Die kommerzielle Variante von OpenOffice im TestStarOffice 9 – Der neue Stern am Bürohimmel?
Vor wenigen Jahren noch Mangelware, konkurrieren mittlerweile eine Reihe von Office-Paketen um die Gunst der Mac-Anwender: von Microsoft Office 2008 über iWork ’09 bis zu OpenOffice 3. StarOffice 9 ist die bislang jüngste Entwicklung. Mac Life hat sich das kommerzielle Pendant von OpenOffice 3 einmal näher angesehen.Von StarWriter 1.0 zu StarOffice 9StarOffice und StarWriter können auf eine beinahe genauso lange und wechselvolle Geschichte wie Microsoft Word und Co. zurückblicken. So erschien StarWriter 1.0 bereits 1985 in einer Version für den damals verbreiteten Homecomputer Schneider/Amstrad CPC. Später entwickelte die von dem 16-jährigen Lüneburger Marco Börries gegründete Softwarefirma StarDivision auch Versionen für MS-DOS (1986) sowie Windows (1993). Die erste Variante des Office-Pakets StarOffice 3.0 erblickte 1994 das Licht der Welt und dessen Nachfolgeversion StarOffice 3.1 gilt sogar als das erste plattformübergreifende Office-Paket.Es lief unter Windows ebenso wie unter OS/2, Solaris Sparc oder Mac OS 7.5 (damals System 7.5 genannt). Die Mac- Version wurde später allerdings wieder eingestellt. 1999 verkaufte Marco Börries seine Softwarefirma StarDivision an den Branchenriesen SUN [1]. SUN veröffentlichte schließlich den Quelltext von StarOffice, aus dem das bekannte OpenOffice hervorging. Daneben entwickelte SUN aber auch das kommerzielle Pendant von OpenOffice, StarOffice, weiter. So erschienen, parallel zu den jeweiligen OpenOffice-Versionen, StarOffice 6, StarOffice 8 und schließlich zum aktuellen OpenOffice 3 [2] nun auch StarOffice 9. [3]Mit StarOffice 9 gibt es nach über zehn Jahren auch wieder eine Ausgabe für den Mac. Wie OpenOffice 3 benötigt auch StarOffice 9 weder die X-Windows-Oberfläche (X11) noch Java, es ist nunmehr ein reinrassiges Mac-OS-X-Programm. Star- Office 9 läuft – im Gegensatz zu Open- Office 3 – allerdings nur noch auf dem Intel-Mac.Große FunktionsvielfaltDie Funktionsvielfalt von StarOffice 9 ist im Vergleich mit Microsoft Office 2008 oder OpenOffice 3 und StarOffice iWork ’09 beachtlich. Neben den üblichen Programm-Modulen Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentationsprogramm enthält StarOffice 9 mit StarOffice Base zusätzlich eine relationale Datenbankanwendung und StarOffice Draw ein Programm für die Erstellung vektororientierter Zeichnungen. Die von SUN und der Vertriebsfirma Avanquest beworbenen Zusatzfunktionen, wie der PDFImport, die Unterstützung beim Erstellen von Weblogs und Wikis (Weblog- und Wiki-Publisher), sind allerdings nicht direkt ins Programm implementiert, sondern liegen als externe Erweiterungen auf der mitgelieferten CD-ROM (Ordner Extensions) vor. Auf einer zweiten CDROM finden Sie zudem den Web-Browser Firefox 3 und das E-Mail-Programm Thunderbird 2 sowie das oben erwähnte Handbuch als PDF-Datei.Hervorragende ErweiterbarkeitAbgesehen von den zusätzlichen Programm- Modulen liegt also die immense Funktionsvielfalt vor allem in den zahlreichen und kostenlos erhältlichen Erweiterungen [5] begründet. Diese werden über den Extension Manager von StarOffice 9 gesucht und installiert. Das Office-Paket von SUN kann damit – ähnlich wie Firefox 3 – für den eigenen Bedarf maßgeschneidert werden. iWork ’09 oder Microsoft Office 2008 müssen diesbezüglich passen.Kompatibilität und BedienungAuch die Kompatibilität von StarOffice 9 ist recht groß. Neben dem Standard- Dateiformat, dem OASIS-OpenDocument- Format, liest und schreibt StarOffice 9 selbstverständlich die verbreiteten, proprietären Dateiformate von Microsoft Office, allerdings mit einer Ausnahme: Office-Open-XML-Dateien, die mit Microsoft Office 2007 oder 2008 erstellt wurden, kann StarOffice 9 nur öffnen. Daneben lässt sich mit StarOffice 9 eine Vielzahl weiterer, gängiger Dateiformate öffnen und speichern. Mit iWork-Dateien kann das Programm nichts anfangen. Diese müssen zuvor in ein kompatibles Format exportiert werden.Ein großes Problem früherer Versionen von StarOffice oder OpenOffice war der Import umfangreicher Dokumente. Was Textdokumente angeht, kann hier weitgehend Entwarnung gegeben werden. Dokumente mit vielen Fußnoten und Formatierungen werden in der Regel problemlos übernommen. Sogar die verwendeten Formatvorlagen finden sich anschließend im entsprechenden Menü wieder. Allenfalls ist hier und da noch eine kleine Korrektur erforderlich. Doch beispielsweise bei Präsentationsdokumenten werden nicht immer alle Übergänge und Formatierungen berücksichtigt.Der Datenaustausch mit Microsoft Office geht alles in allem dennoch relativ reibungslos vonstatten. Die Bedienung von StarOffice 9 und die grafische Benutzeroberfläche von StarOffice 9 muten im Vergleich mit Microsoft Office 2008 oder iWork ’09 allerdings etwas altbacken an. Das Programm wirkt, ebenso wie sein Open-Source-Pendant OpenOffice 3, manchmal wie ein Relikt aus den 1990iger Jahren. Dies muss allerdings nicht zwangsläufig ein Fehler sein. Viele Anwender schätzen sogar diese nüchterne und aufgeräumte Oberfläche, weil sie so auf Anhieb finden, wonach sie suchen und alle Funktionen auf den ersten Blick erkenn- und erreichbar sind. Schließlich orientiert sich StarOffice 9 an den älteren Oberflächen von Microsoft Office.FazitUnter dem Strich und jenseits aller Versprechungen sind sich das kostenlose OpenOffice 3 und das kostenpflichtige StarOffice 9 ähnlicher als man denkt. Natürlich ist das kein Wunder, da der Quelltext weitgehend übereinstimmt. Auch die kostenlos erhältlichen Erweiterungen lassen sich in beiden Programmen installieren und nutzen. Daher stellt sich für den Anwender die Frage, wieso er an die 60 Euro ausgeben sollte, wenn er das Ganze auch umsonst haben kann? Die Antwort auf diese Frage ist weniger beim Programm selbst zu suchen als vielmehr beim Lieferumfang von Star- Office 9 Deluxe.
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