Das Highlight des Upgrades ist der Web Viewer. Mit dessen Hilfe kann der Anwender, einen Internetanschluss vorausgesetzt, einen halben Internetbrowser in seine Datenbank integrieren und somit permanent auf aktuelle Webinhalte zugreifen. Die Einschränkung halber Internetbrowser ist wichtig, denn einmal auf den Geschmack gekommen, hätte man sich vielleicht die eine oder andere Möglichkeit eines ganzen Browsers dazu gewünscht. Dennoch: Innerhalb der gesetzten Grenzen handelt es sich um ein Tool, an das man sich sehr schnell gewöhnen dürfte – und sich fragen wird, wie man jemals ohne leben konnte.
Auf den ersten Blick sieht der Web Viewer aus wie ein Feld, etwa ein Medienfeld. Tatsächlich handelt es sich bei diesem jedoch um ein Layout-Objekt. Damit gehört es zur gleichen Gruppe wie etwa Tasten, die Skripte auslösen. Die Verwendung dieses Layout-Objekts ist fast noch einfacher: Man geht in den Layout-Modus und klickt im Menü Einsetzen auf Web Viewer. FileMaker legt daraufhin ein Rechteck irgendwo auf das gerade geöffnete Layout und öffnet ein Dialogfenster (Abb.1), in das man Angaben zu gewünschten Webseiten eintragen kann. Im aufgezogenen Rechteck erscheint dann online die aufgerufene Webseite.
Aber wozu soll das eigentlich gut sein? Schließlich kann man Webseiten ja bequem in Safari oder Firefox ansehen. Mal angenommen, wir wollten mit Hilfe von FileMaker unsere umfangreichen Aktienpakete verwalten. Von Interesse wäre also, ständig die aktuellen Kurse aus dem Internet zu erhalten und gleichzeitig in der eigenen Datenbank Besonderheiten zu den Aktien notieren zu können. In diesem Falle könnten wir unser Lieblings-Aktienportal fest als Adresse eingeben, d. h. wir gehen wieder in den Layout-Modus und doppelklicken unser Web-Viewer-Objekt. Daraufhin erscheint das Dialogfenster und wir geben im Feld Web Address die gewünschte Adresse ein, so dass diese nunmehr in der Normalansicht in unserem Web Viewer erscheint (Abb.2).
Die Web-Adresse ist dabei immer vollständig, also mit der Angabe „http://“ einzugeben! Bei einer Eingabe nur mit „www“ versucht FileMaker stundenlang erfolglos eine Verbindung herzustellen.
Am augenfälligsten an einer festen Adresse in der gewählten Art ist natürlich, dass in allen Datensätzen der gleiche Web-Viewer-Inhalt zu bestaunen ist. Dies ist allerdings kein Konstruktionsfehler, sondern liegt in der Natur einer festen Webadresse. Wollen wir dagegen unsere selbst erstellte Adressdatenbank mit Stadtplänen versehen, kommen die in FileMaker voreingestellten Seiten ins Spiel. Wir wählen eine Stadtplan-Site aus, verknüpfen die notwendigen Felder mit unserer Adressdatei (Abb.3) – das Feld Web Address füllt FileMaker nun selbstständig aus, so dass man sich keine Gedanken über die korrekte Syntax machen muss – und erhalten nun in jedem Datensatz den Stadtplan zur angegebenen Adresse (Abb.4).
Allerdings befinden wir uns hiermit immer noch auf der gleichen Website, es wechselt nur der Kartenausschnitt.
Es ist aber noch mehr Flexibilität möglich. Nehmen wir an, wir sammeln Erstausgaben und möchten daher immer schnell die Seiten der wichtigsten Internet-Antiquariate zur Hand haben und uns beispielsweise Notizen dazu in der Datenbank machen. Man kann sich hierfür eine schlichte Datenbank für Antiquariate bauen und darin ein Textfeld namens „URL“ oder „Homepage“ zum Eintrag der Internetadresse für jedes Antiquariat anlegen. Im Web Viewer Setup muss man nun die Option Specify anklicken, die zum altbekannten Formeleditor führt. Dort braucht man nur den Feldnamen anzugeben, etwa „URL“ und auf OK zu klicken. Fertig. Online ruft FileMaker 8.5 nun für jedes Antiquariat die individuelle Webseite auf.
Wir könnten auch zusätzlich mehrere Registerkarten einrichten und auf jede einen Web-Viewer für eine Seite einrichten. Abbildung 5 zeigt eine Kombination beider Vorgehensweisen. Das Textfeld URL befindet sich auf dem rechten Reiter und ist mit einer editierbaren Werteliste ausgestattet. Wer übrigens aus dem Web Viewer heraus bei seinem bevorzugten Internet-Antiquariat bestellen will, kann dies auch tun wie mit einem normalen Browser.
Einige weitere Neuerungen verbessern die Nutzungsmöglichkeiten. Da der Web Viewer meist recht groß ausgelegt werden muss, um lästiges Scrollen zu minimieren, kann dies dazu führen, dass nicht alle gewünschten Felder plus Web Viewer gleichzeitig auf dem Bildschirm zu sehen sind. Hier hilft die – auch sonst nützliche – neue Möglichkeit, Objekten im Layout einen Namen zu geben und sie dann per Skript anzusteuern. Somit kann etwa per Taste zum Web Viewer nach unten und anschließend wieder nach oben gesprungen werden. Nichts aufregend Neues, aber doch eine spürbare Erleichterung.
