Expression Media 2.0

Katalog-Software für alle Daten

Wissen, was wo ist – angesichts wachsender Datensammlungen von Fotos, Grafiken und Dokumenten auf verteilten Festplatten wächst der Wunsch nach mehr Übersicht. In Asset-Management-Programmen lassen sich dafür Kataloge erstellen. Nach der Übernahme des Pioniers „iView MediaPro“ durch Microsoft im Jahr 2006 unter dem Namen Expression Media erscheint nun dessen zweite Version.

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5 Minuten Lesezeit

Expression Media 2 (EM 2) von – tatsächlich – Microsoft schließt aktuell eine Lücke, wo andere Medienverwaltungsprogramme passen: bei Geschwindigkeit, Stichwortvergabe und Komfort. Der Erfolg ist allerdings keine Errungenschaft des Konzerns aus Redmond, sondern liegt im Code der ursprünglichen Softwareschmiede iView Multimedia. Deren Programm „MediaPro“ fand seit den 1990er Jahren unter den Verwaltern von Fotos und Filmen als Katalogsoftware immer mehr Freunde. Schnell, flexibel und einfach zu nutzen, wurde es die ideale Ergänzung für Photoshop und Co. – für den Einzelplatz. Mit wachsender Zahl der Digitalfotografen in den zweitausender Jahren kamen Programme wie iPhoto, Aperture und Lightroom, die die Bilderflut bewältigen helfen sollten. Um seinerseits das Portfolio zu komplettieren, kaufte Microsoft 2006 iView Multimedia und vermarktet es seither als Expression Media. Innerhalb der Windows-orientierten „Expression Studio“-Linie von Web- und Grafik- Design-Anwendungen ist es das einzige Mac-fähige Programm, das allerdings auch in der Special-Media-Edition von Microsoft Office 2008 enthalten ist.

Der gute Code

War die Version 1.0 noch nahezu identisch mit iView MediaPro 3.0 aus dem Jahr 2005, wurde sie mit einem Update für die Intel-Prozessoren „universalisiert“. Wesentliche Neuerungen sind jedoch erst jetzt mit der Version 2.0 zu verzeichnen, wenngleich Oberfläche und Ergonomie in der gewohnten Qualität erscheinen. Das reflexartige Misstrauen, das einem Produkt in Microsofts Hand entgegenschlägt, hatte es in den vergangenen Jahren still werden lassen um Expression – die meisten Mac-Anwender schworen auf ihre letzte Media- Pro-Version oder nutzten die Katalogeigenschaften von iPhoto, Aperture oder Lightroom. Und während sich Microsofts Mac-Abteilung mit der neuen Office 2008 Version in puncto Geschwindigkeit und Stabilität nicht mit Ruhm bekleckerte, könnten die ehemaligen iView- Programmierer mit der EM-Version 2.0 für neuen Reputationsgewinn sorgen.

Denn obwohl Aperture und Lightroom viel von iView MediaPro übernommen haben, stoßen die Bildbearbeitungsboliden bei der Verwaltungsgeschwindigkeit an ihre Grenzen. Zudem beschränken sie sich auf reine Bildverwaltung, während EM über 120 Medien-Formate katalogisieren kann, und dennoch rudimentäre aber schnelle und oft ausreichende Bildbearbeitungsfunktionen besitzt. Größter Vorteil der neuen EM-Version ist denn auch die Geschwindigkeit und ressourcenschonende Speicherplatzverwaltung. Zwar ist das Programm von 18,3 Megabyte auf 45,8 Megabyte gewachsen (Aperture 239 MB, iPhoto 550 MB), dafür ist der Katalog einer Sammlung von knapp 30000 Fotos, die über 65 Gigabyte auf der Platte einnehmen, weniger als 300 Megabyte groß. Zum Vergleich: Ein Aperture-Katalog von 20000 Fotos benötigt 17,5 Gigabyte. Logisch, dass dann auch das Scrollen beziehungsweise Blättern durch die gesamte „Thumbnails“-Sammlung bei EM wesentlich schneller ist.

Schneller ist keiner

Vorteile gibt es auch beim Importieren. Hier kann nicht nur ein beliebiger Ort ausgewählt werden. Es können mehrere auch bereits bestehende Ordner beziehungsweise Datensammlungen an beliebigen Orten durch einfaches Ziehen in das Katalogfenster „katalogisiert“ werden. Anders als bei Aperture verschwinden die Fotos nicht in einer „Library“. Die Verwaltung der Kataloge ist dabei sehr intuitiv, etwaige Unterkataloge können gebildet oder integriert werden. Die Verbindung zu den Originaldaten wird dabei immer gehalten, ist aber für die Anzeige nicht notwendig. Werden die Originaldaten auf externen Datenträgern entfernt, sind die Katalogordner in roter Schrift gekennzeichnet. Wieder zeigt sich der Performance- Profi : Kein Programm importiert Daten und Ordner schneller als EM, die Daten erscheinen augenblicklich als Vorschauen im Katalog. Die neue EM Version importiert zusätzliche RAW-Formate einzelner Digitalkamerafamilien und Office-2008- Formate.

