Rundum erneuert

QuarkXPress 7

Ob Mac OS X oder OpenType: Der Layoutklassiker QuarkXPress hatte die letzten Jahre nicht die beste Presse. Version 7 könnte dies nachhaltig ändern. Wie sich die finale Version in der Praxis macht, beleuchtet der folgende Beitrag.

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Dass sich bei XPress-Hersteller Quark eine größere Kehrtwende abzeichnete, stellte der reorganisierte Kundensupport bereits ebenso unter Beweis wie die preisgünstig angebotene Zwischenversion 6.5, die unter anderem auch ein integriertes Bildbearbeitungsmodul enthielt. Angesichts der extensiven Textphase sind bei QuarkXPress 7 vor allem folgende Fragen interessant: Wie stabil sind die drei zentralen Neuerungen Job Jackets, OpenType-Unterstützung und Transparenz in die neuen Funktionen umgesetzt?

Arbeitsoberfläche: kompakt gelöst

  Neue Funktionen verbrauchen zwar zwangsläufig mehr Platz. Anders als in InDesign hält sich die Anzahl der in XPress zum Zuge kommenden Paletten jedoch weiterhin in Grenzen. Die Liste der Einträge im Fenster-Menü von XPress 7 hat sich lediglich um die drei Einträge PSD Import, Glyphen und Mehrfach genutzte Inhalte verlängert; vollkommen entfallen sind dafür die Übersichts-behindernden Zusatzbezeichnungen „verbergen“ bzw. „anzeigen“. Neu hinzugekommene Palettenmenüs diversifizieren die in den Paletten enthaltenen Funktionen weiter aus. Auch XPress-Paletten lassen sich nunmehr aneinander andocken. Paradepferd in Sachen Funktionalität ist jedoch die generalüberholte Maßpalette. Werkzeugabhängig bietet sie bis zu neun unterschiedliche Arbeitsmodi: für das Arbeiten mit Text, das Editieren von Randstilen, das Zuweisen von Umfließen-Optionen, einen „Classic-Modus“ und einiges mehr.

Auffällig ist, dass über die Maßpalette jetzt auch viele Funktionen ansteuerbar sind, die zuvor das Aufrufen eines Menüpunktes erforderlich machten. Auch im Bereich der für ein Layoutprogramm zentralen Ausgabe- und Exportfunktionen vermag XPress 7 durch ein aufgeräumtes Interface zu punkten. Anstelle der bisherigen, ausufernden und darum leicht unübersichtlichen Optionseinstellungen für Drucken-Funktionen und PDF-Einstellungen präsentiert die aktuelle Programmversion das schon von den Voreinstellungen bekannte Listenprinzip: Über die Checkliste links wird der jeweilige Punkt angesteuert; das Funktionsfeld rechts verändert sich entsprechend interaktiv. Die Folge: Keine ausufernden, eventuell übereinander angeordnete Menüfelder mehr mit Optionen, Unteroptionen und so weiter, sondern ein klarer, unverstellter Blick auf das Wesentliche.

Job Jackets und Composition Zones

Von der übersichtlichen Interfacegestaltung profitieren auch die beiden Kerntechnologien, mit denen sich QuarkXPress im Bereich der Druckvorstufe und Arbeitsgruppen-Teams profilieren möchte. Job Jackets – XML-basierende Metadaten zur Festlegung produktionsrelevanter Kriterien wie Format, Farbprofil, Anschnitt, verwendete Typogramme und so weiter – halten nun auch in QuarkXPress Einzug. Anders als bei herkömmlichen Preflight-Verfahren, die am Ende eines Arbeitsprozesses zum Zuge kommen, lassen sich über Job Jackets Job-Kriterien bereits beim Anlegen eines neuen Projekts festlegen. Das Anlegen neuer Job Jackets gestaltet sich über den neuen Job Jackets Manager im Menü Hilfsmittel. Bereits vorhandene Job-Jacket-Spezifikationen lassen sich beim Neuanlegen von Dokumenten oder Projekten einbinden.

Laut Quark verspricht der Workflow mit Job Jackets ein fehlerfreieres Arbeiten; aufgrund der relativ abstrahierenden Funktionsweise empfiehlt der Hersteller allerdings zu Recht eine intensivere Einarbeitung in diesen nicht unkomplexen Funktionsbereich. Eine ähnliche Alleinstellung im Bereich Workflow steuert Quark mit den neu eingeführten Composition Zones an. Das Verfahren: Über eine neue Befehlsgruppe im Objektmenü können markierte Teilbereiche eines Layouts als Composition Zone definiert und in ein temporäres Arbeitsdokument ausgelagert werden. Sinn ergeben Composition Zones vor allem da, wo innerhalb eines Gesamtlayouts unterschiedliche Inhalte bearbeitet werden müssen: Haupttext und zusätzliche Info-Kästen, Haupttext und Anzeigen, statische Inhalte und dynamische Inhalte, und so weiter. Summa summarum stellt XPress 7 mit Job Jackets und Composition Zones Arbeitsmittel zur Verfügung, die vor allem in den Bereich Zeitersparnis und Produktionssicherheit zielen.

