Geschäfte in der Unterwelt

Chicago 1930

Die Mafia hat nicht erst seit „Der Pate“ und Al Capone die Phantasie der Menschen beflügelt. Chicago 1930 versetzt einen nun zurück in die Zeit der Prohibition und in den Kampf zwischen Mafia und Polizei.Don Falcone, der berüchtigte Mafiaboss macht bereits New York unsicher. Jetzt streckt er seine Fühler nach Chicago aus, um auch dort die Macht zu übernehmen. Doch die ansässigen irischen Gangster wehren sich erbittert, und mitten im Kreuzfeuer steht die Polizei von Chicago, die verzweifelt versucht, Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten …

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5 Minuten Lesezeit

Chicago 1930 ist ein Echtzeit-Taktikspiel im Stile von Commandos oder Robin Hood, diesmal vor dem Hintergrund der legendären Chicagoer Mafiakämpfe der dreißiger Jahre. Das Spielprinzip ist dabei aus anderen Genrevertretern bekannt, man gibt seiner Truppe aus Mafiosi beziehungsweise Polizisten aus der Vogelperspektive Befehle und muss mit seinen Männern in verschiedenen Teilen der Stadt diverse Aufträge erledigen, um Chicago unter seine Kontrolle zu bekommen. Dabei ist bei Chicago 1930 der Actionanteil im Vergleich recht hoch, es wird viel geballert und um sich geschlagen. Sollte dabei das Geschehen zu hektisch werden, hilft eine Zeitlupenfunktion.

Für oder gegen das Gesetz?

Herzstück ist natürlich der Storymodus, dieser teilt sich in zwei miteinander verbundene Kampagnen auf. Dabei kann man entweder in die Haut der Mafia schlüpfen oder auf Seiten der Polizei Don Falcone dingfest machen. In der Mafia-Kampagne übernimmt der Spieler die Rolle von Jack Beretto, Don Falcones rechter Hand und erobert nach und nach die Macht in Chicagos Unterwelt. Ob Einschüchterung, Erpressung, illegale Geschäfte oder gar Mord, jedes Mittel ist recht, um den bisherigen Unterweltboss Hank O´Neil auszuschalten und sich zum heimlichen Herrscher Chicagos aufzuschwingen.

Das Vorgehen als Mafia-Spieler ist meistens wenig subtil, häufig reicht brutale Gewalt aus, nur vor unerwünschter Aufmerksamkeit etwa durch Zeugen oder Polizei sollte man gewappnet sein. Dabei ist Vorsicht geboten: Die eigenen Männer können während der Missionen verwundet oder sogar ausgeschaltet werden, außerdem gibt es ein Strafsystem mit FBI-Warnungen (etwa für das Töten Unschuldiger), so dass man es mit Verstößen gegen das Gesetz nicht übertreiben sollte. Die Polizei-Kampagne spielt zwei Jahre nach der Mafia-Kampagne, inzwischen ist die gesamte Stadt fest in der Hand von Don Falcone und seinen Schergen. Als Edward Nash, Anführer der Sonderabteilung Prohibition der Chicagoer Polizei versucht man nun, das Mafia-Problem in den Griff zu bekommen und die Stadt wieder sicher zu machen.

Die Spielweise der Polizei ist im Gegensatz zur Mafia deutlich rätsellastiger ausgefallen. Hier gilt es, Beweise zu finden, Leute zu befragen und die Verbrechen der Mafia aufzuklären. Waffen werden nur im Notfall eingesetzt, und es ist noch wichtiger, Unschuldige nicht in die Schusslinie zu zerren, um keine negativen Schlagzeilen zu erzeugen. Später steigt auch hier der Actionanteil an, insgesamt muss hier aber mehr der Grips angestrengt werden.

Die Waffe im Geigenkoffer …

Zur Erfüllung der Missionen kann man auf unterschiedliche Gegenstände zurückgreifen, vor allem das Waffenarsenal ist sehr umfangreich. Darin finden sich neben Nahkampfwaffen wie Schlagringen und Messern auch Pistolen, Schrotflinten oder sogar Maschinengewehre. Aber auch andere Ausrüstung ist wichtig für den Erfolg, neben so essentiellen Dingen wie Erste-Hilfe-Kits oder Ersatzmunition finden sich darunter auch Handschellen zum Festsetzen von Gegnern oder auch Bestechungsgelder, um Zeugen mundtot zu machen. Etwas nervtötend ist das sehr kleine Inventar der Charaktere, welches ständiges Jonglieren der knappen Plätze nötig macht. Auch das Aufsammeln und Benutzen von Gegenständen ist umständlich und kann gelegentlich zu wahren Klickorgien ausarten.

