Mit dem Start der neuen Softwareversion fällt das inhaltlich überarbeitetes Menü auf. Die Option „Filmmusik“ wurde durch „Magic GarageBand“ ersetzt. Nutzer von iMovie werden wissen, dass eine Magic-Funktion bei Apple stets Handarbeit reduzieren und speziell Einsteigern schnell zum Erfolg verhelfen soll. Die ersten von der Apple-Homepage bekannten Bilder dieser neuen Funktion nebst der Ankündigung, eine Band werde von nun an die selbst gemachte Musik begleiten, wecken natürlich Neugier und Spannung.
Kaum gestartet, verhüllt ein Samtvorhang die virtuelle Bühne, der sich erst nach dem Festlegen eines Musikstils öffnet. Der Musiker hat die Wahl zwischen Jazz, Latin, Pop, Rock und weiteren Genres, in deren Abhängigkeit sich die Instrumente auf der Bühne anordnen. Jedes Instrument versteht sich dabei als Vertreter eines Song-Bestandteiles wie Melodie, Rhythmus oder Begleitung. So lässt sich ein Klavier gegen E-Pianos verschiedener klanglicher Couleur ebenso tauschen wie eine akustische Begleitgitarre gegen eine elektrische. Doch was passiert dann? Nicht viel, um ehrlich zu sein.
Hinter jedem Musikgenre verbirgt sich eine fertige Apple-Komposition, hinter jedem Instrument eine andere Spielweise, die sich ab- und zuschalten lässt. Das Musikstück bleibt im Grunde stets gleich, und übernimmt man die einmal zusammen gestellte Combo in ein Garage-Band-Projekt, dann erhält man stets ein und denselben Song mit unterschiedlichen Begleitinstrumenten als übliches Projekt serviert. Diesen Song darf man nun begleiten oder einfach nur genießen. Je nach Instrumentenvielfalt lassen sich zwar unzählige Versionen eines Musikstückes damit produzieren, von irgend einer Band-begleitung oder musikalischen Vielfalt kann jedoch nicht die Rede sein. Magic GarageBand eignet sich damit also für jeden Nicht-Musiker, der seinem Mac harmonische Klänge durch ein paar Klicks entlocken und zugleich auf iTunes verzichten möchte.
Neues Klangspektrum
Die erste Enttäuschung ist mit der Entdeckung des neuen visuellen Equalizers und der Automatisation jedoch schnell überwunden. Echte Profi-Funktionen halten damit Einzug in GarageBand. Der Visual EQ lässt sich für jede Spur hinzu schalten und ermöglicht das visuelle Bearbeiten des Klangverhaltens dieser Spur. Die Bedienung ist dabei so einfach wie effektiv, die Klangqualität des Equalizers kann als gut bezeichnet werden.
Ähnlich wie die Modifikation der Lautstärke bereits über eine Linie durch variable Ankerpunkte definierte Linie verändern lässt, so können durch die Automatisations-Funktion jetzt Bassfrequenzen, untere und obere Mitten sowie Höhenpegel einzeln und punktgenau zugeordnet werden. Der aus Dance-Songs bekannte Effekt, bei dem ein Beat dumpf beginnt und immer heller wird, bis er seinen endgültigen Klang erreicht, wird somit zum Kinderspiel.
Zusätzlich lassen sich auch Hall- und Echo-Werte taktgenau festlegen. Der in Seals „Loves divine“ zu hörende Effekt, bei dem die Passage „I felt my spirit fly“ mit einem satten Hall und Echo versehen wird, der das Fliegen unterstreichen soll, ist ebenso einfach nachempfunden. Diese Möglichkeit der Automatisation hat jedoch noch einen Haken: Sie funktioniert bedingt durch die Rechenleistung aktueller Computer noch nicht in Echtzeit. Hiervon abgesehen stellen die neuen Klangbearbeitungs-Möglichkeiten einen enormen Fortschritt dar, der für jedermann nützlich ist.
