Der Virtual Guitarist 2 ist ein optimierter MIDI-Player für akustische und elektrische Gitarren mit umfangreichen Stilarten sowie zahlreichen Gitarren-Loops und kein Synthesizer mit spezieller Klangsynthese. Die Tonerzeugung besteht wie bei den übrigen virtuellen Kollegen auch aus umfangreichen Audioloop-Bibliotheken, die sich aus unterschiedlichen Stilarten und Gitarren typischen Phrasierungen zusammensetzen. Es werden also je nach Akkord-Eingabe authentische Gitarrenaufnahmen in Echtzeit wiedergegeben. Neben den über 32 neuen Stilarten mit jeweils bis zu 16 Varianten und Fills stehen auch die bereits aus den Vorgängern bekannten 56 Styles zur Auswahl, die insgesamt 6,8 GB Audiodaten auf der Festplatte belegen.
So verfügt der Virtual Guitarist 2 neben Pop und Rock auch über diverse Soul-, Metall- und Funk-Spielarten mit für Gitarren typischen Geräuschen und wird durch die MIDI-Eingabe von Akkorden oder Grundtönen dem Songtempo entsprechend synchron gestartet. Aufgrund der umfangreichen MIDI-Implementierung können dabei verschiedene Klangparameter und Phrasierungen in Echtzeit durch MIDI-Controller modifiziert und auch auf einer MIDI-Spur eines Sequenzers aufgenommen werden. Damit sind komplexe Automationen möglich, die auch Nicht-Gitarristen zu variantenreichen Melodien verhelfen können. Geboten wird außerdem die Möglichkeit, eigene Stilarten zu erstellen und eine komplette Effektsektion inklusive Verstärker-Simulation für den akustischen Feinschliff zu nutzen – dazu gleich mehr.
Kopierschutz
Die Installation erfolgt menügesteuert und verläuft weitgehend automatisch. Neben dem Plug-in-Format kann der Speicherplatz für die Audio-loop-Bibliotheken bestimmt werden. Angesichts der knapp 7 GB Daten ist diese Option sehr lobenswert, denn so manche Festplatte droht sonst allzu vollgepackt zu werden. Wie bei Steinberg mittlerweile üblich, werden alle aktuellen Software-Produkte durch Hardware geschützt. Die Software kann nur durch die Übertragung einer Lizenz auf einen USB-Kopierschutzstecker, dem so genannten „Steinberg Key“, freigeschaltet werden. Da der USB-Stecker jedoch nicht im Lieferumfang enthalten ist, muss dieser kostenpflichtig separat im Fachhandel oder bei Steinberg direkt erworben werden.
Ist man bereits Besitzer von Steinberg-Software wie beispielsweise dem Audiosequenzer Cubase oder der Workstation Hypersonic, lässt sich der Virtual Guitarist 2 auf dem bereits vorhandenen Steinberg Key autorisieren. Hierfür ist jedoch eine Internet-Verbindung notwendig, da die Lizenz direkt vom Steinberg Server online übertragen wird. So konnte ich mich als Notebook-Besitzer über dieses Verfahren besonders freuen, denn man spart so einen der ohnehin wenigen USB-Steckplätze ein. Da die Lizenz permanent auf dem USB-Stecker gespeichert wird, ist man immer mobil und kann so beispielsweise einfach vom Studiorechner auf ein Notebook wechseln und gegebenenfalls auch unterwegs am Song weiterarbeiten.
