iCab

Seit Jahren muss iCab wegen seiner schier endlosen Betaphase immer wieder für billige Witze herhalten – wäre Selbstjustiz nicht verpönt, müsste sich der Autor dieser Zeilen glatt selbst dafür richten: Da ist es doch für alle Seiten gesünder, den Browser mit dem Smiley einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Von   Uhr

CAB war auf dem Atari ST der erste ernstzunehmende Webbrowser, und obwohl das heutige iCab kaum noch eine Codezeile mit dem Urahn teilen dürfte, hat sich der Programmierer Alexander Clauss ein Herz für leicht angestaubte Betriebssysteme bewahrt: Die aktuelle Beta von iCab läuft ab Mac OS 8.5, ältere setzen gar nur 7.1 und einen 680x0-Mac voraus. Beim ersten Programmstart meldet sich gleich der Lesezeichen-Import: iCab übernimmt die Lesezeichen von Firefox, Internet Explorer, Opera und Safari – Camino und Shiira wurden hingegen nicht erkannt.

Der grundsätzliche Aufbau des Programms ähnelt dem anderer Webbrowser: Neben der Adress-Eingabezeile kann direkt auf Suchmaschinen wie Google und Yahoo! zugegriffen werden. Dazwischen eingeklemmt ist der Smiley, eine Art HTML-Validator, der schon im Atari-CAB ein fröhliches oder trauriges Gesicht machte. Der in iCab eingebaute Validator ist erheblich umfangreicher und liefert eine Begründung samt Verweis auf die Fehlerstelle mit.

Browsing

iCab setzt weder auf Gecko (Mozilla), noch auf WebKit (Safari), sondern verwendet ein Eigengewächs. Das ist immerhin so fortgeschritten, dass es in der aktuellen Beta-Version den Smiley vom Acid2-Webtest richtig darstellen kann. Zwar zeigt dies, dass der Browser durchaus mit modernen Web-Standards umzugehen weiß, aber es gibt dennoch einige Seiten, die in Safari und Firefox richtig angezeigt werden, aber in iCab wirken, als wären sie tatsächlich vom Taxi überrollt worden. Auch die Darstellung von Webseiten und die JavaScript-Verarbeitung könnten noch weiter beschleunigt werden. Immerhin geht der Browser bei animierten GIF-Grafiken nicht so stark in die Knie, wie etwa Camino.

An Komfortfunktionen ist der Browser nicht schlecht ausgestattet: Neben einem Popup-Blocker kann er Werbegrafiken blockieren. Wohl mehr aus der Web-Frühzeit stammen die Optionen zum Verhindern von Laufschriften, blinkendem Text und Frames. Dafür fehlen seitenspezifische Einstellungen, wie sie beispielsweise OmniWeb bietet. Wie praktisch jeder modernere Browser unterstützt auch iCab Tabs zum Darstellen mehrerer Webseiten in einem Fenster. Den Inhalt von Formularen kann sich der Browser merken – beim erneuten Eingeben erspart man sich dann etwas Tipparbeit. Leider teilweise immer noch notwendig ist die Browser-Tarnung: Manche Webseite fragt gezielt nach dem Browser-Typ. Als Internet Explorer oder Firefox firmierend, gelangt iCab dann auch auf solche Webseiten. Platz und Sicherheit schafft der Kiosk-Modus. In diesem Modus füllt der Browser den gesamten Bildschirm aus, beendet werden kann der Modus erst mit dem entsprechenden Passwort. Mögliche Anwendungsbereiche wären beispielsweise öffentlich zugängliche Computer.

Fazit

Der Browser ist im wesentlichen ein Ein-Mann-Projekt – es ist daher schon erstaunlich, wie gut er mit der Konkurrenz mithalten kann. Vom Preis liegt iCab in etwa gleichauf mit OmniWeb, allerdings wirkt letzterer moderner und bietet mit Funktionen wie den seitenspezifischen Einstellungen die gewichtigeren Argumente. Wünschenswert wäre auch eine baldige Aufhebung des Betastatus: Zwar ist es wohl das Anliegen des Programmierers, ein möglichst fehlerfreies finales Produkt abzuliefern, aber es ist nicht verwunderlich, dass eine Software, die jahrelang lediglich als „Vorversion“ bezeichnet wird, bei vielen nicht mehr auf dem Zettel steht, wenn es um die Frage nach dem besten Browser für die Mac-Plattform geht.

Testergebnis
ProduktnameiCab
HerstellerAlexander Clauss
Preis29 €
Webseitewww.icab.de
SystemvoraussetzungenMac OS X 10.3/Mac OS 8.5 oder höher
Bewertung
2,7befriedigend

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