Insgesamt ist FileMaker mit dem Web Viewer eine ausgezeichnete Neuerung gelungen, die aufgrund ihrer einfachen Bedienbarkeit vielen Nutzern zu Gute kommen wird. Wer Daten irgendwelcher Art sammelt und dabei häufig auf das Web zugreifen will oder muss, wird diese neue Funktion zu schätzen wissen – und neue Begehrlichkeiten entwickeln. Wenn in einer Webseite neue Fenster geöffnet werden, erfolgt dies oft im Standard-Browser und nicht im Web Viewer. Hier entsteht bald der Wunsch, dass auch das Weiterklicken auf einer Seite innerhalb des Web Viewers geschehen sollte. Die größten Begehrlichkeiten werden wohl in der Richtung zu finden sein, Webinhalte automatisch zu suchen und automatisch in FileMaker-Inhalte zu überführen. So wird noch nicht automatisch nach dem Aktienkurs der Aktie gesucht, in dessen Datensatz wir uns gerade befinden mögen, und der ermittelte Kurs wird auch noch nicht automatisch in ein FileMaker-Feld ausgelesen.
Hier ist gegenwärtig noch Handarbeit erforderlich. Aber der Web Viewer steht ja erst am Anfang – und der ist immerhin sehr verheißungsvoll. Eine neue Funktion, die mit dem Web Viewer nichts zu tun hat, sondern gedacht ist zum Einsatz in Formeln und Skripten, kommt zunächst recht unscheinbar daher: die neue List-Funktion. Was vielleicht aussieht wie für die Profis gemacht, erweist sich in Wirklichkeit als Unterstützung für Hobby-Programmierer. Angenommen, wir haben eine Datenbank „Meine kleine Hausbibliothek“ mit zwei verknüpften Tabellen, „Autor“ und „Werke“ – eine klassische 1:n-Situation wie man sie auch vom Fall „1 Firma: n Ansprechpartner“ oder „1 Musiker: n CDs“ kennt. Die Werke ließen (und lassen) sich nunmehr entweder in einem Portal in der „Autor“-Tabelle ansehen (Abb.6) oder aber als Liste in der „Werke“-Tabelle (Abb.7).
Ohne Tricks ließ sich bisher keine Liste der Werke beim Autor anzeigen. Dies ist in der Version 8.5 sehr einfach mit Hilfe der List-Funktion möglich. Man erstellt in der Tabelle „Autor“ ein Formelfeld mit der Definition „List (Textfeld)“, wobei Textfeld jenes Feld in der Tabelle „Werke“ ist, in dem das Werk in der gewünschten Form erscheint. Die neue List-Funktion gibt somit gerade weniger erfahrenen Anwendern ein einfaches Mittel an die Hand, ihren Handlungsspielraum zu vergrößern. FileMaker Pro 8.5 läuft nativ auf der neuen Intel-Architektur und verspricht einen Geschwindigkeitszuwachs um das 1,5-3,5-fache gegenüber PowerPC-Macs – was wir in der Kürze der Zeit seit Erscheinen des Upgrades nicht überprüfen konnten.
Immerhin lief der Beta-Version, die wir testeten, auf G4-Rechnern mit Mac OS X 10.3.9 bzw. 10.4.1 ohne nennenswerte Schwierigkeiten und ohne „gefühlte“ Performanz-Verluste gegenüber der Version 8.0.3. Der Umfang an neuen Funktionen in FileMaker Pro 8.5 ist eher gering, weshalb der Versionssprung von 8.0 auf 8.5 und nicht 9.0 korrekt ist. Aber der Web Viewer wird sicher schnell angenommen werden. Und wer überhaupt erst mal anfängt, seine diversen Sammlungen, seien es Bücher, CDs oder Aktien, in relationalen Datenbanken zu verwalten, wird auch die List-Funktion zu schätzen wissen. Wünsche bleiben deshalb trotzdem noch offen – oder werden überhaupt erst geweckt.
Die englische Version in der Standard-Ausführung wie als Advanced ist ab sofort verfügbar, die Version folgt Anfang August, Preise bleiben gleich gegenüber der Vorgänger-Version, für den Education-Bereich gelten besondere Konditionen. Man kann FileMaker Pro 8.5 auch als Upgrade erwerben. Der Preis richtet sich danach, auf welche Version das Upgrade aufgesetzt wird: 99 Euro netto für ein Upgrade von Version 8, 199 Euro netto für ein Upgrade von den Versionen 6 und 7.
Produktname | FileMaker Pro 8.5 |
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Hersteller | FileMaker, Inc. |
Preis | 349 Euro, Advanced 499 Euro, als Upgrade ab 99 Euro |
Webseite | www.filemaker.de |
Pro |
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Contra |
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Systemvoraussetzungen | Mac OS X, Universal Binary |
1,9gut |
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