Toon Boom Studio 3.0

Zeichentrick ist schon lange keine Domäne der großen Studios mehr: Leistungsfähige Programme minimieren den Arbeitsaufwand und erlauben auch kleinen Teams die Erstellung netter Animationsfilme.

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Studio ist das Herzstück der Animationsprogramme aus dem Hause Toon Boom. Es baut auf der bewährten Oberfläche von Toon Boom Express auf und ist für semiprofessionelle Anwendungen gedacht – in der Videoschnittwelt etwa vergleichbar mit Final Cut Express. Als komplettes Animationsprogramm ist es auf andere Anwendungen nicht angewiesen, importiert aber beispielsweise Flash- und Illustrator-Dateien, sowie diverse Rastergrafikformate.

Arbeitsweise

Die Aufteilung der Funktionen nach dem Start ist durchaus logisch: Neben einem großen Zeichenbereich gibt es eine Timeline, auf der die einzelnen Elemente angeordnet sind, die Eigenschaftenpalette und das Exposure Sheet. Letzteres bildet so etwas wie das Storyboard für die einzelnen Figuren, denn eine komplette Animation setzt sich aus vielen einzelnen Elementen zusammen. Gearbeitet wird mit Vektorgrafiken, der Stil von Toon-Boom-Animationen ähnelt daher Flash-Animationen – und Flash ist auch eines der unterstützten Exportformate.

Das Zeichnen erfolgt per Maus oder durcksensitivem Grafiktablett, der Stiftdicke kann Grenzen gesetzt werden. An Zeichenwerkzeugen stehen Pinsel, Stift, Rechteck, Ellipse, Polyline und einfache Linie zur Verfügung. Bei der Animation sind unverzichtbare Funktionen wie Onion Skinning und ein Lichttisch vorhanden. Der Lichttisch zeigt alle Elemente einer Szene auf einmal – normalerweise wird an einzelnen Elementen getrennt gearbeitet. Onion Skinning zeigt hingegen bis zu drei vorherige und folgende Animationsphasen an.

Tweening

Was anderen Programmen die Schlüsselbilder, sind Toon Boom Studio die Pegs: Gesetzte Punkte, mit denen diverse Parameter im Verlauf der Zeit modifiziert werden. Sind die Pegs erstmal gesetzt, führt die Software viele Animationsschritte automatisch aus. Auch Beziehungen zwischen Objekten sind möglich, um beispielsweise einen Vogel um den Kopf eines Menschen kreisen zu lassen. Die Pegs sind auch für den Zusammenhalt von Körpern wichtig: Körperteile werden gruppiert, Einzelanimationen definiert und die ganze Komposition auf die Reise geschickt. Die Szenarios sind in 2D, allerdings sind virtuelle Kamerafahrten möglich, die, geschickt genug animiert, einen Tiefeneindruck vermitteln.

Kontrolle über die Kamera verleihen die Camera-Pegs, ein eigenes Fenster dient zur Bearbeitung der Flugbahn.

Wenn die Charaktere sich bewegen und die Kamera fliegt, fehlt eigentlich nur eines: Sound. Der Import von Soundeffekten und deren Platzierung ist kein Problem, knifflig wird es beim lippensynchronen Sprechen. Um diese Arbeit etwas zu erleichtern, gibt es die Lip-Sync-Funktion, welche einen Soundclip analysiert und acht Phoneme (A bis G) zuweist, mit dazu passenden Cartoon-Gesichtern. Das nimmt zwar noch immer nicht die Arbeit ab, die Lippen zu bewegen, hilft aber beim Platzieren an den richtigen Stellen.

Produktion

Wohl kein Kandidat für den Spezialeffekte-Preis bei den nächsten Oscar-Verleihungen, sind doch die Effekte eine willkommene Ergänzung. Mit mehreren zeitabhängigen Farbveränderungen geht beispielsweise die digitale Sonne unter. Noch mehr Möglichkeiten bieten Masken, welche nur bestimmte Bereiche der Grafik zeigen.

Die fertige Produktion kann schließlich mit einer schnellen Vorschau betrachtet oder gleich in ein anderes Format exportiert werden. Neben Flash unterstützt Toon Boom Studio den Export als QuickTime-, AVI- oder DV-Film sowie als Bildsequenz.

Fazit

Toon Boom Studio 3 ist ein komfortables und leistungsfähiges Animationsprogramm. Durch die Beschränkung auf 2D ist die Gestaltungsfreiheit zwar etwas eingeschränkt, aber die Möglichkeiten sind auch so vielfältig und im Handbuch zum Programm auf 450 Seiten gut dokumentiert.

Testergebnis
ProduktnameStudio 3.0.2
HerstellerToon Boom Animation
Preis400 US-Dollar
Webseitewww.toonboom.com
Pro
  • flexibles Animationskonzept
Contra
  • keine echten 3D-Objekte möglich
SystemvoraussetzungenMac OS X, Universal Binary
Bewertung
2,3gut

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