Der Funktionsumfang von AmpliTube 2 ist erst einmal beeindruckend: Fünf separate Module einschließlich Tuner, Stomp, Amp-Head, Miked Cabinet und Effekt-Rack stehen zur Verfügung. Insgesamt werden mehr als 80 Emulationen von Gitarren-Geräten geboten. 21 Fußboden-Effekte bieten ein präzises Modelling seltener Vintage-Effektpedale. Daneben kann der Gitarrist auf elf Rack-Effekte zurückgreifen. Neben Standard-Effekten wie Hall, Delay, Chorus und Kompressor bietet AmpliTube 2 einen parametrischen Equalizer, einen Pitch-Shifter, Harmonizer, Stereo-Widener, Rotary Speaker und vieles mehr. Bis zu acht Rack-Effekte lassen sich gleichzeitig nutzen.
14 Preamps und Equalizer bieten eine breite Spanne an Sounds und Einstellmöglichkeiten. Sieben Power-Amps und 16 simulierte Lautsprecher-Boxen lassen lassen das Herz eines Gitarristen höher schlagen. Neben Standards wie Fender, Vox, Marshall und Mesa Boogie kommen auch seltenere Modelle von THD und Supro zum Einsatz. Daneben gibt es sechs verschiedene Mikro-Modelle, die sich in der Position über zwei Schalter variieren lassen. Auch die Bodentretminen-Sektion hat einiges zu bieten: So finden sich unter den Emulationen auch einige abgefahrene Vintage-Modelle wie der Electro Harmonix Memory Man, das Arbiter FuzzFace, der Ibanez Tube Screamer sowie der Dynacomp und Phase100 von MXR.
Installation
So weit, so gut. Bei der Installation der Software zeigen sich dann allerdings doch noch einmal die wahren Vorzüge von Hardware: Wem macht es schon Spaß, sich durch Dutzende von Fenstern zu klicken, einen Lizenzvertrag zu akzeptieren und die Software anschließend online noch zu registrieren? Damit unterscheidet sich AmpliTube nicht von den meisten Software-Produkten. Doch ab Version 2 von AmpliTube muss nun zusätzlich noch der mitgelieferte USB-Dongle installiert sein – und das bedeutet in manchen Fällen leider immer noch Ärger bei der Installation. Wer etwa vergessen hat, vor dem Start seines Audio-Sequenzers das kleine rote Tool in den USB-Slot seines Rechners zu stecken, erlebt sein blaues Wunder:
Cubase SX3 etwa ignoriert AmpliTube 2 erst einmal gänzlich. Erst nach längerem Suchen taucht das Programm in der Plug-in-Verwaltung unter der Kategorie „nicht ladbar“ auf, wo es sich anschließend manuell aktivieren lässt. Wer sich das ersparen möchte, sollte vor dem Start von Cubase den USB-Dongle einstecken. Nach dieser ersten Hürde erscheint AmpliTube 2 im Sequenzer und kann benutzt werden. An dieser Stelle sei erwähnt, dass das Programm nur als Plug-in in Verbindung mit einer digitalen Audio-Workstation wie Cubase oder Logic verwendet werden kann. Neben der üblichen VST-Schnittstelle arbeitet das Programm unter Windows 2000/XP und Mac OS X auch mit RTAS und – auf dem Mac – auch mit der Audio-Unit-Schnittstelle zusammen.
20.000 verschiedene Amp-Kombinationen
Die Kombinationsmöglichkeiten sind schier unendlich, was unsere Audio-Beispiele auf der Beat-CD eindrucksvoll belegen. So lassen sich einzelne Amp-Komponenten kombinieren und zusammenschalten. Insgesamt stehen so mehr als 20000 verschiedene Amp-Kombinationen zur Verfügung. Der Kniff: Die Entwickler von AmpliTube 2 haben jede Verstärker-Komponente einzeln modelliert. Auf diese Weise können Preamps, EQs, Power Amps und Cabinets munter miteinander gemischt werden. Wer also immer schon mal wissen wollte, wie ein Vox AC-30 (in AmpliTube heißt er „British Tube Vintage“) an einer Solid-State-Transistor-Endstufe über den Lautsprecher eines Mega-Boogie-Combos klingt, der wird hier auch ohne Elekrotechnik-Ausbildung fündig.