Leider ist ein wichtiges Feature wohl dem Rotstift zum Opfer gefallen, nämlich die gegnerischen Sichtkegel, sonst ein absolutes Muss im Genre. Freund und Feind scheinen jetzt einen recht weiten, aber nur ziemlich kurzen Sichtbereich zu haben, richtig eindeutig ist das aber nicht. Somit kann man nur noch erahnen, was die Gegner gerade wahrnehmen können, was gerade beim Nutzen von Deckung ein echtes Problem ist. Zwar sind die Aufträge nicht ganz so schleichlastig wie in anderen Genrevertretern, trotzdem schmerzt der unschöne Wegfall der Sichtkegel sehr.

Die richtigen Männer für den Job

Bei den Aufträgen ist man nicht nur auf seine eigenen Fähigkeiten angewiesen. Stattdessen wird man von bis zu vier Handlangern begleitet, jeder mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen, was durch fünf verschiedene Attribute repräsentiert wird. So ist etwa einer der Männer besonders gut mit dem Maschinengewehr, ein anderer dagegen ist ein wahrer Schrank und kann so sehr überzeugende Argumente mit seinem Baseballschläger austeilen. So muss man je nach Auftrag sein Team mit einem guten Mix aus Fähigkeiten ausstatten, um erfolgreich zu sein. Im Verlauf des Spiels gibt es außerdem die Möglichkeit, Attribute zu steigern und so seine Männer noch besser zu machen, ähnlich wie in einem Rollenspiel.

Einen schönen Laden haben sie hier …

Chicago 1930 ist technisch nicht sonderlich beeindruckend, aber hübsch anzusehen. Die Grafik wird aus einer festen, isometrischen 2D-Perspektive gezeigt, die aber leider nicht zoombar ist, was gelegentlich die Übersicht erschwert. Dafür kann die Grafik mit vielen liebevoll gestalteten Details glänzen, vor allem die Umgebungen sind hervorragend gelungen. Etwas ärgerlich sind die niedrigen Auflösungen, außer 800x600 und 1024x768 bietet das Spiel keine weiteren Optionen an.

Die Musik fügt sich gut in das Chicago der Prohibition ein und passt sich dynamisch dem Spielgeschehen an, so dass eine stimmungsvolle Atmosphäre erzeugt wird. Nur etwas mehr Abwechslung bei den Stücken wäre sinnvoll gewesen, so wiederholt sich die Musik schnell.

Chicago 1930 liegt als Universal Binary vor, auf der DVD finden sich ausserdem neben Deutsch auch noch andere Sprachversionen des Spiels. Die Systemanforderungen sind aufgrund der unspektakulären Technik erfreulich niedrig, selbst ältere Macs werden keine Probleme haben.

Kommentar

Erpressung, Alkoholschmuggel, Schießereien: Das Leben als Mafioso ist vielfältig, nervenaufreibend und verbrecherisch. Wer sich schon immer als Mafia-Don berufen fühlte oder einen jagen und hinter Gittern bringen wollte, hat jetzt mit Chicago 1930 die Gelegenheit dazu. Der Hintergrund ist wunderbar gelungen, die Mafiageschichte ist überzeugend umgesetzt und trotzt natürlich vor typischen Gangster-Klischees.

Spielerisch bietet Entwickler Spellbound im Prinzip gewohnte Taktik-Kost, aber mit deutlich größerem Action-Anteil, gerade in der Mafia-Kampagne, das Schleichelement ist insgesamt eher dünn gesät. Einige Probleme wie die fehlende Sichtkegel oder die fummelige Handhabung von Gegenständen trüben ebenfalls etwas das Bild. Wer umfangreiche Taktik und Heimlichkeit erwartet, wird wohl enttäuscht, Mafia-Freunde bekommen aber einen soliden Action-Titel geboten.

Testergebnis
ProduktnameChicago 1930
HerstellerSpellbound
Preis30 €
Webseitewww.rune-soft.com
Pro
  • gut gestaltete Kampagne
Contra
  • geringer Taktikanteil
SystemvoraussetzungenG3/G4/G5 mit 800 MHz, MacOS X 10.3.9, 32 MB Grafikkarte, 256 MB RAM, ein GB Festplattenspeicher, DVD-Laufwerk
Bewertung
2,7befriedigend

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