Transparenz, Freisteller und Bildbearbeitung

Mit neuen Funktionen im Bereich Transparenz und Bildhandhabung bemüht sich XPress verstärkt um Anschluss im Marktsegment der Kreativen und Gestalter. Transparenzfunktionen, wie sie InDesign bietet, waren hier bereits seit Jahren eine Kernforderung. XPress 7 kommt dieser zum einen mit speziellen Transparenzeinstellungen nach. Anders nämlich als in InDesign CS2 lässt sich in XPress 7 Transparenz nicht nur objektweise einstellen, sondern getrennt für Fläche, Randstil und Text. Regulationseinheit ist ein neu implementierter Deckkraftregler in der Farbenpalette. Ein nicht unbeträchtliches Manko der neuen Transparenzfunktionen ist allerdings, dass die in anderen Kreativprogrammen gängigen Füllmethoden, wie zum Beispiel Multiplizieren oder Negativ multiplizieren, gänzlich fehlen. Lasierende Farbverrechnungen oder solche, die nach dem Prinzip von Diaprojektoren funktionieren, bleiben in XPress 7 (erst mal) außen vor.

Eine Multiplizieren-Einstellung enthält lediglich die ebenfalls neu hinzugekommene Schlagschatten-Funktion, die sich über einen speziellen Arbeitsmodus in der Maßpalette zuweisen lässt. Erweiterte Möglichkeiten in Bezug auf importierte Bilder offerierte XPress bereits seit der Vorversion 6.5. Zum XPress-internen Modul QuarkVista, welches eine nichtdestruktive Veränderungsmöglichkeit für die Nachbearbeitung oder Modifizierung von Bildmaterial bietet, kommt nun eine zusätzliche Palette für den Photoshop-Bildimport hinzu. Ähnlich wie Ebenen- und Kanälepalette in Photoshop offeriert sie einen Überblick über die in einer Photoshop-Datei enthaltenen Ebenen, Kanäle und Pfade.

Dass Freistellpfade für die Freistellung von Bildern nicht mehr obligatorisch sind, wird jetzt auch von Seiten des Herstellers explizit hervorgehoben. Die neue Palette PSD Import ermöglicht vor allem das selektive Arbeiten mit Photoshop-Layern. Problemlos möglich ist in QuarkXPress 7 jedoch auch das Auslesen von weichen Maskierungen in Alpha-Kanälen – eine Angelegenheit, die beim Testen der Public Beta (siehe Mac Life 02.2006) noch Probleme aufwarf, in der finalen Version aber sicher und stabil vonstatten geht.

OpenType und der Rest

Ein wesentliches Kriterium für die Beurteilung der Siebener-Version von XPress war auch die versprochene Unterstützung des OpenType-Fontformats. Glyphen-Palette sowie in Stilvorlagen, Menüs und Maßpalette eingebaute Funktionen zum Aktivieren eingebetteter typografischer OpenType-Funktionen sorgen hier für ein mit InDesign vergleichbares Niveau. Wie bei wegweisenden Upgrades üblich, offeriert auch XPress 7 einige zusätzliche Veränderungen im Detail. Das mit XPress 6 eingeführte Konzept der Projekte etwa ist mit einer Einzellayout-Option modifiziert. Beim Bildimport beibehalten werden können auch so genannte Bildrahmenattribute wie zum Beispiel Skalierung, Beschnitt oder Rotation. Auch das Sperren und Ausrichten von Objekten präsentiert sich über neue Funktionen in der runderneuerten Maßpalette (noch) differenzierter als zuvor.

Fazit

Mit Version 7 meldet sich der – von vielen bereits halb tot gesagte – Klassiker der Layoutproduktion machtvoll zurück. In Sachen OpenType präsentiert sich XPress 7 auf aktuellem Stand. Auch im Bereich Bildimport und Transparenz lässt sich mit XPress recht gut arbeiten. Mit Job Jackets und Composition Zones bietet Quark eigene Lösungen für die Rationalisierung von Arbeitsabläufen; Paletten, Ausgabe- sowie Exportdialoge und runderneuerte Maßpalette sind gelungene Neuerungen im Bereich der Kernkompetenz. Einziges Manko der aktuellen XPress-Version sind die im Programm nach wie vor nicht vorhandenen Blendmodus- oder Füllmethoden-Einstellungen.

In Relation gestellt zu den restlichen Neuerungen in diesem Bereich fällt die Kritik zwar milde aus. Will Quark jedoch bei abgewanderten Kreativen nachhaltig Punkte gutmachen, tut die Firma gut daran, den Bereich der Transparenzfunktionen weiter im Auge zu behalten. Ansonsten gilt seit XPress 7: Setzer, Layouter und Druckvorstufen-Produktioner haben wieder zwei Applikationen zur Auswahl.

Testergebnis
ProduktnameQuarkXPress 7
HerstellerQuark Inc.
Preis1299 Euro, Upgrade: 359 Euro
Webseitewww.quark.com/de
Pro
  • vollständige OpenType-Unterstützung
Contra
  • Bei Transparenzeinstellungen keine Blendmodus-Zuweisungen möglich
SystemvoraussetzungenMac OS X 10.3
Bewertung
1,9gut

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