Lounge Lizard EP3

Im Kampf der Klangerzeugungsphilosophien setzt Applied Acoustics Systems aus Kanada weiterhin auf das physikalische Modell. Was bei rein synthetischen Sounds auch Sinn macht hat sich erstaunlicherweise ebenso beim elektrischen Klavier etabliert. Mit dem Lounge Lizard EP geht AAS nunmehr schon in die dritte Runde. Ring frei.

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Im Unterschied zu Sample-basierenden E-Piano-Simulationen beruht das Prinzip des Physical Modeling auf der Nachbildung der Tonerzeugung des elektrischen Fender-Rhodes-Klaviers. Ein Hammer trifft auf eine Metallplatte und versetzt diese in Schwingungen, die ähnlich wie bei einer E-Gitarre mit einem Tonabnehmer elektromagnetisch gewandelt werden. All diese Elemente sind im Lounge Lizard EP in ein Rechnermodell gepackt, mit einem überschaubaren Interface versehen und können verändert werden. Nicht der statische Klang wird reproduziert, wie dies beim Sampling der Fall ist, sondern jeder Ton wird neu berechnet. Dadurch werden sehr filigrane Sounds möglich, die über viel Dynamik verfügen. Durch die Editierbarkeit der Klangparameter sind auch recht vielfältige Klangmanipulationen möglich, die weit über die bekannten E-Piano-Spielarten hinausgehen. Da mutiert das eher ausgelutschte Arbeitstier elektrisches Klavier mit wenigen Mausklicks oder Controller-Bewegungen zum Phoenix der Soundgestaltung.

Was gibt´s Neues in Version 3?

Rein optisch schon erkennbar, kommt das Lounge Lizard EP3 nunmehr nicht mehr mit einer einzigen Bildschirmseite aus. Per Tab kann man zwischen der Hauptseite, die neben globalen Einstellungen auch die neu hinzugekommenen Effekte enthält, und der zweiten Seite mit den Parametern der Tonerzeugung hin- und herschalten. Außerdem gibt es ein separat ausklappbares Browser-Fenster, das die Preset-Verwaltung beinhaltet. Neben diesen mehr äußerlichen Änderungen hat AAS auch am Innenleben geschraubt. So sind in der Klangerzeugung nun zwei Pick-up-Modelle verfügbar (Rhodes und Wurlitzer), die auch noch über die Tastatur skaliert werden können, um den Lautstärkeverlauf zu linearisieren. Detailverbesserungen am Fork-Modell, dem Dämpfer sowie dem Tremolo sorgen für weitere Authentizität. Als neues Element wurde ein dreibandiger Equalizer angefügt, mit dem man den Klang noch global anpassen kann. Insgesamt gelingen die Simulationen der Vorbilder jetzt noch realistischer als beim Vorgänger.

Einen großen Anteil am Klang eines E-Pianos haben neben der Tonerzeugung natürlich auch die Effekte. Sie wurden bisher beim Lounge Lizard EP eher stiefmütterlich behandelt – das hat sich geändert. Das EP 3 bietet nunmehr drei integrierte Effektwege an. Zwei davon bieten in erster Linie Modulations- und Delayeffekte sowie einen einfachen Overdrive an, der dritte ist als Hall mit verschiedenen Räumen und Größen verfügbar. Die drei Effektwege sind fast beliebig konfigurierbar (seriell oder parallel) und bieten vielfältigste Einstellungen. Tempoabhängige Parameter sind dabei zu verschiedenen Quellen synchronisierbar. Dieser neu hinzu gekommene Programmteil eröffnet viele Klangmöglichkeiten, die besonders der Authentizität der Presets gut tun, denn viele Standardklänge leben von diesen Effekten.

Weiterhin gibt es viele kleinere Detailverbesserungen. Hervorzuheben ist hierbei der neu gestaltete Preset-Browser, der nun mit einer Vielzahl an sofort spielbaren Sounds daher kommt. Des Weiteren sind nun auch verschiedene Stimmungen möglich. Zusätzlich verfügt das Programm jetzt über einen Audiorekorder, der das Ausgangssignal aufzeichnen kann – sehr hilfreich besonders in der Stand-alone-Version. Auch ist jeder Parameter über einen frei zuweisbaren MIDI-Link sofort automatisierbar. Trotz all dieser vielen Möglichkeiten bleibt das Bildschirmfenster noch überschaubar. Die einzelnen Funktionsblöcke sind übersichtlich angeordnet und die Benutzerführung ist gut gelöst.

Einschätzung

Das Lounge Lizard EP kann auch in der Version 3 nochmals zulegen. Der ohnehin schon gute Grundklang profitiert von den Neuerungen auf der ganzen Linie. Besonders die Effekte tragen dazu bei. Generell tendiert die Tonerzeugung zu filigranen, sehr nuanciert spielbaren Klängen. Inzwischen kann das EP3 aber auch richtig rocken, wenn´s denn sein muss. Einer der größten Pluspunkte: Durch die vielen klangformenden Parameter kann sich jeder den Sound basteln, den er braucht. Die zahlreichen guten Presets zeigen, wo es lang gehen kann. Wer den absolut authentischen Rhodes- oder Wurlitzerklang sucht, wird auch weiterhin das Original benutzen müssen.

Alle anderen können wählen, ob sie eine sehr gute Momentaufnahme verwenden wollen, oder ob sie den Klang des E-Pianos an sich schätzen, aber darüber hinaus diesen auch gerne den eigenen Bedürfnissen anpassen möchten und gegebenenfalls auch ganz neue Töne entwickeln wollen. All jenen sei das Lounge Lizard EP3 wärmstens ans Herz gelegt, vereint es doch gut klingende Standard-E-Pianoklänge mit weitreichenden Synthesemöglichkeiten – das alles bei recht moderaten Systemanforderungen.

Testergebnis
ProduktnameLounge Lizard EP3
HerstellerApplied Acoustics Systems
Preis249 US-Dollar, 49 US-Dollar (Update)
Webseitewww.applied-acoustics.com
Pro
  • Vielfältige Klangvariationen möglich
SystemvoraussetzungenMac OS X 10.3.9, G4 733MHz oder Intel-CPU, 512 MB RAM, 70 MB freier Festplattenplatz
Bewertung
1,9gut

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