Optimierter Export
Bislang ließen sich eigene Songs im Garage-Band-Format speichern oder an lediglich iTunes senden, wo sie Interpret und Komponist mit dem Namen des unter OS X angemeldeten Users auftauchten. Auf die separate Benennung von Titel, Interpret, Album und das Tonformat hatte der Musiker bislang keinen Einfluss und musste dies in iTunes nachholen. Das neue Exportfenster bietet nun Flexibilität: Ob im AAC- oder MP3-Format und in welcher Klangqualität ein Musikstück an iTunes übergeben oder auf die Festplatte exportiert wird, lässt sich nun festlegen.
Multitake und weitere -Neuheiten
Wer kennt es nicht: Eine Klavier-Begleitung soll noch eingespielt werden, doch an irgend einer Stelle schleicht sich immer wieder ein blöder Fehler ein, oder der Takt wird nicht so perfekt getroffen wie gewünscht. Bislang galt es, während des Einspieles zu entscheiden, welcher der jeweiligen Aufnahmen gut war. „Multitake“ erleichtert das Procedere: Ein geloop-ter Bereich lässt sich immer wieder übereinander einspielen, wobei GarageBand die Versionen nicht überschreibt wie zuvor, sondern allesamt speichert und wieder aufrufen lässt. So kann nach der Aufnahme festgelegt werden, welche der eingespielten Versionen behalten wird. Auf Wunsch lassen sich verschiedene Takes auch kombinieren.
Die neue Arrangement-Funktion liefert zudem mehr Übersicht und sorgt für Zeitersparnis beim Arrangieren. Ein herkömmliches Pop-Musikstück besteht in der Regel aus klaren Strukturen: Intro, Strophe, Refrain und mit Glück einer Bridge. Musste sich der GarageBand-Musiker bislang merken, wo welcher Bestandteil startet und endet, um dann umständlich einzelne Tracks zu teilen und hin und her zu kopieren, lässt er sich mit GarageBand 4 am oberen Rand der Taktspuren in einer zusätzlichen Leiste für das Arrangement einblenden. Hier werden die Bestandteile definiert, und somit lassen sich Strophe, Refrain oder Bridge einfach und komplett kopieren, ohne Loops zerschneiden zu müssen.
Der gestiegen Rechenleistung der Macs trägt Apple durch die Erhöhung der Anzahl gleichzeitiger Effekte Folge. Waren es bislang maximal zwei, die jeder Spur simultan zugewiesen werden konnten, so sind es nunmehr vier Effektprozessoren. Der wohl wichtigste Schritt zur professionellen Produktionen dürfte die Möglichkeit der 24-bit-Aufnahme sein, welche durch die Unterstützung entsprechender Wandler nun Einzug in GarageBand hält.
Fazit
Nachdem GarageBand speziell aus Sicht der Musiker drohte, als vernachlässigtes Kind der iLife-Suite zu verrohen, dürfen Musiker wieder aufatmen. Viele kleine Detailverbesserungen, aber auch wichtige Funktionsergänzungen haben die Lücke zu Logic Express verkleinert. Unterstrichen wird dies durch die längst überfällige Veröffentlichen einer weiteren Loop- und Sample-Sammlung „Voices“ (siehe unten). Auch an Kleinigkeiten wurde gefeilt: Die Anmutung des digitalen Displays wirkt moderner, aus den Begriffen Dauer wurde Zeit und aus Lautstärke die Aussteuerung. Für Podcaster hat sich zudem die Reihenfolge der Mixer geändert.
Insgesamt betrachtet handelt es sich um einen wichtigen Versionsschritt, den GarageBand-Nutzer nicht auslassen sollten. Bedenkt man, dass iLife?’08 nur 79 Euro kostet und vier Programme beinhaltet, ist GarageBand 4 mit anteiligen 20 Euro am Markt absolut konkurrenzlos.
Produktname | GarageBand 4 |
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Hersteller | Apple |
Preis | 79 Euro (im iLife-'08-Paket) |
Pro |
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Contra |
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Systemvoraussetzungen | Mac OS X 10.4.9 oder höher, Universal Binary |
1,5sehr gut |
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