Das komplette Studio für zuhaus?

Mackie Spike

Der Markt der USB-Audio-Geräte wird größer und größer. Nun hat sich ein weiterer Hai in den Karpfenteich gewagt: Das „Spike“ von Mackie hat auch gleich das Design einer entsprechenden Flosse erhalten.

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5 Minuten Lesezeit

Understatement war in der Werbeindustrie noch nie gefragt, weshalb auch Mackie gern auf die Tonne haut: Das Mackie Spike Powered Recording System wird bescheiden als „Komplettlösung für das 24-Bit-/96-kHz-Audio- und MIDI-Recording“ bezeichnet. Tatsächlich wird viel Leistung auf wenig Raum vereint: Das Spike kombiniert eine USB-Audio- und MIDI-Interface und liefert ein komplettes Software-Bundle rund um den MIDI- und Audio-Sequenzer Tracktion (siehe auch Test ab Seite 30 in dieser Ausgabe) gleich mit.

Variantenreich

Spike legt sich dabei nicht gern fest. Die Audioqualität ist keineswegs auf 24 Bit bei 96 kHz festgelegt, auch Auflösungen von 16 Bit bei 44.1, 48 and 88.2 kHz werden unterstützt. Zum Zeitpunkt des Tests wurden Frequenzen von 88.2 kHz übrigens noch nicht unterstützt, Mackie wird entsprechende Treiber-Updates auf der Webseite nachliefern. Haben Sie noch ein Modell mit älteren Treibern erwischt, sollten Sie diese schnellstens aktualisieren, da erst die Versionen 1.0.0 (Public-Alpha) Auflösungen von 96 kHz unterstützen – und dies für Mac OS X und Windows XP.

Herzstück des Spike ist der integrierte DSP-Chip des Herstellers SHARC (daher also die Flossenform), der für Effekte und Echtzeit-Processing zuständig ist. Diese entlasten dann wiederum die Computerhardware, mit der Spike zusammenarbeitet, weshalb hier ein echter Mehrwert, wenn nicht gar ein Glanzstück entstanden ist. Dies spiegelt sich auch in den Erfordernissen für Spike wider: Ein Pentium mit nur 750 MHz oder alternativ jeder G3- oder G4-Mac sollten ausreichen, um mit dem USB-Gerät Aufnahmen und Bearbeitungen durchzuführen.

Die internen Effekte werden via eines Kontrollfeldes per Software auf dem Hostrechner eingestellt. Anschluss an diesen findet Spike wie erwähnt per USB-Port, wobei für so viel Leistung die Stromversorgung über die Schnittstelle nicht ausreicht. Das Interface wird also über ein externes 9-Volt-Netzteil mit Strom versorgt. Es wäre interessant, ob eine FireWire-Variante des Spike vielleicht ohne externe Versorgung auskäme.

Schick im Studio

Wenn Computer und Monitore immer schicker werden, darf die Audio-Peripherie nicht hinterher hinken. Mackie hat seinem Spike ein wirklich schickes Design mit auf den Weg gegeben, das nicht nur schick, sondern auch funktionell ist: Alle gebotenen Schnittstellen sind leicht zugänglich, durch den leichten Bogen auf der Rückseite des Geräts blockieren sie sich nicht. Außerdem erhält das Spike durch sein robustes Aluminium-Gehäuse ein angenehmes Gewicht,

Auf der Frontseite findet sich ein Kopfhörerausgang im 6.3-Millimeter-Klinkenformat plus dem dazu gehörigen Volume-Regler. Ein weiterer Regler justiert das analoge Ausgangssignal, hinzu kommt ein „Mix“-Knopf. Dieser ermöglicht die Einstellung des Verhältnisses zwischen dem direkten Hardware-Output des Mackie, der das Eingangssignal durch den DSP schleift und dem USB-Ports, der das Signal der Recording-Software transportiert. Streng genommen wird hier also eingestellt, wie stark die interenen Effekte des Spike genutzt werden sollen.

Die Input-Channel des Spike finden ihre Einstellungsmöglichkeit ebenfalls auf dessen Vorderseite. Jeder bekam einen eigenen Gain-Button, eine LED-Eingangsanzeige sowie eine Umschaltung zwischen Line- und Instrumenteneingang (Erhöhung des Signals für Gitarren und Bässe). Das Eingangsignal wird mittels einer grünen (-30), einer gelben (0) und einer roten (Übersteuerung) Leuchte dargestellt. Dies ist zwar nicht unbedingt allzu genau, für eine simple Übersicht zum Beispiel auf der Bühne reicht es jedoch.

Spike bietet außerdem eine 48-Volt-Phantomspeisung für jedes Mikrofon, das diese benötigt.

Die Qualität aller Drehpotis ist sehr gut, die Knöpfe sitzen sicher in ihrer Justierung und sind weder zu leicht- noch zu schwergängig.

