Peter Molyneux ist einer der wenigen Visionäre in der Spielebranche. So gehen beispielsweise Klassiker wie etwa Populus und Black & White auf sein Konto. Allerdings hat es fast schon Tradition, dass unter seiner Federführung entstandene Titel nicht immer all die propagierten Freiheiten und neuartigen Spielelemente beinhalten, die dem Spieler während der Entwicklung in Aussicht gestellt wurden. Ist das auch beim ambitionierten Action-Rollenspiel Fable der Fall?
Es war einmal ...
Die im alten England angesiedelte Story bietet Helden-Standardkost. Als kleiner Junge muss man mit ansehen, wie das eigene Dorf von düsteren Gestalten niedergebrannt wird, der Vater stirbt und der Rest der Familie entführt wird. Gezeichnet vom Verlust, wächst man in einer Heldengilde auf. Dort erlernt man diverse Kampftechniken und die Anwendung von Magie. Gut ausgebildet obliegt es schließlich dem nun zum jungen Mann herangewachsenen Avatar, den Problemen Albions entgegenzutreten.
Nach den ersten erledigten Quests und Erkundungstouren erfährt man von seiner Schwester, dass die eigene Mutter noch lebt und vom Bösewicht Messer-Jack gefangen gehalten wird. Der hat nicht nur die werte Mutter hinter Gitter gesteckt, sondern will auch ganz Albion unterwerfen und beherrschen. Was nun folgt, ist klar: Die Mutter muss aus der Gefangenschaft befreit und das Land vor einer drohenden Schreckensherrschaft des fiesen Messer-Jack und seiner Schergen gerettet werden. Dabei steht der Held nicht selten vor schwierigen Entscheidungen ...
Gut oder böse?
Fable setzt auf die Third-Person-Perspektive. Die zu erkundenden Gebiete sind abwechslungsreich gestaltet. So stößt man im Spielverlauf nicht nur auf Dörfer in ländlicher Idylle, sondern auch auf einem Helden zur Ehre gebietende finstere Sümpfe, eisig kalte Gebirge und finstere Wälder. Der Einsatz der verschiedenen Fähigkeiten geht leicht und einsteigerfreundlich von der Hand. Ein halb automatisches Zielsystem unterstützt den Spieler in den vielen Kämpfen. Überhaupt steht Fable in der Tradition von leicht zugänglichen Action-Rollenspielen vom Schlage eines Zelda. So muss man sich beispielsweise nicht mit dem Management einer ganzen Heldentruppe („Party“) auseinandersetzen. Auch die Ausformung der Fähigkeiten des eigenen Charakters ist nicht übermäßig komplex.
Die Weiterentwicklung des vom Spieler gesteuerten Charakters ist und bleibt eines der wichtigsten Elemente in einem Rollenspiel – so auch in Fable. Neben dem üblichen Verteilen von Talentpunkten in verschiedene Kampf- und Magiefähigkeiten geht Fable hier aber einen Schritt weiter. Wer bereits Black & White oder Star Wars: Knights of the Old Republic gespielt hat, kennt die interessante Option, sich im Spielverlauf für gute oder böse Taten zu entscheiden. Wer stiehlt und Unschuldige ermordet, sammelt „böse Punkte“. Ist man hingegen hilfsbereit und verhält sich wie ein wahrer Held, wird man mit „guten Punkten“ belohnt.
Zusätzlich wirken sich auch scheinbar belanglose Dinge, etwa die Art der Ernährung, auf den Avatar aus: Wer immer nur Süßes futtert und selten das Schwert schwingt, wird eben schnell dick. Die angebotenen Tätowierungen und Frisuren sind zudem nicht bloß eine Möglichkeit zum Verändern des Aussehens, sondern wirken sich auch auf die Reaktionen der Umgebung auf die Spielfigur aus. Auch die vom Avatar getragene Kleidung spielt eine Rolle. Wer Unschuldige mordet, dunkle Kleidung trägt und tätowiert ist, darf sich also nicht darüber wundern, wenn die Dorfbewohner vor Angst erfüllt vor einem fliehen.
Fable und der Mac
Die Mac-Version des Spiels basiert auf der um zusätzliche Inhalte erweiterten Windows-Umsetzung des im Jahre 2004 erschienenen Konsolenspiels. Die „Lost Chapters“ umfassen rund 20 neue Quests, eine erweiterte Haupthandlung und eine Handvoll neuer Items. Die Steuerung wurde an das Duo aus Maus & Tastatur angepasst. Das Spiel und die Anleitung sind, wie üblich bei Titeln aus dem Hause Feral, deutschsprachig lokalisiert. Besonderes Lob gebührt Feral Interactive für den kurz vor der Veröffentlichung angepassten Preis. Statt 50 Euro verlangt der Verleger nunmehr nur noch 40 Euro für das Spiel – und die ist Fable trotz seines Alters allemal wert.
Die Anpassung des Spiels an den Mac kann überzeugen. Das auf einer DVD ausgelieferte Spiel lässt sich via Ziehen & Ablegen installieren und lief auch in höheren Auflösungen auf einem MacBook Pro der ersten Generation ohne ärgerliche Slowdowns oder sonstige technische Macken. Positiv fällt in Zeiten von „Intel-only“-Software auf, dass Fable als Universal-Binary auch PowerPC-Macs unterstützt. Somit wird Fable aller Voraussicht nach das erste und einzige Action-Rollenspiel bleiben, dass die Fähigkeiten eines Macs mit einem G5-Prozessor auszuschöpfen vermag.
Fazit
Es fällt nicht leicht, Fable fair zu bewerten. Seit der Veröffentlichung der Windows-Version sind fast drei Jahre vergangen, und der sprichwörtliche Zahn der Zeit nagt bekanntlich auch an Computerspielen – vor allem im Hinblick auf die Optik. Betrachtet man rückblickend den Hype um das Spiel, muss man ein wenig schmunzeln. Die versprochenen Handlungsfreiheiten und die sich hieraus für den Avatar resultierenden Konsequenzen halten sich in engen Grenzen. Letztlich ist der Spielablauf doch recht linear und der durch das Gut/Böse-System suggerierte Wiederspielwert eher ein Marketing-Schlagwort anstatt eines echten Kaufarguments.
Trotzdem hatte man bei Feral den richtigen Riecher, denn das Spiel kann trotz aller Kritik auch heute noch überzeugen. Zwar mag die Technik nicht auf der Höhe der Zeit sein, aber Fable bietet fernab technischer Spielerein leicht zugängliches und vor allem über viele Stunden hinweg unterhaltsames Rollenspielfutter. Wer es hingegen komplexer mag, sollte zu Neverwinter Nights 2 greifen.
Produktname | Fable: The Lost Chapters |
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Hersteller | Lionhead Studios |
Preis | 50 € |
Webseite | www.feralinteractive.com |
Pro |
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Contra |
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Systemvoraussetzungen | Mac OS X 10.4.8, Universal Binary, 64MB-Grafikkarte (Intel GMA 950/X3100 nicht offiziell unterstützt), 512MB RAM, 3GB HDD |
2,3gut |
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