Steinbergs Orchester-Bibliothek

HALion Symphonic Orchestra

Eine hochkarätige Orchester-Bibliothek im Programm zu haben, ist heute fast Pflicht für jeden Hersteller virtueller Instrumente. Steinberg stimmt nun mit dem HALion Symphonic Orchestra in das Konzert der Großen ein.

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Immer größer werdende Festplatten- und RAM-Speicher bieten auch Platz für immer umfangreicher werdende Klangbibliotheken – Hersteller von Sample- und Synth-Bibliotheken machen in den letzten Jahren gern regen Gebrauch davon. Besonders Orchester-Sammlungen wissen ihren Raum zu beanspruchen – frei nach dem Motto: “Was soll der Geiz?” Auch das neue HALion Symphonic Orchestra von Steinberg weiß beim Erstkontakt durch seinen schieren Umfang zu beeindrucken: 27 satte GB mit über 15.000 Samples und 1250 Instrumenten warten auf ihre Wanderung auf die Festplatte, wenn das volle 24-Bit-Klangerlebnis genossen werden möchte.

Wer jedoch die Anschaffung einer neuen Festplatte scheut und sich auch mit den 16-Bit-Varianten zufrieden gibt, der muss lediglich elf GB an das virtuelle Orchester abtreten. Wem das immer noch zu viel ist, der kann auf die so genannten “ECO-Programme” zurückgreifen. Diese sollten aber nur für eine Hintergrund-Instrumentierung eingesetzt werden. Wie der Name schon verrät, greift das HALion Symphonic Orchestra wie die beiden bekannten String Editions des gleichen Herstellers auf die HALion-Engine zurück. Dessen Vorzüge dürften bekannt sein: So offeriert die Engine dem Anwender die weitgehende Anpassung des Ressourcen-Hungers der Applikation an die vorhandene Hardware-Leistung. Das Streaming-Verhalten ist zum Beispiel an die eigenen Wünsche anpassbar.

Trotzdem sind die Grundvoraussetzungen nicht ohne: Steinberg selbst empfiehlt mindestens einen G5 beziehungsweise Intel/AMD mit zwei GHz, dazu einen Speicherausbau von einem GB. Ein kleiner Minuspunkt gilt der Oberfläche: Die Benennungen der geladenen Klangprogramme sind etwas zu kryptisch für unseren Geschmack.

Genug der schnöden Theorie

Steinbergs HALion Symphonic Orchestra bietet 16 einzeln ansprechbare MIDI-Kanäle, die mit den gewünschten Instrumenten beziehungsweise Ensembles zu füllen sind. Wer bereits mit einer der String Editions gearbeitet hat, der wird sich bei der Auswahl der Streicher schnell zurechtfinden, sind diese ebenso wie beim Schwesterprogramm in Gruppen und Soloinstrumente geordnet. Geboten werden die verschiedensten Artikulationen wie zum Beispiel Pizzicato, Legato Triller und Tremolo. Zu gefallen wissen auch die sehr präzisen und flexiblen Steuerungsmöglichkeiten, zum Beispiel für Details für die Bogenführung. Beim Spielen der Saiteninstrumente lohnt es sich, die Lautstärke etwas hochzudrehen, um das hervorragende Ausklingverhalten zu würdigen:

Steinberg setzt hier bei der Simulation des Raumes und des Mitschwingens anderer Saiten nicht etwa auf Hallkombinationen, vielmehr bestimmen weitere Samples das Ausklingen – hervorragend gearbeitet, kann man da nur sagen. Nicht endgültig gefallen haben uns dagegen die Blechbläser, die durchweg recht kühl (aber keineswegs synthetisch!) klingen und eine gewisse Wärme, wenn nicht Tiefe vermissen lassen. Natürlich ist dies Geschmackssache, zumal gerade dieser unpersönliche Klang in vielen heutigen Produktionen ausdrücklich gewünscht wird. Wer es wärmer möchte, kann extern etwas nacharbeiten.

Im letzten Absatz Gesagtes trifft dagegen nicht auf die Holzbläser zu, diese wirken angenehm warm, tief und rund. Hier finden sich Instrumente wie das englische Horn, Klarinetten, das Fagott, Flöten und Oboen.

Die Bibliothek der Schlaginstrumente ist ebenso komplett ausgerüstet, auch wenn auf selten vorkommende Instrumente verzichtet werden muss – die Grundausrüstung ist aber allemal gegeben. Auch hier wissen die Kontrollmöglichkeiten durch einzelne Tasten auf dem MIDI-Controller zu gefallen, erzeugt der Musiker doch dadurch zum Beispiel schnelle Wechsel der Schlagstöcke oder Wirbel. Mit etwas Mühe sind so für den Live-Einsatz recht interessante Kombinationen zurechtzulegen.

Fazit

Mit der HALion Symphonic Orchestra wird sich Steinberg seinen festen Platz im Konzert der wichtigen Orchester-Bibliotheken mühelos sichern. Der Grundklang und das artikulierbare Klangverhalten sind hervorragend. Besonders moderne Produktionen werden im Symphonic Orchestra einen interessanten Grundstock finden. Wärmere, typisch klassische Ergebnisse werden hingegen eher mit dem direkten Konkurrenten Philharmonik erlangt. Dies ist vielleicht jedoch Ansichtssache. Eine hervorragend erarbeitete und klingende Bibliothek ist das HALion Symphonic Orchestra allemal.

Testergebnis
ProduktnameHALion Symphonic Orchestra
HerstellerSteinberg
Preis499 €
Webseitewww.steinberg.de
Pro
  • flexible externe Kontrollmöglichkeiten
Contra
  • etwas unintuitive Klangdarstellung in der Oberfläche
SystemvoraussetzungenWindows XP, Mac OS X
Bewertung
1,5sehr gut

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