Auf den Spuren des dunklen Lords

Star Wars – Knights of the Old Republic

Wir stellen die Gretchenfrage: Wären Sie lieber ein gutmütiger Held à la Luke Skywalker oder bevorzugen Sie die bösartige Aura eines Darth Vader? In „Star Wars – Knights of the Old Republic“ (kurz Kotor), dem PC-Spiel des Jahres 2003, stehen Ihnen alle Optionen offen!

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Die Frau vor Fazzas Gilde sieht uns mit flehendem Blick an. Sie kämpft ums Überleben, denn ihr Mann wurde bei der Jagd getötet. Alles was blieb ist ein wertvolles Artefakt des dahingeschiedenen Gatten. Dieses bietet sie unserem Jedi zum Kauf an, um so die Existenz für die nächsten Wochen zu sichern. Anstatt ihr das Geld zu geben, wählen wir eine andere Methode: Durch Androhung von Gewalt nehmen wir ihr das gute Stück kostenlos ab. Damit haben wir zwar wertvolle Credits gespart, aber auch ein Leben zerstört. Das macht nichts, denn für diese Tat erhalten wir dunkle Machtpunkte, durch die wir wieder etwas weiter in Richtung Bösartigkeit abdriften.

Luke oder Anakin

In Kotor steht es Ihnen zu jeder Zeit frei, ob Sie gut oder böse handeln wollen. Helfen Sie den Bewohnern in den zahlreichen Quests auf freundliche Art und Weise, können Sie eventuell der anstehenden Bedrohung durch die Sith und ihrem dunklen Meister Darth Malak Einhalt gebieten. Entfleuchen Ihren Lippen hingegen bösartige Worte, zieht die Macht Sie immer mehr auf ihre dunkle Seite. Anakin Skywalker lässt grüßen.

Dabei ist jetzt genau die richtige Zeit für Helden. Vier Jahrtausende vor den großen Kinofilmen liefern sich Jedi und Sith verlustreiche Kämpfe. Die gute Seite scheint den Kürzeren zu ziehen, da greifen Sie ins Geschehen ein, indem Sie sich an die Rettung einer entführten Jedi-Meisterin machen. Deren Befreiung ist schließlich der Startschuss für ihre Karriere als Lichtgestalt. Die Jedi spürt die Macht in Ihnen, stellt Sie dem Rat vor, der Sie sogleich als letzte Hoffnung im Kampf gegen die Sith sieht.

Simulierte Welt

Kotor liefert waschechte Star-Wars-Atmosphäre. Die meisten Schauplätze sind stilvoll gestaltet. Auf dem Wüstenplaneten Tatooine treffen Sie auf gefährliche Sandleute und putzige Jawas, tummeln sich in zwielichtigen Bars, in denen Sie auf altbekannte Rassen wie Rodianer, Twi'leks oder gar Hutten treffen. Auch sonst pulsiert auf den Straßen das Leben. Immer wieder wollen Personen Ihre Dienste in Anspruch nehmen. Sei es, um bestimmte Objekte zu besorgen, Botendienste zu übernehmen oder unliebsame Widersacher aus dem Weg zu räumen.

Erholung vom Alltagsstress finden Jedis bei drei Minispielchen. In den Swoop-Rennen rasen Sie mit Schwebegleitern um die Bestzeit, beim Kartenspiel Pazaak gilt es Credits zu verdienen und während dem Flug zum nächsten Planeten werden Angreifer mit dem Bordgeschütz weggebrezelt.

Sture Zicke und Grummelgauner

Bis zu neun Gefährten streifen mit Ihnen durch die lebendige Welt, die Sie nach Belieben bereisen dürfen. Jedoch dürfen nur zwei davon Sie auf Ihren Missionen begleiten. Wen Sie davon als Begleiter bestimmen, können Sie frei wählen. Interessant ist, wie überzeugend und vielschichtig die einzelnen Charaktere über ihr bisheriges Leben philosophieren. Da werden Anekdoten aus der Kindheit ausgetauscht, schwerwiegende Bedenken geäußert oder Ihr weiser Rat eingefordert. Je nachdem welcher Machtgesinnung Sie folgen, kann es durchaus zu Konflikten mit den Begleitern kommen.

Neverwinter Wars

Im Prinzip spielt sich auch Kotor wie die anderen Rollenspiele von Bioware. Es gibt den bekannten Ausrüstungsbildschirm, Quest-Übersicht oder Tagebuch. In Echtzeit steuern Sie die Heldentruppe. Bei Feindkontakt schaltet das Spiel sofort in den Pausenmodus, damit Sie sich auf die spektakulär inszenierten und fantastisch animierten Kämpfe vorbereiten können. Nun dürfen Sie Befehle verteilen. Mit welcher Waffe soll angegriffen werden? Darf’s ein Heilzauberspruch sein oder möchten Sie den Angreifer mit Machtsprüchen wie Blitz oder Würgegriff schädigen? Sobald das Scharmützel startet, berechnet das D&D-Regelsystem jede Aktion nach bewährtem Muster. Einziger Unterschied zu den Vorgängern: Die Leiste mit den Befehls- und Angriffsarten ist nicht mehr starr am unteren Bildschirmrand platziert. Stattdessen erscheinen Aktionssymbole über den Köpfen der Widersacher, die sich komfortabel durchschalten lassen.

Aus ungewohnter Sicht

Während in Neverwinter Nights die Kamera frei dreh- und zoombar war, ist diese in Kotor hinter dem ausgewählten Helden platziert. Diese lässt sich zwar um 360° drehen, erlaubt aber keinen Blick nach oben oder unten und kann nicht gezoomt werden. Deshalb fällt die Orientierung oftmals schwer.

Die Jedi-Heimat Dantooine, Manaan oder auch Tatooine erstrahlen in wunderschönem 3D-Glanz. Toll gestaltete Kreaturen stapfen durch die Gegend. Überall sind liebevolle Details zu bewundern. An den eigenen Gefährten lässt sich jede getragene Waffe und jedes Objekt sofort erkennen. Trotzdem kippt beim Besuch vieler Örtlichkeiten nicht jeder Gammoreaner gleich aus den Latschen. Oftmals wirken Texturen viel zu karg und insbesondere in Raumstationen wirkt alles viel zu steril. Auch die Wookie-Heimat Kashyyyk weist einen eher nüchternen Look auf, statt mit einem rauschenden Nadel- und Blätterwald zu überzeugen.

Jürgen Beck

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