Im Grunde ist Peter Molineux's Schöpfung „The Movies“ ein ganz typisches „Tycoon“ Spiel. Ziel ist es, aus dem Nichts ein eigenes Filmstudio aufzubauen, die besten Angestellten anzuheuern und die richtigen Entscheidungen zu treffen, damit der Rubel kräftig in der studioeigenen Kasse klingelt. Bevor sich der angehende Filmmogul aber in die Arbeit stürzt, sollte er sich eingehend mit dem ausführlichen Tutorial beschäftigen. Anschliessend kann „The Movies“ entweder im Sandkastenmodus – ein Endlosmodus bei dem man die Rahmenbedingungen und damit den Schwierigkeitsgrad selber festlegen kann – oder als richtiges Spiel gespielt werden.
Aller Anfang ist leer
Zu Spielbeginn beginnt man mit einem recht umfangreichen aber leerem Studiogelände. Glücklicherweise verfügt man aber über ein mehr oder weniger fettes Bankkonto, so dass gleich von Beginn an gebaut und angeheuert werden kann. Nach dem Bau einer Schauspielschule stehen die angehenden Sternchen vor der Tür Schlange und man kann sich die hübschesten oder talentiertesten als Schauspieler oder Regisseure anheuern. Der Mauszeiger über den Köpfen der Schauspielschüler zeigt nicht nur deren Talente in bestimmten Bereichen an, sondern verrät auch etwas über ihren Charakter. Ist der Typ eher lethargisch und erträgt viel oder neigt er zu Wutanfällen? Trinkt er gerne und viel? Sollte letzteres der Fall sein, sollte man auf dem Studiogelände schonmal einen Platz für die studioeigene Entzugsklinik ausspähen. Die weniger talentierten Anwärter müssen sich als Statisten verdingen und eventuell hocharbeiten. Als nächstes sollten Drehbuchautoren angeheuert werden, die sich Tag und Nacht darum mühen, ein packendes Drehbuch in den Genres Action, Komödie, Science Fiction, Romanze oder Horror zu erstellen. Im Castinggebäude werden dann Drehbuch und Besetzung geprobt und gegebenenfalls angepasst.
Wenn alles stimmig ist, kann es an das entsprechende Set gehen, vorausgesetzt dieses wurde auch schon auf dem Studiogelände errichtet. Und dort heisst es dann "Klappe und Action" bis die letzte Szene im Kasten ist. Vor der Veröffentlichung kann man sich das eigene Werk dann noch ansehen. Wird die Filmrolle im Produktionsbüro auf Release gezogen, fallen die Möchtegernkritiker über unser Kunstwerk her. Gnadenlos werden Leistung von Filmcrew, Schauspielern, Drehbuchautoren und Regisseur auseinander genommen. Je mehr Sterne unser Streifen erringt, desto besser seine Aussichten, die Registrierkassen des Studios zum Klingeln zu bringen.
Spielberg werden leicht gemacht
Das Spiel beginnt im Jahr 1920, als die Bilder gerade erst das Laufen gelernt hatten und der Film stumm und schwarz-weiss war. Mit zunehmender Spieldauer wachsen dann die Ansprüche des Publikums: Tonfilm, Farbfilm und viele weitere Neuerungen machen den Wettbewerb härter und treiben das Budget in immer Schwindel erregendere Höhen. Kommt man zunächst noch mit den Drehbüchern der eigenen Autoren ganz gut über die Runden, werden später der Filmeditor und die Postproduktion zu wichtigen Anlaufstellen im Spielablauf. Im Filmeditor kann man Schauplätze ändern oder Requisiten hinzufügen, um das Setting authentischer zu gestalten. Den fertigen Film kann man in der Postproduktion noch durch das Unterlegen von Samples oder Musikstücken aufwerten. Dankenswerterweise hat man bei Feral auch daran gedacht, Garage Band und iTunes in das Spiel einzubinden, wodurch sich die Anzahl der verwendbaren Hintergrundmusiken und Effekte natürlich ungemein steigert. Das Bearbeiten und Anschauen macht wirklich Spass und soll sich angeblich auch positiv auf die Sternbewertung, die unser Film durch die Kritiker erhält, auswirken. Hier macht Übung wahrscheinlich den Spielberg. Ausserdem erfordert die Nutzung dieser Einrichtungen auch einiges an Zeit, die man zumindest zu Spielbeginn nicht einfach übrig hat, da das Mikromanagement einen anfangs doch arg in Anspruch nimmt.
