Sound-Design-Software

Metasynth 4 Pro

Vielleicht haben Sie das virtuell-analoge Alltagsgeschäft satt, die x-te Emulation des Minimoog lässt Sie vollkommen kalt. Wahrscheinlich sehnen Sie sich dann nach Klangoasen, die vor ihnen noch kein Mensch zuvor betrat. Mit Metasynth könnte sich dieser Traum für Sie erfüllen.

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In naher Zukunft feiert das Sound-Design-Tool Metasynth sein zehnjähriges Jubiläum. Damit ist Metasynth eines der Urgesteine der kreativen Sound-Design-Werkzeuge. Grundgedanke hinter dem ungewöhnlichen Synthese-Konzept ist die Übertragung von Bildstrukturen auf die Erstellung neuartiger Klänge. Dabei malen Sie Sounds vielmehr, als das Sie mit gewöhnlichen Synthesizer-Parametern konfrontiert werden.

Wie bitte?

Wie viele ungewöhnliche Software-Werkzeuge hat auch Metasynth seine Wurzeln in Pre-OS-X-Zeiten. Erst vor rund einem Jahr vollzog der Hersteller einen Schnitt, übersprang eine ganze Versionsnummer und bietet seitdem eine runderneuerte Version des Meta-Synthesizers für Apples aktuelles Betriebssystem an. Metasynth ist nur via Download erhältlich und wird ausschließlich für Mac-Rechner angeboten. Die problemlose, aber etwas vertrackte Installation der Anwendung setzt auf einer zuvor installierten Version einer Demo-Version auf. Da kein Dongle benötigt wird und die Software lediglich über eine Seriennummer geschützt wird, ist auch keine weitere Verbindung zum Internet erforderlich, um das Programm zu aktivieren.

Nach dem ersten Start des „Bryce 3D für Musiker“ wird man von einer auf den ersten Blick etwas eigenartigen Benutzeroberfläche in Empfang genommen – diese lässt erahnen, warum in Bezug auf Künstler gerne von Genie und Wahnsinn die Rede ist. Lässt man sich aber ohne Vorurteile auf die nicht OS-X-konforme Oberfläche ein, wird man sich aber schnell mit den Eigenarten der Software anfreunden.

Tutorium

Bei kaum einer Audio-Software wird man so sehr in Verlegenheit geraten, einen Blick in die Anleitung werfen zu müssen, wie bei Metasynth. Da es keine vergleichbaren Programme gibt, kann man als Anwender auch nur bedingt von seinem Vorwissen profitieren. Um sich mit der Bedienung vertraut zu machen, bietet U&I-Software ein sehr gutes Tutorial im PDF-Format. Auch die Software-Referenz lässt den Anwender bei konkreten Fragen nicht im Regen stehen. Nachteil der beiden Texte: Sie sind nur auf Englisch verfügbar.

Villa Kunterbunt

Die Benutzer-Oberfläche ist in zwei Bereiche aufgeteilt. Im oberen Bereich ist immer der Sample-Editor im Zugriff, der untere Bereich, genannt XEditor, zeigt je nach Bearbeitungsfunktion den gewünschten „Raum“ und die damit verbundenen Funktionen. Metasynth ist kein Synthesizer im klassischen Sinne. So können Sie etwa kein Keyboard anschließen, um Klänge ich Echtzeit zu spielen. Vielmehr füttern Sie die Software mit Bildmaterial und Samples, um dann wie Picasso an kleinen und großen Meisterwerken zu pinseln. Ergebnisse rendern Sie als Audio-Datei auf die Festplatte, um diese in einer Sequenzer-Umgebung mit anderen Sounds zu kombinieren und zu arrangieren. Die erzielten Ergebnisse sind gerade in den ersten Stunden der Anwendung kaum vorhersehbar, aber schon nach kurzer Zeit werden Sie wissen, welche Auswirkungen ihre virtuellen Pinselstriche in etwa haben werden. Was wir diesbezüglich vermisst haben, ist aber eine mehrstufige Undo-Funktion.

Effects Room

In der Effect-Room-Ansicht kann ein Sample, das wiederum Produkt anderer Metasynth-Sturkturen sein kann, mit einer Auswahl aus verschiedenen, durchaus eher konservativen Effekten (Hall, Echo, Phaser …) bearbeitet werden. Dabei lassen sich die Effekte über Hüllkurven kontrollieren.