Ein breiter Rücken

Die Rückseite des Spike verbindet das Gerät mit der Außenwelt. Hier finden sich je ein digitaler Ein- und Ausgang (nicht-optisch), ein MIDI-Interface (In/Out) sowie ein analoger Stereoausgang (L/R in 6.3 Millimeter Klinke). Last but not least werden (wie oben erwähnt) zwei analoge Eingänge geboten. Diese sind als Combo-Stecker realisiert, nutzbar sind also sowohl 6.3-Millimeter-Klinken- als auch XLR-Stecker. Außerdem wird hier natürlich auch der Rechner per USB sowie das Netzteil angeschlossen.

Installation

Weiß die Hardware rundherum zu überzeugen, muss an der Treiberinstallation unter Windows etwas Kritik angemeldet werden. Diese durchläuft mit einem Online-Besuch (neuer Treiber?), dem „New Hardware Wizard“, der Installation der ASIO- und WDM-Treiber, einem Neustart und dem noch nötigen Update der Spike-Firmware schlicht und einfach zu viele Stationen – Plug & Play ist etwas anderes.

Die Recording-Software Tracktion startet im Demo-Modus und nutzt das Spike-Interface selbst quasi als Autorisierungs-Dongle. Wenn die Freischaltung allerdings einmal stattgefunden hat, läuft Tracktion auch ohne Spike problemlos.

Software & Effekte

Nachdem Spike korrekt installiert ist, wird es Zeit, die dazugehörige Software auszuprobieren, die in erster Linie die Einstellung der internen DSP-Effekte zulässt. Geboten wird ein wirklich umfangreiches Kontrollfeld mit den verschiedensten Kontrollmöglichkeiten, die die Leistung des SHARC-DSP ausreizen möchten. Der Neueinsteiger in die Welt der Audiobearbeitung mag von den gebotenen Möglichkeiten sogar etwas überfordert sein. Um einen ersten Überblick zu gewinnen, sind jedoch einige „Snapshots“ mitgeliefert, eigene Szenen können selbstverständlich auch festgehalten werden.

Die DSP-Module enthalten einen Low-Pass-Filter, einen parametrischen 4-Band-Equalizer, einen Kompressor und ein Gate beziehungsweise Expander. Beide Eingangskanäle können miteinander verbunden werden, sodass jede Einstellung von einem Kanal auf den anderen gespiegelt oder separat vorgenommen wird, sodass verschiedene Mono-Quellen unabhängig voneinander behandelt werden können.

Von der Qualität der internen DSP-Effekte war ich sehr positiv überrascht. Die zusammengestellten Snapshots erweisen sich als äußerst hilfreich. So finden sich zum Beispiel sehr gute Kompressor­einstellungen für Gesangsaufnahmen. Auch die Rauschunterdrückung gelang mit dem Spice gut.

Viele der mitgelieferten Szenen wurden scheinbar in Hinblick auf die Arbeit mit Mastering-Applikationen zusammengestellt und erledigen ihre Aufgabe hervorragend. In diesen Einstellungen wird ausschließlich mit dem USB-Input des Spike gearbeitet, womit der Master-Output des Sequenzers durch die DSP-Effekte des Spike bearbeitet werden kann, um das Ergebnis zwecks Stereo-Mixdowns zurückzusenden. Das Signal liegt dabei außerdem am analogen und am digitalen Ausgang an, sodass gleich mitgeschnitten werden kann – sehr praktisch! Spike erzeugt keinerlei hörbares Rauschen, sodass das Ausgangssignal erfreulich klar und „unverdorben“ ist.

Fazit

Es ist Mackie gelungen, eine Menge Leistung in ein schickes und kleines Gerät zu packen. Glanzstück sind ohne Frage die internen DSP-Effekte, die die CPU des Hostsystems spürbar entlasten und eine gute Qualität bieten. In Kombination mit der mitgelieferten Software und den hervorragenden Einstellungsmöglichkeiten bekommt nicht zuletzt der Einsteiger in die Recording-Welt hier eine Menge geboten. Auch Besitzer von Rechnern, die nicht durch eine interne Audiokarte erweiterbar sind (Laptops, iMac, eMac), sollten Spike in die engere Auswahl ziehen.

Kein Zweifel: Hier ist ein hervorragendes Produkt erschaffen worden. Ich wünsche mir für die Zukunft eine FireWire-Version für noch besseres Latenz-Verhalten.

Testergebnis
ProduktnameMackie Spike
HerstellerPowered Recording System
Preis 288 Euro
Webseitewww.mackie.de
Pro
  • interne DSP-Effekte
Contra
  • eigene Stromversorgung notwendig
Systemvoraussetzungenkeine
Bewertung
1,5sehr gut

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