Auch bei der Wahl der Mikrofone zur virtuellen „Abnahme“ hat IK Multimedia nicht geknausert: Die Auswahl reicht von Neumann-Klassikern über Sennheiser und AKG bis hin zu Shure. In der Effekt-Sektion stehen 20 Effekte gleichzeitig zur Verfügung: acht Rack- und zwölf Bodeneffekte. Wer keine Lust hat, lange nach dem richtigen Sound zu suchen, für den hat IK Multimedia gleich mehrere hundert wirklich gut klingender Presets programmiert.
Intuitive Bedienung
Dank der realistischen Nachbildung des Gitarren-Equipments lässt sich AmpliTube einfach und weitgehend intuitiv bedienen. Kein Zugriff auf einen Parameter benötigt mehr als zwei Maus-Klicks. Für jeden Parameter gibt es einen Poti. Eingaben per Keyboard sind leider bisher nicht möglich. Außerdem wird der eingestellte Wert des Poti nur angezeigt, wenn dieser bewegt wird. Dies soll aber mit einem Update behoben werden.
Wer einen älteren Rechner besitzt und an Performance sparen muss, für den gibt es in den Voreinstellungen die Möglichkeit, die CPU-Belastung durch Abschalten der Funktionen „Higher Resolution“ und „Pre Oversampling“ deutlich schrumpfen zu lassen. Allerdings klingt der Sound dadurch auch deutlich schlechter. Sound-Puristen mit leistungsfähigem Rechner sollten auch für die Bodeneffekte und die Endstufe die Option „Oversampling“ aktivieren. Ihre Ohren werden es ihnen danken.
Realistische Sounds – von „ultraheavy“ bis clean
Die Amp-Emulationen stehen auch den teureren Konkurrenz-Produkten in nichts nach. Vom übelsten Heavy-Crunch über angezerrte Brit-Pop-Sounds und warme Jazz-Sounds bis hin zu spröden Clean-Sounds ist mit Amplitube 2 alles möglich. Besonders die angezerrten und cleanen Sounds haben in der neuen Version noch einmal deutlich an Qualität gewonnen. Hier werden nicht nur gröber strukturierte Gitarristen, die die volle Marshall-Dröhnung brauchen, glücklich, sondern auch nuanciert spielende Gitarren-Virtuosen. Selbst eine extrem dynamische Spielweise wird hochaufgelöst und sauber wiedergegeben, auch die Ansprache der dynamischen Effekt-Parameter und Volumen-Poti ist gut.
AmpliTube 2 ermöglicht das Anlegen zweier kompletter Set-ups, die aus zwei separaten Signal-Ketten zusammengestellt werden und damit gleichzeitig wiedergegeben werden können. Die bekannten AmpliTube-Module (Bodeneffekt, Amp und Rack) wurden in Amplitube 2 zu fünf individuellen, einzeln miteinander kombinierbaren Komponenten zusammengefasst: Tuner, Bodeneffekt-Board, Amp Head, Lautsprecher/Combo und Mikrofon sowie Rack-Effekte. Ein übersichtliches Diagramm zeigt dabei den Signalfluss. Richtig Spaß dürfte Amplitube 2 natürlich mit dem optional erhältlichen Fuß-Controller „StompIO“ machen. Die Qualität der Effekte steht der der Amps in nichts nach. Sie sind auf das mittenlastige Frequenzspektrum von E-Gitarren bestens abgestimmt. Ein besonderes Schmankerl: Im Bypass-Betrieb der Amp-Sektion können die Effekte extern im Sequenzer verwendet werden.
Fazit
Mit AmpliTube ist den Italienern ein großer Wurf gelungen. Das Preis-Leistungsverhältnis ist angesichts der Funktionsfülle und guten Soundqualität sehr gut. Auch hinsichtlich der Bedienung gibt es kaum etwas zu meckern. Einziges Manko: eine etwas umständliche Installation und keine direkte Eingabe-Möglichkeit von Zahlen-Werten bei den Potentiometern. Die realistische Grafik trägt zusätzlich zum Spiel-Spaß bei.
Produktname | AmpliTube 2 |
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Hersteller | IK Multimedia |
Preis | ca. 300 Euro |
Webseite | www.ikmultimedia.com |
Pro |
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Contra |
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Systemvoraussetzungen | Mac OS X 10.4, Universal Binary, 1.5 GHz Intel Core-Solo- oder 866 MHz G4-Prozessor, 512 MB RAM |
1,9gut |
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