Audioeditor für den Mac

BIAS Peak Pro 6

Deutlich über ein Jahr musste seit der ersten Ankündigung von Peak 6 auf der NAMM-Show im Januar 2007 vergehen, bis audiophile Macintosh-Benutzer die neue Version der Bearbeitungssuite in den Händen halten konnten. Ist es gut Ding, das da Weile haben wollte?

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Schon auf diversen Messen konnte – so man denn einen Blick über die Schulter der BIAS-Entwickler warf – festgestellt werden, dass Peak 6 mit einer überarbeiteten Oberfläche glänzen möchte. Standardmäßig kommt diese nun im glanzpolierten Schwarz daher, allerdings hat der Anwender die Möglichkeit, Farben auszuwählen, die ihm eher gefallen. Bleiben wir noch etwas oberflächlich: Die Einstellungsoptionen von Peak sind auch in der Version 6 schlichtweg unübersichtlich aufbereitet, thematisch zusammenhängende Gruppen (warum müssen zum Beispiel „Colors“ und die „Windows Preferences“ mit verschiedenen Buttons, die auch noch durch zehn Buttons dazwischen getrennt sind, in unterschiedlichen Fenstern dargestellt werden?) wurden nicht erkannt. Wenn BIAS Zweifel hat, wie ein adäquates Voreinstellungsfenster aussieht, sollte man einfach einmal Apples Systemeinstellungen aufrufen – klingelt’s?

Sowieso scheinen die Amerikaner mit Mac-OS-Standards etwas auf Kriegsfuß zu stehen: Hält man in 95 Prozent aller Mac-Programme beim Klick in die Symbolleiste eines Fensters die [ctrl]-Taste gehalten, bekommt man die Option angeboten, selbige anzupassen. BIAS übergeht solchen Komfort auch in Version 6 seiner Premiumapplikation, obwohl dieser sich zum Beispiel bei der Konfiguration der hiesigen Symbolleiste und des Transportfensters geradezu anbiedern würde. Seit Version 4 wird dieser Umstand von Anwendern bemängelt, die bisher leider auf taube Ohren stoßen. Ebenso unverständlich ist, dass man es scheinbar seit Jahren nicht schafft, ein nicht gerade als billig zu bezeichnendes Profiwerkzeug vollständig zu lokalisieren: Zwar sind wie gewohnt alle Menüs in Deutsch gehalten, sobald sich dann jedoch ein Fenster öffnet, ist dessen Inhalt und Online-Hilfe komplett im Englisch. Als schlampig ist so etwas wohl zu bezeichnen, da arbeitet so mancher Freeware-Programmierer genauer.

Doch es gibt ohne Zweifel auch Fortschritte bei der Gestaltung der Oberfläche. So ist die Pegelanzeige nun höher aufgelöst und reicht standardmäßig von den magischen 0 bis -96 dB, wobei der Audiowerker festlegen kann, wie weit nach unten die Anzeige reichen soll, falls er es noch feiner braucht. Außerdem sehr praktisch: Ein Mausklick genügt, um zwischen einer Pegelanzeige vor oder nach der Anwendung des Master-Gain umzuschalten – wer Mastering mit Peak betreibt und in diesem Prozess die  Dynamik kalibriert, wird diese Option schnell lieben.

Peak Pro 6 als Plug-in-Host

Wer die Liste der Neuerungen von Peak 6 gegenüber seinen Vorgängerversionen überfliegt, der könnte zunächst etwas zweifelnd zurückbleiben, fehlt doch den neu hinzugekommenen Leistungen auf den ersten Blick das absolute Killer-Highlight. Tatsächlich muss man BIAS jedoch bescheinigen, dass das Unternehmen sehr sinnvoll und zielgerichtet an der Erweiterung bisheriger Funktionalität gefeilt hat, weshalb man einige Werkzeuge durchaus neu entdecken könnte. Dazu gehört mit Sicherheit die Vbox, die in Peak Pro bereits seit einiger Zeit für die Verkettung von VST- und AU-Plug-ins zuständig ist. BIAS hat diesen Host nun per MIDI-Mapping auch für externe Controller geöffnet, wobei jedem geladenen Plug-in ein eigener MIDI-Kanal kredenzt werden kann.

Das bedeutet: Nicht nur die Nutzung von Effekten ist nun mit Peak möglich, vielmehr mutiert die Suite damit quasi nebenbei zum komplexen Host auch für virtuelle Instrumente. Die kreativen Möglichkeiten, die durch parallele Verschachtelungen sowie das ebenfalls neu hinzugekommene Zusammenfassen von zwei Plug-in-Ausgängen entstehen, sind enorm und wollen erst noch erforscht werden.

Dreingabe
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Um den Funktionsumfang der Suite noch etwas gegenüber der Konkurrenz aufzuwerten (beziehungsweise um mit einigen Mitbewerbern gleichzuziehen) liefert BIAS im Paket noch einen als „Production Pack DVD“ betitelten Datenträger mit. Dieser enthält den hoch wirksamen Entrauscher, De-Clicker und Entbrummer „SoundSoap LE“, das Analysewerkzeug „Reveal LE“, das besonders Mastering-Novizen entzücken dürfte, einen vierbandigen paragraphischen EQ, einen Kompressor/Limiter/Expander, das Effekt-Plug-in „SFX Machine LT“ sowie 32 VST-Effekte. Nicht unerwähnt bleiben soll auch die heute unvermeidbare GB-große Loop- und Samplesammlung.

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