Die Bedienung
Bei dem Versuch, den Nutzer von der Komplexität der Hifidelio-Innereien abzuschirmen, hat Hermstedt wirklich ganze Arbeit geleistet. Die Bedienung erfolgt abgesehen von den üblichen Laufwerkstasten im Wesentlichen über zwei konzentrisch angeordnete große Wahlräder rechts neben dem Display, mit denen durch die jeweils aktuellen Optionen gerollt werden kann. Dies funktioniert sehr intuitiv und weit einfacher als bei vielen „normalen“ heutigen Geräten der Unterhaltungselektronik, die keinen Computer verstecken müssen. Die leicht verständliche Bedienungsanleitung tut ein Übriges.
Weit weniger brauchbar ist die mitgelieferte Fernbedienung. Da deren Tasten auch bei kontinuierlichem Druck nur ein einziges Signal pro Tastendruck senden, müssten etwa die Pfeiltasten zum Manövrieren innerhalb umfangreicher Musiklisten u. U. viele hundert Male hintereinander gedrückt werden. Auch die Lautstärke am analogen Audio-Ausgang lässt sich so nur mühsam regeln, was den technisch problemlos möglichen direkten Anschluss von Aktiv-Boxen leider wenig sinnvoll erscheinen lässt (denn auch am Hifidelio selbst ist die Lautstärke – anders als die Kopfhörer-Lautstärke – nur schwer einzustellen). Das Hifidelio-Display ist freilich ohnehin nur aus der Nähe gut abzulesen, so dass eine Fernbedienung grundsätzlich problematisch ist.
Was die Strukturierung der archivierten Musik angeht, so steht Hifidelio iTunes kaum nach (einzig die Möglichkeit zu individuellen Kommentaren fehlt). Es gibt Wiedergabelisten und intelligente Wiedergabelisten, und neu importierte Musik wird in der Regel automatisch mit Angaben zu Titel, Interpret usw. versehen – selbst ohne Verbindung zum Internet, denn Hifidelio enthält auf der Festplatte eine aktuelle Version der FreeDB (www.freedb.org), einem unter der freien GNU-Lizenz stehenden Ableger der mittlerweile durch ein unschönes Manöver unfrei gewordenen Gracenote-CD-Datenbank, auf die iTunes zu diesem Zweck zurückgreift. Fehlende Angaben können selbst über eine via USB anzuschließende Computertastatur, elegant von einem Computer aus über ein (leider sehr langsames) Web-Interface zur Verwaltung von Hifidelio, oder notfalls über das Gerät selbst eingegeben werden.
Eine zukünftige Software-Version von Hifidelio soll dankenswerterweise die Möglichkeit bieten, selbst eingetragene, bislang fehlende Angaben zu CDs über das Internet an FreeDB zu übertragen und so ganz im Sinne des GNU-Gedankens an der Vervollständigung der Datenbank mitzuarbeiten. Falls einmal Fragen auftauchen sollten, gibt es mittlerweile im Internet sogar ein eigenes (privat initiiertes) Forum für Hifidelio (www.hifidelio-user.de), bei dem bisweilen auch ein Hermstedt-Mitarbeiter vorbeischaut.
Der Klang
Natürlich ist das Wichtigste an einer HiFi-Komponente der Klang. Auch hier gibt es sehr Erfreuliches zu vermelden. Auf Computertechnologie beruhende CD-Wiedergabe hat grundsätzlich keine Probleme mit Gleichlaufschwankungen des CD-Laufwerks, da die Musikdaten selbst bei Verwendung als „CD-Spieler“ ohnehin zunächst in den Arbeitsspeicher transportiert und erst von dort im starren Computer-Takt zum Digital-Analog-Wandler befördert werden. Auf HiFi-Vodoo wie unter Mondlicht handgefertigte CD-Laufwerke kann Hifidelio daher getrost verzichten. Auch der Analog-Digital-Wandler ist von beachtlicher Qualität, so dass Hifidelio problemlos in der gehobenen HiFi-Liga mithalten kann. Dankenswerterweise hat Hermstedt dem Gerät zudem Digitalausgänge spendiert (optisch und koaxial), damit absolute High-End-Liebhaber externe Wandler anschließen können.
Das leidige Thema Copyright
Musikserver wie Hifidelio haben damit zu kämpfen, dass der technisch möglich gewordene Komfort den Musikliebhabern von der Industrie missgönnt wird. Die Musikindustrie, dem Verfolgungswahn erlegen, alle ihre Kunden seien Diebe, winkt mit der Keule des novellierten Urheberrechtsgesetzes, das das Umgehen „wirksamen“ Kopierschutzes untersagt, und versucht seit einiger Zeit immer wieder, ihre CDs gegen deren technische Spezifikation mit einem entsprechenden Kopierschutz auszustatten, der irgendwie „wiedergebende“ CD-Spieler von „kopierenden“ Computern unterscheiden soll.
Glücklicherweise verhält sich das Laufwerk von Hifidelio in dieser Hinsicht als CD-Spieler und kriegt von dem vermeintlichen Kopierschutz schlicht nichts mit. Bei mehreren „kopiergeschützten“ CDs gab es in unserem Test kein einziges Problem. Auch das anschließende Brennen von CD-Kopien verlief folgerichtig vollkommen glatt. Hermstedt weist in der Bedienungsanleitung die Nutzer darauf hin, das Urheberrechtsgesetz zu beachten, da Hifidelio hier keine technischen Schranken setzt. Man darf sich angesichts von Hifidelios Unvermögen, einen Kopierschutz zu erkennen, freilich fragen, ob an dieser Stelle überhaupt ein „wirksamer“ Kopierschutz im Sinne des Gesetzes vorliegt. CDs sehen in ihrer Spezifikation eben nun einmal keinen Kopierschutz vor.
Dafür droht von anderer Seite Ungemach: im iTunes Music Store gekaufte Musik hat einen technisch tatsächlich funktionierenden Kopierschutzmechanismus integriert. Das wäre insoweit kein Problem, als im iTunes Music Store gekaufte Musik ja für fünf Abspielgeräte freigegeben ist – nachdem Apple den Kopierschutzmechanismus aber an nichts und niemanden lizenzieren will, funktionieren dafür nur mit iTunes ausgestattete Computer, und Hifidelio bleibt außen vor.
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