Wie bei allen Media-Asset-Management- Werkzeugen liegt auch bei EM der Schlüssel zum „Wiederfinden“ in der systematischen Kennzeichnung der Bilder beziehungsweise Daten. Diese können durch einfaches Ziehen&Ablegen auf die verschiedenen Kategorien schnell markiert werden. Diese sind zum Beispiel die zehn Farblabel, Sterne wie bei iTunes, Katalog-Sätze, Datums-Finder und Dateitypen, Ereignis, Menschen und beliebige Schlüsselwörter, falls Obige nicht ausreichen sollten. Erkannt wird beim Ergänzen der Kategorien, wieviele Daten schon das gleiche Kennzeichen besitzen. Ein Klick auf die Kategorie zeigt alle Bilder beziehungsweise Daten, die dasselbe Label tragen. Durch Drücken der Befehlstaste können weitere Kategorien ausgewählt werden.

Besser bezeichnen

Neu in Version 2 ist zusätzlich die Möglichkeit zur Vergabe hierarchischer Schlüsselwörter, so dass zum Beispiel zur Portraitaufnahme weitere Kennzeichnungen wie Geschlecht, Augen-, Haarund Hautfarbe, Blickrichtung, Brille und so weiter hinzukommen können. Durch Plus- und Minus-Tasten lassen sich nun einfach neue Kategorien und Schlüsselwörter ergänzen. Die Feldnamen lassen sich im IPTC-, im programmeigenen und im Photoshop-CS-Format vornehmen – wichtig für die Übernahme in andere Programme. Schade, dass EM zum Beispiel Stern-Bewertungen anderer Programme wie Aperture nicht übernimmt. Werden bereits angelegte Kataloge aus zum Beispiel der Aperture-Library integriert, wird zudem jedes Bild als einzelner Ordner angelegt.

Weitere wesentliche Neuerungen bei EM 2 sind die „Shared Catalogs“, an denen verteilte Team-Mitglieder gemeinsam arbeiten können. Ebenfalls verbessert sind der Foto-Upload und eine vergrößerte Auswahl aus den „Silverlight“-Webgalerien. Silverlight ist die plattformübergreifende Plug- In-Technologie von Microsoft für Rich- Interactive Applications die auf HTML, AJAX und XAML basiert. Hinzugekommen ist ein Leuchttisch, wie man ihn von den großen Bildbearbeitungsprogrammen kennt, und der sich beim Arbeiten mit mehreren Monitoren bewährt. Geotagging, die genaue geografische Ortszuweisung von Bildern, lässt sich nach GPSStandard nun programmintern mit Virtual Earth GPS Mapping bewältigen.

Schön an EM ist auch die integrierte Datumsfunktion, mit der man sich ganz einfach die Bilder oder Dokumente einzelner Jahre, Monate oder Tage anzeigen lassen kann – ähnlich wie in iPhoto, jedoch wesentlich komfortabler als zum Beispiel im Finder. Die Präsentationsmöglichkeiten sind gut, was Diashows angeht, hier wird einfach eine Musikdatei als erstes in den Katalog gezogen, Übergänge, Intervalle et cetera lassen sich einstellen. Etwas zurück bleibt EM bei der Präsentation von Fotobüchern, Kalendern und Karten, hier sind die Apple-Produkte besser „vordesignt“. Wer HTML und CSS beherrscht, kann jedoch die Template-basierten Web- Galerien von EM individuell anpassen. Neu ist ein PDF-Ersteller, in dem sich die Positionen zu platzierender Bilder genau bestimmen lassen. Cover für CD- und DVDROMs sind kein Problem, ebensowenig Kontakt abzüge oder Indices.

Fazit

EM 2 ist zurzeit das beste Mac-Programm aus dem Hause Microsoft. Es ist eine weiterhin schnelle, stabile und komfortable Katalogsoftware für Daten aller Art, die selbst bei großen Bild- und Datensammlungen nicht einknickt. Sie empfiehlt sich für Einzelanwender als auch für Gruppen, da die Serverfunktion per Shared Catalogs quasi integriert ist. Der relativ hohe Preis wird durch die hohe Geschwindigkeit und die Formatvielfalt wieder wett gemacht, ein Update von iView MediaPro ist dagegen wesentlich günstiger.

Testergebnis
ProduktnameExpression Media 2.0
HerstellerMicrosoft
PreisEM 2.0 ab 190 Euro Update ca. 95 Euro
Webseitewww.microsoft.de
Pro
  • Geotagging
  • große Medienvielfalt
  • bis zu 128000 Dateien
  • hohe Geschwindigkeit
  • hierarchische Schlüsselwörter
Contra
  • hoher Preis
  • Printausgabe weiter ausbaufähig
SystemvoraussetzungenMac OS X > 10.4, 512 MB RAM, QuickTime > 7.3.1
Bewertung
1,9gut

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