iWeb war Apples Überraschung im letzten iLife-Paket. Die Reaktion auf das Programm war eher gespalten, gelobt wurde die einfache Bedienung und die schicken Vorlagen, während die Qualität des HTML-Codes eher für Kopfschütteln sorgte. Rund um iWeb haben sich seitdem eine Reihe von Anwendungen diverser Entwickler versammelt, welche die kleinen und großen Defizite des Webseiten-Layoutprogramms ausgleichen sollen. Das ist umso erstaunlicher, als Apple es den Entwicklern nicht gerade einfach macht, Erweiterungen in iWeb zu integrieren. Meist musste dann auf der betroffenen Seite ein Platzhalter eingesetzt werden, den die Erweiterung nutzte, um beispielsweise beliebigen HTML-Code einzufügen. Ein immer noch weit verbreiteter Irrtum ist, iWeb setzte zwingend eine .Mac-Mitgliedschaft voraus. Zwar ist iWeb als Verkaufsargument gedacht und ohne .Mac arbeiten auch nicht alle Funktionen, aber sowohl iWeb 1 als auch 2 lassen sich ohne .Mac nutzen.
Oberflächliches
Auffällig ist, wie wenig sich optisch verändert hat. Eine Anpassung an das Aussehen von iTunes 7 hat im Gegensatz zu iPhoto nicht stattgefunden. Auch die Funktionen sind größtenteils die selben.
Eine erste freudige Überraschung sind die Vorlagen (in iWeb „Themen“ genannt). Der typische iWeb-Anwender wird sich Vorlagen meist nicht selbst zusammenbasteln oder von einem Drittanbieter kaufen. Insgesamt kann in iWeb ‚08 zwischen 26 Vorlagen gewählt werden, vom einfachen unifarbenen bis hin zum bunten Thema. Für jede Seite in einem iWeb-Projekt kann man ein anderes Thema verwenden – sinnvoll ist das zwar nicht, aber es sorgt für mehr Abwechslung. Wie in der Vorgängerversion werden die Themen mit einigen Bildern und Texten individualisiert.
Obwohl aus Gründen der Kompatibilität eher davon abgeraten wird, verwendet iWeb ‚08 in Dateinamen Umlaute. Wird zum Beispiel eine Seiten namens „Über mich“ angelegt, heißt auch die Datei so. Zumindest alle modernen Webbrowser unterstützen Umlaute in Webadressen. Der Webserver selbst kann aber Probleme damit haben und wenn sich das FTP-Programm standhaft weigert, die Dateien wegen ihrer Umlaute zu löschen, gibt es es ein paar hübsche, aber eben nicht zu löschende Dateileichen.
Alte iWeb-Projekte werden auf dieses neue Format konvertiert, auch Podcast- und Blog-Einträge erscheinen im Dateisystem mit Umlauten, sofern welche im Titel des Eintrags verwendet wurden. Selbst wenn in Titeln keine Umlaute vorkommen, ist man vor ihnen nicht sicher, da die Einträge in einem Unterordner namens „Einträge“ gesichert werden. Dieses Problem wurde mit dem ersten iWeb-Update auf Version 2.0.1 nicht behoben, allerdings kursieren schon Anwendungen wie iWebTranslator, welche das Ersetzen der Umlaute automatisch erledigen, sobald das Projekt in einem Ordner veröffentlicht und dem Programm der Pfad übergeben wurde.
Codefuchser
Nicht nur bei Web-2.0-Angeboten steht das Anbieten von Fremdinhalten zum Einbinden auf die eigene Website hoch im Kurs. Kaum ein modernes Videoportal, welches nicht Codeschnippsel zur Verfügung stellt, damit das Video auch im eigenen Blog oder Website ruckeln kann. Nicht ganz so beliebt wie Online-Videos sind Spiele und auch in diesem Bereich gibt es Anbieter, die das Einbinden in fremde Webseiten erlauben. Bisher konnten iWeb-Benutzer nicht viel mit dem Code anfangen, denn die Anwendung unterstützte nicht das Einfügen beliebigen HTML-Codes. Erweiterungen, die dies ermöglichen, gibt es zwar, sind aber eher kompliziert zu bedienen.
Besser arbeitet auf jeden Fall der HTML-Baustein, eine der neuen Funktionen in iWeb ‚08. Der HTML-Baustein verhält sich wie ein normaler Rahmen und kann als solcher überall auf der Seite platziert werden. Nicht erwarten sollte man allerdings eine vernünftige Vorschau, iWeb selbst gibt den Hinweis, dass Aussehen des HTML-Bausteins besser nach der Veröffentlichung des Web-Projektes zu überprüfen.