Vorsicht Zickenterror
Nicht nur das Publikum wird immer anspruchsvoller, auch unsere Stars und Möchtegernsternchen stellen immer höhere Ansprüche. Sind sie am Anfang noch recht genügsam und sind zufrieden, wenn sie stets modisch aktuell eingekleidet werden, ändert sich das mit Spielverlauf teilweise dramatisch. Je wichtiger ein Sternchen für das eigene Studio ist, desto mehr Ansprüche stellt es. Anfangs sind Stars zunächst noch über eine höhere Gage zufrieden zu stellen. Später muss es dann aber ein möglichst teurer Trailer sein, der mit den aktuellsten Spielzeugen und Statussymbolen aufwarten kann. Und wer ganz oben auf der Starleiter steht, braucht natürlich auch seinen persönlichen Assistenten, der dem Star wie ein treuer Hund auf Schritt und Tritt folgt. Für das Studio hat all der Aufwand und die Zuwendung, die man seinen Stars zukommen lässt, auch etwas Gutes: Mit höherer Gage und mehr Statussymbolen wächst auch das Ansehen und die Bewertung des Stars in der gesamten Branche. Die Bewertung des Studiogeländes trägt ausserdem zum Prestige des Filmstudios bei. Also immer schön auf Hege und Pflege von Bäumen und Büschen achten, aktuelle Statussymbole aufstellen und darauf achten, dass der Müll schnell weggeräumt wird, damit das Ansehen des Studios weiter wächst.
Oscarreife Präsentation
Die Präsentation von „The Movies“ hat sich im Bereich Wirtschaftssimulationen und Tycoongames wirklich den Präsentations Oscar verdient. Ganz besonders angetan hat es mir die Sounduntermalung. Die Musik ist zwar genreüblich dudelig und nicht weiter redenswert. Die Soundunterlegung von „The Movies“ haben die Entwickler einer fortlaufenden Radioshow nachempfunden. Es macht wirklich Spass, den satirischen Kommentaren des Moderators zu lauschen, die auch stets auf der Höhe des Zeitgeschehens sind; der Kommentar 1939 zum Ausbruch des Krieges in Europa ist wirklich hörenswert. Auch die 3D Grafik ist oscarreif. Die frei zoombare 3D Spielwelt wurde von den Lionhead Grafikern mit sehr viel Liebe zum Detail in Szene gesetzt.
Nach Lust und Laune kann man seinen Stars und Arbeitern bei ihren Arbeiten oder Freizeitbeschäftigungen auf die Pelle rücken. So ein volltrunkener Schauspieler ist dann wieder ein Film für sich. Auch die atmosphärischen Sets und zahllosen Kostüme der Schauspieler tragen sehr zur gelungenen Präsentation von „The Movies“ bei. Auch die Drag&Drop Steuerung lässt zumeist keinen Grund zur Kritik aufkommen. Einzig, dass einige Funktionen in den stark verästelten Menüs gut versteckt sind, lässt die Jury etwas die Stirn runzeln. Der grösste Kritikpunkt ist die Performance des Spieles. Selbst auf einem Intel iMac läuft das Spiel nicht immer ruckelfrei. Belohnt wird man sicherlich mit der bis dato optisch anspruchsvollsten Wirtschaftssimulation für den Mac.
The Oscar goes to …
Mit wachsender Spieldauer hat mich „The Movies“ wirklich in seinen Bann gezogen. Diese Mischung aus einer Wirtschaftssimulation mit Sims-Optik kann ihren Reiz wirklich erst mit zunehmender Spieldauer entfalten. Erst dann werden die wirklich interessanten Features freigeschaltet und das eigene Studio hat auch Chancen gegen die wachsende Zahl der Mitbewerber. Die Wusel-Optik, in die man beliebig rein und rauszoomen kann, macht leider auch hier nur auf Intel Hardware wirklich Freude. Alles in allem gehört „The Movies“ sicher zu den besten Vertretern im Bereich Simulation und wer gerne Tycoon Spiele wie „Rollercoaster Tycoon“ oder „Airline Tycoon“ gespielt hat, wird mit den Movies keine Fehlinvestition tätigen.
Produktname | The Movies |
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Hersteller | Lionhead |
Preis | ca. 50 Euro |
Webseite | www.application-systems.de/themovies |
Pro |
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Contra |
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Systemvoraussetzungen | Mac OS X 10.4, G4/5 oder Intel-Chipsatz mit mindestens 1,6 GHz, 512 MByte RAM, Radeon 9600/GeForce FX5200 oder besser mit 64 MB VRAM, DVD-Laufwerk |
1,9gut |
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