Neue Wege

Wave Editor

Nachdem es etwas stiller geworden ist in der Welt der Audioeditoren für Mac OS X macht sich eine kleine Firma mit dem Namen Audiofile Engeneering auf, das Feld von hinten aufzurollen. Komplett in Cocoa programmiert, verspricht Wave Editor eine perfekte Einbindung in Mac OS X 10.4 „Tiger“. Darüber hinaus hat dieser Neuling noch so einiges an spannenden Ideen unter der Haube. Grund genug, ihn einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.Weniger ist mehr

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Mit diesem Schlagwort lässt sich ein großer Teil der neuartigen Produktphilosphie von Audiofile Engeneering gut beschreiben, denn Wave Editor stellt nur die Kernfunktionen eines Audioeditors bereit. Effekte zur Bearbeitung des Klangmaterials sucht man vergebens. Wave Editor greift für diese Arbeitsschritte komplett auf die im Plug-in-Ordner installierten AudioUnits-Erweiterungen zurück. Im Lieferumfang sind nur die gängigen Werkzeuge wie Gain, Normalisieren, DC-Offset und so weiter enthalten.

Ebenfalls mit an Bord ist ein Stereograph, der sehr detailliert das Stereobild abbildet und die Beziehung der einzelnen Phasen der jeweiligen Kanäle zueinander darstellt. Ein im Lieferumfang enthaltener Spectograph hilft, Überblick über die Frequenzen der Datei zu behalten. Der vorhandene Klanggenerator erzeugt die üblichen Wellenformen von Sinuswellen bis Rauschen. Dass die üblichen Funktionen wie Kopieren, Einsetzen, Freistellen und Ähnliches zur Verfügung stehen, versteht sich trotz des neuartigen Konzepts fast von selbst.

Auf anderen Ebenen

Neben der neuartigen Philosophie im Umgang mit Effekten gehen Audiofile Engeneering auch mit ihrem Konzept der Layers einen Schritt, den man bei anderen Programmen in dieser Weise noch suchen muss. Ähnlich wie bei Bildbearbeitungsprogrammen wie Photoshop kann man in Wave Editor Klänge in verschiedenen Ebenen anordnen. Diese können dann individuell mit Effekten versehen und bearbeitet werden. Auch die Art und Weise, wie sich die Ebenen gegenseitig beeinflussen, kann eingestellt werden. Der Funktionsumfang reicht von simpler Überlagerung über gegenseitige Auslöschung bis hin zur Ringmodulation.

Ärgerlich ist jedoch, dass zum einen nur die Ebenen, die sich unterhalb der ersten Ebene befinden, neu angeordnet werden können, und dass sich zum anderen Befehle wie zum Beispiel Freistellen nur auf die ausgewählte Ebene beziehen. Eine weitere sehr gelungene Sache, die sich auf der Arbeitsebene der Layer abspielt, ist die Möglichkeit, Fades in Ebenen anzuordnen. So ist es durch Überlagerungen verschiedener Ein-, Aus- und Überblendungen möglich, tief ins Ausgangsmaterial einzugreifen und die Klänge ordentlich zu verbiegen und völlig neuartige Klangstrukturen zu erzeugen. Lediglich die eigene Phantasie setzt hier noch Grenzen.

Alles nur Sonnenschein?

Obwohl Wave Editor mit vielen schönen neuen Ideen aufwartet, so finden sich leider auch immer wieder kleine Ecken und Kanten, die einen reibungslosen Arbeitsfluss stören. So scheint das Progamm Monodateien nicht sonderlich zu mögen. Denn sowohl das Exportieren von Dateien, die Ebenen mit Monodateien enthalten, als auch das Konvertieren von Stereodateien zu Monodateien führt dazu, dass die Monodaten in der Zieldatei nur auf dem linken Kanal abgebildet werden. Dies ist mehr als ärgerlich, da es den Anwender zwingt, ausschließlich mit Stereodateien zu arbeiten, bis dieser Fehler behoben ist. Wenn man sich aber vor Augen hält, dass es sich hier um ein noch sehr junges Programm handelt, so sind diese Probleme mit Sicherheit noch mit etwas Nachsicht zu betrachten. Jedoch wird sich Audiofile Engeneering an deren Lösung beweisen müssen.

Was bleibt

Alles in allem findet man in Wave Editor ein Audiobearbeitungsprogamm mit hohem Potenzial, auch wenn sich noch der eine oder andere Fehler eingeschlichen hat. Ein Wermutstropfen ist die Idee, keine nativen Effekte mitzuliefern, was unter Umständen bedeutet, dass man sich die benötigten Effekte noch dazu kaufen muss und sich im schlimmsten Fall mit Programmabstürzen herumschlagen muss, weil sich das jeweilige Plug-in und Wave Editor als nicht kompatibel erweisen. Daraus resultiert, dass sich die eigentliche Idee eines Audioeditors, dem Benutzer ein Werkzeug zur Verfügung zu stellen, das ihm umfassende Möglichkeiten bietet, Klangmaterial zu bearbeiten, hier nur in abgespeckter Variante wiederfinden lässt.

Dadurch entsteht schnell der Eindruck, dass es sich bei diesem Programm eher um ein kleines Zusatztool handelt, mit dem man mal schnell ein paar Dateien bearbeitet, das aber im Schrank bleibt, sobald größere Arbeiten anfallen. Und gerade in diesem Zusammenhang scheint der Einführungspreis von 250 Dollar doch ein wenig zu hoch – insbesondere dann, wenn man den Vergleich zu Quattro DSP zieht, das ja auch noch neueren Datums ist und bei ungleich höherem Lieferumfang locker 100 US-Dollar billiger ist.

Testergebnis
ProduktnameWave Editor
HerstellerAudiofile ­Engeneering
Preis250 US-Dollar
Webseitewww.audiofile-­engineering.com
Pro
  • Layerfunktion
Contra
  • technische Mängel
SystemvoraussetzungenMac OS X 10.4, Universal Binary, PowerPC G4 (G5 oder Intel-Mac empfohlen)
Bewertung
2,7befriedigend

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