?Konkurrenz für Suitcase?

Linotype FontExplorer X

Was professionelle Schriftverwaltungswerkzeuge angeht, sind Mac-User nicht gerade verwöhnt. Gegen den Platzhirschen Suitcase XT von Extensis schickt Schrifthersteller Linotype Library nun seinen FontExplorer X ins Rennen.Font-Verwaltung plus Font-Browser

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Auch wenn kommerzielle Schriftverwaltungslösungen für den Mac durchaus vorhanden sind: Insbesondere für die Mac-Kernanwenderschaft aus den Bereichen Grafik und Medienproduktion dürfte Suitcase von Extensis nach wie vor der Standard sein. Da Adobe seinen Type Manager für Mac OS X eingestellt hat und Suitcase somit fast allein auf weiter Flur steht, ist eine weitere Alternative zu den eher beschränkten Möglichkeiten des systemeigenen Tools Schriftverwaltung immer von Interesse. Die neueste Lösung kommt vom hessischen Schrifthersteller Linotype Library: FontExplorer X. Die hauptsächliche Frage lautet: Genügt der Neuzugang professionellen Erwartungen?

Auch wenn der Name FontExplorer Lizenznehmern von Linotype-Schriften vertraut sein dürfte: Mit dem eng ans hauseigene Schriftsortiment gekoppelten Font-Browser früherer Tage hat FontExplorer X nicht mehr viel gemein. Dass es sich um ein professionelles Schriftverwaltungswerkzeug handelt, zeigt sich spätestens beim Aufstarten. Da viele Font-Konflikte aus doppelt installierten oder aktivierten Schriftfonts resultieren, präsentiert der FontExplorer vorsorglich ein Eingabefeld zum Deaktivieren der konkurrierenden Verwaltungstools Suitcase und FontDoctor. Die Aufgliederung der Oberfläche birgt erst einmal wenig Überraschungen: Links oben unter Quelle präsentiert FontExplorer X die Font-Verzeichnisse, rechts daneben im Hauptfeld die Auflistung derjenigen Fonts, welche im aktuell markierten Quellverzeichnis enthalten sind. Der untere Bereich ermöglicht das Aufrufen zusätzlicher Informationen sowie die Anzeige eines kurzen, repräsentativen Schriftmusters. Ergänzt sind diese Funktionen durch Schalter zum Aktivieren und Deaktivieren einzelner Schriften oder ganzer Ordner.

Auch das Anlegen und Verwalten eigener Schriftenverzeichnisse gestaltet sich nicht wesentlich anders als bei der Konkurrenz. Im Quelle-Bereich anlegen lassen sich Font-Sammlungen sowohl über die entsprechenden Befehle im Ablagemenü als auch per einfachem Drag & Drop – durch das Ziehen entsprechender Font-Verzeichnisse auf der Festplatte in das Quelle-Fenster des FontExplorers. Stringenter als in anderen Anwendungen handhabt die Auflistung unter Quelle die vom System vorangelegten Font-Ordner. Im Hauptordner System-Fonts etwa werden sämtliche Verzeichnisse aufgelistet, unter denen Mac OS X seine diversen Schriften verwaltet. Darüber hinaus führt die Quelle-Auflistung auch programmspezifische Verzeichnisse mit ihren jeweiligen Schriften auf – beispielsweise diejenigen, die bei der Installation von Adobes Medienproduktions-Bundle Creative Suite angelegt werden. Eine Besonderheit im Quelle-Ordner schließlich ist der Bereich Store. Er ermöglicht einen direkten Zugang zum umfangreichen Online-Schriftenangebot der Linotype Library. Voraussetzung für den Schriftkauf ist ein Passwort, mit dem nach der üblichen Anmeldeprozedur im Sortiment der Library gestöbert werden kann.

Praxis mit Stärken und Schwächen

Im Vergleich zu anderen Fontverwaltungslösungen offeriert FontExplorer X nicht nur eine Browser-Verbindung zum Schriftenangebot der Linotype Library, sondern auch die Möglichkeit, Fonts zu exportieren oder anhand diverser Suchkriterien intelligente Font-Listen zusammensuchen zu lassen. Im Praxistest indes halten sich Vor- und Nachteile die Waage. Die geordnete Vorgehensweise bei der Verwaltung von Systemfonts ist grundsätzlich zu begrüßen, wird in der Praxis allerdings nicht konsistent durchgehalten. Deaktivierte Schriften im Font-Ordner des Anwenders oder individuellen Verzeichnissen tauchen teilweise weiterhin in den Schriftlisten von Anwendungsprogrammen auf.

Auch das Aktivieren einzelner Font-Ordner-Komponenten gestaltet sich etwas weniger luxuriös als im Konkurrenten Suitcase: Da im Bereich Quelle lediglich komplette Ordner aufgeführt werden, erfolgt das Aktivieren und Deaktivieren notgedrungen in der separaten Font-Liste rechts daneben; für die Anzeige von Font-Format und Stilinfos muss der Listeneintrag zusätzlich aufgeklappt werden. Last but not least: Eine Wahlmöglichkeit hätte man gerne auch, ob man Fonts nur für die jeweilige Arbeitssitzung aktiviert oder gerne permanent zur Verfügung hätte.

Von den angesprochenen Deaktivierungs-Aussetzern abgesehen, funktioniert FontExplorer X ganz solide. Das Interface ist übersichtlich, als Plus hervorzuheben sind insbesondere die lokalisierten Systemschriftordner, die intelligenten Suchlisten sowie die Browser-Funktion für die Fonts der Linotype Library. Dass das Schriftangebot sich auf die (zugegeben umfangreiche) LL-Bibliothek beschränkt, mag aus kommerziellen Gesichtspunkten zwar einsichtig sein. Für herstellermäßig nicht festgelegte Lizenznehmer ist die Browser-Lösung jedoch eher halbherzig. Positiv ins Feld zu führen ist schließlich die unentgeltliche Zurverfügungstellung. Fazit: Professionelles Schriftverwaltungswerkzeug mit Stärken und Schwächen – nicht ganz so umfangreich wie Suitcase XT, aber professioneller als Apples Standardlösung Schriftsammlung.

Testergebnis
ProduktnameLinotype FontExplorer X
HerstellerLinotype Library
PreisFreeware
Webseitewww.linotype.com
Pro
  • differenzierte Verwaltungsstruktur für System-Fonts
Contra
  • Etwas umständliche Markierung von Einträgen
Systemvoraussetzungenab Mac OS X 10.3.9
Bewertung
3,1befriedigend

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