Image Synth Room

Der Name lässt es bereits anklingen: Der Image-Synth ist das Herzstück des MetaSynth. Klänge werden anstatt über eine herkömmliche Oszillator-/Filter-/Modulator-Programmierung schlicht „gemalt“. Die liegende Achse repräsentiert die Timeline, die stehende die Tonhöhe. Dabei entsprechen Pixel-Parameter wie die Helligkeit etwa der Lautstärke eines Tons und verschiedene Farben der Position des Klanges im Stereoraum. Der wesentliche Vorteil: Der Anwender kann detaillierter und präziser als bei anderen Synthesizern auf Klangereignisse auf der Zeitachse eingehen. Komplexe Klang-Kompositionen erstellen Sie – ähnlich wie in Photoshop etwa Bildmontagen – über Ebenen. Gemalte Klänge können Sie in Echtzeit vorhören und schlussendlich als Audio-Datei auf die Festplatte abspeichern. So in etwa würden wir uns einen Synthesizer des StarTrek-Zeitalters vorstellen. Vermutlich lässt sich die etwas ungelenke Bedienung durch den Einsatz eines Grafiktablets verbessern, das uns in unserem Test allerdings nicht zur Verfügung stand.

Image Filter Room

Die Benutzer-Oberfläche des Image-Filter-Bereiches ähnelt der des Image-Synth. Sinn und Zweck des Image-Filter sind außergewöhnliche Bearbeitungen bestehender Sample-Klänge – auch solcher, die sie mit den anderen Modulen von Metasynth erschaffen haben.

Spectrum Synth

Auch der Spectrum-Synth bedient sich eines eher ungewöhnlichen Synthese-Ansatzes. Jeder (Sample-)Klang lässt sich hier in seine Einzelbausteine, zahlreiche Sinusse, zerlegen, um diese anschliessend neu arrangieren zu können. Dabei sollen und können die Sounds, die Sie mit dem Spectrum Synth kreieren, wieder in die anderen Bereiche Metasynths übergeben werden, um weitere Bearbeitungen durchführen zu können. Hier erahnen wir, das Metasynth einem Perpetuum mobile nicht unähnlich ist.

Sequencer Room

Im Sequenzer-Room können sie Tonfolgen und Beats in Bezug zu einer Piano-Rolle eingeben. Die Sequenzen können sie in den Synthese-Bereiche des Image Synth übernehmen.

Montage Room …

… ist ein einfacher 16-Spur-Audio-Sequenzer. Hier können Sie die Metasynth-Klänge zusammen mit weiterem Audio-Material arrangieren. Da der Mensch ein Gewohnheitstier ist, wird man hier eher auf die bevorzugte Leib-und-Magen-Sequenzer-Software ausweichen. Man kann aber durchaus Metasynth auch als geschlossenes System betrachten und ohne weitere Software nutzen.

Fazit

Nur wenige Hersteller wagen mit ihren Software-Produkten noch das Abenteuer, neue Wege zu beschreiten. Die Verhältnisse scheinen nicht unähnlich zu denen Hollywoods zu sein, wo man, dem Kaptial verpflichtet, eher eine lieblose, aber Gewinn-versprechende Fortsetzung eines Blockbusters dreht, als dass man Neuem eine Chance gibt. U&I-Software legt mit der aktuellen Version von MetaSynth ein noch immer erfrischend anderes Werkzeug zur Sound-Gestaltung vor, das trotz kleinerer Schwächen zu überzeugen weiß. Das haben auch viele Sound-Designer mitbekommen und setzen MetaSynth insgeheim als die Geheimwaffe für bisher ungehörte Klänge ein: Matrix, Panic Room und The Ring sind nur einige Beweise dafür, dass Metasynth tatsächlich ganz großes Kino ist. Im Nano-Kosmos vieler Samples kann man dank Metasynth ganz neue Welten entdecken: Wer neuem gegenüber aufgeschlossen ist, wird sicherlich nicht enttäuscht werden. Schade nur, dass Windows-User außen vor bleiben.

Testergebnis
ProduktnameMetasynth 4 Pro
HerstellerU&I Software
Preis420 Euro (Standard), 500 Euro (Pro)
Webseitewww.uisoftware.com
Pro
  • neuartige Form der Soundgestaltung
Contra
  • 24-Bit-Bearbeitung nur in der teureren Pro-Version
SystemvoraussetzungenMac OS X
Bewertung
1,9gut

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