Allzeit bereit
Der Virtual Guitarist 2 unterstützt alle wichtigen Schnittstellen sowohl auf Windows 2000/XP als auch auf Apple OS-X-Betriebssystemen. Neben den in der PC-Welt erforderlichen VST 2.0 und DXi2 Standards unterstützt Virtual Guitarist 2 auch Apples AudioUnit-Format und kann somit auch von GarageBand- sowie Logic-Anwendern genutzt werden. Im Test funktionierte dies ab der Version 7.1.1 ohne Probleme. Ein besonderer Pluspunkt ist die integrierte Effektsektion, da diese auch als separates Plug-in als Send- oder Insert-Effekt eingesetzt werden kann. Dank der implementierten ReWire-Schnittstelle kommen auch endlich Propellerheads-Reason- und Digidesign ProTools-Anwender in den Genuss des Virtual Guitarist 2, da sich dieser nun auch als eigenständiges Stand-alone-Instrument temposynchron einsetzen lässt.
Handhabung
Gegenüber der Vorgängerversion wurde das grafische Interface optimiert. Alle Bearbeitungsfunktionen sind nun in vier Sektionen „Play“, „Riff“, „FX“ und „Setup“ unterteilt, sodass man bei all den zahlreichen Optionen nicht die Übersicht verliert. Die Standard-Sektion „Play“ besteht neben der Style-Auswahl aus Parametern zur Änderung der Klangfarbe sowie des generellen Spielverhaltens. So kann man hier beispielsweise die Parameter für den Swing-Faktor und das Timingverhalten festlegen. Neu ist die Funktion zum Vorhören der zahlreichen Gitarren-Stilarten, die das Antesten aller Stile in Form von Audiobeispielen ohne zeitaufwändiges Laden von Presets in der Vorschau-Sektion erlaubt.
Als besonders praktisch empfanden wir, dass alle Klangbeispiele mit Bass- und Schlagzeug-Begleitung eingespielt wurden und somit nicht nur eine einzelne Gitarre zu hören ist. Sehr schön ist hierbei, dass sich die Rhythmusgruppe im Hintergrund hält und die Gitarre mit einigen Variationen pegelmäßig im Vordergrund steht. So muss man im Gegensatz zur Vorgängerversion nicht erst ständig Presets laden und selbst zum Testen anspielen. Mit der Vorhörfunktion erhält man einen realistischen Eindruck vom Gitarrenspiel und kann schneller beurteilen, ob sich die angetestete Gitarre im eigenen Song integrieren lässt. Hat man sich für einen Stil entschieden, werden durch einen Doppelklick die entsprechenden Audioloops und MIDI-Pattern mit den passenden Varianten erstaunlich schnell geladen.
Let´s Groove!
Für all diejenigen, die selbst Hand an Styles legen wollen, ist die Sektion „Riff“ gedacht. Hier lassen sich alle bereits vorhandenen Grooves, Parts und Fills rhythmisch an vorhandene Songstrukturen anpassen und im Timing bearbeiten. „Riff“ glänzt mit der Option, einzelne Stilarten in einem Editor umfangreich zu bearbeiten und als neues Preset abzuspeichern. Neben einem konfigurierbaren Swing-Faktor sind auch einzelne Noten im Timing veränderbar und können sogar stummgeschaltet werden. Dadurch sind interessante Veränderungen der ohnehin gut klingenden Stilarten möglich. Wem das nicht genügt, der kann die geniale Option nutzen, externe MIDI-Daten zu analysieren und das ermittelte Rhythmusmuster importieren zu können. Das klappte im Test sehr gut, indem ich einen Drumloop in Cubase SX analysierte und als MIDI-Datei in den Virtual Guitarist 2 importierte.
Spielwiese
Dank der praktischen Tastaturunterteilung eines MIDI-Keyboards können die unterschiedlichen Stilvarianten und Fills selbst von Nicht-Keyboardern intuitiv in Echtzeit gespielt werden. Im unteren Bereich „Remote“ werden einzelnen Tasten Spielfunktionen wie Aktivierung der Fills, Stopp-Geräusch, Sustain, oder Fret Noise zugeordnet. Im oberen Bereich „Pitch“ wird die Tonhöhe der abgespielten Varianten und Fills durch Akkorde oder durch Eingabe der Grundtöne definiert. Alles in allem machte mir als Nicht-Gitarristen diese Form der Eingabe während des Tests nach kurzer Einarbeitungsphase sehr viel Spaß. So ließen sich authentische Gitarren ohne große Programmierarbeit und Spielpraxis aufnehmen und detailliert bearbeiten. Im Test gefielen mir besonders die teilweise sehr druckvollen und fetten E-Gitarren Riffs, mit denen sich sehr schön Klänge aus dem Rammstein-Universum erstellen ließen. Allerdings wurde hier natürlich mit einigen Effekten nachgeholfen.
