, wenn der gesamte Raum gedreht wird. Der entsprechende Schalter befindet sich aber hinter einem Kraftfeld, das wir in der fleischlichen Gestalt eines Menschen nicht durchschreiten können.

Mit indianischen Geisteskräften können wir unseren Körper dank vorab zu sammelnder spiritueller Energie verlassen und ebensolche Barrieren umgehen, um den entsprechenden Schalter zu drücken. Viele der Rätsel setzen auf einen Wechsel zwischen den Dimensionen und erfordern manchmal eine gehörige Portion Hirnschmalz, in der vor allem der räumliche Orientierungsinn gefordert wird. Unser Führer im spirituellen Raum ist ein Geist-Falke, der uns bei der Suche nach den richtigen Wegen unterstützt.

Der Schwierigkeitsgrad ist recht niedrig angesetzt, denn sterben kann Thommy nicht. Immer dann, wenn der Held zu sterben scheint, wird er in eine andere Dimension versetzt. Dort kann er, mit Pfeil und Bogen bewaffnet, seine Gesundheit und spirituelle Energie wieder auffrischen und hier nach gestärkt in die Ist-Welt zurückkehren. Zudem kann an jeder Stelle im Spiel gespeichert werden. Die wahre Schwierigkeit ergibt sich dann auch eher durch die teils knackig schweren Rätsel. Wer keinen guten Orientierungssinn besitzt, wird an der Lösung manches Gravitationsrätsels länger sitzen, als ihm lieb ist. Und das, obwohl die Wege oftmals durch spezielle, „magnetische“ Pfade vorgegeben sind.

Die Hintergrundgeschichte wird indes durch Ausschnitte von Nachrichtensendungen, die wir an einigen Stellen im Alien-Raumschiff mitverfolgen können sowie unheimlichen uns zuflüsternden Stimmen vorangetrieben. Viele der gestellten Fragen erfahren nach und nach eine Antwort, doch bleiben am Ende trotzdem noch lose Fäden. Wir waren nach dem Spiel etwas verstört, wenn auch im positiven Sinne. Wann macht man sich schonmal Gedanken über die Story eines Computerspiels? Die Hintergrundgeschichte ist so komplex, das ein zweiter Teil ein Muss ist. Und tatsächlich ist Prey 2 bereits in Entwicklung …

Mehrspieler-Modus

Der Multiplayer-Modus ist eine nette Zugabe. Geboten werden ein Deathmatch- und ein Team-Death-Match-Modus. Trotz der tollen Maps, bei denen abermals die Schwerkraft eine entscheidende Rolle spielt, ist das zu wenig, um langfristig zu unterhalten. Einen dicken Pluspunkt gibt es aber für die Kompatibilität zwischen Macs und Windows-PCs im Mehrspieler-Modus über das lokale Netzwerk oder das Internet. Für die Windows-Version wird hierfür der neuste Patch auf Version 1.3 benötigt.

Technik

Die Installation ist ganz im Stile eines Macs: Man zieht den rund 1,6 GB großen Spiele-Ordner auf eine beliebige Festplatte. Die bunt bedruckte Original-DVD muss sich auch nach der Installation im Laufwerk befinden, da sie bei jedem Start des Spiels abgefragt wird. Beim ersten Start des Spiels werden Sie zudem zur Eingabe der Seriennummer aufgefordert. Das beiliegende Handbuch ist deutschsprachig, die Sprachausgabe im Spiel im englischen Originalton mit Untertiteln. Wie auch andere Neuerscheinungen, liegt Prey als Universal Binary vor. Und das nicht ohne Grund, sind es doch gerade die aktuellen Intel-Macs, die sich für technisch anspruchsvolle Spiele am Besten eignen.

Auf unserem betagten Test-G5 (einem PowerMac G5, 1,8 GHz, zwei GB RAM, NVidia FX5200) machte das Spiel nicht zuletzt aufgrund der schwachen Grafikkarte keinen Spass. Ganz anders verhielt sich das Ganze auf einem MacBook Pro der ersten Generation (Core Duo 2,0 GHz, zwei GB RAM, ATI X1600). Hier kommt der Rechner selbst unter nativer Auflösung des Displays und hohen Grafikdetails kaum aus der Puste und sah im direkten Vergleich schöner aus, als das Xbox-360-Gegenstück. Intel-Onboard-Grafikchips, etwa der GMA-950 der MacBook-Serie, werden im Übrigen von Seiten des Herstellers nicht unterstützt.

Kommentar

Prey überzeugt durch seine dichte Atmosphäre und neue Gameplay-Elemente. Auch der opulente Soundtrack und die professionelle englische Sprachausgabe (die deutsch untertiteltet ist) tragen viel zum positiven Gesamteindruck bei. Im Erzählen von Geschichten sind andere Titel vielleicht etwas stärker, die losen Enden machen aber definitiv Lust auf eine Fortsetzung. Wer schon immer wissen wollte, wie ein „richtiges“ Spiel mit der Doom-3-Engine aussieht, findet in Prey ein Paradebeispiel abseits der ausgetretenen Pfade, die von der Doom- und Quake-Standardkost beschritten werden.

Testergebnis
ProduktnamePrey
HerstellerHuman Head Studios
Preis50 €
Webseitewww.prey.com
Pro
  • Atmosphäre
Contra
  • Gegner-Variationen an zwei Händen abzählbar
SystemvoraussetzungenMac OS X 10.3.9, 1,8-GHz-G5 oder Intel-Mac, 512 MB RAM, DVD-Laufwerk, 2,5 GB freier Festplattenspeicher, Grafikkarte mit 64 MB VRAM
Bewertung
1,5sehr gut

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