Obwohl es auch in iWeb 2 keine Funktion gibt, die eine schnelle Vorschau mit unterschiedlichen Browsern ermöglicht, ist der HTML-Baustein eine willkommene Neuerung, welche die Gestaltungsmöglichkeiten erhöht. Es ist jedoch nicht die einzige Möglichkeit, HTML-Code von außerhalb in die Seite zu schmuggeln, denn jetzt gibt es Web-Widgets. Web-Widgets sind kleine Codeschnippsel, welche in iWeb ausgewählt und in die Seite integriert werden können. Sie nehmen Parameter entgegen und können wie alle anderen Objekte skaliert und frei platziert werden. Zwei Widgets werden mit iWeb ausgeliefert (das dritte ist der HTML-Baustein): Google AdSense und Google Maps. Ersterer Dienst blendet Werbung in die Webseite ein, letzterer zeigt eine vorgegebene Adresse auf einer Straßenkarte an. Die Widgets erinnern nicht nur vom Namen an die Dashboard-Widgets, sie sind auch ähnlich aufgebaut. An iWeb-Widgets von anderen Anbietern scheint man in Cupertino wenig Interesse zu haben, denn die mitgelieferten Widgets liegen wohlbehütet im iWeb-Programmpaket.
Das große Knippsen
Eine der großen Neuerungen von iPhoto, die Ereignisse, werden vom aktualisierten iLife-Medienfenster unterstützt. Ein Fotoalbum in iWeb kann bis zu 500 Bilder enthalten, die Anwendung kümmert sich um die Verteilung auf mehrere Seiten. Diese Galerien auch ohne .Mac und gleiches gilt für die Diashow mit sanften Übergangseffekten. Wenn es allerdings um die Integration von Benutzerkommentaren geht, verlangt iWeb wieder nach seinem Lieblings-Webhoster. Fairerweise muss gesagt werden, dass es bei der Vielzahl von Web-Skriptsprachen, -Datenbanken und -Hostern schwer wäre für Apple, auch Dienste außerhalb von .Mac zu unterstützen.
Für mehr Überblick über die Multimedia-Inhalte der eigenen Website gibt „Meine Alben“, eine Seite, die alle Alben und Videos auflistet, die sich im Web-Projekt so tummeln. Die Reihenfolge der Vorschaubilder sowie deren Rahmen kann verändert werden. Eine sehr schöne Sache ist das schnelle Blättern in den Miniaturbildern durch Bewegen des Mauszeigers über dem Album. Um bereits bestehende Fotoseiten in die Albenübersicht zu integrieren, müssen sie auf die Albenseite gezogen werden. Auch mit den Alben vollführt Apple einen Brückenschlag zu .Mac: iWeb kann die Filme und Fotos der .Mac-Web-Galerie in eine iWeb-Seite mit aufnehmen. Apropos .Mac: Wer eine eigene Webadresse besitzt, kann diese mit der Funktion „Persönliche Domain einrichten“ nutzen.
Themes, they are a-changin’
Es gibt jetzt nicht nur 26 Themen und die Freiheit, verschiedene Themen in einem Projekt zu mischen, sondern auch eine Funktion für Unentschlossene oder solche, die nicht anhand von Platzhalterbildern und Fülltext entscheiden möchten, ob ein bestimmtes Design zur eigenen Seite passt. In iWeb ‚08 kann nun das Thema für jede Seite jederzeit geändert werden, dass Programm kümmert sich dann um die Neuverteilung der Fotos und Texte. Über den Quelltext der Seite wird besser der Mantel des Schweigens ausgebreitet: Sehr verschachtelt ist er und definitiv nicht geeignet, um manuell Änderungen durchzuführen.
Fazit
Bedauerlich, dass Apple Entwicklern nicht mehr Mittel in die Hand gibt, um iWeb zu erweitern: Noch immer kann das Programm nur Websites auf .Mac hochladen und eine einfache Möglichkeit, eigene Web-Widgets dauerhaft im Programm unterzubringen, fehlt. Dennoch dürfte das Update iWeb-Anwender zufriedenstellen, auch wenn die Anzahl der Neuerungen doch sehr mager ausgefallen ist – den Vorsprung der Konkurrenz auf dem Gebiet der visuellen Webeditoren hat Apple mit iWeb Version 2 noch nicht aufgeholt. Wer .Mac nutzt, kann getrost noch einen halben Punkt zur Wertung addieren.
Produktname | iWeb ’08 |
---|---|
Hersteller | Apple |
Preis | 79 Euro (im iLife-'08-Paket) |
Webseite | www.apple.com/de |
Pro |
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Contra |
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Systemvoraussetzungen | Mac OS X 10.4.9 oder höher, Universal Binary |
3,1befriedigend |
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