Effektiv
Hat man den passenden Gitarrenstil gefunden, fehlt eigentlich nur noch der geeignete Einsatz von Effekten als Politur zum perfekten Gitarrenklang. Zum einen besteht der Effektbereich aus den üblichen Verdächtigen wie zum Beispiel Wah-Pedal, Tremolo, Chorus/Flanger, Fuzz Box und Delay. Zum anderen verfügt der Ausgangsbereich über das Cabinet, welches vier unterschiedliche Lautsprecherboxen simuliert. Wie auch im richtigen Leben klingen hier E-Gitarren je nach Box sehr unterschiedlich und erhalten so entweder einen sehr mittigen oder bassigen Charakter.
Sogar die Anordnung von Dynamik- oder Kondensator-Mikrofonen vor den Boxen ist einstellbar. So erzeugte im Test ein direkt vor dem Lautsprecher positioniertes dynamisches Mikrofon einen obertonreichen, teilweise scharfen Klang mit präsenten Mitten. Alle Effekte sind darüber hinaus natürlich auch mit MIDI-Controllern in Echtzeit veränder- und automatisierbar. Falls einen die vielfältigen Möglichkeiten überfordern, greift man auf die zahlreichen Effekt-Presets zurück, die der internen Effektsektion werkseitig zugeordnet sind. Hat man aber die optimalen Einstellungen gefunden, können alle Effektparameter als individuelle Presets abgespeichert und einem Gitarren-Stil zugeordnet werden
Power
In der Sektion „FX“ befindet sich neben den Effekten auch der Verstärkerbereich, der eine gute Transistor-, Röhren- und Gleichtrichter-Simulation inklusive EQ mit Mitten-Regler für unterschiedliche Klangcharakteristiken zur Verfügung stellt. Neben der detailreichen Darstellung einzelner Bedienelemente gefiel mir klangtechnisch besonders die Transistor-Variante, welche für ein Effekt-Plug-in im Obertonbereich recht transparent klingt, während die Röhrensimulation den Klang etwas mehr Fülle, aber nicht wirklich betont Wärme verlieh.
Fazit
Nicht-Gitarristen aufgepasst: Mit dem Virtual Guitarist 2 wurde ein würdiger Nachfolger der ersten Generation gefunden! Vor allen Dingen macht der Virtual Guitarist 2 einfach Spaß, was nicht nur an der praktischen Einspielmöglichkeit per MIDI-Tastatur liegt, sondern auch an verschiedenen Varianten und Fills. Durch die Groove Match-Funktion erhält man eine interessante Möglichkeit, individuelle Stilarten zu erzeugen ohne dabei von einer Parameterflut erdrückt zu werden. Die Klangbearbeitung ist aufgrund der umfangreichen Effektsektion flexibel einsetzbar und eine sinnvolle Ergänzung zum ohnehin gutklingenden Basisklang der Gitarrenloops. Die Unterstützung aller namhaften Plug-in-Schnittstellen sorgt schließlich dafür, dass der Virtual Guitarist 2 auf allen Plattformen ein gern gesehener Gast sein wird. Wer also einen flexiblen akustischen und elektrischen Gitarren-Begleiter sucht, wird hier fündig!
Produktname | Virtual Guitarist 2 |
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Hersteller | Steinberg |
Preis | 249 € |
Webseite | www.steinberg.de |
Pro |
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Systemvoraussetzungen | Mac OS X, Universal Binary |
1,9gut |
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